Köbler, Gerhard, Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte, 8. Auflage 2019. 80 20210622. Fassung

(15900 Absätze, 826500 Wörter, 5904800 Zeichen) 2022-04-25

A

A. A. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist die Abkürzung für den abstrakt Aulus Agerius genannten Kläger des römischen →Formularprozesses.

Lit.: Söllner § 9

Aachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 - ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der ohne nachweisbare Kon­tinuität zu einer nachgewiesenen römischen Siedlung an den Ausläufern des Hohen Venn 765/766 als fränkische königliche →Pfalz erscheinende, nicht an einem Fluss oder einer größeren Straße gelegene, als einzige Pfarrkirche bis 1803 das Marienmünster führende Ort, der nach der Reichsteilung 843/877 in ein frankophones Westreich und ein deutsches Ostreich in eine Randlage gerät. Von 936 (Otto I.) bzw. 1028 bis 1531 (Ferdinand I.) ist es Krönungsstätte der deutschen Könige (mit Thronsetzung auf einen Marmorthron). 1071 wird Aachen (lat. [N.]) oppidum genannt, 1087 werden [lat. M.Pl.) cives erwähnt. In den 1120er Jahren kommt ein Stadtsiegel auf. 1166 erhält Aachen durch Friedrich I. Barbarossa besondere Rechte. Die 1192 neben der Gesamtheit der Bürger nachweisbaren →Schöffen ent­wickeln sich seit 1134 (?) zu einem bedeutenden →Oberhof für teilweise bis zu 200 meist aus Reichsgut stammende Gerichte. Bis 1254 wird Aachen freie →Reichsstadt (Reichslandstadt) bis zu der Besetzung durch Frankreich (1794). Über Preußen (1815), in dem es 1816 Sitz eines Regierungspräsidenten und 1930 Sitz eines Bischofs wird, gelangt es 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Google

Lit.: Loersch, H., Achener Rechtsdenkmäler, 1871; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, (in) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 47 (1925), 48/49 (1926/1927); Brecher, A., Die kirchliche Reform in Stadt und Reich Aachen, 1957; Herkens, R., Der Anspruch Aachens auf Krönung der deutschen Könige nach 1531, Diss. jur. Bonn 1959; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Regesten der Reichsstadt Aachen, bearb. v. Mummenhoff, W. u. a., 1961ff.; Falkenstein, L., Der „Lateran“ der karolingischen Pfalz zu Aachen, 1966; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976; Aachener Urkunden, bearb. v. Meuthen, E., 1979; Schmitz, W., Verfassung und Bekenntnis, 1983; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1988; Kraus, T., Auf dem Weg in die Moderne, 1994; Falkenstein, L., Otto III. und Aachen, 1998; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Herrmann, T., Anfänge kommunaler Schriftlichkeit, 2006; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Aachen, hg. v. Kraus, T., Bd. 1f. 2011ff.; Duchhardt, H., Der Aachener Kongress 1818, 2018

Aargau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das um die Aare gelegene Land, das als Aargau 763 erstmals erscheint. 1415 erobert die Eidgenossenschaft der →Schweiz Teile des Gebiets. 1798/1803 wird daraus der Kanton Aargau, der 1831 eine liberale Verfassung erhält. S. Google Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Nabholz, H., Der Aargau nach dem habsburgischen Urbar, Argovia 33 (1909); Dubler, H., Der Kanton Aargau und das Bistum Basel, 1921; Merz, W., Die Jahrzeitbücher der Stadt

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merz, W. u. a., Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil 1ff. 1898ff.; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Aarau, Teil 1f. 1924ff.; Merz, W., Geschichte der Stadt Aarau im Mittelalter, 1925; Aargauer Urkunden, Teil 1f. 1931ff.; Strebel, K., Die Verwaltung der freien Ämter im 18. Jahrhundert, 1940; Werder, M., Die Gerichtsverfassung des aargauischen Eigenamtes, 1941; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,440; Geissmann, H., Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991

ab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) weg, herab

Abandon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die wohl in dem spätmittelalterlichen italienisch-französischen Seerecht entstehende Möglichkeit der Aufgabe der Rechte an einem Gegenstand, um Haftungsfreiheit bzw. später Versicherungsleistung zu erlangen. Der Abandon erscheint erstmals in einem Statut der Stadt Kampen von dem 14. 2. 1372. In dem 19. Jahrhundert findet der Abandon zwecks Freiheit von einer Nachschusspflicht Eingang in das Recht der juristischen Personen des Gesellschaftsrechts.

Lit.: Hantke, G., Der Abandon, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Helberg, O., Der Abandon in der Seeversicherung, 1925; Arnould, J., On the law of marine insurance and average, 1954; Martin, L., L’abandon, 1957; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Aschenheim, W., Der Abandon in der Seeversicherung, 2021

abandonnieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) aufgeben

abbas, abbās, lat., M., Vater, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aram. abbā, M., Vater, →Abt

abbatia, lat., F., Abtei, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Abtei

abbatissa, lat., F., Äbtissin, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Äbtissin

Abding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 nach 1590 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1590 [ÖW. X 48] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übereinkunft, Vertrag, Verhandlung

abdingbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb abdingen um 1300) durch Vereinbarung (Abdingen) abänderbar

Lit.: Kähler, L., Begriff und Rechtfertigung abdingbaren Rechts, 2012

abdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 um 1300 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jh. [NÖsterr./ÖW. VII 358] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erlangen, verschaffen, vereinbaren

abecedarium, abecedārium, lat., N., Abece, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abecedārius

Abecedarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie vielleicht in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, [bzw. auch Promptuarium, Remissorium, Vocabularium,] N.) ist das auf Grund antiker Gedankengänge seit dem 13. Jahrhundert entstehen­de alphabetisch geordnete, unterschiedlich ausführliche Sammelwerk eines Rechtsgebiets (römisches Recht, kirchliches Recht, in Greifswald um 1400 Greifswalder Abecedarium für →Sachsenspiegel und Sachsenspiegelglosse mit 7 Handschriften, 1402 inhaltsgleiches Preetzer Abecedarium, bei Hildesheim u. a. 1414ff. Abecedasrium von Achte bis Wunden (Sachsenspiegel und Glosse), vor 1421ff. Schlüssel des Landrechts (Sachsenspiegel Landrecht, Landrechtsglosse, Schwabenspiegel), 1. H. 15. Jahrhundert Rechtsabecedarium der 2200 Artikel (Sachsenspiegel Landrecht, Glosse, Schwabenspiegel Landrecht, Meißener Rechtsbuch, Exzerpte aus der Rechtssumme Bruder Bertholds und aus dem Buch der Tugenden, E. 15. Jahrhundert niederdeutsches Erlanger Promptuarium mit etwa 1400 Artikeln aus Sachsenspiegel mit Glosse, Schwabenspiegel, Magdeburger Weichbildrecht, römischem Recht und kanonischem Recht, 1490-1493 Remissorium des Breslauer Ratsherrn Kaspar Popplau).

Lit.: Steffenhagen, E., Das Preetzer Abecedarium mit dem Richtsteig Landrechts, Z. d. Ges. f. Schleswig-Holstein-Lauen­burgische Gesch. 22 (1892), 297; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980, 143ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 77

abecedarius, abecedārius, lat., Adj., das Abece betreffend, zu dem Abece gehörig, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄλφα (álpha), N., Alpha; phöniz. āleph; gr. βῆτα (bēta), N., Beta; gr. γάμμα (gámma), N., Gamma (Buchstabenname), aus dem Semitischen, in Google belegt

Abend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (aus der Sicht des Menschen mit dem aus der Drehung der Erde um ihre eigene Achse scheinbar entstehenden Sonnenuntergang verbundener) späterer Teil eines Tages oder einer Achsumdrehung auf der Erde

Abendmahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abendessen, eine christliche Feier

Lit.: Andersen, A., Das Abendmahl in den zwei ersten Jahrhunderten nach Christus, 2020

Abendmahlsprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an das christliche Abendmahl anknüpfende Form des →Gottesurteils.

Lit.: Hilse, B., Das Gottes-Urtheil der Abendmahlsprobe, 1867, Neudruck 2006; Erchinger J., Bahrprobe, Rasengang und Abendmahlsprobe, 2008

Aberacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1221 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221 [WienStR. Art. 9/Keutgen, Urk. S. 206 [Hs. 13. Jh.], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter bezeugte, nach fruchtlosem Verstreichenlassen einer Frist von →Jahr und Tag eintretende Verstärkung der →Acht.

Lit.: Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Mußgnug, D., Acht und Bann im 16. Jahrhundert, 2016

Aberdeen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1  nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Don in Schottland wird um 1130 Sitz eines Bischofs und 1494/1495 Ort einer Universität.

Lit.: Keith, A., A thousand Years of Aberdeen, 1972; The Aberdeen Stylebook 1722, hg. v. Meston, M./Forte, A., 2000

Aberglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1300] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem herrschenden Glauben als abwegig verwor­fene Glaube (lat. [F.] superstitio). Mit ihm haben sich beispielsweise Augustinus (354-430), Albertus Magnus (1200-1280) und Thomas von Aquino (1225/1226-1278) ausführlich auseinandergesetzt. Nach vielen Weiterungen kann die moderne Wissenschaft mit dem Aberglauben nichts mehr anfangen.

Lit.: Feine, J., Der Aberglaube und die katholische Kirche des Mittelalters, 1857; Löwenstimm, A., Aberglaube und Strafrecht, 1897; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Schefold, K. u. a., Der Aberglaube im Rechtsleben, 1912; Vordemfelde, H., Die germanische Religion in den deutschen Volksrechten, 1923; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. v. Bächtold-Stäubli, H., Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1987, digitalisierte Fassung 2006, 3. A. 2000; Pfister, F., Deutsches Volkstum in Glauben und Aberglauben, 1936; Harmening, D., Superstitio, 1979; Baumann, K., Aberglaube für Laien, 1989; Harmening, D., Zauberei im Abendland, 1991; Daxelmüller, C., Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste, 1996; Zeddies, N., Religio et sacrilegium, 1999; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Freytag, N., Aberglauben im 19. Jahrhundert, 2003; Hersperger, P., Kirche, Magie und Aberglaube, 2010

Abfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in anderer Bedeutung [um 1415] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. 28,5) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googleund in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist inder Gegenwart hauptsächlich der nach Nutzung einer Sache verbleibende, nicht mehr genutzte oder nutz­bare Rest (beispielsweise Knochen, Verpackung, Altöl). In der vormenschlichen Natur zerfällt er durch natürliche Vorgänge grundsätzlich zu in der Natur genutzten Stoffen. Nach der Entstehung des Menschen muss er zu dem Wohle der Gesellschaft vor allem in den Städten gesammelt und zunächst gelagert (deponiert), nach seiner großen Vermehrung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Überlegungen aber vor allem auch wiederverwertet werden, wobei seit 2020 die Masse der von Menschen hergestellten Gegenstände mit 30000000000 Tonnen erstmals die Masse aller Lebewesen der Erde übertrifft, nachdem die landwirtschaftliche Nutzung von Böden und die Entwaldung der Erde seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution die pflanzliche Biomasse von rund zwei Terratonnen (2000000000000) auf etwa eine Terratonne (1000000000000) verringerte, wobei die anthropogene Masse bis 2040 auf 2000000000000 bis 3000000000000 Tonnen anwachsen kann.

Lit.: Abfall, hg. v. Rusterholz, P./Moser, R., 2004; Evans, D., Verschwendung – Wie aus Nahrung Abfall wird, 2017

abfallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1147] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1324 [HHildeshUB. IV 431 Nr. 792] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herabfallen, wegfallen, zufallen

Abgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1687] bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1687 [Hasse, LeipzMesse 471] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung von Gegenständen an die Allgemeinheit, an eine besondere Ein­richtung oder an besondere Einzelne. Die rechtliche Grundlage der Abgabe ist verschieden. Meist beruht die Abgabe auf einer Pflicht zu der Unterstützung als Gegenleistung für einen Schutz oder eine Gebrauchsmöglichkeit. In der Naturalwirtschaft besteht die Abgabe in Sachen, in der Geldwirtschaft in Geld. 1919 fasst das Deutsche Reich das Recht der Abgaben in der Reichsabgabenordnung (Enno Becker u. a., Beginn der Überführung des Steuerstrafrechts aus dem Verwaltungs­straf­recht in das Kriminalstrafrecht) zusammen, die 1976 im Sinne eines Mantelgesetzes für die Abgaben erneuert wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Pöhlmann, C., Was ist Seltertum, ZRG GA 55 (1935), 243; Becker, A., Was ist Seltertum, ZRG GA 56 (1936), 398; Löning, G., Muntepenninge, ZRG GA 59 (1939), 273; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Giese, F., Abgabenordnung im Dritten Reich, 1998; Gehm, M., Die steuerstrafrechtlichen Bestimmungen in der Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919, 2010; Waldhoff, C., Die Reichsabgabenordnung 1919 – Historischer Kontext, Entstehung, Vorbildfunktion, StuW 2020, 147

abgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1303] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und 1303 [CalenbergUB. XI 45] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggeben

abgeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.)

Abgeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 [1610] bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch eine Anordnung mit einer Aufgabe an eine Stelle Gesetzte, insbeson­dere der Volksvertreter in dem Parlament wie beispielsweise der Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848. Er ist nach dem vorzugswürdigen Grundsatz des freien Mandats nicht an den Willen der ihn Abordnenden oder Entsendenden gebunden (so aber in der Deutschen Demokratischen Republik 1968), sondern in seiner Entscheidung nur seinem Gewissen und der Verantwortung für die Gesamtheit unterworfen. In Österreich führt die Februarverfassung des Jahres 1861 (Februarpatent von dem 26. 2. 1861) ein von den Landtagen besetztes Abgeordneten­haus als zweite Kammer des Reichsrats neben dem Herrenhaus ein (1873 direkte Wahl, wegen des Nationalitäten­konflikts zeitweise handlungsunfähig, 12. 11. 1918 letzte Sitzung).

Lit.: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, bearb. v. Best, H. u. a., 1996

abkürzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1431] bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1487 [RigaLibr.red. III 102] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Abkürzung

Abkürzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1452] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1367 [GroningenUB. I 404 Nr. 551] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abkürzen 1431) ist die aus Zweckmäßigkeits­gründen gekürzte Form einer Gegebenheit in Gegensatz zu einer vollständigen Form (beispielsweise eines Wortes oder einer Verbindung).

Lit.: Kirchner, H., Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 1957, 6. A. 2008, 9. A. 2018; Schuler, P., Abkürzungs­lexikon, 2007 (von dem Verlag selbst zurückgezogen); Frenz, T., Abkürzungen. Die Abbreviaturen der lateinischen Schrift, 2010; Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014

Ablass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 384 gotisch und in verschiedenen Bedeutungen ab 1432 [JbKunsthistKaiserh. 20 1899 S. 143] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem die in Nordspanien und Südfrankreich in dem 11. Jahrhundert (u. a. Clermont 1095 Ablass Papst Urbans II. für die Teilnahme an dem ersten Kreuzzug, 1187 Papst Gregors VII. für geldliche Förderung eines Kreuzzugs, um 1300 durch Papst Bonifatius VIII. von der Verbindung zu Kreuzzügen gelöst) in der christlichen →Kirche aus der Bitte um Vergebung und Nachlass einer Folge (Buße) entstehende, auch vor Gott verbindliche Befreiung von zeitlichen Sündenfolgen. Die ältesten Ablässe begnügen sich mit einem Erlass von 20 oder 40 Tagen Buße. Die zahlenmäßige und artmäßige Erweiterung führt bereits in dem 13. Jahrhundert zu scharf gerügten Missständen. Der Kauf von Ablass (auch für Verstorbene) wird ein wichtiger Anlass für die reformatorischen Ziele (John Wyclifs, Johannes Hus’ und) Martin →Luthers, der dem in dem Glauben wahrhaft Reue empfindenden Christen Vergebung auch ohne Ablassbrief zuspricht. Nach gegenwärtigem Verständnis der katholischen Kirche ist Ablass Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld bereits getilgt ist (can. 992 CodIurCan 1983).

Lit.: Köhler, W., Dokumente zum Ablassstreit von 1517, 1902, 2. A. 1934; Paulus, N., Geschichte des Ablasses im Mittelalter, Bd. 1ff. 1922f.; Poschmann, B., Der Ablass, 1948; Bornkamm, H., Thesen und Thesenanschlag Luthers, 1967; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Hamm, B., Ablass und Reformation, 2016; Laudage, C., Das Geschäft mit der Sünde, 2016; Doublier, E., Ablass, Papsttum und Bettelorden im 13. Jahrhundert, 2017

ablassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 790] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und nach gotisch in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weglassen, erlassen (V.)

ablösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1050 bezeugt] – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [ZürichStB. I 100] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufheben, einlösen, befreien

Ablösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1314] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II Nr. 714 S. 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abtrennung, Einlösung, Befreiung

Ablösungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [ab 1832] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ablösung betreffendes Gesetz

Ablösungsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesetz­gebung des 19. Jahrhunderts zu der Beseitigung grundherrschaftlicher Rechte bzw. aufgespalteten Eigentums mit oder ohne Entschädigung zwecks Förderung wirtschaftlicher Entwick­lung und aufgeklärter Gedanken. Dazu erlässt nach der Aufhebung aller Frondienste, Zehnten und anderen Feudalrechte durch die Nationalversammlung Frankreichs an dem 4. 8. 1789 der Staat →Preußen an dem 9. 10. 1807 das Edikt betreffend den erleichterten Besitz des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner, das die persönliche Ab­hängigkeit der →Bauern von den →Grund­herren entschädigungslos auf­hebt. Dem fol­gen an dem 14. 9. 1811 zwecks Aufhebung der auf privatrechtlichen Titeln beruhenden dinglichen Abhängigkeit das Edikt, die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend (Regulierungsedikt) und das Edikt zu der Beförderung der Landeskultur (Landeskulturedikt), nach denen der Bauer auf Antrag eines Beteiligten Eigentum an dem von ihm bewirtschafteten Hof erhält, wofür er als erblicher Besitzer ein Drittel, als nicht­erblicher Besitzer die Hälfte des Grundes dem Grundherrn überlassen oder eine dauernde Rente zahlen muss. Dadurch werden viele Bauern überfordert, so dass sie ihr neues Eigentum aufgeben müssen. Um dies zu vermeiden, richten Sachsen und Kurhessen (1832) öffentliche →Renten­banken ein, die dem Grundherrn den Ablösungsbetrag in Rentenbriefen entrichten und dadurch den Bauern die Tilgung der Ablöseschuld in 40 bis 60 Jahren ermöglichen. Abgelöst werden auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen auch die Nutzungsrechte der Bauern in staatlichen oder grundherrschaftlichen Wäldern (Hessen 1814, Preußen 1821).

Lit.: Danckelmann, B., Die Ablösung der Waldgrundgerechtigkeiten, Bd. 1f. 1880ff; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Baer, E., Die Ablösungsgesetzgebung im Königreich Sachsen bis 1889, 1892

Abmeiern Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1,585,57 [ab 1584] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1584 [Gesenius, Meierrecht I Beil. 19] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das (vorzeitige) Beendigen des grundherrschaftlichen →Meierrechts durch den Grundherrn in Niedersachsen und Ost­westfalen seit dem 14. Jahrhundert. Seit 1597 (Salzduhmscher Landtagsabschied) wird das Abmeiern vor allem aus fiskalischen Überlegungen verrechtlicht (Meierordnungen, beispielsweise Calen­berg 1772), mit der →Bauernbefreiung durch Ersetzung des Meierrechts durch Eigentum beseitigt.

Lit.: Pfeiffer, B., Das deutsche Meierrecht, 1855; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Frank, G., Über das Recht der Nachfolge in Meiergüter, 1862; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwest­deutsch­land, 1896; Mohr, W., Die Abmeierung, 1942; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1961

abordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1512] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [AppenzUB. II 2 S. 466 Nr. 64] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entsenden, →Abgeordneter

Abort 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1549] bezeugt – 16./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Frommh. Rüg.L.R. 108] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) abgelegener Ort, Schindanger

Lit.: Orte der Erleichterung – Zur Geschichte von Abort und Wasserklosett, hg. v. Carstensen, J. u, a., 2016

Abort 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 [um 1695] bezeugt – um 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, [190-159 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Abort, Fehlgeburt, Missgeburt

Lit.: Koppelmann, R., Vertrauen nah Fehlgeburt, 2020

abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aborīrī, s. Google

abschichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1436] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Stobbe, Beitr. 118] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Geenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abteilen, verselbständigen

Abschichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1698] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Wigand, Minden II 59 Nr. 9] in 6 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abschichten 1436) ist die (dem römischen Recht unbekannte) vermögensrechtliche Verselb­ständigung eines Kindes bei (tatsächlichem) Ausscheiden aus dem Hausverband. Sie betrifft in dem Mittelalter fast nur Söhne. Der Sohn kann Abschichtung verlangen, sobald er „zu seinen Jahren kommt“ (d. h. mündig wird). Regelmäßig wird der Sohn abgeschichtet, wenn er bei Eheschließung einen selb­ständigen Haushalt gründet. Mit der Abschichtung erlischt die väterliche Herrschaftsgewalt und Schutzgewalt. Die Teilungs­quote ist unterschiedlich (beispielsweise Kopfteil von dem Ganzen, Sohneskopfteil von der Hälfte). Die Abschichtung wird in Österreich durch (den Codex Theresianus von 1766 und) das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811 (vollständig 1919), in dem Deutschen Reich durch das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 und in dem Schweizer Recht durch das Zivilgesetzbuch von 1907/1911 durch das Erreichen der Vogtbarkeit bzw. der Großjährigkeit bzw. der Volljährigkeit ersetzt

Lit.: Hübner 702; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen, 1980; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999

absehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1225] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [JaunLR. 41] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegsehen, besichtigen, auskundschaften

absetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1170] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegsetzen

Absetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1385] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1385 [BremUB. IV S. 63] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb absetzen um 1170) ist die Entfernung eines Menschen aus einer Tätigkeit und eines Wertes aus einem Vermögen (beispielsweise Absetzung für Abnutzung). Die Absetzung eines Amtsträgers begegnet sachlich schon früh (beispielsweise Vertreibung des römischen Königs). Sie wird in der Neuzeit verrechtlicht.

Lit.: Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Krah, A., Absetzungsverfahren, 1987; Rexroth, F., Tyrannen und Taugenichtse, (in) HZ 278 (2004), 27; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004; Schubert, E., Königsabsetzung im deutschen Mittelalter, 2005

Absicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1609] bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Tirol/ÖW. II 70] bzw. 1753 [Nieremberger 22] in unterschiedlichen Bedeutungen von Aufsicht und Absehen in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich der unmittelbar auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille des Täters. Das römische Recht kennt sachlich den (lat. [M.]) dolus als Bezeichnung eines Verschuldens. In dem Mittelalter wird der auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille oft durch (lat.) animo deliberato, cum deliberato consilio, contumaciter, dolose und (mhd.) geverlich oder mutwillig beschrieben. Folgen zieht in erster Linie das im Bewusstsein der Rechts­widrigkeit gewollte Unrecht nach sich. In dem 20. Jahrhundert wird die für den deliktischen Vorsatz das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit verlangen­de Vorsatztheorie (Binding 1877) im Straf­recht durch die als subjektive Voraussetzung der Rechtswidrigkeit bereits die Möglichkeit der Einsicht in das Verbotensein der Tat ge­nügen lassende Schuldtheorie (Kohlrausch 1903, Carl Schmitt 1910) verdrängt.

Lit.: Klein, E., Grundsätze des gemeinen deutschen und preußischen peinlichen Rechts, 1796; Abegg, J., Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft, 1836; Merkel, A., Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 1889; Mayer, M., Die schuldhafte Handlung und ihre Arten im Strafrecht, 1901; Schmitt, C., Über Schuld und Schuldarten, 1910; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964, 68ff.; Mezger, E., Deutsches Strafrecht, 1936; Caraterra, A., Dolus bonus, dolus malus – Esegesi di D. 4,3,1.3-3, 1970; Beul, C., Si mensor falsum modum dixerit, 1998; Absichten, Pläne, Strategien, hg. v. Boer, J. de u. a., 2018

absolut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [um 1520] bezeugt – in EDEL 15.? Jh. - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie aus absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, (81-43 v. Chr.) aufgenommen und über dieses mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. bzw. Adv.), vollständig, unbe­dingt, uneinge­schränkt, gegen jedermann wirkend (Ge­gensatz relativ)

absolutio, absolūtio, lat., F., Loslösen, Trennung, Scheidung, Befreiung, Lossprechen, Freisprechung, Absolution, Entscheidung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, s. Google

absolutio (F.) ab instantia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Instanzentbindung, Abweisung als unzulässig

Absolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1775] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die in Einzelheiten sehr vielfältige Herrschaftsform, bei welcher der Inhaber der Herrschaftsgewalt (Monarch) dem Untertanen gegenüber grundsätzlich unbe­dingte (absolute, unbeschränkte) Macht hat. Der frühe Absolutismus entwickelt sich in Spanien, Frankreich und England bis zu dem Ende des 15. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Absolutismus durch theoretische Ansichten, welche die Ent­theologisierung der Herrschaft und die Unteilbarkeit der Staatsgewalt fordern (→Machiavelli, Nicolò [1469-1527], Il principe, 1513, →Bodin, Jean [1529-1596], Les six livres de la République, 1576, I 8 [lat.] maiestas est summa in cives ac subditos legibusque soluta potestas, die maiestas ist die [zeitlich unbegrenzt] gegenüber den Bürgern und Untertanen bestehende höchste und von den Gesetzen [nicht aber von göttlichem Recht, Naturrecht, Fundamentalgesetzen] losgelöste Gewalt). Begünstigt wird der Absolutismus dadurch, dass die Stände vielfach konfessionell gespalten sind und deswegen den Frieden in einem Land nicht sichern können, was als Schwäche verstanden wird. Mittel zu der Durchsetzung der absoluten Herrschaft werden die Aufstellung eines stehenden Heeres, der Aufbau einer allein von dem Herrscher abhängigen Beamtenschaft und die Einführung eines Staatswirtschaftssystems mit Subventionierung von Manufakturen und Grenzöffnung für Einwanderer. Voraussetzung des Absolutismus ist die Entmachtung des →Adels hinsichtlich der Mitwirkung (bzw. formaler Mitspracherechte [Ersetzung durch informale Verständigung]) bei der →Landes­herrschaft (in der Regel ohne Änderung der förmlichen Rechtsgrundlage der Herrschaft, beispielsweise Habsburg bzw. Österreich seit 1620). Der Höhepunkt des Absolutismus wird unter Ludwig XIV. (1643-1715) in →Frankreich erreicht. In dem Heiligen römischen Reich eifern dem viele Landesfürsten nach (beispielsweise Friedrich Wilhelm [1620-1688] von Brandenburg bzw. Preußen, August der Starke [1670-1733] von Sachsen bzw. Polen, Maria Theresia in Österreich). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts (Friedrich II. in Preußen, Joseph II. in Österreich, Anna Amalia und Carl August in Sachsen-Weimar, Peter Leopold in Toskana, Gustav III. in Schweden, Katharina II. in Russland) setzt in dem aufgeklärten Absolutismus (Reformabsolutismus) der Fürst als erster sich durch Pflichterfüllung rechtfertigender Diener des Staates wohlfahrtsstaatliche Änderungen in Gang (Bildungspolitik, Bauernbefreiung, Gerichts­organisation). In Frankreich beendet die Revolution des Jahres 1789 den als Anspruch bedeutsamen, als Wirklichkeit kaum tatsächlich durchgesetzten Absolutismus.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Bodin, J., Les six livres de la république, 1576, http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/BodinJeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Hobbes, T., Leviathan 1651; Feine, H., Einwirkungen des absoluten Staats­gedankens auf das deutsche Kaisertum, ZRG GA 42 (1921), 474; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Sturmberger, H., Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus, 1957; Carsten, F., Princes and parliament in Germany, 1959; Conrad, H., Rechtsstaatliche Bestrebungen, 1961; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Oestreich, G., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates, 1969; Conrad, H., Staatsgedanke und Staatspraxis, 1971; Dreitzel, H., Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat, 1970; Absolutismus, hg. v. Hubatsch, E., 1973, 2. A. 1988; Der aufgeklärte Absolutismus, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1974; Anderson, P., Lineages of the Absolutist State, 1974; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Hubatsch, W., Das Zeitalter des Absolutismus 1600-1789, 4. A. 1975; Anderson, P., Die Entstehung des absolutistischen Staates, 1979; Aspekte des europäischen Absolutismus, hg. v. Patze, H., 1979; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Mousnier, R., La monarchie absolue en Europe, 1982; Meyer, J., Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1990; Henshall, N., The Myth of Absolutism, 1992; Dreitzel, H., Absolutismus und ständische Verfassung in Deutschland, 1992; Cornette, J., Absolutisme et Lumières, 1993, 2. A. 2000, 3. A. 2003, 4. A. 2005, 5. A. 2008; Der Absolutismus – ein Mythos?, hg. v. Duchhardt, H., 1996; Vec, M., Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, 1998; Reformabsolutismus und ständige Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G. u. a., 1998; Duchhardt, H., Das Zeitalter des Absolutismus, 3. A. 1998 (mit rund 1400 Literaturnachweisen); Hinrichs, E., Fürsten und Mächte, 2000; Der aufgeklärte Absolutismus im europäischen Vergleich, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003, (Müßig, U., Recht und Justizhoheit,) 2. A. 2009; Reinalter, H., Lexikon zum aufgeklärten Absolutismus, 2005; Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept?, hg. v. Schilling, L., 2008; Feist, D., Absolutismus, 2008; Blänkner, R., „Absolutismus“, 2011 (= Dissertation von 1990); Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen hg. v. Neuhaus, H., Band 5 Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, 2020

absolutus, absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, vollendet, für sich bestehend, ohne Einschränkung seiend, uneingeschränkt, absolut, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, Google

abstimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1468] bezeugt – EDEL 17. Jahrhundert] und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Stimme abgeben, vereinbaren

Abstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1691] bezeugt – nicht in EDEL - und –in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abstimmen 1468) ist sachlich auch das durch Abgabe einzelner Stimmen oder Entscheidungen (Zustimmung, Ablehnung, Enthaltung) erfolgende Verfahren zu der Ermittelung des Willens (Gemeinwillens) einer Gesamtheit von zu einer Entscheidung zugelassenen Menschen oder Personen hinsichtlich einer bestimmten Frage. Als eine besondere Form der Abstimmung ist bereits in dem antiken Athen der Ostrazismus bekannt, bei dem der Angehörige des Volkes mittels je eines Tonscherbens (griech. ostrakon) darüber abstimmen kann, ob ein Bürger, der die politische Ordnung gefährdet, für 10 Jahre ohne Verlust des Vermögens und seiner sonstigen Rechts­stellung verbannt werden soll. In dem Einzelnen erfolgen dann Abstimmungen nach ziemlich unterschiedlichen Regeln (beispielsweise Stimm­zählung und Mehrheitsentscheidung in der Goldenen Bulle 1356, Willensbildung nach Kurien in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches), bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich die Einheitlichkeit des Abstimmungskörpers mit grundsätzlich gleichem Stimmrecht (Verfas­sung des deutschen Reiches von 1848) durchzusetzen beginnt. In dem 20. Jahrhundert ist die Abstimmung des Volkes über eine politische Frage ein Entscheidungs­verfahren unmittelbarer Demo­kratie. Eine Sonderform der Abstimmung stellt die →Wahl dar.

Lit.: Gierke, O. v. Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 3 1881; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Stutz, U., Der Jüngste stimmt zuerst, ZRG GA 49 (1929), 435; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip, 1973; Schlaich, K., Mehrheitsabstimmung im Reichstag zwischen 1495 und 1613, 1983; Heun, W., Das Mehrheitsprinzip, 1983; Falter, J., Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, 1986; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 2000

abstractus, abstrāctus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. abgezogen, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstractio, abstrāctio, lat., F.: Fortschleppen, Entführen, Abstraktion, Dict. (4. Jh. n. Chr.?), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1477] bezeugt – 1477 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über abstrāctus, lat., Adj., abgezogen, [1. Viertel 6. Jh. n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, verallgemeinert

Abstraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1571] bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über abstrāctio, lat., F., Fortschleppen, Entführen, Wegnahme, Abstraktion, [4. Jh. n. Chr.?] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv abstrakt 1477) ist sachlich die Lösung eines all­gemeine Merkmale enthaltenden Umstands von einzelnen Erscheinungsformen. In dem 19. Jahrhundert setzt die →Pandektistik auf der Grundlage einer Entscheidung des römischen Rechtskundigen Julian/Iulianus (Hadrumetum um 100-um 170) in dem deutschen Recht die Trennung des →Verfügungsge­schäfts (→Übereignung, →Abtretung) von dem ihm als Grund (lat. [F.] causa) zugehörigen →Verpflichtungsgeschäft (wie Kauf, Schenkung) und die Trennung des Innenverhältnisses (Auftrag) von dem Außenverhältnis (Vollmacht) mit Hilfe des Prinzips der Abstraktion durch (Abstraktionsprinzip).

Lit.: Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Landwehr, G., Abstrakte Rechtsgeschäfte, (in) Rechtsdogmatik und Rechtspolitik, 1990, 173; Eisenhardt, U., Die Entwicklung des Abstraktionsprinzips, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ferrari, F., Vom Abstraktionsprinzip und Konsensualprinzip zum Traditionsprinzip, (in) ZEuP 1993, 52; Rodríguez-Rosado, B., Abstraktionsprinzip und redlicher Erwerb als Mittel zum Schutze des Rechtsverkehrs, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Laborenz, M., Solutio als causa – Die Frage des Abstraktionsprinzips im römischen Recht, 2014; Stadler, A., Gestaltungsfreiheit und Verkehrsschutz durch Abstraktion, 2020

Abt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 800] bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und aus älteren deutschen Rechtsquellen ohne Stellenangaben nur als aus lat. abbas, abbatem [Akk.], lat., M. 4. Jahrhundert, „Abt, Vater“, Lehnwort gr. ábba, aram. abba, „Vater“, Lallwort bestimmt aufgenommen und – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt) ist sachlich seit dem 4. Jahrhundert der Leiter (M.) einer rechtlich selbständigen Nieder­lassung eines christlichen →Ordens des weströmischen Gebiets. Er wird als geist­licher Vater (lat. pater [M.] spiritualis) verstanden. Die auf den Kirchenvater Augustinus (354-430) zurückgehende Ordensregel Benedikts von Nursia (480-547) legt Einzelheiten der Stellung genauer fest. Demnach erfordert die Weihe zu dem anfangs von dem Bischof eingesetzten, nach den Novellen Justinians von sämtlichen Mönchen gewählten Abt vorbild­liche Lebensführung und Weisheit. Der Abt hat gegenüber den Mönchen Rechte wie ein Vater gegenüber Kindern. Deshalb schulden die Mönche Gehorsam und Ehrerbietung. In dem fränkischen Reich tritt neben das freie Wahlrecht der Mönche das Einsetzungsrecht eines jeweiligen Herrn (einer Gründerfamilie). Seit karolingischer Zeit wird der Abt auch mit weltlichen Aufgaben betraut. Synoden von Rom (826) und Poitiers (1078) sowie das Konzil von Vienne (1311/1312) legen die Voraussetzung der Weihe zu dem Priester für den Abt fest. In dem 11. und 12. Jahrhundert dringt der Grundsatz der freien Wahl für kurze Zeit wieder vor.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hegglin, B., Der benediktinische Abt, 1961; Salmon, P., L’abbé dans la tradition monastique, 1963; Seibert, H., Abtserhebungen, 1995; Wiech, M., Das Amt des Abtes im Konflikt, 1999

Abtei (lat. [F.] abbatia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1160] als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [LübUB. II 561] in 7 Stellen mit etwas verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abbatia, lat., F., Abtei, Kloster und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar) ist seit der frühen Neuzeit die von der Stellung und Tätigkeit eines Abtes übernommene Bezeichnung für die von einem →Abt geleitete, rechtlich selbständige Niederlassung eines christlichen Ordens, die seit dem Hochmittelalter als (lat. [F.] persona ficta verstanden werden kann. Die Abtei kann →Reichsabtei, landsässige Abtei oder unmittelbar der römischen Kirche unterstellte freie Abtei sein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, 1910; Blume, K., Abbatia, 1919; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brandstetter, A., Die Abtei, 1999

Äbtissin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Griechischen und Aramäischen verbindbar, Äbtisse um 1150, F.) ist die Leiterin einer rechtlich selb­ständigen Nieder­lassung eines christlichen Frauenordens (des weströmischen Gebiets). →Abt

Lit.: Klapp, S., Das Äbtissinnenamt in den unterelsässischen Frauenstiften, 2012; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015

abtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1150] bezeugt – 12./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Schöpflin, AlsDipl. I 438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegtreiben

Abtreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1509] bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507/1532 in verschiedenen Bedeutungen in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abtreiben um 1150) ist sachlich auch der vielleicht seit den Hochkulturen des Altertums von Menschen künstlich herbeigeführte vorzeitige Abgang der (beseelten) menschlichen Leibesfrucht aus dem Mutterleib, der wegen der dabei betroffenen Interessen unterschiedlich bewertet werden kann. Die Abtreibung ist nach römischem Recht zeitweise zulässig. Die →Kirche wertet sie zunächst in jedem Fall als →Mord, Gratian (um 1140) beurteilt aber die Abtreibung vor dem 40. Tag der Schwangerschaft auf Grund von Exodus 21,22-23 milder. Die Aufklärung lehnt die kirchliche Lehre ab. Seit etwa 1970 (beispielsweise Österreich 1974) wird die kirchliche Auffassung in dem weltlichen Recht weltweit zunehmend eingeschränkt und der medizinisch einfach gewordene Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft als (nach einer Beratung in Deutschland seit 1995 zwar rechtswidrig, aber) straffrei zugelassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lewin, L., Die Fruchtabtreibung, 1899, 4. A. 1925; Huser, R., The Crime of Abortion, Diss. Washington 1942; Noonan, J., The Morality of Abortion, 1970; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn. Kulturgeschichte des Abtreibungsverbots, 1988; Gante, M., § 218 in der Diskussion, 1991; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Onstein, H., Die Entwicklung der Straftatbestände der Abtreibung, Diss. jur. Münster 1996; Müller, W., Die Abtreibung, 2000 (2012 englisch); Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 2. A. 2002; Bett, J., Die Beurteilung der embryopathischen Indikation zum Schwangerschaftsabbruch, Diss. jur. Tübingen 2003; Putzke, S., Die Strafbarkeit der Abtreibung in der Kaiserzeit, 2003; Koch, C., Schwangerschaftsabbruch, 2004; Behren, D. v., Die Geschichte des § 218 StGB, 2004; Usborne, C., Cultures of Abortion in Weimar Germany, 2007; Müller, W., The Criminalization of Abortion in the West, 2012; Laarmann, M., Die Bewertung der Abtreibung in der Antike, (in) ZfL 2018, 122

abtreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [LivlRChr. V. 8295] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggehen, verlassen (V.), übertragen (V.)

Abtretung (lat. [F.] cessio) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1360] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [LeipzUnivUB. 54] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Übertragung einer Forderung von einem bisherigen →Gläubiger (Zedenten) auf einen anderen Berechtigten (Zessionar), der damit neuer Gläubiger wird, unter Aufrechterhaltung des Inhalts. Sie ist in dem römischen Recht ausgeschlossen, weil die Verbindlichkeit als höchstpersönliches Band zwischen Gläubiger und Schuldner betrachtet wird. Erst spät lässt das römische Recht mit Hilfe der Einrichtung des Prozessmandats (Geltendmachung der Forderung des Gläubigers durch einen Beauftragten) und der Novation in Form einer Stipulation zwischen Schuldner und Neugläubiger wenigstens die Übertragung eines selbstän­digen Rechtes zu, eine fremde Forderung auszuüben. In Gegensatz hierzu entwickelt sich wohl in den mittelalterlichen Städten die rechtsgeschäftliche Übertragung von Forderungen, die zunächst grundsätzlich der Mitwirkung des Schuldners durch Einwilligung gegenüber dem bisherigen Gläubiger oder durch Gelöbnis gegenüber dem neuen Gläubiger be­darf (ausgenommen gerichtlich festgestellte Forderungen). Ver­einzelt bestehen auch Verbote von Ab­tretungen. Das Zustim­mungser­fordernis ent­fällt seit dem Spätmittel­alter (letztlich) unter dem Einfluss des ge­mei­nen Rechtes, in dem das deutschrechtliche Ge­dankengut die Übertragung der Forderung auch der Substanz nach eröffnet, so dass be­reits der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 (II 3 § 8) die Abtretung aufnimmt (ALR I 11 §§ 376ff., Code civil Art. 1689ff., ABGB §§ 1392ff.). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die einschränkende Lehre Christian Mühlen­bruchs (1817) der durch Windscheid und Bähr geprägten Vorstellung von der Abtre­tung als einem abstrakten Verfügungsgeschäft (§§ 398ff. BGB, Art. 183ff. bzw. 164ff. Obligationen­recht der Schweiz). In England gilt die Forderung als solche bis 1873 als nicht übertragbar.

Lit.: Kaser § 55; Köbler, DRG 127, 165, 214; Mühlenbruch, C., Die Lehre von der Zession, 1817, 3. A. 1836; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Schumann, H., Die Forderungsabtretung im deutschen, fran­zösischen und englischen Recht, 1924; Luig, K., Zur Geschichte der Zessionslehre, 1966; Huwiler, B., Der Begriff der Zession in der Gesetzgebung seit dem Vernunftrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Hoop, G., Kodifi­                                                                       kationsgeschichtliche Zusammenhänge des Ab­tre­tungsverbotes, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre auf ausgewählte Gerichte, 2011; Ebinger, B., Die Forderungsübertragung nach Code civil und badischem Landrecht, Diss. jur. Mannheim 2011

Abtrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1461] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Altenhaslau, Wetterau/GrW. III 216] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abtreiben, Näherrecht

Abtriebsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1700 [Neuwied/Scotti, Wied 36] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Angehörigen einer Siedlungsgemeinschaft, den Zuzug eines Fremden zu verhindern. Es ist sachlich in dem Titel XLV (De migrantibus, kat. Von Wandernden) des fränkischen Volks­rechts (lst. [M.] Pactus legis Salicae, 507-511) bezeugt und besteht bis in das 19. Jahrhundert. Allerdings kann ein Herr einem Fremden ein Niederlassungsprivileg ge­währen.

Lit.: Zangen, K., Praktische Bemerkungen zu der Lehre vom Abtriebsrechte, 1800; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968

abzahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1313] bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [MGConst. IV 1290] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegzahlen, begleichen, tilgen

Abzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1530] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [ BeitrSteirG. 26 1894 39] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abzahlen 1313) ist die planmäßig in (kleineren) Raten oder Teilbeträgen erfolgende Zahlung einer Schuld.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Abzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das Gesetz des Deutschen Reiches von dem 16. 5. 1894, das außerhalb des 1896/1900 geschaffenenen Bürgerlichen Gesetzbuchs die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit etwa 1835 von dem Handel durch das Zugeständnis der Möglichkeit der Abzahlung des Gesamtpreises in einzelnen Raten umworbenen und verführten mittellosen Käufer beweglicher Sachen, die aus wirtschaftlichen Gründen etwa Nähmaschinen, Möbel oder Kleidung nur gegen Zahlung des Preises in Raten kaufen können, aber die Waren ohne vollständige Bezahlung des Preies sofort nutzen wollen, vor Benachteiligung (beispielsweise durch Verfall d. h. Rücknahme der Kaufsache bei Zahlungs­versäumnis, Einbehalt der bereits erhaltenen Raten und gleichzeitigem Fortbestehen der gesamten Zahlungspflicht) schützen will. Es wird mit Wirkung von dem 1. 1. 1991 durch das Verbraucherkreditgesetz abgelöst, das zu dem 1. 1. 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch eingearbeitet wird. In Österreich wird 1896 ein Raten­gesetz, 1979 ein Konsumentenschutz­ge­setz erlassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Benöhr, H., Konsumenten­schutz vor 80 Jahren, ZHR 138 (1974), 492; Schubert, W., Das Abzahlungsgesetz von 1894, ZRG GA 102 (1985), 130; Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag, 1991; Lieck, M., Die wirtschaftliche Entwicklung des Abzahlungshandels und seine Regelung in Vertrag, Gesetz und Rechtsprechung von 1850 bis 1945, 1995; Bott, M., Das Abzahlungsgesetz (1894-1990) – Entstehung – Anwendung – Reformen - Abschaffung, 2019

Abzahlungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Vereinigung des gemeinrechtlichen Eigentumsvorbehalts mit dem Ratenkaufgeschäft geschaffene Kauf unter ratenweiser Abzahlung des Preises. →Abzahlungsgesetz

abziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Leobschütz/Tzschoppe-Stenzel 380] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegziehen, entfernen

Abzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1309] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Zürich/JbSchweizG. 34 1909 8 Anm. 1] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verminderung, Nachlass, Wegzug

Abzugsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1566] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [MurtenStR. 442] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Abzug des Einzelnen aus bisherigen unfreien Rechtsverhältnissen wie beispielsweise einer Grundherrschaft, gegebenenfalls unter einer Geldleistung. Der Abzug findet sich in vielen spätmittelalterlichen Weistümern mit unter­schiedlichen Einzelregelungen. Mit der allgemeinen Bauernbefreiung des frühen 19. Jahrhunderts wird das Abzugsrecht überflüssig.

L.: Möhlenbruch, R., Freier Zug, ius emigrandi, Auswanderungsfreiheit, Diss. jur. Bonn 1977; Spieß, K., Zur Landflucht im Mittelalter, in: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983, 157ff.

Academia, Acadēmīa, lat., F., Akademie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion am Kephissos nordwestlich von Athen in dem Plato lehrte; vielleicht von dem Heros Ἀκάδημος (Akádēmos), M.=PN, Akademos, s. Google

Academicus, Acadēmicus, lat., Adj.: akademisch, zur Akademie gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Acadēmīa

acceptare, acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, s. Google

acceptatio, acceptātio, lat., F.: nhd. Annahme, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acceptāre, s. Google

acceptilatio, acceptīlātio, acceptī lātio, lat., F., mündliche Quittung (iur.), Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. acceptāre; →stipulatio, s. Google

accessio, lat., F.: nhd. Hinzutreten, Herantreten, Annäherung; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,accēdere, s. Google

accessio cedit principali (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Zuwachs­ folgt rechtlich der Hauptsache. Verbindung

accessor, lat., M., Hinzutretender, s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

accessorius, accessōrius, mlat., Adj., zusätzlich, hinzukommend, s. accessus (1), accēdere, →akzessorisch, s. Google

accipere, lat., V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, entgegennehmen, erfahren (V.), abnehmen, gutschreiben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, capere, s. Google

acclamare, acclāmāre, lat., V., zurufen, zuschreien, zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. ad, clāmāre, s. Google

acclamatio, acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acclāmāre, s. Google; W.: nhd. Akklamation, F., Akklamation, Abstimmung durch Zuruf, Beifall; L.: Georges 1, 65, TLL, Kluge s. u. Akklamation, Kytzler/Redemund 19

accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, crēscere, s. Google

Accursius, Franciscus (Bagnolo [Certaldo] bei Florenz 1182 oder 1185-Bologna 1260 oder 1263) wird in einer bäuerlichen Familie geboren und lehrt nach dem Studium des römischen Rechtes in Bologna (Azo, Jacobus Balduinus) und der Promotion (nach 1213) seit etwa 1215. Bis kurz nach 1230 legt er (in Bearbeitung eines unvollendeten Werkes Azos?) fünfbändige, durch etwa 1200 Handschriften überlieferte und in einer zweiten Redaktion überarbeitete Erklärungen (Glossierungen) zu allen Teilen der justinianischen Kompilation in Form von Glossenapparaten (lat. glossa [F.] ordinaria) mit insgesamt 96940 Einzelglossen an dem Textrand (22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex, 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum und 680 zu den libri feudorum, Summe dieser Zahlen 92811) vor, in denen er Problemlösungen unter umfangreicher Verwertung der vorangehenden Literatur bietet. Außerdem sind 8 seiner Gutachten (Konsilien) erhalten, während eine bezeugte Summe nicht überliefert ist. Zu seinen Schülern zählen Odofredus und Papst Innozenz IV. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 106; Genzmer, E., Zur Lebensgeschichte des Accursius, (in) FS L. Wenger, Bd. 2 1945, 223; Atti del convegno internazionale di studi accursiani, ed. Rossi, G., Bd. 1ff. 1968; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 335; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006 Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017

accusare, accūsāre, lat., V., anklagen, beschuldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, causa, s. Google

accusatio, accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. accūsāre →Akkusation, s. Google

achilleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1792] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Achilles betreffend) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea

Achilleisches Hausgesetz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea, Verfügung des Achilles

Achramire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., V., adchramire) ist die frühmittelalterliche Bezeichnung für das Versprechen (Geloben), einen Gerichtstag wahrzuneh­men, einen Eid zu leisten oder einen Bürgen oder Zeugen zu stellen (Lex Salica [507-511] 62 u. ö.). Das achramire erfolgt unter Übergeben oder Zuwerfen eines (gekerbten) Stäbchens (lat. [F.] →festuca, vielleicht ursprünglich mit der ([lat., F.] framea) Lanze.

Lit.: Köbler, LAW; Daberkow, M., Adhramire und die germanische framea, (in) Z. f. d. P. 49 (1923), 229

acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1308 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen sieben und neun.

Acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 2. Viertel 11. Jh. bzw. um 1050 bezeugt – 2. Viertel 11. Jahrhundert [Notkerglossator] und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] proscriptio) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die als Unrechtsfolge (Strafmittel oder Verfahrensmittel) mögliche allgemeine Verfolgung. Die Acht folgt auf verschiedene Taten, die eine niedrige Gesinnung widerspiegeln (beispielsweise Mord, Treubruch). Wird der Täter in der Tat ergriffen, so kann er folgenlos getötet werden. Ansonsten bedarf es eines besonderen Verfahrens, in dem die Acht erklärt wird. Der Geächtete steht außerhalb des Rechtes, ist Feind aller und kann von jedem folgenlos getötet werden. Das beweg­liche Vermögen des Geächteten wird verteilt, die Liegenschaft verwüstet. Mindere Formen der Acht sind zeitlich (beispielsweise auf ein Jahr) befristet. Bei fruchtlosem Ablauf einer damit verbundenen Gestellungsfrist (Ungehorsams­acht) verfällt der Betreffende in →Aberacht. Die von dem König oder seinem Gericht verhängte Acht gilt als →Reichsacht in dem ge­samten Reich. Lösung aus der Acht ist möglich. In dem Laufe des Mittelalters entwickelt sich die Acht zu einer differenzierten Rechts­figur, die mit Erstarkung der staatlichen Gerichts­herrschaft verschwindet (wegen der Vollstreckungsschwäche des Reiches infolge Fehlens einer eigenen Polizei des Kaisers von dem Reichskammergericht zuletzt noch 1698, von dem Reichshofrat zuletzt noch 1709 ausgespro­chen).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Künßberg, E. Frhr. v., Acht, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Ruf, F., Acht und Ortsverweis im alten Land- und Stadtgericht Nürnberg, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 46 (1955), 1; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Landes, D., Das Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Jacoby, M., Wargus, 1974; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Acht, 1992; Weber, M., Zur Bedeutung der Reichsacht in der frühen Neuzeit, ZHF Beiheft 19 (1997), 55; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Achtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 [1298] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MGConst. IV 30] und 1313 [MGConst. IV 1112] und in Google belegt aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das über die von einem Gericht ausgesprochene →Acht (und dadurch die Geächteten) geführte Buch (Register), wie es anscheinend erstmals der Reichslandfriede des Jahres 1235 ohne erhaltene Überreste vorsieht (beispielsweise Lübeck 1243, Iglau 1249, Rostock 1258, Rothenburg ob der Tauber 1274, Nürnberg 1285, erhaltenes Achtbuch der Reichshofgerichtsschreiber Petrus Wacker und Johann Geisler zwischen 1417 und 1445 mit fast 600 Einträgen u. a.).

Lit.: Schultheiß, W., Nürnberger Rechtsquellen, Bd. 1f. 1960, 16; Battenberg, F., Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III., 1986

Achtklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in mittelalterlichen Verträgen enthaltene Vereinbarung, sich als Schuldner für den Fall der Vertragsverletzung der Acht zu unterwerfen.

Lit.: Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986, 288

acta (lat. [N.Pl.]) →Akten, s. Google

acta municipalia (lat. [N.Pl.]) Gemeinde­ak­ten, s. Google

actio, āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, Geschäft, Vortrag, Geste, Amtshandlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, s. Google

Actio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Möglichkeit, vor Gericht zu verlangen, was einem zusteht (Klaganspruch). In dem →For­mularprozess trägt der Kläger in Gegenwart des Beklagten das Begehren vor dem Gerichtsmagistrat vor und beantragt die Er­teilung einer bestimmten actio. Ergibt sich, dass der von dem Kläger vorgetragene Sachverhalt keine bereits anerkannte actio rechtfertigt, ent­fällt der Antrag. Allerdings kann der Gerichts­magistrat dann, wenn er das Begehren des Klägers gleichwohl als rechtsschutzbedürftig erachtet, eine actio in factum in Aussicht stellen. Die zugelassenen actiones, von denen jede ihre eigene Formel hat, werden vor allem in dem vierten Buch der Institutionen Justinians (von 533) in dem Titel (lat.) De actionibus (Von den Klagan­sprüchen) zusammengestellt. In dem Hochmittel­alter anerkennt beispielsweise Johannes Bassianus 169 verschiedene actiones. In dem 19. Jahrhundert (Windscheid 1856) wird aus der römischrechtlichen actio der materiellrechtliche →Anspruch.

Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Köbler, LAW; Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Bethmann Hollweg, C. v., Der Civilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 6 1874, 16; Peter, H., Actio und writ, 1957; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

Actio (F.) ad exhibendum (lat.), Klaganspruch auf Vorlegung, Vorweisung (vor dem Prätor), Herausgabe, Exhibi­tionsklage (vgl. § 809 BGB, Klage auf Besichtigung) ist eine (lat.) actio in personam, durch die der bei einer (lat.) actio in rem feh­lende Einlassungszwang umgangen werden kann. S. Google

Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 27 I 5, 34 II 3; Harke, J., Actio ad exhibendum – Vorlegungsklage im römischen Recht, 2019

actio (F.) adiecticiae qualitatis (lat.) Klag­anspruch aus Haftung für Gewaltunterworfene, s. Google

Lit.: Kaser §§ 11, 15, 49, 60, 83; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

actio (F.) aestimatoria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung (aus Trödelvertrag), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 48

actio (F.) arbitraria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung bzw. zu dem Ermessen, s. Google

Lit.: Kaser §§ 8 IV, 83 II, 87 II

Actio (F.) auctoritatis (lat.), Klaganspruch wegen Eviktion (Entwerung) gegen den Verkäufer, Gewährschaftsklage, ist in dem rö­mischen Recht der in den Digesten getilgte Klaganspruch eines wegen einer durch Manzipation erworbenen Sache von einem Dritten angegriffenenen und von dem Veräußerer nicht geschützten oder unter­liegenden Käufers auf den doppelten Kauf­preis. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7, 27, 32, 51; Söllner § 8; Brägger, R., Actio auctoritatis, 2012

Actio (F.) certae creditae pecuniae (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch auf eine bestimmte Gelddarlehensschuld. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83

actio (F.) civilis (lat.) Klaganspruch nach dem Zivilrecht, s. Google

actio (F.) commodati (lat.) Klaganspruch aus Leihvertrag, s. Google

Lit.: Kaser § 39 II

Actio (F.) communi dividundo (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. durch eine (lat.) lex (F.) Licinia geschaffene Teilungs­klaganspruch mindestens eines Angehörigen einer Vermögensgemeinschaft. S. Google

Lit.: Kaser §§ 23 IV 83

actio (F.) conducti (lat.) Klaganspruch des Mieters u. s. w., s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83

actio (F.) confessoria (lat.) Servitutenklag­anspruch, Nießbrauchsklaganspruch, s. § 523 ABGB, s. Google

Lit.: Kaser §§ 28, 29

actio (F.) contraria (lat.) Gegenklaganspruch (bei unvollkommen zweiseitig verpflich­ten­den Verträgen beispielsweise Aufwandsersatzkla­gean­spruch des Entleihers, Verwahrers, Beauf­trag­ten oder Pfandgläubigers), s. Google

Lit.: Kaser § 38 IV 2

Actio (F.) de deiectis vel effusis (lat.), Klaganspruch wegen hinausgeworfener oder ausgegossener (Sachen), ist in dem römischen Recht der gegen den Inhaber von Räumen wegen eines durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen aus den Räumen entstandenen Schadens gerichtete, verschul­densunabhängige Scha­dens­ersatzanspruch ei­nes durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen Verletzten auf das Doppelte des Schadens (Quasidelikt, Erfolgshaftung?). S. Google

Lit.: Hoeck, J. van, Übersetzungsfragen im Bereich der actio de deiectis vel effusis als Popularklage, 2000

Actio (F.) de dolo (lat.), Klaganspruch wegen Arglist, ist in dem römischen Recht der auf Anregung des Gaius Aquilius Gallus in dem 1. Jahrhundert v. Chr. von dem Prätor bei Fehlen einer anderweitigen actio gewährte, binnen Jahresfrist geltend zu machende Klag­anspruch des durch einen Betrug Ge­schädigten gegen den Täter auf Ersatz des Schadens, der durch Wiedergutmachung abgewendet werden kann oder andernfalls Infamie nach sich zieht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8, 83; Söllner § 9; Näf-Hofmann, M., Zur objektiven Ausweitung der actio de dolo im römischen und gemeinen Recht, 1962; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

Actio (F.) de in rem verso (lat.), Klage wegen des auf eine Sache Verwendeten, Klaganspruch wegen eingetretener Bereicherung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Gewalthaber auf Herausgabe des Wertes, den ein Gewalt­unterworfener aus einem Ver­pflich­tungs­geschäft erlangt und zu einer Bereicherung des Vermögens des Gewalt­habers verwendet. Das nachklassische römi­sche Recht erweitert den Anwen­dungsbereich auf Geschäftsfüh­rung durch Freie, das gemeine Recht entwickelt die actio de in rem verso zu einem allgemeinen Bereiche­rungs­anspruch wegen nützlicher Verwendung. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Söllner § 12; Chiusi, T., Die actio de in rem verso, 2001; Strauß, P., Die actio de in rem versoin Gegenüberstellungzum Verwendungsanspruch der §§ 1041ff. ABGB, 2011; Palma Arias, T., La Actio in rem verso en la jurisdicción contenciosa administrativa, 2019

actio (F.) de pauperie (lat.), Klaganspruch wegen Minderung durch Schaden seitens eines vierfüßigen Nutztiers, den der Ei­gen­tümer durch Herausgabe des Tieres ab­wenden kann, s. Google

Lit.: Kaser § 50 II 4

actio (F.) de peculio (lat.) Klaganspruch über das Sondergut eines Gewaltunterworfenen gegen den Gewalthaber wegen von dem Gewaltunterworfenen begründeter Geschäfts­verbindlichkeiten bis zu der Höhe des Wertes des Sonderguts in dem Verurteilungszeitpunkt, s. Google

Lit.: Kaser §§ 49 II, 83 II; Söllner § 12

Actio (F.) depositi (lat.), Klaganspruch aus Hinterlegung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Hinterlegers auf Rückgabe der hinterlegten Sache gegen den Verwahrer. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83; Walter, T., Die Funktionen der actio depositi, 2012

actio (F.) de recepto (lat.) Klaganspruch aus Garantieerklärung, s. Google

Lit.: Kaser § 46 III 3

actio (F.) de tigno iuncto (lat.) (schon in dem Zwölftafelgesetz enthaltener) Klaganspruch des römischen Rechtes über den bei einem Hausbau rechtswidrig verwendeten Balken oder später einen anderen Gegenstand eines anderen, den der Verwender nicht aus der mit seiner Hilfe geschaffenen Verbindung lostrennen, sondern nur mit dem doppelten Wert ersetzen muss, s. Google

Lit.: Kaser § 26 III 3; Köbler, DRG 25; Hinker, H., Tignum iunctum, ZRG RA 108 (1991), 41

actio (F.) empti (lat.) Kaufklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 51, 83 II; Söllner § 9

actio (F.) exercitoria (lat.) Klaganspruch gegen den Reeder für Geschäfte des Kapitäns bei dem Betrieb eines Schiffes, s. Google

Lit.: Kaser § 49 II 3; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

Actio (F.) ex stipulatu (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Gläubigers gegen den Schuldner, der in der einseitig verpflicht­enden Stipulation eine unbestimmte Leistung versprochen hat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 40, 83; Söllner §§ 9, 24

actio (F.) ex testamento (lat.) Klaganspruch aus Testament, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 76 II

actio (F.) familiae erciscundae (lat.) Erbteilungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 65, 66, 73, 81; Söllner §§ 8, 9

actio (F.) fiduciae (lat.) Klaganspruch aus Sicherungsübereignung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 24, 31, 38, 83; Söllner § 9

actio (F.) finium regundorum (lat.) Grenz­feststellungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 23

Actio (F.) furti non manifesti (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den nicht handhaften Dieb auf das Doppelte des Wertes der entzogenen Sache, während die actio furti manifesti gegen den handhaften Dieb auf das Vierfache des Sachwerts gerichtet ist. S. Google

Lit.: Kaser § 83; Kaser, M., Die actio furti, ZRG RA 96 (1979), 89

actio (F.) honoraria (lat.) prätorischer Klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II 1

actio (F.) in factum (lat.) auf den Sachverhalt zugeschnittener Klaganspruch des Prätors bei Fehlen einer actio in dem Edikt und Anerkennung eines Rechtsschutzbedürfnisses (beispielsweise bei von der lex Aquilia nicht erfassten mittelbaren Schädigungen), s. Google

Lit.: Söllner § 15; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002

actio (F.) iniuriarum (lat.) Schadensersatz­klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 35, 83; Söllner § 8; Moosheimer, T., Die actio iniuriarum aestimatoria, 1998; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006

actio (F.) in personam (lat.) persönlicher Klaganspruch (wegen Forderungen aus einem Schuldverhältnis auf Leistung, wobei Ein­lassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser § 4 I, II, 82 II; Söllner § 9

actio (F.) in rem (lat.) sachverfolgender Klaganspruch (zu der Durchsetzung von absoluten Rechten auf eine [ursprünglich in der Gerichtsstätte vorhandene] Sache ge­genüber einem sich in Widerspruch zu den Rechten des Klägers Setzenden, wobei kein Einlassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser §§ 4, 83 II; Söllner § 9

Actio (F.) institoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Unter­nehmer aus einer von seinem Angestellten ein­ge­gangenen Verbind­lichkeit. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (2012), 175

actio (F.) iudicati (lat.) Vollstreckungs­klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32, 85

actio (F.) legis Aquiliae (lat.) Schadensersatzklaganspruch aus der (lat. [F.]) lex Aquilia, s. Google

Lit.: Kaser § 51; Söllner § 8; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958

actio (F.) locati (lat.) Klaganspruch des Ver­mieters, Verpächters und Werkunternehmers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83 II

actio (F.) mandati (lat.) Klaganspruch aus Auftrag, s. Google

Lit.: Kaser §§ 56, 57, 83

actio (F.) mixta (lat.) gemischter Klag­anspruch (zugleich sachverfolgender Klaganspruch und pönaler Klaganspruch), s. Google

Actio (F.) negatoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch, mit dem der zivile Eigentümer sich dagegen wehren kann, dass ein anderer sich ein nicht bestehendes Recht zu der Einwirkung auf die Sache (beispielsweise Dienstbarkeit, Recht auf Immission) anmaßt. S. § 523 ABGB, Google

Lit.: Kaser § 27 II; Ogorek. R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Thier, A., Zwischen actio negatoria und Aufopferungsanspruch, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 407; Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001

actio (F.) negotiorum gestorum (lat.) Klaganspruch aus Geschäftsführung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 38, 44, 56, 64, 83

actio (F.) noxalis (lat.) auf das Zwölftafelgesetz zurückgehender Schadensersatz­klaganspruch wegen Noxalhaftung des Ge­walt­habers (Noxalklaganspruch), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 27

Actio (F.) nullitatis (lat.) ist der mittel­alter­liche Nichtigkeitsklaganspruch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117

actio (F.) operarum (lat.) Klaganspruch auf ver­sprochene Dienste, s. Google

Lit.: Kaser §§ 16 II, 39 II

Actio (F.) Pauliana (lat.) ist die unter Justinian (527-565) die (lat.) restitutio in integrum und das (lat.) interdictum frau­datorium aufnehmende Gläubigeranfech­tungs­­klage gegen den unentgeltlichen oder wis­sen­den Erwerber aus gläubigerbenach­teiligenden Rechtsgeschäften des Schuldners. S. Google

Lit.: Willems, C., Actio Pauliana und fraudulent conveyances, 2012

actio (F.) pigneraticia (lat.) Pfandklag­anspruch (in rem oder in personam, auf die Sache oder gegen eine Person), s. Google

Lit.: Kaser §§ 31, 39

actio (F.) poenalis (lat.) Strafklaganspruch, s. Google

actio (F.) popularis (lat.) Popularklagan­spruch, von jedermann aus dem Volk erhebbarer Klaganspruch (beispielsweise actio de de­iectis vel effusis), bei dem die Buße an den Kläger, die Gemeindekasse bzw. Staatskasse oder an beide fällt, s. Google

Lit.: Kaser § 50 I 1

actio (F.) praescriptis verbis (lat.) Klagan­spruch der (von dem Prätor in der Klaganspruchsformel genau) vorgeschrie­be­nen Worte (beispielsweise bei Innominatkontrakt); s. Google

Lit.: Kaser § 45 II; Kranjc, J., Die actio praescriptis verbis, ZRG RA 106 (1989), 434; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

actio (F.) praetoria (lat.) prätorischer Klag­an­spruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II

actio (F.) pro socio (lat.) Klaganspruch gegen den Gesellschafter, s. Google

Lit.: Kaser § 43 I

Actio (F.) Publiciana (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem letzten vorchristlichen Jahrhundert von dem Prätor geschaffene sachverfolgende Klag­anspruch des besseren Besitzers (beispielsweise Ersitzungsbesitzers, bo­nitarischen Eigentümers) gegen den schlech­teren Besitzer (also nicht gegen den zivilen Eigentümer) auf Herausgabe der Sache (vgl. § 1007 BGB, § 372 ABGB). S. Google

Lit.: Kaser §§ 27, 83; Söllner § 9; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981

actio (F.) quanti minoris (lat.) Minderungs­klaganspruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen einem Jahr geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser § 41 VI 4; Söllner § 9

Actio (F.) quod iussu (lat.) (Geheißklage) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den durch Geheiß (lat. [N.] iussum, Ablativ iussu) zu Rechtsgeschäften ermächtigenden Hausvater bzw. Gewalthaber wegen des Geschäfts eines Haussohns bzw. Gewaltunterworfenen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 49, 83; Schleppinghoff, A., Actio quod iussu, Diss. jur. Köln 1996

actio (F.) redhibitoria Wandelungsklag­an­spruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen sechs Monaten geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41; Söllner § 9

actio (F.) rei uxoriae (lat.) Klaganspruch auf Herausgabe des Heiratsguts der Ehefrau, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33, 34, 36; Söllner §§ 9, 24; Söllner, A., Zur Vorgeschichte und Funktion der actio rei uxoriae, 1969

actio (F.) Serviana (lat.) Pfandklaganspruch des Pfandgläubigers (anfangs nur des Verpachtenden) auf Herausgabe der Pfandsache von jedem Besitzer, s. Google

Lit.: Kaser § 31 III

actio (F.) stricti iuris (lat.) Klaganspruch strengen Rechtes, strengrechtlicher Klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33 IV, 36 III, 37 I

actio (F.) tutelae (lat.) Klaganspruch gegen den Vormund, Klaganspruch aus Vormundschaft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 62 IV 4, 83 II 3

actio (F.) utilis (lat.) (von dem Präter in dem Einzelfall) brauchbar (anwendbar) gemachter allgemeiner Klaganspruch (beispielsweise Anwendbarmachung der actio legis Aquiliae des Eigentümers auf andere dinglich Berechtigte oder auf den Hausvater eines verletzten Hauskinds), s. Google

Lit.: Kaser § 55 II 3; Stolmar, R., Die Genesis der actio utilis, 1988; Stolmar, R., Die formula der actio utilis, 1992

actio (F.) venditi (lat.) Kaufpreisklag­anspruch des Verkäufers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 41 III 2, 83 II 3

actus, āctus (1), lat., M., Sich-Bewegen, Bewegung, Treiben, Akt, Abschnitt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, Trift, →Dienstbarkeit bzw. Servitut, Handlung, s. Google

actus (M.) iuridicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 164

actus (M.) legitimus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) bedingungsfeindliches Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41

ad, ar, lat., Präp., zu, bei, an, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. latein_a_z.docx, s. Google

addere, adduere, lat., V., beitun, beigeben, hinzufügen, beibringen, einflößen, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. ad, dare, s. latein_a_z.docx, s. Google

additio, lat., F., Hinzufügen, Beisetzen, Varro (116-27 v. Chr.), s. addere, s. latein_a_z.docx, s. Google

Additio (F.) sapientium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die innerhalb der →Lex Frisionum überlieferte Niederschrift über Rechtsmitteilungen zweier weiser Männer namens Wlemarus und Saxmundus. S. Google

Lit.: Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980

Adel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und. ab dem Althochdeutschen ohne Zeitangabe [AhdGl. I 231, 12] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische wohl erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, s. Google) ist die Gesamtheit der erblich bevor­rechtigten Familien einer Gesellschaft. Derar­tige Erscheinungen treten örtlich in ver­schiedenen Kulturen auf. Sie sind zeitlich Wand­lungen unterwor­fen. Die Herkunft des mit­telalterlichen deutschen Adels ist un­geklärt. Neben wirtschaftlichen Gesichts­punkten (ererbter Boden?) spielt wohl auch die Herrschaft über Menschen eine Rolle. Nicht sicher feststellbar ist die Bedeutung charismatischer Elemente (Heil, Behaup­tung göttlicher Abkunft). Die germani­schen (lat. [M.Pl.]) principes (Ersten, Anführer) lassen sich nicht als Adel sichern. Das salfränkische Volksrecht (507-511?) kennt noch keine rechtliche Aussonderung erblich bevorrechtigter Familien, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass der aus der spät­römischen Reichsbeamtenschaft her­vor­­ge­­gangene römische Senatorenadel vergleich­bare fränkische Strukturen als Gegenstück findet. Mit den fränkischen Königen steigen viele ihrer Anhänger über die Zuteilung von wichtigen Aufgaben auf. Infolge von Heirats­ver­bindungen und militärischen Erfolgen ent­wickelt sich ein engerer Kreis bedeutender Familien, denen zunehmend die höchsten Ämter des fränkischen Reiches vorbehalten werden (Reichsadel). Weil ihre Lehen seit dem Ende des 9. Jahrhunderts erblich werden, festigt sich ihre örtliche Bindung zu bestimmten Gebieten. Diese oberste Schicht des bereits in den karolingischen Volksrechten durch ein beson­deres →Wergeld sowie ansonsten durch →Ebenburt (Ebenbürtigkeit) und spä­ter →Pairsgericht gekennzeichneten Adels wird seit dem Hochmittelalter zu den →Landesherren bzw. →Reichsfürsten. Demgegenüber tritt der vielfach der Unfreiheit entstammende, durch Herren­dienst entstandene →niedere Adel in den Dienst der Landesherren ein. Vielleicht ist seit dem 14. Jahrhundert die Ausbildung des eigentlichen Adels (geborenen Adels) in dem Wesentlichen abgeschlossen, wobei zu dem Altadel oder Uradel alle Familien zählen, deren Geschlecht nachweislich spätestens um 1400 dem ritterbürtigen geborenen Adel angehört. Seit 1346 kann (dementsprechend) der Adel (von dem König) durch Urkunde an Bürger verliehen werden (Briefadel, gekorener Adel). Mit dem Absolutismus wird die politische Bedeutung des Adels in dem Land beschnitten. Durch Säkularisation, Me­diatisierung, Be­seitigung der Grundherrschaft und Ein­führung des 1789 in Frankreich revo­lutionär verwirklichten Gleichheits­grund­satzes wird der rechtliche Vorrang des Adels (in dem deutschen Gebiet) in der jüngeren Neuzeit (bis 1918) beseitigt (Österreich 3. 4. 1919 Gesetz über die Auf­he­bung des Adels, eigene Führung eines Adelstitels verwaltungs­strafbar). Mit der Bo­denreform in der sowjetischen Besatzungs­zone (1945-1949) werden den Eigentümern umfangreicheren Grundvermögens dort die wirtschaft­lichen Grundlagen des Großgrundeigentums entzogen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 78, 87, 98, 111, 120, 132, 135, 149, 206, 225; Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse en France, 1902; Wittich, W., Altfreiheit und Dienstbarkeit des Uradels in Niedersachsen, Vjschr. für Sozial- und Wirtschafts­geschichte 1906; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Mayer, E., Der germanische Uradel, ZRG GA 32 (1911), 1; Mayer, E., Zur Lehre vom germanischen Uradel, ZRG GA 37 (1916), 93; Ernst, V., Die Entstehung des niederen Adels, 1916; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Dungern, O. v., Adelsherrschaft im Mittelalter, 1927, Neudruck 1967; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des niederen Adels, 1937; Bader, K., Zur Lage und Haltung des schwäbischen Adels am Ende des alten Reiches, Zs. f. württ. LG. 5 (1941), 335; Tellenbach, G., Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand, 1943; Hiesel, R., Die staats­rechtliche und soziologische Stellung des Stadtadels, 1952; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960; Deutscher Adel 1430-1555, hg. v. Rößler, H., 1965; Deutscher Adel 1555-1740, hg. v. Rößler, H., 1965; Störmer, W., Früher Adel, 1973; La noblesse, hg. v. Contamine, P., 1976; Fleckenstein, J., Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, 1977; Sablonier, R., Adel im Wandel, 1979; Lemmel, H., Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels, 1980; Werner, M., Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger, 1982; Barbero, A., L’aristocrazia, 1987; Europäischer Adel 1750-1950, hg. v. Wehler, H. u. a., 1990; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Ritter­orden und Adels­gesellschaft im spätmittel­alterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Hoyningen-Huene, I. Frfr. v., Adel in der Weimarer Republik, 1992; Adel in der frühen Neuzeit, hg. v. Endres, W., 1993; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993, 2. A. 2015; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994; Fehrenbach, E., Adel und Bürgertum im deutschen Vormärz, HZ-258 (1994), 1; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; The European Nobilities in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, Bd. 2 1995, 2. A. 2007; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Contamine, P., La noblesse au royaume de France, 1997; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Rösener, W., Adelsherrschaft als kultur­historisches Phänomen, (in) HZ 268 (1998), 1; Werner, K., Naissance de la noblesse, 1998; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Reif, H., Adel im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Baudisch, S., Lokaler Adel in Nordwestsachsen, 1999; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht 1868-1918/19, 2000; Nobles and Nobility in Medieval Europe, hg. v. Duggan, A., 2000; La noblesse dans les territoires angevins, hg. v. Coulet, N. u. a., 2000; Conze, E., Vom deutschen Adel – Die Grafen von Bernstorff im zwanzigsten Jahrhundert, 2000; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Der europäische Adel im Ancien Régime, hg. v. Asch, R., 2001; Schmilewski, U., Der schlesische Adel, 2001; Janse, A., Ridderschap in Holland, 2001; Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. v. Andermann, K. u. a., 2001; Mauerer, E., Südwest­deutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001; Pečar, A., Die Ökonomie der Ehre. Der höfische Adel am Kaiserhof Karls VI. (1711-1740), 2003; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Malinowski, S., Vom König zum Führer, 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Adel und Moderne, hg. v. Conze, E./Wienfort, M., 2004; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Funck, J., Feudales Kriegertum und militärische Professionalität, 2004; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005; Crouch, D., The Birth of Nobility, 2005; Kleines Lexikon des Adels, hg. v. Conze, E., 2005; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2005; Barth, T., Adelige Lebens­wege im alten Reich, 2005; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Hoch­mit­telalterliche Adels­familien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Ruppel, S., Verbündete Rivalen, 2006; Matzerath, J., Adelsprobe an der Moderne – sächsischer Adel 1763 bis 1866, 2006; Adel in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte u. a., 2007; Adel in Bayern, hg. v. Haus der bayerischen Geschichte, 2008; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009; Adel im „langen“ 18. Jahrhundert, hg. v. Haug-Moritz, G. u. a., 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., 2010; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Adel verbindet, hg. v. Van Driel, M. u. a., 2010; Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Fey, C. u. a., 2012; Groß, O., Die Debatten über den Adel im Spiegel der Grund­rechtsberatungen in den deutschen Parlamenten 1848/1849, 2013; Adel in Südwestdeutschland und Böhmen 1450-1850, hg. v. Asch, R. u. a., 2013; Lyon, J., Princely Brothers and Sisters, 2013; Ansitz – Freihaus – corte franca, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2013; Adelsbilder von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Scholz, P. u. a., 2013; Weckenbrock, O., Adel auf dem Prüfstand, 2014; Demel, W./Schraut, S.; Der deutsche Adel, 2014; Adel, Recht und Gericht im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Baumann, A., 2014; Gothaisches Genealogisches Handbuch, Fürstliche Häuser, Bd. 1, bearb. v. Fink von Finkenstein, G. u. a., 2015; Raasch, M., Der Adel auf dem Feld der Politik, 2015 (Zentrumspartei); Seelig, M., Alltagsadel – Der ehemalige ostelbische Adel, 2015; Singer, J., Arme adelige Frauen im deutschen Kaiserreich, 2016; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Europäischer Adel als Unternehmer, hg. v. Rasch, M. u. a., 2017; Begass, C., Armer Adel in Preußen 1770-1830, 2020

Adelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Prämonstratenserstift)

Lit.: Albus-Kötz, S., Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern, 2014

adiecticius, adiectīcius, lat., Adj., noch hinzugefügt, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adicere; s. latein_a_z.docx, s. Google, adjektizisch

Ädil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht zunächst einer der beiden Vorsteher des plebejischen Sonderheiligtums (lat. [F.] aedes [sacra], heiliges [Haus] bzw. Tempel), die auch die Aufsicht über die dort stattfindenden Märkte haben. In dem Jahre 367 v. Chr. wird diesen beiden Ädilen die allgemeine Polizeigewalt übertragen. Ihnen werden zwei weitere Ädile hinzugefügt, die abwechselnd aus Patriziern und Plebejern gewählt werden sollen. Sie erhalten die Marktgerichtsbarkeit, in deren Rahmen sie ein eigenes Edikt aufstellen. Außer in Rom gibt es Ädile später auch in anderen Gemeinden. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 8, 15; Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Daguet-Fagey, A., Splendor aedilitatum, 2015; Becker, M., „Suntoque aediles curatores urbis …“ – Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, 2017

adire, adīre, lat., V., „gehen zu“, an jemanden herankommen, herangehen, sich nähern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, īre, s. Google

aditio, lat., F., Hinzugehen, Hingehen, Antreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adīre

adiudicare, adiūdicāre, lat., V., zuerkennen, zusprechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, iūdicāre, s. Google

adiudicatio, adiūdicātio, lat., F.: nhd. Zuerkennung, Inschr. s. latein_a_z.docx, s. adiūdicāre, s. Google

adjektizisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., hinzukommend, erstreckend) beispielsweise in dem römischen Recht Klagansprüche gegen den Gewalthaber auf Grund von Geschäften Gewaltunterworfener (beispielsweise actio de in rem verso, actio de peculio, actio quod iussu, actio tributoria) oder gegen den Geschäftsherrn auf Grund von Geschäften von Geschäftsführern (beispielsweise actio institutoria, actio exercitoria), die keine selbständigen Verbindlichkeiten be­grün­den, sondern die Ver­bindlichkeiten des Schuldners (Gewaltun­terworfenen, Geschäfts­führers) nur auf einen anderen (beispielsweise Gewalthaber, Geschäftsherrn) erstrecken

Adler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Böhmer-Ficker 528] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Althochdeutsche und in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vogel, der (in Europa) als König der Vögel bereits in dem Altertum als Begleitzeichen des höchsten Gottes (Zeus, Jupiter) erscheint und bald als Zeichen der römischen Weltherr­schaft verwendet wird. Diese Symbolik übernimmt anscheinend bei den Franken König Karl (der Große). Unter Friedrich I. Barbarossa wird der goldene Adler auf farblosem Grund zu dem Reichs­wappen, das in dem 13. Jahrhundert schwarz auf goldenem Grund gestaltet wird. An dem Ende des 12. Jahrhunderts tritt der ebenfalls schon antike Doppeladler in Siegeln von Reichsstädten neben den einfachen Adler. Um 1230 geben die Reichs­fürsten den bis dahin wegen ihrer königlichen Lehen geführten Adler fast durchweg auf. Unter Kaiser Sigismund wird 1433 der schwarze Doppeladler in dem goldenen Feld Reichswappen, neben dem der König bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) den einfachen Adler führt. 1848 erklärt die Bundesversammlung den Doppeladler zu dem Wappen des geplanten Deutschen Reiches, 1871 das (zweite) Deutsche Reich den einköpfigen schwarzen Adler in Gold mit aufgelegtem preu­ßischem Adlerschild, 1919 den einköpfigen schwarzen Adler in Gold, der 1950 von der Bundesrepublik Deutschland über­nommen wird. Österreich verwendet 1804 den Doppel­adler als Reichswappen, versieht ihn aber mit je einer Krone und führt 1919 den ein­köpfigen schwarzen Adler mit Hammer und Sichel in den Fängen ein, der von 1934 bis 1945 durch einen Doppeladler ersetzt, 1945 aber mit einer zusätzlichen gesprengten Eisenkette wiederaufgenommen wird. Preu­ßen führt seit 1320 zusätzlich den kaiserlichen Adler, der 1525 als schwarzer Adler in Silber ge­staltet und mit einer goldenen Krone um den Hals und einem silbernen S(igismund) auf der Brust versehen wird. 1701 wird der gekrönte schwarze Adler in Silber Wappen des König­reichs.

Lit.: Gritzner, E., Symbole und Wappen des alten deutschen Reiches, 1902; Korn, H., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen 1969, Neudruck 1976; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 1984; Hattenhauer, H., Geschichte der deutschen Nationalsymbole, 2. A. 1990; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 3. A. 1998; Reichel, P., Schwarz Rot Gold, 2005

admallare, admallāre, mlat.?, V.: nhd. vor Gericht rufen; Q.: Lex Sal., PLSal (507-511 n. Chr.?); E.: s. mallus (2)

admallatio (mlat.?, [F.]) Ladung

administrare, administrāre, lat., V., Handreichung tun, hilfreich zur Hand gehen, hilfreich beistehen, darreichen, handhaben, leiten, besorgen, verwalten; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, ministrāre

administratio, administrātio (lat., [F.]) Handreichung, Dienstleistung, Hilfe, Hilfeleistung, Verwaltung, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,administrāre

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Busch, J., Vom Amtswalten zum Königsdienst, 2007

administrativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1807 – als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verwaltungsmäßig, Verwaltung betreffend, behördlich

Administrativjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch die Verwaltung wahrgenommene Gerichtsbarkeit in Verwaltungsangelegenheiten (in dem 19. Jahrhundert)

Lit.: Pahlow, L., Administrativjustiz versus Justizstaat, (in) ZNR 2000, 11

administrativus, administrātīvus, lat., Adj., praktisch, hilfreich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

administrator, administrātor, lat., M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

Administrator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1371 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aberin Google belegt sowie in den Bestandteilen über administrātor, lat, M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter, Amtsverweser, Beamter, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich beispielsweise seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Verwalter eines Bistums.

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 43

admonitio, lat., F., Mahnen, Erinnerung, Ermahnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. admonēre; (beispielsweise ungewöhnlich gut bezeugtes Kapitular [lat., F.] admonitio generalis (allgemeine Ermahnung) von dem 23. 3. 789 mit 80 bzw. 82 Kapiteln, Eigenbenennung legationis edictum und carta)

Lit.: Buck, T., Admonitio und Praedicatio, 1997; Die Admonitio generalis Karls des Großen, hg. v. Mordek, H. u. a., 2012

Admont (Benediktinerstift in der Steiermark, gegründet 1074) Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331), s. Google

adoptare, adoptāre, lat., V.: nhd. ausersehen (V.), hinzuerwählen, annehmen, an Kindes Statt annehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, optāre

adoptio, lat., F.: nhd. Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adoptāre →Adoption

Adoption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über adoptio, lat., F., Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. [81-43 v. Chr.], mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Annahme eines Menschen als Kind unabhängig von der tatsächlichen oder genetischen Verwandtschaft. Das römische Recht kennt in diesem Zusammenhang neben der (lat. [F.]) adrogatio eines Menschen sui iuris und verschiedenen testamentarischen Geschäften in Anknüpfung an die Zwölftafelgesetzge­bung die (lat. [F.]) adoptio eines Menschen alieni iuris, bei der ein Vater seinen Sohn dreimal (bzw. eine Tochter oder einen Enkel einmal) dem künftigen Adoptivvater zu treuen Händen durch →Manzipation (lat. [F.] →mancipatio) überträgt, dieser ihn dreimal (bzw. einmal) freilässt, der Adoptierende vor dem Gerichtsmagistrat behauptet, dass das Kind das seine sei, der Vater nicht widerspricht und der Magistrat den Menschen dem Adoptivvater zuteilt. In dem frühmittel­alterlichen Recht wird mit ähnlicher Ziel­setzung die →Affatomie bzw. das Speergedinge vorgenommen. Zu Beginn der Neuzeit wird die römischrechtliche Adoption in einge­schränkter Form an einzelnen Stellen aufgenommen (Freiburg im Breisgau 1520) und findet erst danach allgemein (entweder als adoptio plena d. h. volle Verwandtschaft oder als adoptio minus plena Erbberechtigung des Adoptierten nach dem Adoptierenden) Eingang in die ver­nunftrechtlichen Kodifikationen (CMBC 1756 I, 4, § 5; I, 5 § 12, ABGB 1811 §§ 181ff., Code civil Art. 343ff., Bad LR Art. 343ff.). Wie schon in dem römischen Recht, so sollte auch in dem Allgemeinen Landrecht (II 2 §§ 666ff. Preußens die Adoption vor allem Kinderlosen einen Erben verschaffen. In Deutschland wird sie 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch übernommen und 1976 neu gefasst, in Großbritannien 1926 eingeführt. Sie dient zunehmend der Kinderfürsorge und der Befriedigung ideeller Wünsche.

Lit.: Kaser § 60; Söllner §§ 8, 25; Hübner; Köbler, DRG 21, 268; Pappenheim, M., Über künstliche Ver­wandtschaft im germanischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Pitzorno, B., L’adozione privata, 1914; Eich­mann, E., Die Adoption des deutschen Königs durch den Papst, ZRG GA 37 (1916), 291; Kuhn, H., Phi­lologisches zur Adoption bei den Germanen, ZRG GA 56 (1947), 1; Wackernagel, W., Die rechtliche Stellung der Nachkommen des Adoptivkindes, Diss. jur. Basel 1953; Diederichsen, U., Wandlungen des Adop­tionsrechts, StAZ 1977, 301; Coing, H., Euro­päisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nicht­ehelichen-, des Adoptions- und des Ehe­scheidungs­rechts, 1986; Haibach, U., Familienrecht in der Rechts­sprache, 1991; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; Knütel, R., Zur Adoption im römischen Recht, (in) Familienrecht in Geschichte und Gegenwart, 1992, 3; Schoenenberger, M., Histoire du droit de l’adoption, (Diss. jur. Freiburg i. Ü.) 1995; Sturm, F., Die Auf­nahme der Adoption in den Code civil, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1305ff.; L’adoption dans le droit savant, hg. v. Roumy, F. u. a., 1998; Neukirchen, C. Die rechtshistorische Entwicklung der Adop­tion, 2004; Kurtz, D., Das Institut der Adoption im preußischen Allgemeinen Landrecht und im franzö­sischen Code civil, 2006; Wesener, G., Adoptio, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 699; Schott, C., Kindesannahme - Adoption - Wahlkindschaft, 2009; Warnecke, M., Zwangs-Adoptionen in der DDR, 2009

advocare, advocāre, arvocāre, lat., V.: nhd. herbeirufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, vocāre

advocatio, advocatio, advocātio, lat., F., Herbeirufen, Berufen, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, advocatus

advocatus, advocātus, lat., M., Herbeigerufener, Rechtsvertreter, Rechtsbeistand, Advokat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, →Advokat, (mlat.) →Vogt

Advokat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gegenadvokat, Kammeradvokat, Schadvokat?, Winkeladvokat, Zauberadvokat – nicht und in DW2 1392 - als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] advocatus) ist sachlich seit dem 5. Jahrhundert in der christlichen Kirche ein Funktionsträger. In dem 8. Jahrhundert schreibt die Kirche die Zuziehung solcher (lat.) advocati (M.Pl.) in weltlichen Streitigkeiten der Geistlichen vor. Bis 1340 wird ihr Aufgabenkreis durch päpstliche Dekrete näher bestimmt. Um 1340 bzw. an dem Ende des 14. Jahrhunderts (1392) findet das Wort als Fremdwort Eingang in das Deutsche. In dem Prozess verfasst der Advokat als Bera­ter und Vertreter einer Partei Klageschriften und andere Stellungnahmen und trägt sie in seinem Plädoyer vor Gericht mündlich vor. Mit der Rezeption übernimmt zeitweise (KGO 1421, RKGO 1495) der →Prokurator den Vortrag vor Gericht. In Preußen wird 1793 kurzfristig die Advokatur abgeschafft. 1877/1879 wird der Ausdruck Advokat durch die Reichsjustizgesetze in dem Deutschen Reich durch →Rechtsanwalt ersetzt.

Lit.: Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 56, 86, 117, 153; Fournier, P., Les officialités au Moyen Age, 1880; Hogan, J., Judicial Advocates and Procurators, 1941; Hermesdorf, B., Licht en schaduw in de advocatuur der Lage Landen, 1951; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur, 1993; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Officium advocati, hg. v. Mayali, L., 2000; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; 200 jaar orde van Advocaten te Antwerpen, hg. v. Bogaerts, P. u. a., 2012

aedes, aedēs, aedis, lat., F., Gemach, Zimmer, häuslicher Herd, Gotteshaus, Tempel, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx

aedilis, aedīlis, aidilis, lat., M., Ädil, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aedēs, →Ädil

Aegyptus, lat., M., Ägypter (M. Sg.), Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, Lw. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), s. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), M.=ON, Ägypten, aus dem Ägyptischen, abgeleitet von dem Gott Ptah

AEIOU ist die von dem der Buchstabenmagie zugetanen Kaiser Friedrich III. (1440-1493) von Habsburg schon seit 1437 verwendete Zeichenfolge, deren vielfältige lateinische und deutsche Erklärungen (beispielsweise [lat.] Austriae est imperare orbi universo, Alles Erdreich ist Österreich untertan, [lat.] Austria est inter omnes universa, Österreich ist unter allen das vielseitigste) erst später erscheinen.

aequitas, aequitās, lat., F.: nhd. Gleichheit, ebene Beschaffenheit, Gleichmaß, Ebenmaß, Gleichmut, Zufriedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aequus; Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Lit.: Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 52 (1932), 53; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009

Aequitas (F.) canonica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die aus den Umständen des Einzelfalls eine Abweichung von dem geltenden Recht begründende kano­nische Billigkeit. Auf Grund antiker Vorläufer (griech. epicheia, lat. supraiustitia) und kir­chenrechtlicher Sammlungen des 10. und 11. Jahrhunderts wird sie von Gratian (1140) verwendet. Ziel ist die praktische Verwirk­lichung des Ge­rech­tig­keits­ideals. Hauptsäch­lich dient die a. c. der Auslegung und Er­gänzung rechtlicher Regeln.

Lit.: Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Maitland, F., Equity, 1936; Hering, C., Die aequitas bei Gratian, (in) Studia Gratiana Bd. 2 1954, 96; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Caroni, P., „Aequitas“ romana, „misericordia“ patristica ed „epicheia“ aristotelica nella dottrina dell’ „aequitas canonica“, 1971; Equity in the World’s Legal Systems, hg. v. Newman, A., 1973; Maifeld, J., Die aequitas bei L. Neratius Priscus, 1991; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991, 39; Wesener, G., Aequitas naturalis, (in) Der Gerechtig­keits­anspruch des Rechts, 1996, 82

aequivalens, aequivalēns, mlat., M., entsprechender Wert, Ersatz, Äquivalent, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google bezeugt; vgl. lat. aequivalēre, V., gleichwertig sein (V.), an Bedeutung entsprechen; lat. aequus, Adj., gleich, eben, flach, glatt; Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?, s. Walde/Hofmann 1, 17; lat. valēre, V., bei Kräften sein (V.), kräftig sein (V.), stark sein (V.), Kraft haben, vermögen, gelten; idg. *u̯al-, V., stark sein, Pokorny 1111 (1936/12) (RB. idg. aus ital., kelt., germ., balt., slaw., toch.) →Äquivalent

aequus (1), aecus, aiquus, lat., Adj., gleich, eben, gerade (Adj.) (2), waagrecht, horizontal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?) eben, gleich, billig, ge­recht

aerarium, aerārium, lat., N., Schatzkammer, Staatskasse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. aes

aes, lat., N., Erz, Kupfer, Bronze; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; vgl. idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten, Pokorny 11, latein_a_z.docx, Google

aestimare, aestimāre, aestumāre, ēstimāre, lat., V., abschätzen, anschlagen, beurteilen; s. latein_a_z.docx, s. idg. *aistemos, M., der das Erz zerschneidet; vgl. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten

aestimatum, aestimātum (lat.? [N.]) Trödelvertrag, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google

Affatomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, [F.] „Indenschoßsetzung“) ist das förmliche Verfahren des altfränkischen Rechtes (fränkische Volksrechte, Kapi­tu­larien, Formeln) des Frühmittelalters, durch das Güter eines kinderlosen Erblassers in drei zeitlich ge­trennten Handlungen in dem Ding, in dem Haus des Verfügenden und in dem Königsding Dritten zugewendet werden können.

Lit.: Hübner; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 46, §§ 1-6, Tit. 105, § 1; Schmidt, R., Die Affatomie der lex Salica, 1891; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 162; Schmidt-Recla, A., Mancipatio familiae und Affatomie, (in) Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006, 461; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2011

affectio, lat., F., Einwirkung, Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. afficere

Affektion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1533 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuneigung, Liebhaberei

Affektionsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache– als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1533) Liebhaberwert

Lit.: Kindler, M., Vom Ursprung des Affektionsinteresses im römischen Recht und seiner Rezeption, 2012

afficere, adficere, lat., V., hinzutun, in Verbindung bringen, einwirken, Eindruck machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, facere

Afghane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt (M.), Bewohner Afghanistans, etymologisch nicht erklärt

Afghanistan (N.) Land der Afghanen

Lit.: Grötzbach, E., Kulturgeographischer Wandel in Nordost-Afghanistan seit dem 19. Jahrhundert, 1972; Buske, R., Kunduz. Ein Erlebnisbericht, 2015; Bellew, H. An Inquiry into the Ethnography of Afghanistan, 2021

Africa, Άfrica, lat., F., Afrika, Varro (116-27 v. Chr.), Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, s. Google

Άfricanus (Sextus Caecilius Africanus) ist der als Schüler des →Julian bekannte hochklassische römische Rechtskundige des 2. Jahrhunderts n. Chr. († 175?), von dem Epistulae (Briefe) und Quae­stiones (Untersuchungen) bezeugt sind (insgesamt 35 Spalten in Otto Lenels Palingenesie).

Lit.: Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Africani quaestiones. Studien zur Geschichte und Dogmatik des Privatrechts, hg. v. Harke, J., 2011

Afrika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Land der Punier?, Herkunft ungeklärt?) ist der zweitgrößte, südlich Europas gelegene Kontinent, dessen günstige klimatische Gegebenheiten die Entwicklung des modernen Menschen ermöglichen, dessen Nordrand schon dem römischen Reich an­gehört, dessen südliche Teile aber erst mit dem Beginn der Neuzeit in das europäische Gesichtsfeld treten und dann als Kolonien durch Portugal, England, Frankreich, Belgien und Deutschland in Besitz genommen werden, bis sie sich spätestens nach der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verhältnismäßig selbständigen Staaten befreien können.

Lit.: Davidson, B., Old Africa rediscovered, 1959; Davidson, B., Urzeit und Geschichte Afrikas, 1961; Strauch, H., Afrikas Weg zur Einheit, Diss. jur. Zürich (um 1965); Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168; Davidson, B., The Black Man’s Burden, 1992; Iliffe, J., Geschichte Afrikas, 2. A. 2003; Harding, L., Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, 1999, 2. A. 2010; Hazdra, P., Afri­kanisches Gewohnheitsrecht, 1999; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Afrika, hg. v. Grau, I. u. a., 2000; Das Afrika-Lexikon, hg. v. Mabe, J., 2001; Ansprenger, F., Geschichte Afrikas, 2002; Fage, J./Oliver, R., Kurze Geschichte Afrikas, 2002; Giliomee, H., The Afrikaners, 2003; Kleines Afrika-Lexikon, hg. v. Hofmeier, R. u. a., 2004; Marx, C., Geschichte Afrikas, 2004; Guérivière, J. de la, Die Entdeckung Afrikas, 2004; Koloniale und postkoloniale Konstruktionen von Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft in der deutschen Alltagskultur, hg. v. Bechhaus-Gerst, M. u. a., 2006; Schuerkens, U., Geschichte Afrikas, 2009; Schicho, W., Geschichte Afrikas, 2010; Harding, L., Das Königreich Benin, 2010; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2010; The Cambridge History of South Africa, Bd. 1f., hg. v. Hamilton, C. u. a., 2010f.; Wallace, M., History of Namibia, 2011; Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; 50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika, hg. v. Bierschenk, T. u. a., 2012; Brett, M., Approaching African History, 2013; Marx, C., Südafrika, 2012; Stamm, V., Schriftquellen zur westafrikanischen Geschichte, (in) HZ 298 (2013), 326 (sehr umfangreich, aber nur teilweise aufgefunden und kaum erschlossen); Brauner, C., Kompanien, Könige und cabocers – interkulturelle Diplomatie an Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert, 2015; Van der Linden, M., The acquisition of Africa (1870-1914), 2016; Jones, A., Afrika bis 1850, 2016; Kwame Nkrumah 1909-1972, hg. v. Lundt, B. u. a., 2016; Marx, C., Mugabe – ein afrikanischer Tyrann, 2017; Stamm, V., Die Ökonomie der Ackerbauer, Viehhalter und Fischer, 2018 (westafrikanische Savannenregion ca. 1000-ca. 1900); Welz, M., Afrika seit der Dekolonisation, 2020; Sprute, S., Weltzeit im Kolonialstaat, 2020 (Senegal); Mali und westlicher Sahel, hg. v. Heß, J. u. a., 2021

after (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 belegt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Präp.) hinter, nach, zurück, unter

Afterlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1346 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConst. VIII 76] in elf Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Bezeichnung für das von einem Lehnsmann in einem weiteren, von ihm begründeten Lehnsverhältnis an einen (Unter-)Lehnsmann (Aftervassallen) weitergegebene Lehen. In dem Gegensatz zu England und der Normandie ist in Deutschland und Frankreich der Empfänger des Afterlehens dem (Ober-)Lehnsherrn nicht zu Dienst und Treue verpflichtet.

Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969

agere, lat., V., treiben, betreiben, machen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ag̑-, *heg̑-, *hag̑-, *hog̑-, V., treiben, schwingen, bewegen, führen, s. latein_a_z.docx, s. Google

aggredi, aggredī, lat., V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, sich begeben, gr. μεταχειροῦν (metacheirun) Gl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, s. latein_a_z.docx, s. ad, gradī, s. Google

aggressio, adgressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, Cic. (81-43 v. Chr.), s. aggredī; s. latein_a_z.docx, s. Google

Aggression (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1728 bezeugt – 1728 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über aggressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. aggredī, V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Angriff

Lit.: Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019

Agnat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1496 bezeugt – 1496 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über agnātus, lat., M., nachgeborener Sohn, (um 450 v. Chr.) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Hinzugeborener) ist der über Männer verwandte Mensch. In dem römischen Recht sind adgnati (M.Pl.) alle freien Menschen, die in demselben Haus­verband (oder in manus) stehen oder noch ständen, wenn ihr gemeinsamer Stammvater noch lebte. In dem germanisch-deutschen Sprachbereich sind die Agnaten die Verwandten, die sich in rein männlicher Linie auf einen gemeinsamen Stammvater zurückführen lassen (→Schwert­magen). Der verschiedentlich behauptete Vor­rang des agnatischen Prinzips vor dem kognatischen Prinzip ist nicht sicher nachweisbar.

Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Schücking, W., Der Staat und die Agnaten, 1902; Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, ZGO 105 (1957), 1; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Schmitz, C., Grundformen der Verwandtschaft, 1964; Eckhardt, A., Fuldaer Vasallengeschlechter im Mittelalter – die von der Tann und ihre Agnaten, 1968; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechts, 1992

agnatus, agnātus, adnātus, lat., M.: nhd. nachgeborener Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. ad; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

agrar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1902 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie wohl schon während des 19. Jahrhunderts aus agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., (81-43 v. Chr.), vgl. lat. ager, M., Acker, Feld, Flur (F.), Grundstück, Stück, aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) Acker betreffend

agrarius, agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ager, s. Google

Agrarverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1829 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtliche) Grundordnung der landwirtschaftlich ge­nutzten Grundstücke einer Allgemeinheit. Die römische Agrrverfassung ist zunächst durch klein­bäuerliche naturale Hauswirtschaft gekenn­zeichnet, doch bewirkt die Entwicklung Roms zu einer Weltmacht den Übergang der römischen Kleinbauern in das Proletariat, während die Patrizier durch Sklaven Plantagenwirtschaft betreiben können. Die Agrarverfassung der Germanen ist umstritten. Eher un­wahrscheinlich ist die durch Berichte Caesars und Tacitus’ nahegelegte urkommunistische Agrarverfassung mit jährlicher Ackerverlosung. Vielmehr dürften Haus und umliegendes Ackerland oder Weideland nach erstmaliger Zuteilung bereits familienmäßig zuge­ordnet gewesen sein. Vielleicht als Folge der Landnahme in der Völkerwanderung und der Begegnung mit provinzialrömischen Zustän­den entsteht die →Grundherrschaft als überwiegende Form des Betriebs der →Landwirtschaft. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in dem Hochmittelalter werden Naturalabgaben der abhängigen bäuerlichen Hintersassen in Geldleistungen umgewandelt. Östlich von Elbe und Saale setzt sich vor allem seit der frühen Neuzeit die Gutsherr­schaft durch, die abhängige Bauern zu Tagelöhnern macht. An die Stelle von Ren­tengrund­herrschaft und Gutsherrschaft tritt nach der von der Aufklärung verursachten franzö­sischen Revolution von 1789 in dem 19. Jahrhundert (1807-1848) das →Eigentum des einzelnen (befreiten, aber zugleich neu belasteten) Bauern. In dem 20. Jahrhundert führt die politische, wirtschaftliche und technische Entwicklung zu der Zerschlagung des Großgrundeigentums einerseits und zu der Not­wendigkeit der Bildung größerer Wirt­schaftseinheiten (landwirtschaftliche Produk­tionsgenossenschaf­ten in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, Landpacht) andererseits. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Agrarverfassung von Maschinisierung, Industrialisierung, Europäi­sierung und Globalisierung geprägt, die das Ende des kleinbäuerlichen Familienbetriebs zu Gunsten größerer Bewirtschaftungseinheiten einleiten. Gleichwohl gilt noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Sonderrecht für das landwirtschaft­liche Grundeigentum.

Lit.: Köbler, DRG 133, 174; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; We­ber, M., Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik - Vorlesungen 1894-1899, hg. v. Aldenhoff-Hübinger, R., 2007; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolin­gerzeit, 2. A. 1921; Weber, M., Wirtschaftsge­schich­te, 1923; Kötzschke, R., Allgemeine Wirtschaftsge­schichte des Mittelalters, 1924; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. = Neudruck 1966; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsge­schichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Wege und Forschungen der Agrargeschichte (FS Günther Franz), hg. v. Haushofer, H. u. a., 1967; Groß, R., Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen, 1968; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, 1978f.; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehörden bei der Durchführung der preußischen Agrarreformen, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform und ländliche Gesellschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Achilles, W., Deutsche Agrargeschichte im Zeitalter der Reformen und der Industrialisierung, 1993; Corni, G. u. a., Blut und Boden, 1996; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Kluge, U., Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert, 2005; Agrarreformen und ethnodemographische Veränderungen - Süd­ost­eu­ro­pa vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Ge­gen­wart, hg. v. Krauss, K., 2008; Oberkrone, W., Ordnung und Autarkie, 2009; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., Bd. 1-3, 2016; Bracht, J./Pfister, U., Landpacht, Marktgesellschaft und agrarische Entwicklung – Fünf Adelsgüter zwischen Rhein und Weser, 2020

Agustín, Antonio (Saragossa 1516-Rom 1586) schafft nach Studien in Alcala, Salamanca, Padua und Bologna (Alciat) in dem päpstlichen Dienst die Grundlage für die geschichtliche Bearbeitung der Quellen des kirchlichen Rechtes.

Lit.: Bernal Palacios, A., Antonio Agustín y su „Recollecta in iure canonico“, (in) Revista española de derecho canonico 45 (1988), 487, s. Google

Ägypten (Wort aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht als Sitz der Seele des – Gottes - Ptah in einem Tempel in Memphis erklärbar, N., altägyptischer Landesname Kemet, Sb. schwarzes Land – des Nildeltas) ist das sich längs des unteren Niles erstreckende, überwiegend ziemlich trockene Gebiet Nordostafrikas, in dem seit dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. eine Hochkultur erkennbar ist, deren Rechtssätze trotz der guten Haltbarkeit des Schreibmaterials Papyrus nur wenig bekannt sind. 30 v. Chr. fällt Ägypten (nach mehr als 330 Königen oder Pharaonen aus 30 Dynastien) an die Römer, seit dem 7. Jh. wird es rasch von dem →Islam erfasst. Aus dem Erbe des osmanischen Reiches wird es 1882 von Großbritannien besetzt, zwischen 1922 und 1946 aber schrittweise verselbständigt.

Lit.: Grünau, W. v., Die staats- und völkerrechtliche Stellung Ägyptens, 1903, Neudruck 2013; Friedell, E., Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients, 1936, Neudruck 1998; Seidl, E., Einführung in die ägyptische Rechtsgeschichte, 2. A. 1951; Otto, E., Ägypten, 1953, 5. A. 1959; Seidl, E., Ägyptische Rechtsgeschichte 2. A. 1968; Goedicke, H., Die privaten Rechtsinschriften, 1970; Lurje, M., Studien zum altägyptischen Recht, 1971; Seidl, E., Rechtsgeschichte Ägyptens als römischer Provinz, 1973; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, Bd. 2 1978; Vercoutter, J., L´Egypte, Bd. 1 1992; Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches, 1994; Assmann, J., Ägypten, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Reclams Lexikon des alten Ägypten, hg. v. Shaw, I. u. a., 1998; Boochs, W., Altägyptisches Zivilrecht, 1998; Huß, W., Ägypten in hellenistischer Zeit, 2001; Clauss, M., Das alte Ägypten, 2001; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, hg. v. Rupprecht, H., Bd. 1 2002; Hölbl, G., Altägypten im römischen Reich, 2005; Capponi, L., Augustan Egypt, 2005; Langner, U., Forschungsarbeiten zur frühen Kultur der Menschheit, 2007; Bingen, J., Hellenistic Egypt, 2007; Ägypten unter fremden Herrschern, hg. v. Pfeiffer, S., 2007; Hornung, E., Einführung in die Ägyptologie, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Lippert, S., Einführung in die altägyptische Rechtsgeschichte, 2008; Booth, C., Das alte Ägypten, 2009; Cities and Urbanism in Ancient Egypt, hg. v. Bietak, M. u. a., 2010; Kubisch, S. u. a., Kleopatra, 2011; Clauss, M., Der Pharao, 2011; Rupprecht, H., Recht und Rechtsleben im ptolemäischen und römischen Ägypten, 2011; Huß, W., Die Verwaltung des ptolemäischen Reichs, 2011; Monson, A., From the Ptolemies to the Romans, 2012; Huß, W., Die Wirtschaft Ägyptens in hellenistischer Zeit, 2012; The Oxford Handbook of Roman Egypt, hg. v. Riggs, C., 2012; Wilkinson, T., Aufstieg und Fall des Alten Ägypten, 2012; Bauschtz, J., Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt, 2013; Jin, S., Richten und Schlichten, 2014; History and Society during the Mamluk Period (1250-1517), hg. v. Conerman, S., 2014; Beckh, T. u. a., Die Entdeckung Ägyptens, 2014; Pink, J., Geschichte Ägyptens, 2014; Cline, E., 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation, 2015; Pharao – Leben im alten Ägypten, hg. v. Tietze, C., 2017; Blumenthal, V., Das ägyptische Alte Reich – Diskussionen zur „Ereignisgeschichte“ der 3. bis 6. Dynastie, 2019; Nagel, S., Isis im römischen Reich, 2019; Raue, D., Reise zum Ursprung der Welt – Die Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis, 2020; Laatsch, K., Häuser für die Ewigkeit – Gräber und Mythologie im alten Ägypten, 2020; REinard, P., Geschichte auf Scherben – Das Leben in der östlichen Wüste Ägyptens, 2020

Ahne, Ahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210/1220 [Wolfram von Eschenb., Willehalm 157, 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F.) Großvater, Großmutter, Vorfahre

Ahnengrab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grab von Vorfahren

Lit.: Meier, J., Ahnengrab und Brautstein, 1944; Meier, J., Ahnengrab und Rechtsstein, 1950

Ahnenprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1712 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schreuer, Stiftsm. 67] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der bei Fehlen schriftlicher Quellen durch Schwur sachlich von dem 12. bis 19. Jahrhundert erbringbare Nachweis (Probe) der (adeligen) Abkunft eines Menschen von (adeligen) Vorfahren zwecks Teilhabe an Vorrechten des Adels.

Lit.: Langer, C., Die Ahnen- und Adelsprobe, 1862; Klocke, F. v., Westdeutsche Ahnenproben, 1940; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003, 139ff.

Ahrweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Krahforst, P., Stadtverfassung und Gerichtswesen im mittelalterlichen Ahrweiler, Diss. jur. Bonn 1962; Inventar des Archivs der Stadt Ahrweiler 1228-1795, bearb. v. Zimmer, T., 1965

Akademie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – ausgenommen Gänseakademie, Gewerbeakademie, Kunstakademie, Ritterakademie, Seeakademie, Singakademie, Sprachakademie, Volksakademie, Zechakademie, Zeichenakademie?, Zeichnungsakademie – nicht, aber in DW2 1541 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Acadēmīa, lat., F., Akademie, [81-43 v. Chr.], gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion an dem Kephissos nordwestlich von Athen, in dem Plato lehrte, und damit das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei dem Hain des griechischen Helden Akademos in Athen von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) gegründete, griechische, 529 n. Chr. von dem oströmischen Kaiser Justinian verbotene Philosophen­schule, deren Grundgedanke 1454 in Italien (Terranuova/Florenz) wieder­belebt wird. Seitdem versammeln sich nach dem Kooptationsprinzip bedeutende univer­sitäre Gelehrte in außeruniversitären Aka­demien (Accademia dei Lincei 1603, Accademia del Cimento 1657, Leopoldina Schweinfurt 1652) vor allem zwecks vielach verdeckter gegenseitiger Förderung unter Ausschluss Dritter dienender Netzwerkbildung. Der entscheidende Anteil an der Entwicklung der modernen Welt kann aber eher den Uni­ver­sitäten (beispielsweise Halle 1694, Göttingen 1737, Berlin 1810) als den Akademien (Preußen 1700, Österreich 1847) als Wis­senschafts­netzwerken zugesprochen wer­den.

Lit.: Electoralis academiae scientiarum Boicae primordia, Briefe aus der Gründungszeit, 1959; Lepper, H., Die Einheit der Wissenschaften, 1987; Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, hg. v. Kocka, J., 1999; Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914-1945, hg. v. Fischer, W., 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Hammerstein, N., Innovation und Tradition, (in) HZ 278 (2004), 591; Kopetz, H., Die österreichische Akademie der Wissenschaften, 2006; Die Gründung der Leopoldina, hg. v. Toellner, R. u. a., 2008; Bolewski, H., Die Idee der Akademie, hg. v. Bolewski, M., 2009; Denker, Forscher und Entdecker, hg. v. Willoweit, D., 2009 (22 Lebensbilder); Joos, K., Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700, 2012

Akademie für deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 26. Juni 1933 auf Einladung des Staats­ministers Hans Frank in dem Justizministerium Bayerns von Wilhelm Kisch, Otto von Zwie­dineck-Südenhorst, Wilhelm Heuber, August von Finck, Wilhelm Arendts, Wilhelm Kißkalt, Karl Lasch und Hans Frank vorbereitete, durch bayerisches Gesetz von dem 22. September 1933 als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannte außer­universitäre wissenschaft­liche Einrich­tung der nationalsozialis­tischen Zeit (1933-1945) zu der weltanschaulichen Umgestaltung des Rechtes (mit anfangs 95 Mitgliedern). Die Akademie für deutsches Recht wird mit ver­schiedenen Gesetzesvorhaben befasst (u. a. Volks­gesetzbuch). Ihr wissenschaft­licher Er­trag bleibt vor allem aus zeitlichen Gründen wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs notwendigerweise eher gering. Mitglieder sind (nach Pichinot) Albert, Anders, Arendts Carl, Arendts Wilhelm, Becker, Belitz, Berck­emeyer, Bertram, Bilfinger, Bilke, Blomberg, Böhringer, Bohne, Bormann, Bosch, Bouhler, Brand, Brandt, Braunmühl, Breska, Bruns, Buch, Buchner, Bühler, Bürckel, Bumke, Bussmann, Buttmann, Buzengeiger, Calker, Correll, Dahm, Darré, Denzler, Dersch, Dierig, Dietrich, Ditten, Dorpmüller, Droege, Duisberg, Ebbecke, Eckhardt, Emge, Engert, Epp, Eschstruth, Exner, Fabian, Feder, Feise, Fiehler, Finck, Firle, Fischer, Flick, Florian, Forster, Freisler Oswald, Freisler Roland, Freytagh-Loringhoven, Frick, Fritzsche, Frowein, Frundt, Gaertner, Gaus, Geffroy, Geldmacher, Gelpcke, Gerdes, Gleispach, Glück, Goebbels, Goerdeler, Göring, Goltz, Gonella, Gottl-Ottilienfeld, Grau, Grauert, Grimm, Grohé, Gürtner, Haushofer, Heckel, Hedemann, Helfferich, Hellmuth, Henkel, Herle, Heß, Heuber, Heymann, Hierl, Hildebrandt, Hilgard, Hilland, Himmler, Huber, Hueck, Huecking, Hühnlein, Jessen, Jordan, Jung, Kaufmann, Keppler, Kerrl, Kilpper, Kisch, Kißkalt, Klagges, Klausing, Klauer, Kleiner, Kleinmann, Klitzsch, Kluge, Koch, Koellreutter, Kohlrausch, Krämer, Krohn, Krupp von Bohlen und Halbach, Kyser, Lammers Clemens, Lammers Hans-Heinrich, Lange Heinrich, Lange Karl, Lechner, Lehmann, Lehnich, Lent, Lenz, Ley, Linde, Linz, Lippert, Lohse, Luetgebrune, Lüer, Lutze, Madaus, Mansfeld, Meerwald, Meißner, Menge, Merck, Meyer Alfred, Meyer Herbert, Meyer Karl, Mezger, Mikorey, Minoux, Mitteis, Mönckmeier, Mößmer, Moritz, Müller-Erzbach, Mutsch­mann, Nagler, Neef, Neubert, Neurath, Nicolai, Niemczyk, Nipperdey, Noack, Noell, Noetzel, Oberlindober, Oboussier, Oertel, Oetker, Olscher, Opel, Oppikofer, Palandt, Papen, Pfundtner, Poensgen, Popitz, Popp, Pschorr, Racke, Ranz, Reemtsma, Reinhardt, Reinhart, Reusch, Ribbentrop, Rienhardt, Röhm, Rohde, Römer, Rößner, Roselius, Rosenberg, Rothenberger, Röver, Rühle, Rust, Sack, Sahm, San Nicolo, Sauckel, Saure, Schacht, Schaeffer, Schaffstein, Scheurl-Defersdorf, Schieck, Schippert, Schirach, Schlegel, Schlegelberger Franz, Schlegelberger Paul, Schmidt, Schmitt Carl, Schmitt Kurt, Schmitz, Schnauß, Schoetensack, Schraut, Schreyer, Schröder, Schroer, Schüßler, Schuhmann, Schultze, Schwarz F. X., Schwarz Otto, Schwarz, Schwede, Schwerin, Schwerin von Krosigk, Selchow, Seldte, Sellier, Sibeth, Siebert Ludwig, Siebert Wolfgang, Siemens, Simon Gustav, Simon H. A., Simons, Singer, Specht, Spiethoff, Sprenger, Springorum, Stauß, Steinaecker, Steyrer, Stock, Stoll, Stolleis, Streicher, Stuckart, Stutz, Teichler, Telschow, Terboven, Tewaag, Thierack, Thyssen, Tiemessen, Tischbein, Todt, Töwe, Tribius, Ullrich Arthur, Ullrich Hans, Ulrich, Vögler, Volkmar, Wagner Adolf, Wagner Josef, Wagner Robert, Wahl, Waldeck und Pyrmont, Waldmann, Walz, Weidemann, Wein, Weinrich, Weiß, Wirth, Witte, Wolpers, Wolff, Würdinger, Wüstendörfer, Zangen, Zarnack, Zwiedineck-Südenhorst, als kor­respondierende Mitglieder u. a. Fehr, als Ausschußvorsitzende u. a. Dersch, Kunkel, Felgentraeger, Schmidt-Rimpler, Lehnich, Ulmer, Blomeyer, Wieacker, Scheuner, in Arbeitsgemeinschaften u. a. Lang, Predöhl, Boesler, Moeller, Schmölders, Gerhardt, Helander, Beckenrath, Brink­mann und Lam­pe.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Pichinot, H., Die Akademie für deutsches Recht, 1981; Akademie für Deutsches Recht, 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse, hg. v. Schubert, W., Bd. 1ff. 1986ff.; Anderson, D., The Academy for German Law 1933-1944, 1987; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss, 1997; Schubert, W., Weitere Nachträge (1934-1939) – Ausschüsse für Rechtsphilosophie, für die Überprüfung der rechtswissenschaftlichen Studienordnung und für Seeversicherungsrecht, 2019

akademisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in der Zusammensetzung unakademisch und in DW2 um 1000 bzw. vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Akademie oder Universität betreffend (beispielsweise vielfältige, eigenständige akademische Gerichtsbarkeit der Universität über Pro­fes­soren, Studenten, Angehöri­ge, Bedien­stete hinsichtlich Disziplin, Privatrecht und Strafrecht von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert bzw. § 15 Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/1879, oder akademische Freiheit oder akademischer Grad wie lat. [M.] baccalarius, [M.] licentiatus [M.] magister, [M.] doctor)

Lit.: Pieper, J., Was heißt akademisch?, 1952, 2. A. 1864; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit – die sog. „Demagogenverfolgung“, 1979 (Kiel); Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987 (Marburg); Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Freiheit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Akademische Gerichtsbarkeit, 2002; Bubach, B., Richten, Strafen und Vertragen – Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert, 2004

Akklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 1531 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google aber doch belegt sowie in Bestandteilen über acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. acclāmāre, V., zurufen, zuschreien, zujauchzen und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuruf, Zustimmung, Wahl

Akkreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Anwachsung

Akkusation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbnuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift [Cic. 81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anklage

Akkusationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich durch Akku­sation (Anklage) seitens eines (privaten) Anklägers begründete, seit dem 4. Jahrhundert (Konstantin) aus dem römischen Recht in das kirchliche Recht (6./7. Jahrhundert) übernommene Prozess. Er erfordert eine (Klage bzw.) →Anklage (lat. [F.] accusatio). Kenn­zeichnend sind die dem Ankla­geschriftsatz beizufügende Verpflich­tung des Anklägers zu dem→Talion für den Fall der Falschanklage und der →Kalum­nieneid. Der Strafprozess des Hochmittelalters ist Akkusationsprozess. Die Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichts­ordnung Kaiser Karls V.) von 1532 behandelt den Akkusationsprozess in Art. 6 noch, doch hat er bereits zu dieser Zeit keine wirkliche Bedeutung mehr. Ein Gegensatz zu dem Akkusationsprozess ist der →Inquisitionsprozess. Seit dem 19. Jahrhundert (1848) ist öffentlicher Ankläger der Staats­anwalt. Der Zivilprozess erfordert stets eine Klage einer Partei. →Anklagepro­zess

Lit.: Köbler, DRG 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; Herde, P., Audientia litte­rarum contradictarum, Bd. 1 1970; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Jerouschek, G., Ne crimina remaneant impunita, ZRG KA 120(2003), 323ff.

Aksum (in dem Norden Äthiopiens)

Lit.: Breyer, F., Das Königreich Aksum – Geschichte und Archäologie Abessiniens in der Spätantike, 2012, s. Google

Akten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Tranksteuerakten, Verwaltungsakten – nicht und in DW2 ab 1423 bezeugt – 1423 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Akte als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Und in Googledoch belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Singular Akte F.) Bezeichnung der Gesamtheit der in Gericht und Verwaltung in einer einzelnen Ange­legenheit entstehenden Schriftstücke. Solche Akten kennt sachlich schon die Antike (59 v. Chr. [lat. N. Pl.] acta senatus). Nach dem frühmittel­alterlichen Rückgang des Schriftwesens wer­den sie erst in dem 14. Jahrhundert wieder bedeutsamer.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 3, 5, 105, 145; Neuss, E., Aktenkunde der Wirtschaft, 1954; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit, Archival. Z. 53 (1957), 11; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart, 1961; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichs­kammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Prozessakten als Quellen, hg. v. Baumann, A. u. a., 2001; Zala, S., Geschichte unter der Schere politischer Zensur, 2001; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Hochedlinger, M., Aktenkunde, 2009; Zwischen Aufarbeitung und Geheimhaltung – Justiz- und Behördenakten in der Zeitgeschichtsforschung, hg. v. Deiseroth, D. u. a., 2021

Aktenversendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. transmissio [F.] actorum) ist sachlich die in Mitteleuropa in der frühen Neuzeit ver­breitete Übung der Gerichte, in einem anhängigen Verfahren (auf Antrag oder von Amts wegen) die Akten mit der Bitte um ein(en) Urteil(svorschlag) an eine rechts­kundige Stelle zu versenden, um danach die Antwort als eigenes Urteil zu verkünden. Sie baut auf dem mittelalterlichen →Oberhof auf, bezieht aber nach itali­enischem Vorbild Juristen und deren →Fakultäten immer stärker ein (vgl. Art. 219 CCC). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts schränken staatliche Gesetze die Aktenversendung ein (Preußen 1746, Bayern 1753) oder verbieten sie später (Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck). Mit den Reichsjustizgesetzen der Jahre 1877/1879 (§ 16 GVG) endet die der Unmittelbarkeit des Richters widersprechende Aktenversendung in dem Deutschen Reich, doch lebt sie in den Vorabentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs/Gerichtshofs der Europäischen Union in europarechtlichen Zweifelsfragen in europarechtlicher Gestalt wieder auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 155, 201; Bülow, O., Das Ende des Aktenversendungsrechts, 1881; Löning, G., Spätes Lob der Aktenversendung, ZRG GA 63 (1943), 333; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1962; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Knecht, B., Rat als Rechtmäßigkeitsmerkmal, 2015 (Diss. jur. München)

Aktenwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1850 bezeugt und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Akten

Aktie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen in Zusammensetzungen - nicht und in DW2 1472 bezeugt – 1472 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 als action [CartEstapleBruges I 642] über das Niederländische mittelbar aus (actio bzw.) āctio, lat. F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen und damit aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist vor allem der Anteil des einzelnen Aktionärs an der →Aktien­gesellschaft. In dem 15. Jahrhundert ist Aktie in Amsterdam und Brügge der klagbare Anspruch und das den klagbaren Anspruch verbriefende Papier, in Zeugnissen von 1606/1607 (niederländisch-ostindische Han­delscompagnie, VOC) vielleicht der Anspruch auf Dividende (aus dem Anteilsschein des Kapitalgebers) und in dem Code de commerce Frankreichs von 1807 ein Teil des Kapitals einer Handelsgesellschaft.

Lit.: North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aktiengesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1828 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ge­sellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), die ein in Aktien zer­legtes Grundkapital hat und für deren Verbindlichkeiten den Gläubigern (nur) das (gesamte) Gesellschaftsvermögen (unbe­schränkt) haftet (nicht dasgegen auch der Gesellschafter oder Aktionär mit seinem von der Aktie verschiedenen sonstigen Ver­mögen). Auf der Grundlage erster Durch­brechungen des Grundsatzes der persönlichen Haftung des handelnden Kaufmanns infolge des wachsenden Kapitalbedarfs in Bergbau und Fernhandel in dem 15. Jahrhundert entsteht (auf römischen Grundlagen) nach Vorläufern (Genua 1407 St. Georgsbank) die Aktiengesellschaft aus den Bedürfnissen der Beschaffung umfangreichen Kapitals und der Streuung großen Risikos durch Piraten und Unwetter in dem Kolonialhandel über die Weltmeere an dem Beginn des 17. Jahrhunderts (English East India Company 1600 zunächst als Rahmen für auf einzelne Unternehmungen beschränkte terminated stock companies, Vereinigte [Niederl­ändische] ostindische Handelscom­pagnie VOC 20. 3. 1602, Schwe­den 1615, Dänemark 1616, Branden­burgisch-Ostin­di­sche Com­pagnie 1651, Nieder­lande Öster­reichs 1719). Sie wird mehr und mehr als Zusam­menschluss mit eigenem Vermögen angesehen. Sie beruht zunächst auf einem einzelnen Privileg (Oktroisystem). Gesetz­lich wird die Aktiengesellschaft in dem französischen Code de commerce (1807, 14 Artikel, „anonyme Gesellschaft“), (in dem Eisenbahngesetz Preußens von 1838,) in dem Gesetz über die Aktien­gesellschaften für die königlich preußischen Staaten von dem 9. November 1843 (Konzession als Verwaltungsakt auf der Grundlage eines Ge­s­etzes [Konzes­sionssystem], Vorstand und Ge­neralver­sammlung, Verwaltungsrats­mo­dell) und in dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetz­buch (1861, Kombinations­mo­­dell aus Aufsichtsrat und Verwaltungs­rat, Kon­zessionssys­tem 1870 durch System der Normativbestimmungen mit Anspruch auf Erteilung der Konzession bei Vorliegen der gesetzlichen Voraus­setzungen ersetzt), danach in Deutschland (nach zwei Notverordnungen von 1930 und 1931) 1937 in einem eigenen, 1938 auf Österreich erstreckten, 1945 geringfügig entnazifizierten, 1965 und 1994 novellierten Aktiengesetz (ab 1931 Ab­schluss­prüfermodell, 1937 Aufsichts­rat als [nachträgliches] Kon­trollor­gan, 1998 ex-ante-Überwachung) gere­gelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 167, 217, 242, 272; Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten vom 9. November 1843, hg. v. Baums, T., 1981; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895; Cohn, G., Die Aktiengesellschaft, Bd. 1 1921; http://www.­koeblergerhard.de/Fontes/Aktiengesetz1937.pdf; Schu­macher, H., Die Entwickelung der inneren Organisation der Aktien­gesellschaft, 1937; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des sociétés de commerce en France, 1938; Bösselmann, K., Die Entwicklung des deutschen Aktien­wesens, 1939; Rauch, K., Die Aktienvereine in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, ZRG GA 69 (1952), 238; Reich, N., Die Entwicklung des deutschen Aktienrechts, Ius commune 2 (1969), 239; Gmür, R., Die Emder Handelscompagnien, (in) FS H. Westermann 1974, 167; Großfeld, B., Die rechts­politische Bedeutung der Aktiengesellschaft im 19. Jahrhundert, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v., Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 236ff.; Baums-Stammberger, B., Der Ver­such einer Aktiengesetzgebung in Sachsen 1836/37, 1989; Landwehr, G., Die Organisationsstruktur der Aktienunternehmen, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, 1982, 251; Land­wehr, G., Die Verfassung der Aktiengesellschaft, ZRG GA 99 (1982), 1; 100 Jahre modernes Aktienrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1984; Schubert, W., Die Entwürfe der Weimarer Republik zur Reform des Aktienrechts, ZRG GA 103 (1986), 140; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 1 Ausschuss für Aktienrecht, hg. v. Schubert, W., 1986; Die Aktienrechtsreform am Ende der Weimarer Republik. Die Protokolle der Verhandlungen im Aktienrechtsausschuss des vorläufigen Reichswirt­schaftsrats, hg. v. Schubert, W. u. a., 1987; Gaastra, F., De geschiedenis van de VOC, 1991; Nörr, K., Zur Entwicklung des Aktien- und Konzernrechts, ZHR 150 (1986), 155; Frey, M., Die spanische Aktien­gesellschaft, 1999; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000 (East-India-Company, VOC, Seehandlung Preußens); Bahrenfuss, D., Die Entstehung des Aktiengesetzes von 1965, 2001; Kalss, S./Burger, C./Eckert, G., Die Entwicklung des österreichischen Aktienrechts. Geschichte und Materialien, 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungs­voraussetzungen, 2005; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Thiäner, F., Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Abschlussprüfern, 2007; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Velte, P., Das aktienrechtliche Verwaltungs- und Aufsichtsrats­mo­dell, ZRG GA 127 (2010), 188; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fleckner, A. Antike Kapitalvereinigungen - ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft, 2010; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Sicken, B., Privates Kapital für öffentliche Aufgaben, (in) HZ 302 (2016), 645

Aktiengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1878 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie bzw. Aktiengesellschaft betreffende Gesetz (beispielsweise Deutsches Reich 1937).

Lit. Quellen zum Aktiengesetz vom 18. Juli 1884, hg. v. Schubert, W., 2017

Aktienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie (und die →Aktiengesellschaft) betreffende Recht.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Borgers, T., Das Oberappellationsgericht zu Lübeck und seine Rechtsprechung zum Aktienrecht, 2012; Christian, K., Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840-1870, 2015; Sauter, M., Die Ausprägung des Gläubigerschutzes in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, 2017

Aktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Gruppenaktion, Hauptaktion, Staatsaktion, Stützungsaktion - nicht und in DW2 1474 bezeugt – 1474 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handlung, Tätigkeit

Aktionär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1750 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gesellschafter der Aktiengesellschaft.

Lit.: Lutter, M., Der Aktionär in der Marktwirtschaft, 1973; Der Staat als Aktionär, hg. v. Kalss, S., 2018

Aktionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf die (lat. [F.]) actio (beispielsweise in dem römischen Recht die Rechtsschutzverheißung in dem edictum perpe­tuum) als Klaganspruch ausgerichtete Rechts­system, das den Sachverhalt nicht unter einen Tatbestand subsumiert, sondern auf seine verfahrensmäßige Klagbarkeit untersucht. Bernhard Windscheid (1817-1892) trennt den materiellen Anspruch von der verfahrensrechtlichen (lat.) actio (Die actio des römischen Civilrechts vom Standpuncte des heutigen Rechts, 1856). Mit der allmählichen allgemeinen Durchsetzung dieser Vorstellung endet in dem deutschen Recht das in dem Zuge der Rezeption aus dem römischen Recht aufgenommene Aktionensystem.

Lit.: Kehrberger, R., Die Materialisierung des Zivilprozessrechts, 2019

aktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen unaktiv - nicht und in DW2 1541 bezeugt – 1541 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über āctīvus, lat., Adj., tätig, aktiv, wirksam, tunlich, [um 35-95/96 n. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tätig, handelnd

Aktivlegitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1837 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Klagebefugnis

Akzept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1699 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Annahme, Annahmeerklärung, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403)

Akzeptation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Annahme, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403) ist in einer Bedeutung die meist durch den König oder Landesherrn verfügte, durch Überleitungsgesetz umge­setzte weltliche Anerkennung (Trans­formation) kirchlichen Rechtes in dem Spätmittelalter (beispielsweise Pragmatische Sanktion von Bourges 1438, Mainzer Akzeptation 1439).

Lit.: Hürten, H., Die Mainzer Akzeptation, 1955; Rücker, N., Die Rechtsnatur der Mainzer Akzeptation, 1965

akzeptieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1403 bezeugt – 1403 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.); vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) annehmen

Akzessorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abhängigkeit eines rechtlichen Umstands von einem anderen, zu accessor, lat., M., Hinzutretender, accedere, lat., V., hinzutreten

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

akzessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1799 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinzutretend, →accessorius, mlat., Adj. hinzukommend, zusätzlich

Akzise (Wort in Grimm Deutsches Rechtswörterbuch1 nicht und in DW2 1262 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [OstfriesUB. I 719] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu accidere, lat. [V.] auferlegen, cisa, lat. [F.] Einschnitt [auf dem Kerbholz]) ist die in dem 11. Jahrhundert in Spanien (1001) und Venedig, in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (Köln 1206, Stendal 1314 Bierziese) bezeugte, ursprünglich städtische, meist an dem Stadttor erhobene →Verbrauch­steuer (auf beispielsweise Wein, Bier, ausgedehnt auf Salz, Getreide, Fleisch). In den zusätzliche Einkünfte besonders benötigenden Ländern wird die auf die reine Warenbewegung abstellende Akzise nach niederländischem Vorbild in dem 17. Jahrhundert bedeutsam (Württemberg 1633/1638, Sachsen 1641/1682, Brandenburg 1641, Kurpfalz 1699), deren Einführung die Landstände noch bewilligen. In dem 19. Jahrhundert tritt die Akzise gegenüber der Einkommensteuer zurück (abgeschafft in Bayern 1808, in Preußen 1820 [dafür Mahlsteuer und Schlachtsteuer], in Sachsen 1834), wird aber in der Form der über den Verbrauch hinaus alle Bereiche des Warenumsatzes erfassenden Umsatzsteuer (oder später der auf den jeweils erzielten Mehrwert beschränkten Mehrwertsteuer) in dem 20. Jahrhundert (1916 bzw. 1918) wiederbelebt.

Lit.: Köbler, DRG 113; Der Akzisenstreit – Schriften zur finanztheoretischen Kontroverse deutscher Frühkameralisten – Nachdruck von Flugschriften 1685-1719), hg. v. Blesgen, D. u. a., 2006; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen des Mittelalters, 1897; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020

Alarich II. König der Westgoten (484-507), s. Google, Breviarium (lat. {N.) Alarici (Kurzfassung Alarichs, Lex [F.] Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten)

Albanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der südosteuropäische, nördlich Griechenlands an der Adria gelegene Staat mit einer Fläche von 28748 qkm und rund 3,1 Millionen überwiegend muslimischer, daneben auch orthodoxer und katholischer Einwohner (Skipetaren oder Albaner), deren seit dem 15. Jahrhundert schriftlich bezeugte Sprache zu dem besonderen albanischen Zweig der indo­germanischen Sprachenfamilie zählt. Das von Menschen streitiger Herkunft bewohnte Gebiet wird in dem 1. Jahrtausend v. Chr. griechisch beeinflusst und gerät 168 v. Chr. unter römische Herrschaft, unter der es 395 n. Chr. Ostrom zugeteilt wird. An dem Ende des Mittel­alters (1466) wird das von 1392 bis 1479 Venedig unterstehende Albanien von den Osmanen erobert. An dem 28. 11. 1912 erklärt sich Albanien für unab­hängig, 1928 zu einem von 1939 bis September 1943 in Personalunion mit Italien ver­bundenen Königreich. An dem 11. 1. 1946 ent­steht die Volks­republik Albanien, die sich zu­nehmend abschließt. In dem Dezember 1990 endet die kommunistische Einparteien­herrschaft. Seit freien Wahlen von dem März 1991 bemüht sich Albanien um eine Öffnung. Das albanische Recht ist dementsprechend in dem Wandel der Zeiten griechisch, römisch, osmanisch (Geltung der →Megelle [1869-1876] bis 1928), westlich, sozialistisch und demokratisch geprägt. Das mehrheitlich von Albanern bewohnte kleine Gebiet Kosovo kann sich 2008 mit eigentlich kaum zu erwartender internationaler Hilfe von Serbien zu einem eigenen Staat verselbständigen.

Lit.: Frasheri, K., The History of Albania, 1964; Skendi, S., The Albanian National Awakening, 1967; Ruß, W., Der Entwicklungsweg Albaniens, 1979; Lendvai, P., Das einsame Albanien, 1985; Albanien im Umbruch, hg. v. Altmann, F., 1990; Albanien, hg. v. Neuwirth, H. u. a., 1995; Mustafaj, B., Albanien, 1997; Kohl-Libal, C. v., Albanien, 1998; Schmitt, O., Das venezianische Albanien, 2001; Kohl, C. v., Albanien, 2. A. 2003; Albanien, hg. v. Jordan, P. u. a., 2003; Schubert, P., Albanische Identitätssuche, 2005; Köbler, G., Rechtsalbanisch, 2008 (Internet); Ordolli, S., Histoire constitutionelle de l’Albanie, 2008; Albanische Geschichte, hg. v. Schmitt, O., 2009; Löhr, H., Die Gründung Albaniens, 2010; Schmitt, O., Die Albaner, 2012; Morscher, L., Albanien 2013; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1 (Rumänien, Bulgarien, Greichenland), hg. v. Stolleis, M., 2015, Bd. 2 (Bosnien, Serbien, Albanien) hg. v. Simon, T., 2017; Dornfeldt, M. u. a., Kontinuitäten und Brüche – Albanien und die deutschen Staaten 1912-2019, 2019

Albericus (de porta Ravennate) ist ein zwischen 1165 und 1194 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen zu dem Codex, Summula de testibus, Sümmchen von Zeugen). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 200

Albericus de Rosate ist ein in Rosciate bei Bergamo aus vornehmer Familie um 1290 geborener, in Padua ausgebildeter, praktisch tätiger, in dem September 1360 verstorbener Jurist (Kom­mentare zu Codex und Digesten, alphabetum bzw. dictionarium utriusque iuris, Wörterbuch beider Rechte, opus statutorum, Werk der Statuten, kleinere Schriften). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 665; Albericus de Rosate, Dictionarium, per Decianum, F., 1581, Neudruck 2008 (372 Blätter)

Albertiner →Wettin, s. Google

Albertus Gandinus s. Gandinus, Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311), s. Google

Albigenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Albi in Südfrankreich benannte Angehörige einer religiös-sozialen Bewegung des Mittelalters.

Lit.: La Croisade albigeoise, hg. v. Roquebert, M., 2004

Albrecht, Wilhelm Eduard (Elbing 4. 3. 1800-Leipzig 22. 5. 1876 [kinderlos]) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Königs­berg und Göttingen und der Promotion (1822) und Habilitation (1824) in Königsberg 1829 Professor für deutsches Recht mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung der Methode des juristischen Denkens. 1830 wird er Nachfolger seines Lehrers Karl Friedrich Eichhorn in Göttingen, wo er in einer Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515 den Staat als juristische Person erklärt und 1837 (als einer der Göttinger Sieben) entlassen wird. Ab 1838 wirkt er in Leipzig (1840 ordentlicher Professor), ist Vertreter Oldenburgs, Schwarz­burgs und Anhalts in dem Bundestag des Deut­schen Bundes, nimmt für Harburg an der deutschen Nationalversammlung von 1848 teil, wird 1850 Opfer eines Verfassungskonflikts in Sachsen und 1869 Mitglied der Ersten Kammer Sachsens. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AlbrechtWi­lhelmEduard-DieGewerealsGrundlagedesaelterendeut­schenSachenrechts1828.pdf ; Albrecht, W., Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts, 1828; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1935; Borsdorff, A., W. E. Albrecht, 1993; Schnapp, F., Wilhelm Eduard Albrecht, (in) NJW 1998, 1541

Alcalá (arab. „Burg“) de Henares ist die an dem Fluss Henares östlich Madrids in Spanien gelegene Stadt, die als Complutum auf römische Grundlagen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgeht und 1118 den Mauren wieder abgewonnen wird. 1348 wird dort durch die Cortes ein bedeutendes Rechtsbuch verkündet. Vermutlich wird 1547 in der Stadt Miguel de Cervantes geboren. 1498/1499/1508 wird eine 1836 nach Madrid verlegte, seit 1970 als Universität Complutense Madrid bezeichnete Universität gegründet. S. Google

Alciat, Andreas (Alzate bei Como 1492-Pavia 1550), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (Latein, Griechisch, 1507 Rechts­wissenschaft) in Pavia und Bologna (, 1516 Promotion Universität Ferrara, Advokat Mailand,) 1518 nach Avignon berufen, (1522 Advokat Mailand, 1527 an die Universität Avignon zurückgekehrt,) und 1529 nach Bourges sowie 1533 nach Pavia berufen, (1541-1546 Ferrara). Er begründet mit Budé und Zasius die von dem →Humanismus geprägte Rechtswissenschaft ([lat.] Paradoxa [N.Pl.] iuris civilis, Paradoxien des Zivilrechts 1518, De verborum significatione, Über die Bedeutung der Wörter 1530), die in dem (lat.) →mos (M.) Gallicus mündet. Zeitlebens ist er auch ein geschätzter Gutachter. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Omnia … opera, 1557, Neudruck 2004; Moeller, E. v., Andreas Alciat, 1907; Viard, P., André Alciat, 1926; Osler, D., Development in the text of Alciatus’ Dispunctiones, (in) Ius commune 19 (1992), 219; Troje, H., Humanistische Jurisprudenz, 1993; Belloni, A., L’amministrazione della giustizia a Milano, (in) Cunabula iuris, 2002, 1ff.

Alderman, Aldermann (ae. ealdorman, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1225 bezeugt - 13. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht - als Ansatz -, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter an verschiedenen Stellen (beispielsweise Hamburg 1266, London 13. Jahrhundert) ein vor allem durch Alter und Erfahrung ausgewiesener Amtsträger mit unterschiedlichen Befug­nissen.

Lit.: Dollinger, P., Die Hanse, 1976, 5. A. 1998; Wormald, P., The making of English law, Bd. 1 1999

Aldricus ist ein zwischen 1154 und 1177 bezeugter Glossator, von dem vielleicht eine Schrift über anwendbares Ortsrecht stammt. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 202

Alemanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines wohl an dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. vor allem aus elbgermanischen Sueben gebildeten, in dem 3. Jahrhundert erstmals erwähnten germa­nischen Stammes, der 259/260 den römischen Limes durchbricht und das Gebiet an dem oberen Rhein besiedelt (am Anfang des 4. Jahrhunderts in dem Breisgau). 496/497 unterliegen die von einem König geführten Alemannen den →Franken. Etwa zu dieser Zeit setzt ihre sich über Jahrhunderte hinziehende Christianisierung ein. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts zeichnen die Alemannen ihr Recht in dem →Pactus Alamannorum und zu Beginn des 8. Jahrhunderts in der →Lex Alamannorum auf. 746 wird ihr Herzogtum von dem fränkischen König endgültig beseitigt. In dem fränkisch-deutschen Reich lebt das Volk der Alemannen in den Ländern Schwaben (Baden, Würt­temberg), Elsass, Kantonen der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cramer, J., Die Geschichte der Alamannen, 1899; Grundfragen der alemannischen Geschichte, hg. vom Institut für geschichtliche Landesforschung, 1955; Die Alemannen in der Frühzeit, hg. v. Hübener, W., 1974; Zur Frühgeschichte der Alemannen, hg. v. Müller, W., 1975; Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Borgolte, M., Die Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Geuenich, D., Geschichte der Alemannen, 1997, 2. A. 2004; Die Alamannen, hg. v. archäologischen Landesmuseum, 1997; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Bücker, C., Frühe Alemannen im Breisgau, 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Hartung, W., Die Alamannen, 2003; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Krapp, K., Die Alamannen, 2007; Drinkwater, J., The Alamanni and Rome 213-496, 2007; Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, hg. v. Ade, D. u. a., 2008; Tarodunum/Zarten - Brigobanis/Hüfingen, hg. v. Kleiber, W., 2009; Alemannische Dialektologie, hg. v. Huck, D., 2014; Eckhardt, O., Alemannisch im Churer Rheintal, 2016 (fast alle ortstypisch besonderen Dialektmerkmale sind durch einen allgemeineren Regionaldialekt ersetzt)

Alemannien →Alemanne, →Schwabe, s. Google

Alexander III., der in Siena (um 1120?) als Roland (Bandinelli?) geboren wird und in Bologna (bereits vor 1142) Theologie und die Rechte lehrt (sowie wohl verschieden von dem Dekretisten magister Rolandus ist), veranlasst als Papst (1159-1181) und Gegner Friedrichs I. Barbarossa bedeutsame →Dekretalen (insge­samt mehr als 700, davon 470 in dem (lat. [N.] Corpus iuris canonici, u. a. zu der Papstwahl [Zweidrittelmehrheit der wäh­lenden Kardi­näle] und zu der Eheschließung). Nach der Vertreibung aus Rom stirbt er in Cività Castellana an dem 30. 8. 1181. S. Google

Lit.: Pacaut, M., Alexandre III, 1956; Baldwin, M., Alexandre III and the XIIth century, 1968; Somerville, R., Pope Alexander and the Council of Tours, 1977; Weigand, R., Magister Rolandus und Papst Alexander III., AKKR 149 (1980), 3; Laudage, J., Alexander III. und Friedrich Barbarossa, 1997; Pope Alexander III (1159-1181), hg. v. Clarke, P. u. a., 2012

Alexander (der Große) (Pella/Makedonien 20. 7. 356 v. Chr.-Babylon 10. 6. 323 v. Chr.) ist der das von seinem Vater geerbte Reich Makedonien durch Eroberung zeitweise bis Ägypten und Indien ausdehnende König, mit dem die Zeit des Hellenismus beginnt. S. Google

Lit.: Barceló, P., Alexander der Große, 2007; Demandt, A., Alexander der Große, 2009; Romm, J., Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe, 2016; Romm, J., Der Geist auf dem Thron, 2016; The Historiography of Alexander the Great, hg. v. Nawotka, K. u. a., 2018; Müller, S., Alexander der Große – Eroberungen – Politik – Rezeption, 2019

Alexander von Roes (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, um 1225-vor 1300) ist Kanoniker in Köln und weilt nach 1280 mehrfach in Italien. Er verfasst dort drei Werke. In ihnen setzt er sich zugunsten des deutschen Königs gegen Ansprüche des französischen Königs ein ([lat.] Memoriale [N.] de prerogativa Romani imperii, 1281, Denkschrift über den Vorrang des römischen Reiches). S. Google

Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Alexander von Roes, Schriften, hg. v. Grundmann, H. u. a., 1958; Horst, H., Weltamt und Weltende bei Alexander von Roes, 2002

Alfenus Varus (Publius Alfenus Varus, um 39 v. Chr.) ist ein römischer Rechtskundiger. S. Google

Lit.: Liebs, D., P. Alfenus Varus, ZRG GA 127 (2010), 32

Aller guten Dinge sind drei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) d. h. der Kläger muss dem Beklagten in drei Gerichtsterminen die Möglichkeit zu einer Gegenwehr geben). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 76 (Henisch 1616)

Allgäu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebiet zwischen unterer Donau und Österreich mit dem Hauptort Kempten

Lit.: Wiedemann, R., Der „Allgäuische Gebrauch“ einer Gerichtsbarkeit nach Personalitätsprinzip, 1932; Zinsrodel des Klosters Mehrerau 1290-1505, bearb. v. Bilgeri, B., 1940

allgemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MühlhsnUB. 303] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) allen gemein. gemeinsam, üblich

Allgemeine Deutsche Civilprozessord­nung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1866 wegen der Auflösung des Deutschen Bundes auf Grund des Zerwürfnisses zwischen Österreich und Preußen um die Verwaltung Schleswig-Holsteins bloßer Entwurf gebliebene zivilprozessuale Gesetzgebungsprojekt des Deutschen Bundes, dem die Bürgerliche Prozessordnung (1850) Hannovers des Ministerialbeamten Adolf Leonhardt zugrun­de liegt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProtokollederCommissionzurBeratungeinerAllgemeinenCivilprozessordnungfuerdiebundesdeutschenBundesstaaten1865.pdf Protocolle der Com-mission zur Beratung einer allgemeinen Civilprozessordnung, 1862ff., Neudruck 1985

Allgemeine Deutsche Wechselordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Grund eines 1847 von allen Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes ausgearbeiteten Entwurfs von der Frankfurter verfassungsgebenden National­versammlung angenom­mene, an dem 27. 11. 1848 verkündete Gesetz zu der Vereinheitlichung des (bis dahin partikularen) Wechsel­rechts, das nach Schei­tern der Einigungs­bestrebungen des Jahres 1848 in den einzelnen Mitgliedstaaten durch Landesgesetz (als gleichlautendes allgemeines deutsches Recht) in Kraft gesetzt und durch das auf internationalen Abkommen ab 7. 6.1930 beruhende Wechselgesetz von dem 21. 6. 1933 abgelöst wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in der Zeit vom 20. October bis zum 9. December in Leipzig abgehaltenen Conferenz, 1848; Huter, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer allgemeinen Wechselordnung, JZ 1978, 77ff.; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 144 (1980), 484; Pannwitz, K. v., Die Entstehung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung, 1998; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeineDeutscheWechselordnung1848.pdf

Allgemeine Gerichtsordnung (Österreichs) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (nach ersten Ansätzen der Jahre 1709 und 1753 vor allem von April 1774 bis September 1775 von Joseph Hyazinth Froidevo [Arlesheim 1735-Weidling 15. 8. 1811] in Fortschreibung des von dem gemeinen Recht stark geprägten Prozessrechts Böhmens ausgearbeitete,) 1781 in Österreich zwecks Rechtsvereinheitlichung kompilatorisch ge­schaffene Gesetz (Publikation 1. Mai 1781, JGS 13, Einführung mit Patent von dem 9. 4. 1782) zu der Regelung des gemeinrechtlichen Zivilpro­zesses (geheimes Aktenverfahren mit Ver­­handlungsmaxime, Eventualmaxime, grund­­sätzlicher An­waltszwang, mittelbarer Beweis­aufnahme und gebundener Beweis­regel), das 1796 abgeändert in Westgalizien (Westga­lizische Gerichtsord­nung), später in Ostgali­zien, der Bukowina, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Dalmatien und Istrien in Kraft tritt und erst durch die ältere Allgemeine Ge­richtsordnung und erweiterte Westgali­zische Gerichtsordnung vereinheitli­chende öster­reich­ische Zivilprozess­ordnung von 1895 abgelöst wird.

Lit.: Köbler, DRG 155; Baltl/Kocher; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978

Allgemeine Gerichtsordnung (Preußens) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1793 (Sanktionierung, Ende 1794/Anfang 1795 Druckfassung) bzw. 1795 für Preußen auf der Grundlage (des Projects des Codicis Fridericiani Marchici von 1748 mit Anhängen von 1761 und 1769) und) des (lat.) Corpus Juris Fridericianum Erstes Buch von der Prozessordnung von 1781 (Patent von dem 26. 4. 1781) in Anpassung an das Allgemeine Landrecht geschaffene Zivilprozessordnung (1822 gegenüber der ursprünglichen Fassung unverändert, aber um Anhang von 1815 erweitert), die in vernunftrechtlicher Prägung (Erforschung der Wahrheit) eine Abkehr von dem gemein­rechtlichen, als zu langwierig empfun­denen Zivilprozess versucht, ohne ihre Ziele wirk­lich erreichen zu können.

Lit.: Köbler, DRG 141, 155; Nörr, K., Reinhardt und die Revision der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1975; Eckert, J., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung, (in) Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; Busch, S., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1999

Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., verwendet bei Hinrichs, ZHR 20 [1875], 391) ist die (von mindestens einem verwendenden Unternehmer) all­gemein für eine unbestimmte Zahl von Geschäften benützte Geschäftsbeding­ung. Allgemeine Geschäftsbedingungen entstehen (nach Vorläufern in [mit­telalterlichen For­melsammlungen und] Policen von Versi­cherungen in dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts) als Folge der Massengeschäfte nach der indus­triellen Revolution an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Ei­senbahnbetriebsreglements, Postordnungen, 1919 Berliner Spedi­teurbe­dingungen), werden trotz der bewussten und erkennbaren Vor­teilssiche­rung der Verwender (etwa mittels Haftungsbe­schrän­kungen, Beweislast-um­keh­rungen, Ge­richts­standsklauseln, Rück­trittsvorbehalten und Verfallklauseln) zunächst nur vorsichtig in dem Einzelfall gerichtlich kontrolliert, an dem 9. 12. 1976 in Deutschland aber in einem eigenen Gesetz über das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen gesetzlich geregelt, das 2002 als §§ 305ff. in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Raiser, L., Das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1935, 2. A. 1961; Pohlhausen, R., Zum Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1978; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Helm, J., AGB-Regelungen im Transportrecht des ADHGB, (in) FS E. Brandner, 1996, 219; Prang, T., Der Schutz der Versicherungsnehmer, 2003; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Weltverkehr, 2006; Hellwege, P, Allgemeine Geschäftsbe­dingungen, 2010; Webersberger, M., Freizeich­nungsklauseln in allgemeinen Konossementsbe­dingungen, 2014

Allgemeine Gütergemeinschaft →Gütergemeinschaft, s. Google

Allgemeiner Teil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heise 1807) ist der die allge­mei­nen Erscheinungen besonderer Teile beispielsweise eines Rechtstexts zusammenfassende (und voranstellende) Teil einer jeweiligen Gesamtheit. Eine Unterscheidung zwischen Gattung ([lat.] genus, N., Geburt, Geschlecht, Gattung) und Art ([lat.] species, F., Sehen, Anblick, Gestalt, Bild, Stück) sowie zwischen (lat.) generalis (zu dem Geschlecht gehörig, zu der Gattung gehörig, allgemein) und (lat.) specialis (besondere) ist bereits dem (lateinischen) Altertum bekannt. Allgemeine Einführungen in das Recht werden in den Versuchen des Franciscus Connanus (1508-1551) und Hugo Donellus (1527-1591), sich von der wenig sys­tematischen Reihenfolge der Bestimmun­gen der justinianischen Kom­pilation(en) zu lösen, sichtbar. Johannes Althusius (Diedenshausen 1557-Emden 1638) überschreibt in dem Index capitum seiner Dicaelogicae (1618) den ersten Teil des ersten Buches mit (lat.) agit de generalibus (handelt von den allgemeinen [Angelegen­heiten]), doch wird dies nicht weiter beachtet. In dem Gefolge naturrechtlicher Sys­te­matisierungs­ansätze (Erhard →Weigel [1625-1699], Samuel →Pufen­dorf [1632-1694], allgemeine Einleitung in das Recht und seine Anwendung sowie Auslegung in Jean Domats [1625-1695] Loix civiles dans leur ordre naturel [1689-1695], Christian Wolff [1679-1754] 1711 [Jus naturae, Band 1 De obligatione et iure hominum universali]) veröffentlicht Christian Wolffs Schüler Georg Darjes 1740 (lat.) Institutiones jurisprudentiae universalis (Einrichtungen der universellen Jurisprudenz), in denen er in einer (lat. [F.]) pars generalis (einem allgemeinen Teil) de iurium atque obligationum objecto (von der Rechte und Verbindlichkeiten Gegenstand), de iurium atque obligationum diversitate (von der Rechte und Verbindlichkeiten Ver­schiedenheit) und de acquisitione iurium et obligationum generatim (von dem Erwerb der Rechte und Verbindlichkeiten in dem Allge­meinen) handelt. 1749 legt Christian Wolffs weiterer Schüler Daniel Nettelbladt (Rostock 1719-Halle 1791) ohnvorgreifliche Gedan­cken, den heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelehrtheit in Teutschland, deren nöthige Verbesserung und dazu dienliche Mittel betreffend vor, in denen er eine von dem Demonstrieren der Rechtssätze nach Gründen ausgehende straffe Defini­tionen verwendende Darstellung des positiven Rechtes verlangt, in der alles systematisch so geordnet werden soll, dass das Allgemeine vor dem Besonderen und das Zusammen­gehörige beieinander steht. Nach erfolg­reichen Elementarsystemen des gleichen Jahres verfasst er 1761 eine (lat.) Introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germa­norum com­munem (Einleitung in die allgemeine positive Jurisprudenz der Deutschen), die neben einem allgemeinen Teil eine kurze Enzyklopädie und Methodologie sowie eine straffe Rechts- und Lite­rärgeschichte enthält. 1767 entsteht Johann Stephan Pütters Versuch einer juristischen Enzyklopädie und Methodologie, die eine systematische, durch einen allge­meinen Teil grundgelegte Darstellung des römischen Rechtes verlangt. 1772 bietet Daniel Net­telbladt in seiner (lat.) Nova introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germanorum com­munem (Neuen Einführung in die positive allgemeine Rechtswissenschaft der Deutschen wohl erstmals einen ausgeführten allgemeinen Teil in zwei Büchern mit 7 bzw. 5 Sektionen über allgemeine rechtliche Fach­wörter, Personen, Tat­sachen, Sachen, Rechts­handlungen, Be­grün­den, Auflösen, Bestätigen von Verbind­lichkeiten, Stellver­tretung, An­fech­tung, Erwerb, Verlust und Bewahrung von Rech­ten, Eigentum, Schadensersatz, Sicherheits­leistung, Arrest, Sequestration, Protest, Besitz und Rechtsmittel. Nach weiteren ähnlichen Werken (Hofacker 1773, Habernickel 1776) ordnet (der Hallenser Schüler Daniel Nettelbladts) Gustav →Hugo in seinen (lat.) Institutionen des heutigen römischen Rechtes 1789 das Privatrecht noch klarer ([Einleitung in 7 Paragraphen über Gegenstand der bürgerlichen Rechts­pflege, Entscheidungs­grund­lagen des Rich­ters, Un­möglichkeit der Vorausbestimmtheit der Entscheidung, römi­sches Recht in Deutsch­land, Justinians Leistung, teilweise Un­brauchbarkeit durch Änderung der Verhält­nisse, Vereinfachung durch Vorausschickung des Allgemeinen,] Realrechte, persönliche Obliga­tionen, Familienrechte, Verlassen­schaften, Prozess, d. h. Sachenrecht, Schuldrecht, Familienrecht, Erbrecht, Prozessrecht). Christoph Christian Dabelow (Neu-Buckow 1767-Dorpat 1830), ebenfalls Schüler Net­telbladts in Halle, bietet 1793 eine Einleitung in die deutsche positive Rechtswissenschaft und 1794 ein System der heutigen Civilrechtsgelahrtheit, die beide 1796 eine zweite Auflage erfahren, wobei das System des gesamten heutigen Zivilrechts von 1796 in seinem allgemeinen Teil Personen, Sachen, Handlungen, Zeit, rechtliche Geschäfte, Eide, Wahrheit, Rechte, Verbind­lichkeiten, Si­cherheiten, Besitz, Verjährung, Rechtsmit­tel, Schaden, Schadensersatz, Ver­waltung frem­der Sachen und Wieder­einsetzung in den vorigen Stand erfasst. Hugos Erkenntnisse vertieft sein Göttinger Schüler Georg Arnold Heise in seinem Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts zum Behuf von Pandekten­vorlesungen (1807, allgemeine Lehren [Von den Quellen des Rechtes, Von den Rechten im Allgemeinen, Von Verfolgung und Schützung der Rechte, Von den Subjecten und Objecten des Rechtes], dingliche Rechte, Obligationen-Recht, jura potestatis, das gesamte Erbrecht, Restitutio in integrum) zu einem allgemeinen Teil des Privatrechts. Durch →Savigny erlangt diese Vorstellung allgemeine Verbreitung und erfasst später über das Privatrecht hinaus auch Strafrecht und Verwaltungsrecht und andere Rechtsge­biete.

Lit.: Köbler, DRG 158, 199, 206, 213, 237; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Jakobs, H./Schubert, W., Materialien zur Entstehungs­geschichte des BGB - Allgemeiner Teil, 1985; Lehmann, A., Nettelbladt und Dabelow als die eigentlichen Begründer eines allgemeinen Teiles, (in) FS G. Maier, 1994, 39; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Hollstein, T., Die Verfassung als „Allgemeiner Teil“, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Der Allgemeine Teil des Privatrechts, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Der Allgemeine Teil des Privatrechts – Historische Wurzeln – Leistungsfähigkeit im 21. Jahrhundert, hg. v. Baldus, C./Dajczak, W., 2018

Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ABGB) ist die 1753 unter Maria Theresia begonnene →Kodifikation des Privat­rechts in →Österreich. Sie wird mit dem Ziel der Rechtsvereinheitlichung der verschie­denen habsburgischen Herrschaftsge­biete schon von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) als Codex Leopoldinus (Kaiser) Leopolds I. (1640-1705) ohne Erfolg angeregt. 1709 setzt Joseph I. (erfolglos) Kompilationskom­missi­onen in Prag und Brünn ein, (nach der 1749 die österreichische Monarchie mit Ausnahme der ungarischen Länder von einer Länderu­nion in eine Einheit umwandelnden Reform Maria Theresias) 1753 Maria Theresia eine Kommission (Kompilations­kommission [Jo­seph von Azzoni], 1756 Aufgabe auf die 1755 gebildete Revisions­kommission übertragen) zu der Abfas­sung ([einer allgemeinen Gerichts­ord­nung und] eines gleichen Landrechts in al­len benachbarten österreichisch-deutschen Erb­landen bzw.) eines (lat.) →Codex (M.) The­resianus (Theresianisches Gesetzbuch), der (die) Provin­zialrechte, das gemeine Recht, die Gesetze anderer Staaten und das all­gemeine Recht der Vernunft berücksich­tigen soll. Der umfangreiche, in drei Teilen mit insgesamt 538860 Wörtern 1766 fertiggestellte, vor allem auf dem gemeinen Recht beruhende Entwurf des Codex Theresianus (ein vierter Teil sollte das Zivilprozessrecht enthalten) wird aber le­diglich als brauchbare Materialsammlung angesehen (und deswegen 1770 von Maria Theresia nicht sanktioniert und 1772/1773 von der anfangs geplanten Verbindung mit dem dann 1781 in der Allgemeinen Gerichtsordnung selbständig gesetzlich geregelten Zivil­prozessrecht gelöst). Der bis 1774 ohne wesentlichen Inhaltsverlust auf etwa die Hälfte gekürzte Entwurf Johann Bernhard Hortens (Entwurf Horten) wird 1776 nicht weiter beraten, (nach Ehepatenten von dem 16. 1. 1783 und 3. 5. 1786) in seinem die ge­setz­liche Erbfolge betreffenden Teil 1786 aber als Erbfolge­patent von dem 11. 5. 1786 und in seinem personenrechtlichen Teil an dem 1. 11. 1786 zu dem 1. 1. 1787 als Allgemeines Bür­gerliches Ge­setz­buch, ErsterTeil (bzw. [später so ge­nann­tes] →Josephi­nisches Gesetzbuch) Josephs II. in den deutschen Erblanden (Österreichs bzw. Habsburgs) in Kraft gesetzt, doch ver­zögern sich die Arbeiten an den übrigen Teilen durch die nunmehr geplante Einbe­ziehung Ungarns und unterbricht der Tod Josephs II. (20. 2. 1790) den weiteren Fort­gang. Ab 1793 bzw. 1794 arbeitet Karl Anton von →Martini an Hand der Benützung des Ent­wurfs Hortens und des (1794) in Kraft gesetzten Allgemeinen Landrechts Preußens einen neuen, etwas stärker naturrechtlich ge­prägten Entwurf (1796 Entwurf Martini mit 8859 Wortformen) aus, der (nach Inkraftsetzung der Zivil­prozess­ordnung und des Strafgesetzes 1796 und ge­ringer Umarbeitung) durch Patent von dem 13. 2. 1797 als Bürgerliches Gesetzbuch für West­ga­lizien (so genanntes →Westgalizisches Gesetz­buch) für das von den Habsburgern aus der dritten Teilung Polens 1795 erworbene Erbland West­galizien und durch Patent von dem 18. 9. 1797 auch für das bereits 1772 erlangte Ost­galizien kundgemacht wird (Bürgerliches Gesetzbuch für Galizien [und Bukowina] 1. 1. 1798). Dieses Bür­gerliche Gesetzbuch für Ga­lizien, das in Gegensatz zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 auf das bürgerliche Recht beschränkt ist, wird als sog. Urentwurf unter der Lei­tung Franz von →Zeillers zwischen 1801 und 1810 in drei Lesungen (unter Abbau der naturrechtlichen Prägung wegen der fran­zö­si­schen Revolution) beraten und nach kaiser­licher Sanktion von dem 7. Juli 1810 (wegen der laufenden Inflation zunächst ohne Dar­le­hensbestimmungen) bzw. 29. 4. 1811 (Darle­hensbestimmungen) als Anlage zu dem kaiser­lichen Patent von dem 1. 6. 1811 (JGS 94) kund gemacht und zu dem1. 1. 1812 (mit 7344 Wortformen und 4313 Lemmata) unter Aufhebung des gemeinen Rechtes und grundsätzlich der Privatrechtsgesetze (als allgemeines, d. h. einheitlich für alle Einwohner ohne örtliche und ständische Unterschiede bzw. für den ge­samten Bereich der Rechtsver­einheitlichung gel­tendes, als neuständisches Gesetzbuch stän­dische Unter­schiede nur formal nicht be­rück­sichtigendes und damit verdeckendes) für die gesamten deutschen Erblande des ös­terrei­chischen Kaisers (Resolution von dem 18. 8. 1810) (zunächst nur in Nieder­österreich, Ober­österreich [ohne Innkreis und Teile des Hausruckkreises], Böh­men [ein­schließlich Marktredwitz und sog. Fraisch­bezirk in der Oberpfalz, in Gel­tung bis 31. 12. 1899], Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien [z. T., ohne Bezirke Wieliczka, Podgorze und Tarnopoler Landschaft], Bukowina, Teile des Haus­ruck­kreises, Steiermark, Kärnten [ohne Oberkärnten], Militär­grenze [17. 7. 1811] [mit Warasdiner, slavonischer, siebenbür­gischer und banatischer Militärgrenze], nicht aber in Ungarn, Kroatien-Slawo­nien, Sieben­bürgen) als reines, aber nicht voll­ständiges Pri­vat­rechtsgesetzbuch (mit drei Teilen und 1512 Paragraphen sowie 73190 Wörtern, deutscher Text authen­tisch, 7344 Wortformen von 4313 ver­wendeten Wörtern) in Kraft gesetzt und zwi­schen 1815 und 1820 nach und nach auch in den Gebieten eingeführt, die durch den Frieden von Paris oder die Akte des Wiener Kongresses an die Monarchie zurückfielen oder von ihr erworben wurden (beispielsweise 1815 bzw. 1816 Lombardo-Venetien, [Lombardei 1816-1865, Venetien 1816-1871], 1815 Tirol mit Vorarlberg, 1817 Salzburg, Brixental, Zillertal, Innviertel, Hausruckviertel, 1820 Karlstädter Kreis, 1878 par­tiell-subsidär Bos­nien-Herzegowina). Der (nicht eindeutig be­kann­te, vielleicht durch Ab­stände des Wappens auf dem Titelblatt in dem Ausmaß von 47 bzw. 7. bzw. 9 Millimetern er­kennbare, an­schei­nend in § 591 die Zei­chen­folge … Or­dens; Jünglinge unter 18 Jahren, Frauens­personen, Sinnlose, Blinde, Taube, oder Stum­me … aufweisende) Erst­druck wird dem Kaiser an dem 24. Juni 1811 über­reicht (amtlich publizierter Text in Justiz­ge­setzsammlung 1817, Nr. 946). Inhaltlich beruht dieses dogmatisch nur wenig neuernde Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch auf dem römisch-ge­meinen Recht bzw. dem jün­geren (lat.) usus (M.) modernus pandec­tarum (Schuldrecht, ge­willkürtes Erbrecht, Besitz), (wenigen Einschüben aus dem) einheimischen Recht (Sachenrecht mit Grundbuch, Ehegüterrecht mit Gütergemeinschaft, naturrechtlich eingeschränkt Erbvertrag), kirchlichen (kanonischen), durch die Grundsätze des spä­ten Vernunftrechts gefilterten Recht (Eherecht für Katholiken) und dem Naturrecht (Syste­matik mit Ein­teilung nach Person und Sache, angeborene, schon durch die Vernunft ein­leuchtende Rechte des Menschen in § 16, Auslegungsre­geln beispielsweise § 7, angeborene Frei­heit der In­besitznahme freistehender Sachen § 381, Parentelenordnung der gesetzlichen Erbfolge). Von Savigny wird es 1814 in seiner die Kodifikation grundsätzlich ablehnenden Schrift vom Beruf als miss­lun­gen bewertet. Durch Patent von dem 29. 11. 1812 bzw. 1846 (Erbrecht) wird es von Liechten­stein übernommen (, wo der Text um zwei Fünftel gekürzt und seit dem 20. Jahrhundert an das Recht der Schweiz angeglichen wird, so dass um 2010 dort nur noch etwa 40 Prozent der ursprünglichen Paragraphen gelten). In Mol­dau wird es 1817 in dem Wesentlichen in den Codex Callimachus übersetzt. 1852 wird es (mit Anpassungen vor allem in dem Eherecht und ohne tatsächliche öffentliche Anwen­dung) in Ungarn (in dem Neoabsolutismus gegen den Willen der Ungarn 1853-23. 6.1861, danach aber freiwillige Kryptore­zeption), Kroatien und Slawonien (bis 1918, ohne Novel­lierungen), in der Woi­wod­schaft Serbien und in dem Temescher Banat, durch Patent von dem 29. 5. 1853 in Siebenbürgen und 1855 in Krakau eingeführt. Bern (1824/­1830, Luzern (1831/­1839), Solothurn (1841/­1847) und Aargau (1847/1855), Bayern (Ent­wür­fe von 1832/­1834), Sachsen (Entwurf 1852), Serbien (1844) und Montenegro (1888 Code Bogišić) dient es als Vorbild, Bosnien und Herze­gowina seit 1878 als subsidiäre Rechtsquelle nach dem einheimischen (beispielsweise ottoma­ni­schen bzw. osmanischen) Recht. Nach verschiedenen Verän­derungen bereits durch Hofdekrete vor 1848 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1855 Ehegesetz für Ka­tho­liken mit Geltung nur von 1856 bis 1868,) 1912 (Baurechtsgesetz), 1914 (Personenrecht, Familienrecht, Vor­mund­schaftsrecht, gesetzli­ches Erbrecht), 1915 (Grenzberichti­gung), 1916 (Eigentums­vor­be­halt, Belastungsverbot, Schuldüber­nah­me, Auslobung, Schadenser­satz, Verjährung) unter dem vor allem durch Joseph Unger (1818-1913) vermittelten Ein­fluss der deut­schen historischen Rechts­schule in den drei durch kai­ser­liche Notverordnung in Kraft gesetzten Teilnovellen pandektistisch no­vel­liert (rund 15 Prozent der nun 1511 Pa­ra­graphen, 51 Pa­ra­graphen neu geschaffen, von dem alten Bestand 199 mehr oder weniger stark verändert). Berücksichtigt werden dabei außer dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 die Vorarbeiten des Obli­gationenrechts (1881) und des Zivil­ge­setzbuchs (1907/1911) der Schweiz, das All­gemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (1861) und das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) sowie der Entwurf eines Zivil­gesetz­buchs Ungarns (1900/1913). Erfasst werden ver­schiedene Sachgegenstände (Verkürzung der Verschollenheitsfristen bei der Todeser­klä­rung, Verbesserung der Rechts­stellung der Frau und des unehelichen Kindes und der un­ehe­lichen Mutter, Begrenzung der gesetz­li­chen Erbfolge der ehelichen Verwandten, Ehegattenerbrecht zu Eigentum statt zu Nieß­brauch, Nachbarrecht, Eigentumsvor­behalt an Maschinen, Realver­kehr, Realkredit, Angebot und Annahme von Verträgen, unerlaubte Verträge, Verträge zu Gunsten Dritter, Gewährleistung, Schadens­ersatz, Auslobung, Gastaufnahme, Anwei­sung, Schuldübernahme bei Übernahme eines Vermögens oder Geschäfts, Lohnzah­lungs­zeitpunkt, Lohnfort­zahlung bei unver­schuldeter Verhinderung des Arbeitnehmers, Kündigungsfristen und Fürsorgepflichten des Arbeitgebers. Seit 15. 6. 1922 gilt es in dem Burgenland (zunächst ohne Eherecht). Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wird das Eherecht durch das (vereinheitlichende) Ehegesetz (Gesetz zu der Ver­ein­heitlichung des Rechtes der Ehe­schließung und der Eheschei­dung), das Personenrecht durch das Personen­stands­ge­setz und vorübergehend bis 1947 das Tes­tamentsrecht durch das Testa­mentsgesetz (Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen von dem 31. 7. 1938) des Deut­schen Reiches geändert, seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch mehrfache Novellierung das gesamte Familienrecht. Seit 1896 (Raten­ge­setz, Mietengesetz 1923, Konsumen­ten­schutz­gesetz 1979) wird es durch Nebenge­setze ergänzt. Nach 1945 ist es in dem sozialistischen Rechtskreis außer Kraft ge­setzt. Das Familienrecht wird auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes vollständig ver­ändert. 1984 wird die Sachwalterschaft aufge­nommen. In Nebengesetzen sind etwa das Recht des Wohnens, der Ver­brau­cherschutz, das internationale Privatrecht, die Haftpflicht, die Patientenverfügung (2006) und die ein­getragene Partnerschaft (2010) geordnet. Vielleicht steht bzw. stehen in der Gegenwart noch die Hälfte oder drei Fünftel (Ogris) oder zwei Drittel (Brauneder) der ursprünglichen Paragraphen in Geltung (an dem 14. 2. 2011 861 von einst 1502 Paragraphen [1-3, 5-20, 22-23, 26-28, 33, 38-42, 44-46, 162, 286-299, 302-309, 311-356, 361-363, 365-366, 369-385, 387, 398, 400-421, 423-430, 438-450, 452-455, 457-468, 473-480, 482-484, 486-539, 542, 544-550, 552-565, 567, 570-573, 575-578, 580, 582-583, 588-589, 594-596, 601-614, 617, 647-668, 672-699, 701-715, 717, 719-721, 723-729, 733-737, 738-740, 750, 761, 763-764, 766, 770-778, 782, 786, 790-791, 793-795, 797-798, 802-804, 808-809, 812-814, 816-818, 820-821, 823-827, 829-843, 846, 854-858, 867, 869, 872, 874, 877, 880, 883, 888-901, 904, 907-913, 915, 923, 929-930, 934, 936-950, 952-969, 971-982, 1002-1020, 1023, 1025-1028, 1030-1033, 1035-1046, 1048-1051, 1053-1058, 1060-1069, 1071-1079, 1083-1095, 1099, 1103, 1106, 1108, 1110-1116, 1118-1120, 1176-1195, 1197-1209, 1211-1216, 1234-1236, 1246-1254, 1262, 1267-1277, 1279-1294, 1296-1297, 1299-1304, 1306, 1309-1313, 1317-1318, 1321-1326, 1331-1332, 1337-1338, 1340-1345, 1347-1355, 1357, 1359-1373, 1375-1399, 1411-1419, 1424-1438, 1441-1445, 1447-1457, 1459-1466, 1468, 1470-1473, 1475-1477, 1479, 1481-1484, 1488, 1491-1493, 1496-1502,] entfernt sind etwa Erbzinsvertrag, Widerlage, Morgengabe oder Obereigentum und Untereigentum).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 185, 205; Banniza, J. Gründliche Anleitung zu dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuche, Bd. 1 1787; Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, 1843; Harras von Harrasowsky, P., Geschichte der Kodifikation des österreichischen Civilrechtes, 1868; Pfaff, L., Über die Materialien des öster­reichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, Grünhuts Zs. 2 (1875), 254; Ofner, J., Der Ur-Entwurf, Bd. 1f. 1889; Festschrift zur Jahrhundertfeier des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, 1911; Slapnicka, H., Österreichs Recht außerhalb Österreichs, 1973; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen von 1914, 1915 und 1916, Ius commune 6 (1977), 274; Ogris, W., 175 Jahre ABGB, 1986/7; Caroni, P., Der unverstandene Meister, (in) FS H. Baltl, 1978, 107; Seemann, O., Die mit „1811“ datierten Drucke des ABGB, 1995; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn und seinen Nebenländern von 1853 bis 1861, ZRG GA 113 (1996), 362; Wesener, G., Die Rolle des Usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1363ff.; Naturrecht und Privatrechtskodifikation, hg. v. Barta, H. u. a., 1999; Frohnecke, E., Die Rolle des ABGB in Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, 2001; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/ABGB1811.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ABGB/ABGB_WFL_Zeitverlauf_20140712.doc; Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Bd. 3 hg. v. Berger, E., 2010; Festschrift 200 Jahre AGBG, hg. v. Fischer-Czermak u. a., 2011; 200 Jahre ABGB - Ausstrahlungen, hg. v. Geistlinger u. a., 2011 (u. a. besonders Ogris, W., Das ABGB innerhalb und außerhalb Österreich, 2011); 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012; Deutsch, A., Billig streitet die Vermuthung - Zu Wortwahl und Gesetzessprache im ABGB, (in) 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012, 367; 200 Jahre ABGB - Richterinnenwoche, 2012; 200 Jahre ABGB 1811-2011, hg. v. Barta, H., 2012; Mattiangeli, D., Die Anwendung des ABGB in Italien im 19. Jahrhundert und seine historischen Aspekte, 2012; 200 Jahre ABGB, hg. v. Fenyves, A. u. a., 2012; Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht, hg. v. Kodek, G., 2012; Vom ABGB zum europäischen Privatrecht, hg. v. Welser, R., 2012; Die ältesten Quellen zur Kodifikationsgeschichte des österreichischen ABGB, hg. v. Neschwara, C., 2012; Das ABGB in den „vaterländischen Blättern“, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Brauneder, W., Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB), Band 1 Entstehung und Entwicklung des ABGB bis 1900, 2014

Allgemeines Deutsches Gesetz über Schuldverhältnisse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 1863 von den Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes zwecks Rechtsvereinheitlichung bzw. Rechts­angleichung in einem infolge der Industrialisierung und der damit verknüpften weiteren Ersetzung der Hauswirtschaft durch die Marktwirtschaft wirtschaftlich besonders bedeutsamen Rechtsgebiet beratene (allgemeine deutsche) Gesetz, dessen (→Dresdener) Ent­wurf in dem Jahre 1866 gerade der Bundes­versammlung zugeleitet ist, als der Deutsche Bund an dem Gegensatz zwischen Österreich und Preußen in dem Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins zerbricht, so dass der Entwurf dieses Gesetzes nicht weiter behandelt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, 1866, 1984

Allgemeines Deutsches Handelsgesetz­buch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund des Vorbilds des französischen →Code de commerce (1808) nach Scheitern eines 1848 auf Anregung der deutschen Nationalversammlung (Frankfurter Paulskirchenversammlung) eingesetzten Ge­setz­gebungsausschusses seit 1856 von einer Kommission des Deutschen Bundes vorbe­reitete, nach preußischer Vorlage (1850-1856) und österreichischen Vorlagen (1842, 1853, 1857) 1861 in dem so genannten Nürnberger Entwurf entstandene Handelsgesetzbuch, das die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes auf Empfehlung der Bundesversammlung von dem 31. 5. 1861 durch überein­stimmende Ein­zel­staatsgesetze (u. a. Preußen 1. 3. 1862, Öster­reich 1. 7. 1863 Allgemeines Handelsgesetz­buch, Anlage zu dem Gesetz 17. 12. 1862 RGBl. 1863, 1, [ohne Seerecht] in Geltung bis 23. 12. 1938, Württemberg 15. 12. 1865, Schaumburg-Lippe 1. 1. 1870) ab 1862 als allgemeines deutsches Recht in Kraft setzen. An seine Stelle tritt in dem (zweiten) Deutschen Reich 1897 nach Umarbeitung das →Handelsgesetzbuch (in Österreich 24. 12. 1938 übernommen und später in Unternehmensgesetzbuch umgearbeitet).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1958ff., Neudruck 1984; Thöl, H., Zur Geschichte des Entwurfes eines allgemeinen deutschen Handels­gesetzbuches, 1861; Goldschmidt, L., Der Abschluss und die Einführung des allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 5 (1862), 204ff.; Lindau, L., Register zu dem Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuch, 1867; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wild, P., Der Einfluss des All­gemein­en deutschen Handelsgesetzbuchs auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; Das ADHGB von 1861 als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M./Wagner, S., 2018

Allgemeines deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Hempel 1770) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Verhandlungen und danach Parallelgesetzgebung der Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes entstandene Recht. →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, (Dresdener) Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1863ff.

Lit.: Köbler, DRG 182

Allgemeines Gesetzbuch für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (1791) ist eine älteren gescheiterten Versuchen (1714 Auftrag Friedrich Wilhelms I. an die Juristenfakultät Halles zu einer Ausfertigung einiger Konstitutionen zu dem Landrecht der Kurmark Brandenburg, 1746ff. dreiteiliges Projekt eines Corporis Juris Fridericiani) folgende Vorstufe für die Kodifikation →Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (1794). Vorausgeht als Folge des sog. →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) eine Kabinettsordre des Königs von dem 14. 4. 1780 für ein deutsches allgemeines Landrecht, nach der „alle Gesetze für unsere Staaten und Untertanen in ihrer eigenen Sprache abgefasst, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden“, „nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung Übereinstimmende aus dem römischen Recht abstrahirt, das Unnütze weggelassen, Unsere eigene Landes-Gesetze an dem gehörigen Ort eingeschaltet und solcher­gestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter bei dem Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren kann, ange­fertigt“ werden soll. Eine Kabinettsordre von dem 27. 7. 1780 konkretisiert den Auftrag, dem das Corpus iuris civilis Justinians zu Grund gelegt werden soll. Der unter Leitung Johann Casimir von Carmers hauptsächlich von Carl Gottlieb Svarez und Ernst Ferdinand Klein auf der Grundlage von Auszügen aus dem Corpus iuris civilis Justinians nach einer systematischen natürlichen Ordnung erar­beitete Entwurf eines allgemeinen Gesetz­buchs für die preußischen Staaten wird seit 1784 in sechs Abteilungen gedruckt (Erster Teil Personenrecht, erste Abteilung von dem Hausstand 1784, zweite Abteilung von den Rechten und Pflichten der verschiedenen Stände des Staates 1785, dritte Abteilung Rechte und Pflichten des Staates gegen die Bürger 1786, zweiter Teil Sa­chenrecht, erste Abteilung Titel 1-6 1787, zweite Abteilung Titel 7-13 1787, dritte Abteilung Titel 14-22 1788). Die nach der Veröffentlichung eingereichten Vorschläge (Monita) werden verwertet und in einer Svarezschen Revision 1790/1791 genutzt. An dem 20. 3. 1791 reicht von Carmer das Publi­kationspatent für das Allgemeine Gesetzbuch für die preußischen Staaten ein, dessen Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 geplant wird. An dem 18. 4. 1792 verschiebt der König die Geltung aus politischen Gründen bis auf Weiteres. Wegen des Gebietsgewinns Preußens aus der zweiten Teilung Polens (1793) wird dann das in dem Privat­recht einem abgewandelten Instituti­onen­system folgende Werk doch an dem 1. 6. 1794 als Allgemeines Landrecht für alle preußischen Staaten in Kraft gesetzt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Entwurf­einesallgemeinenGesetzbuchesfuerdiepreussischenStaaten1Theil1Abtheilung1784.pdf u. a. Svarez, Carl Gott­lieb, Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Register zum allgemeinen Gesetzbuch für die preußischen Staaten (1792), hg. v. Krause, P., 2004; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG 113 (1995), 40; Barzen, C., Die Entstehung des „Entwurf(s) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die Preußischen Staaten“, 2000

Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Joseph II. gewisse aufgeklärte Grundsätze verwirklichende und auch Josephina genannte Strafgesetzbuch Österreichs von 1787, das noch von dem Strafzweck der Abschreckung ausgeht.

Lit.: Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­Strafgesetz1787.pdf

Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ALR) ist das als →Kodifikation zu dem 1. 6. 1794 in Kraft gesetzte umfassende Vernunftrechtsgesetzbuch →Preußens. Ihm gehen als ältere, in dem Ergebnis erfolglose Ver­suche der Rechtsvereinheitlichung der recht­lich ganz verschieden geordneten Teile Brandenburg-Preußens ein Ersuchen Friedrich Wilhelms I. von Preußen an die juristische Fakultät der Universität Halle an der Saale (1714) und das in einem Auftrag Friedrichs des Großen seit 1746 von dem Großkanzler Samuel von →Cocceji bearbeitete Projekt eines Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen (Teilentwürfe 1749, 1751, dritter Teil auf dem Postweg verloren und schon deswegen insgesamt gescheitert) voraus. Als Folge des so genannten →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) erarbeiten nach einer Kabinettsorder Friedrichs des Großen (14. 4. 1780 betreffend die Verbesserung des Justizwesens bezüglich der Gerichtsverfassung, des Prozessrechts und des materiellen Rechtes) der neu berufene Großkanzler Johann Heinrich Casimir von →Carmer und Carl Gottlieb →Svarez (außer dem die Amtsermittlung einführende und die Advokatur abschaffenden [lat. [N.] Corpus juris Fridericianum, friderizianisches Korpus des Rechtes von 1781 für das Verfahrensrecht und einer Hypotheken­ordnung von 1783) an Hand des römischen Rechtes nach natürlicher Ordnung und der Sonderrechte der einzelnen Provinzen einen von dem König (1785) als zu weitläufig zurückgewiesenen Entwurf (es ist aber Sehr Dicke, und gesetze müssen Kurtz und nicht Weitläuftig seindt) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten aus (1783-1788, zwischen 1784 und 1788 in sechs Bänden veröffentlicht). Nach Überarbeitung an Hand zahlreicher eingegangener Monita und Denk­schriften wird 1791 ein Entwurf eines →allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten vorgelegt, (nach Einreichen des Publikationspatents an dem 20. 3. 1791) sein Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 verfügt, aber nach nicht mehr vollständig aufklärbaren Vorgängen ständischer Gegenerschaft an dem 18. 4. 1792 auf (zunächst) unbestimmte Zeit suspendiert. 1794 wird das Gesetzbuch nach dem 1793 bei der zweiten Teilung Polens erfolgten Erwerb umfangreicher Gebiete (Südpreußen, Neu-Ostpreußen) unter geringer Umarbeitung (Aufhebung des Verbots der Machtsprüche und einiger Bestimmungen über die Ehe zu der linken Hand) aber dann doch als Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten. erlassen (Anlage zu dem königlich preußischen Patent von dem 5. 2. 1794). Das Gesetz umfasst in zwei Teilen („Eigentum“, „Gesellschaft“) mit 23 und 20 Titeln sowie 19194 Paragraphen und 603365 Wörtern (über das Privatrecht hinausreichend fast) das gesamte private und öffentliche Recht (Privatrecht, Gemeinde­recht, Beamten­recht, Staatsrecht, Kirchen­recht, Lehnrecht, Strafrecht), das es ziemlich fürsorglich und kasuistisch abhandelt. Sein von dem Einzelnen (über Ehe, Familie und Stände) zu dem Staat fortschreit­ender Aufbau ist vernunftrechtlich. Anknüpf­ungspunkt ist (noch) nicht der Mensch als ohne weiteres rechtsfähiges Wesen, sondern der Mensch, soweit er nach Geburt, per­sönlichen Verhältnissen und Stand Rechte und Pflichten hat. Inhaltlich stellt es in seiner Ausrichtung auf das gemeine Wohl einen Ausgleich zwischen altständischer Gesell­schaft und aufgeklärter Freiheit dar, der die fortschrittlichen Ideen des Bürgertums nur eingeschränkt verwirklicht. In dem Privatrecht folgt es einem abgewandelten Institu­tionensystem. Von Savigny wird es abgelehnt (1816 „Sudeley“), aber ab 1819 in Vorlesungen an der Universität vorgetra­gen. In den 1815 auf dem Wiener Kongress gewonnenen Rheinlanden, in denen Frankreich 1806/1807 seinen 1804 geschaf­fenen Code civil in Kraft setzt, und in den 1866 bei Auflösung des Deutschen Bundes erlangten Gebieten wird es nicht eingeführt. Durch das Strafgesetzbuch von 1851, das Allgemeine Deutsche Handels­gesetzbuch von 1861 und schließlich durch das →Bürgerliche Gesetz­buch (1896/1. 1. 1900) wird es Stück für Stück abgelöst.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140, 184, 151, 160, 198; Eggers, C. v., Lehrbuch des Natur- und allgemeinen Privatrechts und gemeinen preußischen Rechts, 1797; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 355; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Conrad, H., Die geistigen Grundlagen des ALR, 1958; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, hg. v. Hattenhauer, H., 1970, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, Register 1973; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1975; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Mühleisen, H., Zur Ord­nung der Akten und Materialien des Allgemeinen Land­rechts, ZRG GA 108 (1991), 194; Schwennicke, A., Die Entstehung der Einleitung des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 1993; Friedrich Carl von Savigny, Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C. u. a., 1994ff.; Gemeinwohl - Freiheit - Vernunft - Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; 200 Jahre allgemeines Landrecht, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1995; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die Preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 113 (1996), 40; Benthaus, R., Eine „Sudeley“?, Diss. jur. Kiel 1996; Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1998; Zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte des preußischen Allgemeinen Landrechts, hg. v. Gose, W. u. a., 1999; Dilcher, G., Forschungen zum ALR-Jubiläum, (in) ZNR 2001, 285; Steinbeck, J., Die Anwendung des allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2004; Benöhr, H., Die Urheber des ALR, ZRG GA 121 (2004), 493; Register zum allgemeinen Gesetzbuch, hg. v. Krause, P., 2004; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; http://www.­koeb­lergerhard.de/Fontes/ALR1fuerdiepreussischenStaaten1794teil1.htm;http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ALR2fuerdiepreussischenStaaten1794Teil2.htm; Hilgen­stock, C., Die Anwendung des Allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2009; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Stegmaier, W., Das preußische Allgemeine Land­recht und seine staatsrechtlichen Normen, 2013; Sturm, F., Das preußische Allgemeine Landrecht, 2014; Schroth, F., Praxistest für das ALR, 2016; Röhrmann, K., Das Ehescheidungsrecht des ALR und die Reformvorschläge im 19. Jahrhundert, 2017

Allgemeines Persönlichkeitsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einer Person an ihrer Persönlichkeit insgesamt zustehende Recht. Erste Ansätze hierfür finden sich bei Donellus (Doneau 1527-1591), Pufendorf, Thomasius und Wolff (vgl. § 83 Einl. ALR, § 16 ABGB), doch lehnt Friedrich Carl von Savigny ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ab, weil Inju­rienstrafenklage und Strafrecht genü­genden Schutz bieten. Demgegenüber treten später Otto von Gierke und Josef Kohler für ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ein. Bei der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) wird auf ein allgemeines Persönlichkeitsrecht bewusst verzichtet, nur der Namens­schutz in § 12 geregelt und der Schadensersatz bei imma­teriellen Schäden eingeschränkt (§ 253 BGB, anders Art. 28 ZGB Schweiz 1907/­1911). Seit 1954 wird ein allgemeines Persönlichkeitsrecht in Deutschland durch die Rechtsprechung (BGHZ 13, 334, 1958, BGHZ 26, 349, 1974 BVerfGE 34, 269, vgl. 1956 BGHZ 20, 345 pönale Geldentschä­digung) anerkannt. Als Rechtsgrund wird Art. 2 Iff. GG angesehen (vgl. BGHZ 128,1). Beachte auch § 201a StGB.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 1 1910, 58; Irmscher, K., Der privatrechtliche Schutz der Persönlichkeit in der Praxis des gemeinen und partikularen Rechts, 1953; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert, AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert 1962; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerb­lichen Erscheinungsformen, 1981; Gottwald, S., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1996; Goebel, J., Allgemeines Persönlichkeitsrecht, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im Privatrecht, 2004; Kastl, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2007

Allgemeines Vermögensgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) für das Fürstentum Montenegro ist das vor allem unter Mitarbeit Baltazar →Bogišićs (1834-1908) 1888 in Kraft gesetzte Privatrechtsgesetzbuch Montenegros (ohne Familienrecht und Erbrecht).

Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogišić (1834-1908), 1962; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechts­entwicklung in Montenegro, (in) Spomenica Valtazara Bogišića, 2008, 315

Allgemeinverfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene, lange als zwischen Ver­ordnung und Verwaltungsakt stehend angesehene, zuletzt dem Verwaltungsakt zugeordnete Einrichtung des allgemeinen Verwaltungsrechts.

Lit.: Wandschneider, S., Die Allgemeinverfügung, 2009

alliiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht als eigener Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb alliieren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1628 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) verbündet

Alliierte hohe Kommandantur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Berlin ist das gemeinsame Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs für Berlin seit Juli 1945. Nach dem Auszug des sowjetischen Stadtkom­mandanten aus der Alliierten Hohen Kommandatur an dem 16. Juni 1948 tagen die drei westlichen Stadt­kommandanten allein. Die Hoheitsge­walt über →Berlin (West) wird bis zu der Ver­einigung Berlins in dem Zuge der Herstellung deutscher Einheit (1990) von den drei Westalliierten ausgeübt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Grant, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985

Alliierte Hohe Kommission (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das oberste Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs für die Bundesrepublik Deutschland einschließlich der westlichen Sektoren Berlins von dem 21. 9. 1949 bis zu dem 5. 5. 1955. Die Alliierte Hohe Kommission hat ihren Sitz auf dem Petersberg bei Königswinter. Sie besteht aus den 3 Hohen Kommissaren der beteiligten westlichen Besatzungsmächte Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich.

Lit.: Vogt, H., Wächter der Bonner Republik, 2004

Alliierter Kontrollrat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 30. 7. 1945 errichtete Organ der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich für die Ausübung der obersten Gewalt in Deutschland, insbesondere die Entscheidung aller Deutschland als Ganzes betreffenden Fragen. Der Alliierte Kontrollrat erlässt auch Gesetze. An dem 20. 3. 1948 stellt er wegen der gegensätzlichen Ansichten der westlichen Mächte einerseits und der Sowjetunion andererseits seine Tätigkeit ein. In Österreich werden nach dem ersten alliierten Kontrollabkommen von dem 4. 7. 1945 ein aus den vier militärischen Kom­missaren der vier Besatzungsmächte ge­bildeter Alliierter Rat und ein Exeku­tivkomitee mit Stäben (insgesamt als Alliierte Kommission bezeichnet) einge­richtet, deren oberste Gewalt durch das zweite alliierte Kontrollabkommen von dem 28. 6. 1946 abge­schwächt wird. →Kontrolle

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Jaenicke, G., Der Abbau der Kontrollratsgesetzgebung, 1952; Etzel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, 1992; Schmoeckel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, ZRG 112 (1994), 431; Mai, G., Der Alliierte Kontrollrat in Deutschland, 1995

Alliiertes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von den alliierten Besatzungsmächten (in Deutschland) in fünf Abschnitten (vor dem 5. 6. 1945, ab der Berliner Erklärung von dem 5. 6. 1945, ab 1947, ab 1951 und ab 1955) geschaffene oder veranlasste Besat­zungsrecht.

Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Deutschland unter alliierter Besatzung, hg. v. Benz, W., 1999; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002

Allmende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1133 bezeugt – 1125 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [ohne Zeitangabe AhdGl. III 407] und 1125 [Schöpflin, AlsDipl. I 203] bzw. 1149 [WirtUB. II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. almende) ist die mehreren Berechtigten zu allgemeiner Nutzung zustehende Wirtschaftsfläche (einer Gemeinde oder eines ähnlichen Verbands). Es ist sehr zweifelhaft, ob die Anfänge der vor allem in dem Hochmittelalter bezeugten Allmende in die germanische Landnahme zurückreichen. Inhaltlich besteht die Allmende aus Wäldern, Weide und Ödland. Nutzungsberechtigt sind regel­mäßig die Inhaber mehrerer (nahe beieinander liegender) Hofstellen bestimmter Größe (Markgenossen). Schon früh versucht der König und später auch der Landesherr, ein Allmendregal durchzusetzen. Das durch den Liberalismus geprägte 19. Jahrhundert strebt nach Beseitigung der Allmende zugunsten von Alleineigentum. →Alm

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Möser, J., Osnabrückische Geschichte, 1768ff.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Weiss, J., Die Hackwaldallmende der Stadt Eberbach, ZRG GA 17 (1896), 77; Schiff, W., Grundriss des Agrarrechts, 1903; Rüttimann, K., Die zugerischen Allmendkorporationen, 1904; Rennefahrt, H., Die Allmend im Berner Jura, 1905; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Omlin, H., Die Allmendkorporationen der Gemeinde Sarnen, 1913; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes Werdenberg, 1919; Meyer, E., Die Nutzungs­korpora­tionen im Freiamt, 1919; Haff, K., Überbleibsel strenger Feldgemeinschaft auf friesischen und skandinavischen Inseln, ZRG GA 46 (1926), 378; Haff, K., Die alten Feld- und Wiesengemeinschaften der Insel Föhr und ihre Erbbücher, ZRG GA 47 (1927), 673; Bergdolt, W., Badische Allmenden, ZRG GA 48 (1928), 466; Weber, K., Zur Rechtsgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge, 1931; Plett, E., Zur Rechtsgeschichte des Spätlandes auf Oster­landföhr, 1931; Kirchner, R., Die Allmende und ihre Schicksale in Unterfranken, Diss. jur. Würzburg 1931; Mantel, K., Der Gemeindewald in Bayern, Diss. jur. Würzburg 1933; Rynning, L., Bidrag til norsk almenningsrett I, 1934; Brinkmann, O., Die Bedeutung der Allmende im neuen Deutschland, 1935; Scherzer, G., Die Allmenden in Baden, 1940; Grass, N., Beiträge zur Rechts­geschichte der Alpwirtschaft, 1948; Fischer, H., Zum Gebietsrecht der Stadtallmende, ZRG GA 71 (1954), 209; Sidler, R., Die schwyzerische Unterallmeind­korporation, Diss. jur. Zürich 1956; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Golkowsky, R., Die Gemeinheitsteilungen im nordwestdeutschen Raum, 1965; Wehrenberg, D., Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Allmendrechten und Gemeinfronverpflichtungen, 1969; Wörlen, R., Waldeigentümergemeinschaften, 1981; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Below, S. v. u. a., Wald, 1998; Zückert, H., Allmende und Allmendaufhebung, 2003; Schmidt-Wiegand, R., Allmende, (in) Worte des Rechts, 2007, 347; Von der Allmende zur Share Economy, hg. v. Schläppi, D. u. a., 2018

Allod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Lex Salica-Fragment] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der Lex Salica [507-511], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das keinen zusätzlichen Beschrän­kungen unterliegende Familiengut (19. Jahrhundert, vgl. Lex Salica 59). Es steht insbesondere in einem Gegensatz zu →Lehen. In dem deutschen Sprachraum gibt es wohl schon früh Allod, während in Frankreich (wegen der Vermutung nulle terre sans seigneur) Allod eher selten und in England Allod seit 1066 (Domesdaybook) verschwunden ist. Allod kann von dem Berechtigten zu Lehen gemacht werden und Lehen kann bei Mitwirkung aller Berechtigter in Allod verwandelt werden. Mit dem 19. Jahrhundert geht Allod allgemein in →Eigentum auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Chenon, E., Étude sur l’histoire des alleux en France, 1888; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Spieß, K., Das Lehnswesen, 2002, 2. A. 2009

Allodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1738 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (ausdrückliche oder stillschweigende) Umwandlung von Lehen in →Allod. Tatsächlich findet in der Neuzeit eine allmähliche Allodifikation der deutschen Landesfürstentümer zu Lasten des Reiches oder Königs statt (bis 1806). Innerhalb der Landesfürstentümer erfolgt (nicht zuletzt aus steuerlichen Überlegungen) eine Allodifikation der Lehen von 1702 (Preußen) bis 1919 (Mecklenburg).

Lit.: Köbler, DRG 211; Loewe, V., Die Allodifikation der Lehen unter Friedrich Wilhelm I., (in) Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 11 1898; Deter, G., Allodifikation, ZRG GA 130 (2013), 205

Allthing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1808) ist die vielleicht 930 eingerichtete politische Versammlung der seit der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts vor allem von Westnorwegen aus besiedelten Insel →Island. Das Allthing wird in der zweiten Junihälfte jedes Jahres in dem Südwesten abgehalten. Teilnahmeberechtigt ist jeder thingsteuerfähige Freie, teilnahmeverpflichtet jeder Häuptling (Gode) und jeder neunte Mann. Auf dem Allthing hat der Gesetzessprecher oder Rechtssprecher (lögsögumadr) das Recht vorzutragen, ist Recht zu setzen und zu klären und müssen Urteile gefällt werden. 1271/1281 endet diese ältere Gestaltung. 1798 wird das Allthing insgesamt aufgelöst.

Lit.: Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 – eine Quellenkunde, 2011, 2. A. 2016 (Wort 1808

Alm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – Hinweis auf Alpe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über Alpe und das erschließbare Germanische sowie das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bergweide, →Almrecht

Almrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht [aber Alprecht 1385] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – Alprecht ab 1385 in 25 Stellen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Alp oder (aus alben kontrahiert) Alm als der hochgelegenen, vielleicht seit 3000 Jahren in den Sommermonaten bewirtschafteten Weideflä­che (vor allem des Alpenraums). Diese gehört teils Genossen­schaften, teils Grundherren. Das Eigentum an den Grundstücken ist oft durch besondere Rechte und Dienstbarkeiten eingeschränkt (beispielsweise Schneefluchtrecht auf niedriger gelegenen und damit eher schneefreien Almen).

Lit.: Hibler, I., Die Grundlagen von Almwirtschaft und Almrecht in Bayern, 1923; Weiß, R., Das Alpwesen Graubündens, 1941; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948; Moritz, A., Die Almwirtschaft im Stanzertal, 1956; Grass, N., Forschungen zur Alpwirt­schaft, ZRG GA 81 (1964), 368; Ramseyer, R., Das altbernische Küherwesen, 1961; Gietzen, H., Die Almen des Stubaitales, 1964; Schweizerischer Alpkataster, hg. v. d. Abteilung für Landwirtschaft des eidgenössischen Volkswirtschaftsde­partements in Bern, 1962ff.; Hägele, E., Die Hinterriss, Diss. staatswiss. Innsbruck 1967; Edelmann, M., Die Almen im Tegernseer Tal, 1966; Werner, K., Die Almwirtschaft des Schnalstales, 1969; Starz, R., Die Almwirtschaft in der Wildschönau, Diss. staatswiss. Innsbruck 1970; Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schenk, P., Die Almwirtschaft im Alpbachtal (Tirol), 1974; Zwittkovits, F., Die Almen Österreichs, 1974; Grass, N., Oswald von Wolkenstein und die Almwirtschaft, ZRG GA 92 (1975), 105; Tremel, F., Zur Rechtsgeschichte des Almwesens, (in) FS N. Grass Bd. 2 1975, 3; Untersuchungen zur eiszeitlichen und frühmittelalterlichen Flur, hg. v. Beck, H., 1980; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Grass, N., Alm und Wein, 1990 (Aufsätze)

alodis (lat.-afränk. [F.]) →Allod, s. Google

Alp →Alm, s. Google

Alpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1741 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) ist der Name des Italien von Frankreich und Deutschland trennenden, infolge der Pattenverschiebungen des Erdmantels entstandenen Gebirges Europas.

Lit.: Die Alpen in der europäischen Geschichte des Mittelalters, 1965; Die Alpen, hg. v. Mathieu, J. u. a., 2005; Wege über die Alpen, hg. v. Oster, U., 2006; Le Alpi porta d’Europa, hg. v. Pani, L. u. a., 2009; Winckler, K., Die Alpen im Frühmittelalter, 2012; Bätzing, W., Die Alpen, 2018

Alsfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Oberhessen übernimmt nach 1556 weitgehend wörtlich das Frankenberger Stadtrechtsbuch.

Lit.: Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014; Das Augustinerkloster Alsfeld, hg. v. Schneider, H., 2019

alt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221/1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) betagt, bejahrt, reif

Altar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 13. Jahrhundert [HohenfurtBened. 267] sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der christlichen Kirche für geistliche Handlungen verwendete Tisch, mit dem auch Rechtshandlungen (beispielsweise Stif­tungen, Eide, Gottesurteile) verbunden werden können.

Lit.: Carlen, L., Orte, Gegenstände, Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Viek, S., Der mittelalterliche Altar als Rechts­stätte, (in) Mediävistik 17 (2004)

Altdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Nürnberg, 1504 von der Pfalz an die Reichsstadt Nürnberg gelangt, 1553 sehr zerstört, ist von 1575 an Sitz des 1526 nach Vorschlägen Melanchthons in dem Egidienkloster Nürnbergs eingerichteten Gymnasiums und von 1622 bis 1809 Sitz einer Universität (Donellus, Rittershusius, 1599 Wallenstein, 1667 Leibniz). 1806 kommt Altdorf zu Bayern.

Lit.: Will, G., Geschichte und Beschreibung der nürn­bergischen Universität Altdorf 1796, Neudruck 1975; Die Matrikel der Universität Altdorf, hg. v. Steinmeyer, E. v., 1812, Neudruck 1980; Mummen­hoff, G., Die Juristenfakultät Altdorf in den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens, Diss. jur. Erlangen 1957; Loiermann, H., Die Altdorfer Juristen, (in) FS K. S. Bader 1965, 267; Mährle, W., Academia Norica (1575-1623), 2000; Nürnbergs Hochschule in Altdorf, hg. v. Marti, H. u. a., 2014

alte Kulm →Kulm

Altena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Lappe, J., Die Freiheit Altena, 1929

Altenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [BremPolO. 1732 741] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist die einem Bauern und seinem überlebenden Ehegatten nach Übergabe seines Hofes an seinen Nachfolger zustehende Versorgung. Das seit der Mitte des 14. Jahrhundert nachweisbare Altenteil wird bei freien Bauern durch (seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren) Vertrag vereinbart (und in neuerer Zeit in dem Grundbuch dinglich gesichert), bei grundherrschaftlichen Bauern auch in Hofrechten festgelegt. Es haftet an dem Hofgrundstück. Die Anerbengesetz­gebung des 19. Jahrhunderts kennt eine gesetzliche Regelung, deren genaue Ausgestaltung der Vereinbarung überlassen ist. Art. 96 EGBGB verweist für den schuldrechtlichen Vertrag auf das Landesrecht.

Lit.: Runde, C., Die Rechtslehre von der Leibzucht oder dem Altenteile auf deutschen Bauerngütern, 1805; Schmidt, K., Gutsübergabe und Ausgedinge, 1920; Piepenbrock, J., Die Entwicklung des Altenteils oder der Leibzucht, 1925 (Diss. Münster); Weiland, H., Die geschichtliche Entwicklung des bäuerlichen Altenteils, 1940; Weber, H., Der deutsche bäuerliche Übergabevertrag, 1941; Czerannowski, B., Das bäuerliche Altenteil in Holstein, Lauenburg und Angeln 1650-1850, 1988; Schäfer, A., Übernahme und Altenteil, Diss. jur. Bonn 1994

Alter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine für das Recht in verschiedener Hinsicht bedeutsame, durch die dem Universum wie dem Menschen vorgegebene Dimension Zeit bedingte Erscheinung des Seins wie des menschlichen Lebens. Schon das römische Recht unterscheidet zwischen Kleinkindern (lat. [M.Pl.] infantes), Nochnichtgeschlechts­rei­fen (lat. [M.Pl.] impuberes) und Geschlechtsreifen (lat. [M.Pl.] puberes), wobei der Eintritt der Reife bei Männern mit vollendetem 14., bei Frauen mit vollendetem 12. Lebensjahr angenommen wird und volle Geschäftsfähigkeit bedeutet. Allerdings besteht (wohl schon früh) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. Nach den frühmittelalter­lichen Volksrechten tritt Mündigkeit zunächst nach der jeweiligen einzelnen Geschlechts­reife ein, später mit der Vollendung des 10. Lebensjahrs (angel­sächsisches Recht vor 1000) oder 12. Lebensjahrs (Edictus Rothari [643] 155, Leges Liutprandi [721] 18). Der Unmündige kann bestimmte Handlungen nicht vornehmen, andere nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen. Die väterliche Gewalt dauert aber bis zu der →Abschichtung fort. Nach dem Sachsenspiegel kann diese Rechtsstellung des Unmündigen freiwillig bis zu dem Ablauf des 21. Lebensjahrs und nach dem 60. Lebensjahr fortgeführt werden. Mit der Rezeption des römischen Rechtes seit dem späteren Mittelalter dringt die römische Regelung der (lat. [F.]) infantia (Kindheit) ein (Geschäftsunfähig­keit). Wer älter als sieben Jahre alt ist, kann zwar Rechte erwerben, aber bis zu der Geschlechtsreife keine Pflichten begründen bzw. bis zu der Volljährigkeit (meist 25 Jahre) das Vermögen nicht ohne Zustimmung eines Kurators verringern, allerdings auf Antrag diese Rechtsstellung bereits mit 20 bzw. für Frauen mit 18 Jahren erreichen (lat. sog. [F.] venia aetatis, Erlaubnis des Alters). Nach dem österreichischen Codex Theresianus von 1766 (V § IV 98), dem preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 (II 18 § 696) und dem österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 (§ 21) tritt die Volljährigkeit mit 24 Jahren ein, in dem Deutschen Reich seit 1875 mit 21 Jahren, in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland (1975) mit 18, in Österreich (1919) mit 21, dann (1973) mit 19 und danach (2001) auch mit 18 Jahren. Daneben gibt es die Schulpflicht mit 6 Jahren, die Religionsmün­digkeit mit 14 Jahren, die beschränkte Ehe­mündigkeit, Testierfähigkeit und Eidesfähig­keit mit 16 Jahren und den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren in dem Strafrecht bzw. Ju­gendstrafrecht.

Lit.: Kaser § 14; Hübner 63ff.; Wackernagel, W., Die Lebensalter, 1862; Eckhardt, K., Die Volljährig­keits­grenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Helfen­stein, U., Beiträge zur Problematik des Lebensalters in der mittleren Geschichte, 1952; Luther, G., Ehemündigkeit, Volljährigkeit, Strafmündigkeit, 1961; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Aging and the Ages, hg. v. Sheehan, M., 1990; Alter und Gesellschaft, hg. v. Borscheid, P., 1995; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Schlegel-Voß, L., Alter in der Volksgemein­schaft, 2005; Generationengerechtigkeit?, hg. v. Bra­kensiek, S. u. a., 2006; Timmer, J., Alters­grenzen politischer Partizipation in antiken Gesellschaften, 2008; Youth and Age in the Medieval North, hg. v. Lewis-Simpson, S., 2008; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Brunozzi, K., Das vierte Alter im Recht, 2012; Wagner-Hasel, B., Alter in der Antike, 2012; Torp, C., Gerechtigkeit im Wohlfahrtsstaat, 2015; Kohler-Gehrig, E., Leben im Alter vom 16. bis 19. Jahrhundert, 2022

Alteri stipulari nemo potest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Für einen anderen kann man sich nichts versprechen (bzw. sich versprechen lassen).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian 170-223)

alternativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1488 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1488 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – als Ansatz –, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj./Adv.) wechselweise, →alternativus

Alternativentwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zu der Strafrechtsreform ist der 1966 von reformfreudigen deutschen Professoren vorgelegte Entwurf für eine Änderung des Strafrechts, der die Liberalisierung des deutschen Straf­rechts in der anschließenden Novellierung maßgeblich mitbestimmt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

alternativus, alternātīvus, lat., Adj., zweideutig, Änderung bewirkend,  s. latein_a_z.docx,, vgl. lat. alternāre, V., abwechseln lassen, abwechseln, wechseln, (43 v. Chr.-18 n. Chr.) →alternativ, s. Google

Altershilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) für Landwirte ist eine durch Gesetz von dem 27. 7. 1957 (zu dem 1. 10. 1957) in Deutschland errichtete Abteilung der Sozialversicherung, die von Alterskassen bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossen­schaften betrieben wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zöllner, D., Die Altershilfe für Landwirte, 1961; Breyer, M., Auswirkung des demographischen Wandels auf die gesetzliche Alterssicherung in Deutschland, 2020

Altersversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1882 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Sozialversicherung

Altertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 vielleicht als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1495 [Stallaert II 318] in 7 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen (3000-2800 v. Chr.) bzw. dem 11. Jahrhundert v. Chr. beginnende, vor allem die Völker der Gegend um das Mittelmeer (Griechen, Römer) bis zu dem Zweistromland und Ägypten erfassende und mit der Völkerwanderung (zwischen 375 und 568, 476 Eroberung Westroms durch Germanen) allmählich endende geschichtliche Abschnitt der Kulturent­wick­lung des Menschen. →Antike

Lit.: The Oxford Classical Dictionary, 1949ff., 2. A. 1970, 3. A. 1996, 4. A., hg. v. Hornblower, S. u. a., 2012 (mehr als 6000 Einträge); Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1975ff.; Buchwald, W. u. a., Tusculum-Lexikon grie­chischer und lateinischer Autoren, 3. A. 1982; Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissen­schaft, Gesamtregister I, II, 1997ff. (mit CD-ROM); Ott, M., Die Entdeckung des Altertums, 2002; Piepenbrink, K., Das Altertum, 2006; Porter, A., Mobile Pastoralism and the Formation of Near Eastern Civilizations, 2012; Assmann, J., Exodus – Die Revolution der Alten Welt, 2015, 2. A. 2015, 3. A. 2015; Isaac, B., Empire and Ideology in the Graeco-Roman World, 2019; Sessa, K., Daily Life in Late Antiquity, 2018

Althochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1819 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.und substantiviert N.) ist die normalisierende wissenschaftliche Bezeichnung der zwischen (500 bzw.) 750 und etwa 1050 (1067) als der alten deutschen Sprachperiode in dem südlichen (hochgelegenen) Deutschland (vor allem von Alemannen, Bayern und dem südlichen Teil der Franken) gesprochenen, dem Germanischen folgenden und dem →Mittelhochdeutschen voraus­gehenden Sprachen (beispielsweise althochdeutsches Lex-Salica-Bruchstück), deren Wortschatz sich auf wohl mehr als 30000 (30191) Ansätze und Verweise berechnen lässt.

Lit.: Althochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Frings, T./Karg-Gasterstädt, E., Bd. 1ff. 1952ff. (2030 soll es in 10 Bänden fertig sein, 750000 Zettel, 13 Mitarbeiter [derzeit], durchschnittlich sieben Zettel je Tag bearbeitet, ein Drittel Glossen); Baesecke, G., Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums (2, 1), 1950; Schützeichel, R., Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen, 1961; Schützeichel, R., Althochdeutsches Wörterbuch 1969, 2. A. 1974, 3. A. 1981, 4. A. 1989. 5. A. 1995, 6. A. 2004, 7. A. 2012; Sonderegger, S., Althochdeutsch als Anfang, 1977; Köbler, G., Wörterbuch des althoch­deutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Taschen­wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Meinecke, E./Schwerdt, J., Einführung in das Althochdeutsche, 2001; http://www.koeblergerhard­.de/­ahdwbhin.html; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009

Althusius (Althaus), Johannes (Diedens­hau­sen bei Berleburg in der Grafschaft Wittgenstein 1557 [oder um 1563]-Emden 12. 8. 1638), Hof­pre­digerssohn, wird nach dem Studium in Marburg (Pädagogium, 1577), Köln (1581), Basel (Amerbach, 1586 Promotion über Intestaterbfolge) und Genf (D. Gothofredus) 1588 nach Herborn an die dort 1584 gegründete Hohe Schule berufen (1592-1596 Steinfurt). Von 1604 bis 1638 wirkt er in Emden als Ratssyndikus. Sein Hauptwerk (lat. [F.] Politica methodice digesta, Politik methodisch behandelt, 1603, 3. A. 1614, Neudruck 1961, 1981) ist der erste deutsche Versuch einer systematischen Staatslehre, den Althusius zu einer allgemeinen, mit noch mittelalterlicher Naturrechtsvorstellung behafteten Rechtslehre ausbaut, der aber in dem beginnenden Absolutismus letztlich von beschränkter Wirkung bleibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148; Gierke, O. v., Johannes Althusius, 1880, 2. A. 102, 3. A. 1913, 4. A. 1929, 5. A. 1958, 6. A. 1968, Neudruck 1980, 7. A. 1981; Reibstein, E., Johannes Althusius als Fortsetzer der Schule von Salamanca, 1955; Winters, P., Die „Politik“ des Johannes Althusius und ihre zeitgenössischen Quellen, 1961; Althusius-Bibliographie, hg. v. Scupin, H. u. a., Bd. 1f. 1973; Friedrich, C., Johannes Althusius und sein Werk, 1975; Politische Theorie des Johannes Althusius, hg. v. Dahm, G. u. a., 1988; Wyduckel, D., J. Althusius - Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, 1991; Politische Begriffe und historisches Umfeld in der Politica methodice digesta, hg. v. Bonfatti, E. u. a., 2002; Althusius, J., Politik, übers. v. Janssen, H., hg. v. Wyduckel, D., 2003; Jurisprudenz, politische Theorie und politische Theologie. Beiträge des Herborner Symposions zum 400. Jahrestag der Politica des Johannes Althusisus 1603-2003, hg. v. Carney, F. u. a., 2004; Bianchin, L., Diritto, teologica e politica nella prima età moderna – Johannes Althusius (1563-1638), 2017

Altmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 XXXVII, 1-1299, XI, 1301-2903 S.

altmärkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adj.) Altmark betreffend

Altmärkische Glosse zu dem Sachsenspiegel →Stendaler Glosse, s. Google

Altniederfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordwesten des fränkischen Reiches in der altdeutschen Zeit des Frühmittelalters gesprochene Sprache, aus der sich das Mittel­nieder­ländische und das Niederländische ent­wick­eln.

Lit.: Köbler, G., Sammlung altniederfränkischer Tradition – Texte – Glossen, 2002

Altona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011

Altsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordosten des fränkisch/deutschen Reiches zwischen (500 bzw.) 750 und 1200 als der alten deutschen Sprach­periode von den Sachsen gesprochene, dem Mittelniederdeutschen vorausgehende Spra­che (beispielsweise →Heliand).

Lit.: Köbler, G., Altsächsisches Wörterbuch, 5. A. 2014 Altsächsisches Wörterbuch (koeblergerhard.de)

Altzelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1 1162-1249, bearb. v. Graber, T., 2006; Die Zisterzienser und ihre Bibliotheken, hg. v. Graber, T. u. a., 2008

Alzey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: 1750 Jahre Alzey, hg. v. Becker, K., 1973

Amalfi (Kleinstadt mit rund 5000 Einwohnern an dem Golf von Salerno in Kampanien in Italien) s. Google

Lit.: Morrissey, J., Amalfi – Moderne im Mittelalter, 2020

Amberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in der Oberpfalz wird erstmals 1034 in einer Gabe Konrads II. an das Hochstift Bamberg erwähnt. Spätestens 1242 ist es Stadt. Die älteste erhaltene (deutsche) Bestätigung des Stadtrechts stammt von 1294.

Lit.: Denkmäler des Amberger Stadtrechts, hg. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.

Amerbach, Bonifacius (Basel 1495-1562), Schüler Zasius‘ und Alciats, Freund und Erbe des Erasmus von Rotterdam, durch Aristoteles geprägter Professor der Pandekten in Basel und Advokat (Anwalt, Familie aus Amorbach, ursprünglicher Name Welcker). S. Google

Lit.: Die Amerbachkorrespondenz, hg. v. Hartmann, A. u. a., Bd. 1ff. 1942ff.; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hagemann, H., Die Rechts­gut­achten des Bonifacius Amerbach, 1997; Hagemann, H., Die Rechtsgutachten des Basilius Amerbach, 2001; Burckhardt-Biedermann, T., Bonifacius Amerbach und die Reformation, 2017

Amerika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist der spät wohl frühgeschichtlich (um 13000 v. Chr., Prä-clovis-Funde bei Austin in Texas oder vielleicht nach anderen etwas älteren Funden auch schon etwas früher ) von Sibirien aus (von Asiaten/­In­di­a­nern über eine während einer Eiszeit bestehenden Landbrücke von Sibirien nach Alaska) be­siedel­te, um die erste Jahrtau­send­wende von Wikingern (Leif Eriksson aus Grönland mit 35 Männern in Helluland, Markland und Vinland = Weinland?, überliefert in isländischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960 Funde von Überresten einer wikingerzeitlichen Siedlung in L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands in Kanada mit Eisenschlackeresten) und 1492 von Kolumbus auf der von Europa aus nach Westen gerichteten Suche (nach Gewürzen wie Pfeffer) nach Indien (nochmals) entdeckte, von Amerigo Vespucci (Florenz? 9. 3. 1454-Sevilla 11. 2. 1512, von 1492 bis 1495 mit Kolumbus vergesellschaftet, Vorname italienisiert aus Amalrik bzw. Emmerich) in dem Gefolge der Entdeckung der Amazonasmündung (1502) als verschieden von Indien erkannte, an dem 25. 4. 1507 von Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann in der (lat.) Cosmographiae Introductio (F., Einleitung in die Weltbe­schreibung) nach Amerigo (Vespucci) als Amerika benannte, in dem Süden von Spanien (unter Ausnutzung einheimischer Zerstrittenheit) und Portugal und in dem Norden vor allem von England (und Frankreich) in Besitz genommene Kontinent, dessen verschiedene Kolonien bzw. Staaten sich seit dem 18. Jahrhundert von den Kolonial­mächten lösen, aber in dem 20. Jahrhundert von den 1776 von Großbritannien verselbständigten →Ver­einigten Staaten von A. stark geprägt werden.

Lit.: Bravo Lira, B., Beziehungen zwischen den europäischen und ibero-amerikanischen Kodifi­kationen, ZRG GA 103 (1986), 294; Die neue Welt, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2001; Semper, F., Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien, 2003; Weber, K., Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel 1680-1830, 2004; Arens, W./Braun; H., Die Indianer Nordamerikas, 2004; Depkat, V., Geschichte Nord­amerikas, 2004; König, H., Kleine Geschichte Lateinamerikas, 2006; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Taladoire, E./Courau, J., Die Maya, 2007; Winfield, A., Eugenics and Education in America, 2007; Place and Native American Indian History and Culture, hg. v. Porter, J., 2007; Borge, F., A New World for a New Nation, 2007; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Amerika, hg. v. Lehmkuhl, U. u. a., 2008; The Cambridge History of Law in America, hg. v. Grossberg, M. u. a., Bd. 1ff. 2008; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Lerg, C., Amerika als Argument, 2011; The Oxford Encyclopedia of American Political and Legal History, hg. v. Critchlow, D., 2012; Campbell, J., Crime and Punishment in African American History, 2012; Rinke, S., Lateinamerika und die USA, 2012; Bernhard, R., Geschichtsmythen über Hispanoamerika, 2013; Saldern, A., v., Amerikanismus, 2013; Duve, T., Salamanca in Amerika, ZRG GA 132 (2015), 116; Loock, K., Kolumbus in den USA, 2014; Derecho privado y modernización, hg. v. Rosario Polotto, M. u. a., 2015; Rinke, S., Im Sog der Katastrophe – Lateinamerika und der erste Weltkrieg, 2015; Simek, R., Vinland! Wie die Wikinger Amerika entdeckten, 2016; Murrin, J., Rethinking America - From Empire to Republic, 2018 (Sammelband); Rinke, S., Conquistadoren und Azteken – Cortés und die Eroberung Mexikos, 2019; Huber, V., Die Konquistadoren – Cortés, Pizarro - und die Eroberung Amerikas, 2019; Werz, N., Lateinamerika, 2020

amerikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1855 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) →Amerika betreffend

Amerikanische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Amerikanische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Vereinigte Staaten von Amerika zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

amicus, amīcus (1), amēcus, ameicus, lat., Adj., befreundet, freundlich gesinnt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

amicus, amīcus (2), amēcus, ameicus, lat., M., Freund, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

Amira, Karl von (Aschaffenburg 8. 3. 1848-München 22. 6. 1930), Richterssohn, wird nach dem Abitur und Studium in München (Konrad Maurer, Bernhard Windscheid, Julius Wilhelm von Planck, Paul von Roth und Alois von Brinz), der Promotion über das altnorwegische Vollstreckungsverfahren (1872) und der Habilitation über Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten (1874) 1875 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau und 1892 in München. Seine Hauptwerke betreffen Nordgermani­sches Obligationenrecht (1882ff., unvollen­det), die Dresdener Sachsenspiegelbilderhand­schrift (1902, 1925/1926) und die germanischen Todesstrafen (1922). Der Name Amira wird aus dem Arabischen und Persischen hergeleitet und mit den Bedeutungen Befehlshaberin, Prinzessin verbunden. S. Google

Lit.: Amira, K., Über Zweck und Mittel der germanischen Rechtsgeschichte, 1876; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AmiraKarlvonGrundrissdesgermanischenRechts3A1913.pdf ; Amira, K. v., Grundriss des germanischen Rechts, 1890, 2. A. 1897, 3. A. 1913; Puntschart, P., Karl von Amira und sein Werk, 1932; Karl von Amira zum Gedächtnis, hg. v. Landau, P. u. a., 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen – Öffentliches Strafrecht im Spiegel der Strafrechtsgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, 2001, 313ff.

amnestia, amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie

Amnestie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1561 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1561 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, [1. Jh. n. Chr.], s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie und damit das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Nicht­erinnerung, Straferlass) ist in dem Strafrecht die Begnadigung einer Mehrheit von Straftätern (in Griechen­land seit dem 6. Jahrhundert belegt, Athen 403 v. Chr., erstmals 196 v. Chr. als amnestia, Amnestie benannt). In dem 16./17. Jahrhundert wird die Bezeichnung in das Deutsche allgemeiner aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert wird in dem deutschen Sprachraum für eine Amnestie ein formelles Gesetz erforderlich. Amnestie kann Rechtssicherheit und Rechtsstaat gefährden.

Lit.: Usteri, P., Ächtung und Verbannung im griechischen Recht, 1903; Waldstein, W., Untersu­chungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Hammel, F., Innerstaatliche Amnestien, 1993; Süß, F., Studien zur Amnestiegesetzgebung, 2001

Amortisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1717 als aus dem Französischen gebildet bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb amortisieren 1769) Tilgung

Amortisationsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das weltliche Gesetz, das die Freiheit des kirchlichen (oder auch jüdischen) Grunderwerbs und die Zunahme des abgabenfreien Kirchenguts einschränkt (beispielsweise Lübeck 1220/1226, Judenburg 1269, Österreich 1303, vgl. Ssp LR I 25 § 1, ALR II 11 § 1199) (, weil die tote Hand das einmal Ergriffene nicht mehr hergibt). Das österreichische Konkordat von 1855 und Art. 137 III WRV beseitigen diese wenig wirksamen Beschränkungen endgültig.

Lit.: Moshamm, F. v., Über die Amortisationsgesetze überhaupt, 1798; Kahl, W., Die deutschen Amortisationsgesetze, 1879; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Borries, A. v., Die Erwerbsbeschränkungen der manus mortua in Preußen, Diss. jur. Leipzig 1904; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 2. A. 1951, 483f.; Haegele, K., Die Beschränkungen des Grundstücksverkehrs, 3. A. 1970; Schmidt, P., Die Privatisierung des Besitzes der toten Hand in Spanien, 1990

amortisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1769 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1769 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Frühromanische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tilgen

Amsterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der Amstel in das Ijsselmeer entsteht um 1270 und erhält um 1300 Stadtrecht. 1632 wird eine Universität eingerichtet.

Lit.: Koning, H., Amsterdam 1977; Beuys, B., Leben mit dem Feind, 2012 (1940-1945)

Amt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 und 765 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Aufgabe oder der Dienst. In dem römischen Recht hat sachlich nach dem Sturz des Königs (510 v. Chr.) der Höchst­magistrat (lat. consules [M.Pl.] Berater) das höchste Amt der Republik. Hieraus entwickelt sich durch Schaffung weiterer Magistraturen ein nach Zuständigkeiten gegliedertes System der Träger herrschaft­licher Gewalt (mit einem vielleicht seit dem 2. Jahrhundert. v. Chr. regelmäßigen [lat.] cursus [M.] honorum, Ämterlaufbahn). Dieses wird durch die Einführung des Prinzipats abgeändert (Res­sortbezogenheit, auf den Kaiser ausgerichtete Hierarchie, Rangklassen, Qualifikationskri­terien, Besol­dung). Zu den leitenden Ämtern treten zahlreiche nachgeordnete Dienststellen hinzu. Bereits bei Caesar ist dabei keltisch-lat. (M.) ambactus als Bezeichnung für die gallische Adelige umgebenden Männer bezeugt (Commentarii de bello Gallico VI, 15). In der fränkischen Zeit wird das System der Römer zwar grundsätzlich übernommen, aber erheblich vereinfacht. Hinzu kommt eine verstärkte personelle Bindung durch die Belehnung. Insbesondere das Amt (Dienst, Dienstverhältnis, Herrschaft, lat. [N.] ministerium) des Grafen wird als Lehen übertragen. Bald danach werden die dem Adel verliehenen Ämter vielfach durch ihre Inhaber dem König entzogen und zu eigenem Recht behauptet. In den seit dem 12. Jahrhundert dementsprechend entstandenen Ländern ersetzt der Landesherr die Lehnsmannen allmählich durch festbesoldete absetzbare Amtsträger und macht das Amt wieder zu einer staatlichen Einrichtung. Das örtliche Tätigkeitsgebiet wird zu dem Amt in dem räumlichen Sinn. Wer mit einem Amt betraut ist, ist Beamteter und wird zu dem →Beamten. Seit dem 17. Jahrhundert entstehen Verzeichnisse der Ämter (Amtskalender beispielsweise in England, Frankreich, dem Kirchenstaat um 1670, in Österreich um 1690 [1692], in Kursachsen 1702, in Preußen 1704 oder in Nürnberg 1705). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist das öffentliche Amt ein Kernbegriff der Verwaltung. Das Amt in dem öffentlichen Dienst wird bestimmt durch seine Bezeichnung, die Laufbahn und die damit verbundene Besol­dung.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 197, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Lappe, J., Geschichte des Amtes Waltrop, 1938; Beyerle, D., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Banngewalt, 1960; Richardson, H./Sayles, G., The Governance of Medieval England, 1963; Forsthoff, E., Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 10. A. 1973; Bauer, V., Repertorium territorialer Amtskalender, Bd. 1f. 1997ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Löffler, U., Dörfliche Amtsträger im Staatswerdungsprozess, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ämtertraktat (Wort in Grimm DeutschesWörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Decurio de gradus

Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326

Amtmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 und um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 89] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Bestandteilen über das Keltische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Inhaber eines Amtes. In dem Mittelalter ist Amtmann (ahd. ambahtman als Wiedergabe von lat. villicus, officialis, procurator) vor allem der Verwalter eines grundherrlichen Hofverbands (in dem Südwesten auch der Dorfvorsteher) und danach der Leiter eines landesherrlichen Amtsbezirks. Seit 1921 ist Amtmann (unter Lösung von einem bestimmten Amtsgebiet) ein Beamter des gehobenen Dienstes.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 113, 151; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Agena, K., Der Amtmann im 17. und 18. Jahrhundert, 1972; Eibach, J., Der Staat vor Ort – Amtmänner und Bürger im 19. Jahrhundert am Beispiel Badens, 1994; Kroeschell, K., Der Amtmann, http://www.rewi.hu-berlin.de/FHI/zitat/0201­kroeschell.htm; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002

Amtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1737 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1737 [Scheidt, Bierbr. 22] und 1877 [GerichtsverfG. 143] in 2 Stellen, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach dem Gerichtsverfassungsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879) der Vertreter des Staates vor dem Amtsgericht.

Lit.: Rüping, H., Polizeianwalt - Amtsanwalt - Staatsanwalt. Zur Geschichte der Amtsanwaltschaft in Deutschland, (in) FS Wolfgang Sellert, 2000, 537

Amtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1454 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [ZGO2 13 1898 259] in 23 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus Lagen zusammengesetzte Buch (oder die Rolle), das (bzw. die) zu der Ausübung eines →Amtes gehörige Eintragungen enthält. Solche Amtsbücher sind sachlich seit dem Ende der römischen Republik die (lat. [M.Pl.]) commentarii der Magistrate und Priester sowie später des Kaisers. In dem Mittelalter entsteht in dem 9. Jahrhundert das Traditionsbuch und werden seit dem 12. Jahrhundert viele Amtsbücher (Grundbuch, Lagerbuch, Schreinsbuch, Stadt­buch, Kopialbuch, Register, Imbreviaturbuch) eingerichtet. →Stadtbuch

Lit.: Der kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1 1986, 1257ff.; Reetz, J., Hamburgs mittelalterliche Stadtbücher, (in) Z. d. Ver. f. hamburg. Gesch. 44 (1958), 95; Pätzold, S., Amtsbücher des Mittelalters, Archivali­sche Zeitschrift 81 (1998), 87; Kreter, K., Stadtbücher und Register 1289-1533, (in) Hannoversche Geschichts­blätter 48 (1994), 47; Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, hg. v. Sarnowski, J., 2006

Amtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ActaTir. III 159] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der frühen Neuzeit partikular für den Umfang eines →Amtes (Verwaltungsbezirks) eingerichtete, bei­spielsweise in Baden durch Verordnung von dem 22. Juli 1857 zu dem 1. September 1857 an die Stelle der Ämter gesetzte →Gericht, das durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz 1877/1879 zu dem einheitlichen Eingangsgericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit bestimmt wird (1893 in dem - zweiten - Deutschen Reich 1924 Amtsgerichte mit 4409 Richtern, 42% Einmannamtsge­richte, 2000 in der Bundesrepublik Deutschland 638 Amtsgerichte).

Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Steinbach, E./Kniffka, R., Strukturen des amtsgerichtlichen Zivilprozesses, 1982; 150 Jahre Amtsgericht Diepholz, hg. v. Kruthaup, E. u. a., 2002; 150 Jahre Amtsgericht Soltau, hg. v. Rundt, S., 2002; 150 Jahre Amtsgerichte im Bereich des ehemaligen Königreichs Hannover, 2002; 125 Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A. u. a., 2003; Fischer, D., 150 Jahre badische Amtsgerichte, 2007; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; 100 Jahre Amtsgericht Elmshorn, 2010; Brenner, T./Florian, C., 200 Jahre Amtsgericht Böblingen, 2019

Amtshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die neben den Ersatzan­sprüchen des Einzelnen für die Aufopferung seiner Rechtsgüter für das allgemeine Wohl stehende Art der →Staatshaftung für Dritte schädigendes Verhalten von Amtsträgern. Ihr geht vor allem die spätmittelalter­liche Syndikats­klage gegen einen absichtlich oder grob fahrlässig ein unrichtiges Urteil fällenden Richter voraus. In dem späten 18. und in dem 19. Jahrhundert wird allgemeiner eine Haftung jedes Beamten für eine Verletzung seiner Amtspflichten anerkannt (II 10 § 89 ALR für jede Fahr­lässigkeit), wobei jede den Dienstvertrag verletzende Handlung dem Herrscher bzw. dem Staat nicht zugerechnet werden kann und deshalb eine private Ersatzpflicht des Beamten auslösen muss. Seit 1831 wird vereinzelt eine Ersatzpflicht des Staates geschaffen (Sachsen-Altenburg, 1852 Sach­sen-Coburg-Gotha). Das Bürgerliche Gesetz­buch des deutschen Reiches von 1896/1900 hat für eine öffentlichrechtliche Ersatzpflicht des Staates keine Zuständigkeit und bestimmt deshalb in § 839 nur eine deliktische Ersatzpflicht des Beamten. Demgegenüber sehen Bayern 1899, Preußen 1909 und § 1 des Reichsbeamtenhaftungsgesetzes von dem 22. 5. 1910 eine zwar mittelbare, aber primäre Haf­tung des Staates vor. Art. 131 WRV leitet die Haftung reichseinheitlich von dem Beamten auf den Staat über. Dem schließt sich Art. 34 GG an. Das eine unmittelbare, verschuldens­unab­hängige Staatshaftung für Amtspflicht­verletzung festlegende Staatshaftungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 6. 1981 ist wegen (seinerzeit) fehlender (, inzwischen in Art. 74 I Nr. 25 GG geschaffener) Zuständigkeit nach einem Urteil des Bundesverfassungs­gerichts von dem 19. 10. 1982 nichtig. Die 1969 in dem Staatshaftungsgesetz der ehemaligen Deut­schen Demokratischen Republik geschaffene un­mittelbare, von dem Verschulden unabhängige Staats­haftung für rechtswidriges hoheitliches Handeln ist zwar in dem Einigungsvertrag von 1990 aufrechterhalten, aber inzwischen durch Landesgesetz abgeschafft oder eingeschränkt. Das Recht Österreichs kennt eine ver­gleichbare Amtshaftung, das Recht der Schweiz eine mittelbare, meist verschuldensunabhängige Haftung des Staates.

Lit.: Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung aus enteignungsgleichem Eingriff, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsunfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Haaf, T., Das Tonabbau-Urteil des Reichsgerichts (1912), 2012

Amtsherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und älteren deutschen Rechtsquellen sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als königliches Amt vergebene →Herzogtum (9. Jahrhundert) in Gegensatz zu dem aus der Heerführerschaft eines Volkes erwachsenden →Herzogtum.

Lit.: Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1974; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart – vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 1989, 2. A. 2004; Köglmeier, G., Vom jüngeren Stammesherzogtum der Luitpoldinger zum ottonischen Amtsherzogtum, 2012

Amtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1629 [Echzell/Diefenb.-Wülcker 53] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ersuchen einer Behörde von einer anderen Behörde geleistete ergänzende Hilfe. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert und wird von der Rechtshilfe durch Gerichte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgegrenzt. Sie beruht anfangs auf Übung, Vertrag oder Einzelgesetz. In dem späteren 20. Jahrhundert ist sie durch Verwaltungsverfahrensgesetze allgemein geregelt.

Lit.: Dreher, M., Die Amtshilfe, 1959; Schlink, B., Die Amtshilfe, 1982; Simon, J., Amtshilfe, 1991

Amtskalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das seit dem 17. Jahrhundert allgemein entwickelte Verzeichnis von Amtsträgerrn eines Staates. →Amt

Amtspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu amtspflichtig nicht und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Baden/Kern HofO. II 113] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dienstliche Pflicht eines Amtsträgers.

Lit.: Hüssener, A., Die civilrechtliche Verantwortlichkeit der Beamten wegen Verletzung der Amtspflicht, 1901; Reimer, A., Die Amtspflicht der Reichs- und Staatsbeamten, 1919; Otto, M., Die Ausweitung des „Begriffes „Amtspflicht gegenüber Driitten“ durch die Einbeziehung allgemeiner Sorgfaltspflichten in der Rechtsprechung zu § 839 BGB, 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Amtspflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., 1896) ist die Verletzung einer einem Amtsträger gegenüber einem Dritten obliegenden Pflicht. Sie begründet nach § 839 BGB (1896/1900) einen Schadens­ersatzanspruch (Amtshaftung, Staatshaftung).

Lit.: Köbler, DRG 217; Grunau, M., Die Amtspflichtverletzung in der neuen Rechtsprechung, 1933; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Lang, D., Die Sanktionierung von Amtspflichtverletzungen in der öffentlichen Verwaltung, 2017

Amtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1205/1216 [WestfUB. IV 1 S. 13] in 14 Stellen in verschiedenen Bedeutungen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich in dem römischen Recht das von dem Amtsträger geschaffene Recht (lat. →ius [N.] honorarium).

Lit.: Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Amtsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1550 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1612 [CAug. I 1355] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Richter an dem Amtsgericht

Amtssasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Argovia 9 1876 5] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem örtlichen Amt zugeordnete →Landsasse.

Amtsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1626 [RevalStR. II 210] in 1 Stelle als Verletzung einer Zunftordnung, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Verbrechen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsverbrechen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter Einfluss Frankreichs wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Stock, U., Entwicklung und Wesen der Amtsverbrechen, 1932; Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Lüpkes, H., Die Verbrechen der Diener des Staats, 2004

Amtsverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfolgung eines Unrechtserfolgs durch die Allgemeinheit bzw. den Staat von Amts wegen ohne Antrag des Verletzten. Sie findet sich sachlich bereits in Rom in dem Altertum und erscheint erneut seit dem Frühmittelalter. →Offizialmaxime

Amtsvergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Vergehen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsvergehen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter französischem Einfluss wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem preußischen Strafge­setzbuch von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962

Amtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere, bei Bedarf durch den Staat von Amts wegen und durch ein Amt (Jugendamt) übernommene →Vormundschaft für einen Minderjährigen.

Lit.: Schwanhäußer, W., Die Amtsvormundschaft des Jugendamtes, 1927; Häusler, C., Das Vormundschaftsrecht im Wandel der Zeit – die rechtliche Entwicklung der Amtsvormundschaft 2012 (Bachelorarbeit)

analog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1762 bezeugt – 1762 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) gleich, ähnlich, entsprechend, →analogos

Analogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1527 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über die Bestandteile mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv analog 1762) ist der bereits der griechischen Philosophie bekannte, wohl der Methodenlehre zuordenbare Schluss von der (eigentlichen) Gleichheit mindestens zweier zunächst (nach dem Wortlaut des Gesetzes oder der rechtlichen Bestimmung) rechtlich verschieden behandelter Tatbestände auf die (wegen der Gleichheit gerechterweise notwendige) Ausdehnung der Rechtsfolge eines (ersten) Tatbestands auf einen zweiten oder weiteren Tatbestand. Der Begriff analogisch taucht in der juristischen Literatur in dem 16./17. Jahrhundert auf, wobei man unter analogischer Interpretation die Beseitigung von Widersprüchen versteht. In dem frühen 19. Jahrhundert wird auf Grund von Immanuel Kants Überlegungen zu der Systematisierbarkeit des empirischen Wissens die alte Verbindung von ausdehnender Auslegung und Ähnlich­keits­schluss aufgelöst und die Analogie als „rein logische“ (wissenschaftliche bzw. gerichtliche) Ergänzung des Rechtes aus dem – nur noch positiven und in sich geschlossenen – Rechtssystem verstanden (Feuerbach, Hufe­land, Savigny). Zwischen Gesetzesanlogie und Rechtsanalogie wird seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts unterschieden.

Lit.: Falk, J., Die Analogie im Recht. Eine Studie zur neueren Rechtsgeschichte, Diss. jur. Gießen, 1906; Diedenhofen, P., Die Artikel 104/105 der peinlichen Gerichtsordnung, 1938; Steinwenter, A., Prolegomena zu einer Geschichte der Analogie, (in) FS F. Schulz 2 (1951), 345; Langhein, A., Das Prinzip der Analogie als juristische Methode, 1992; Chanos, A., Begriff und Geltungsgrundlagen der Rechtsanalogie, 1994; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995, 78; Schröder, J., Zur Analogie, ZRG GA 114 (1997), 1; Höltl, J., Die Lückenfüllung der klassisch europäischen Kodi­fikationen - Zur Analogie im ALR, Code civil und ABGB, 2006; Hofstadter, D./Sander, E., Die Analogie - das Herz des Denkens, 2014; Analogie – als Quelle der Erkenntnis, hg. v. Bender, O., 2021

Analogieverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot für alle in dem Strafverfahren beteiligten staatlichen Stellen, →Analogie eines Strafgesetzes zu Ungunsten des Handelnden (Angeschuldigten) vorzu­nehmen, und damit die strenge Bindung des Richters an den Wortlaut des Gesetzes. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird Analogie zu Ungunsten Handelnder verboten (Österreich 1787). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird an dem 28. 6. 1935 das Analogieverbot aufgehoben, indem auch bestraft wird, „wer eine Tat begeht, die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Strafe verdient“, nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft (1945) aber wieder hergestellt. →Nullum crimen, nulla poena sine lege. § 1 StGB, Art. 103 II GG. Für andere Rechtsgebiete besteht grundsätzlich kein Analogieverbot.

Lit.: Köbler, DRG; Schottlaender, A., Die geschichtliche Entwicklung des Satzes Nulla poena sine lege, 1911; Kleinheyer, G., Vom Wesen der Strafgesetze, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Weber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Fitting, C., Analogieverbot und Kontinuität – Entwicklungslinien des strafrechtlien Analogieverbots seit 1871, 2016

analogos, lat.-gr., Adj., gleiches Verhältnis habend, analog, entsprechend, ähnlich; gr. ἀνάλογος (análogos), Adj., verhältnismäßig, angemessen, →analog

Analytical jurisprudence (ne. [N.]) ist die von John →Austin (1790-1859) begründete Strömung der englischen Rechtswissenschaft.

Lit.: Hearn, W., The Theory of Legal Duties and Rights – an introduction to analytical jurisprudence, 2017

anarchia, mlat., F., Gesetzlosigkeit, Chaos, Anarchie, s. gr. ἀναρχία (anarchía), F., Mangel eines Herrn, gesetzloser Zustand; vgl. gr. ἄναρχος (ánarchos), Adj., führerlos, zügellos, Anarchie

Anarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1637 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische teils mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft ungeklärt, F.) Herrschaftslosigkeit

Lit.: Der Anarchismus, hg. v. Oberländer, E, 1972; Lösche, P., Anarchismus 1977; Anarchismus, hg. v. Diefenbacher, H., 1996; Stowasser, A., Anarchie! – Geschichte, Perspektiven, 2020

anbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Diemer 138] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ein Angebot erklären

Ancien régime (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, frz. [M.], dt. [N.]) ist die Bezeichnung für die monarchisch-feudale Regierungsform (in Frankreich vor der französischen Revolution des Jahres 1789 bzw. allgemein) zwischen etwa 1650 und 1800.

Lit.: Köbler, DRG 129, 132; Fehrenbach, E., Vom ancien régime zum Wiener Kongress, 1981, 5. A. 2008

Andelang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 713 [Pardessus II 438] in 9 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt M.) ist der bei der Übertragung von Grundstücken in dem fränkisch-alemannischen Gebiet bis zu dem Ende des 11. Jahrhunderts verwendete, nicht sicher bekannte Gegenstand, Hand­schuh?).

Lit.: Goldmann, E., Der andelang, 1912; Frommhold, G., Das andelang-Rätsel, ZRG GA 35 (1914), 426; Balon, J., L’andelangus, ZRG GA 79 (1962), 32

Andernach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein führt von 1173 bis 1256 einen den Schreinskarten in Köln ähnlichen Rotulus (→Grundbuch). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Inventar des Archivs der Stadt Andernach, Bd. 1ff., bearb. v. Heyen, F., 1965ff.

Andlau, Peter von (Andlau? in dem Elsass um 1420-Basel 5. 3. 1480) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Heidelberg (1439) und des Rechtes in Pavia (1443) nach der Promotion zu dem doctor decretorum 1444 Kaplan in Basel und Leiter juristischer Disputationen (1450) sowie 1460 Professor (1471 Rektor). Mit dem 1460 erschienenen (lat.) Libellus (M.) de Cae­sarea monarchia (De imperio Romano, Büchlein über die kaiserliche Monarchie bzw. Über das römi­sche Reich) verfasst er unter kurialistischer Sicht die erste zusammen­hängende Dar­stellung des deutschen Staatsrechts (Entste­hung und Funktion von Herrschaft und Regierung, Reiche des Altertums, Übergang der Herrschaft, Kurfürsten, Adel, Reichstag, Kriegswesen, Pflich­ten des Kaisers, Pflichten gegenüber dem Kai­ser, Ende des römischen Reiches). Auf der Grundlage der Bibel, des gelehrten Rechtes, der Schriften Jordanus von Osnabrücks, Thomas von Aquins, Felix Hemmerlins und Enea Silvio Piccolominis sowie der Goldenen Bulle schlägt er Aufnahme des römischen Rechtes durch engen Anschluss der Fürsten an den Kaiser und durch gelehrte Richter vor. S. Google

Lit.: Hürbin, J., Eine Ergänzung des „Libellus de Caesarea monarchia“ Peters von Andlau, ZRG GA 16 (1895), 41; Hürbin, J., Peter von Andlau, 1897; Hürbin, H., Die Quellen des „Libellus de Cesarea monarchia“, ZRG GA 18 (1897), 1; Scheffels, G., Peter von Andlau, Diss. phil. Berlin 1955; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1966; Peter von Andlau, Kaiser und Reich, hg. v. Müller, R., 1998

Andorra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus sechs Tälern zu politischer Einheit (Principat d’Andorra) zusammengefasste Tallandschaft in dem Südosten der ibero-baskisch besiedelten Pyrenäen. Seit dem späten 9. Jahrhundert lassen sich dort Abgabenrechte der Grafen von Urgel und der Bischöfe von Urgel feststellen. In dem 11. Jahrhundert treten die verschiedenen Täler zu einer Einheit zusammen. An dem 8. 9. 1278 werden durch Schiedsspruch (Paréage) Unklarheiten beseitigt. Die Rechte der Grafen fallen über Zwischenstufen 1607 bzw. 1620 an Frankreich. Das ursprüngliche Recht Andorras nimmt römische und katalanische Sätze auf. 1748 wird das Gewohnheitsrecht aufgezeichnet. In der Gegenwart ist Andorra ein Fürstentum, dessen von den Souveränen (Staatspräsident Frankreichs, Bischof von [La Seu d’] Urgel) delegierte Rechte durch einen französischen Departementspräfekten und einen spanischen Provinzzivilgouverneur bzw. ihre Vikare (Viguier, Viguer) wahr­genommen werden (Kondominium). Die Verfassung von dem 14. 3. 1993 schafft einen Consell General (Generalrat, Parlament) mit je 7 Abgeordneten aus jeder der vier Gemeinden, dem der Ministerpräsident verantwortlich ist, dem gegenüber aber die beiden coprínceps noch Einspruchsrechte haben. Seit 1. 7. 1991 besteht ein Han­delsabkommen mit der Europäischen Ge­meinschaft bzw. der Europäischen Union, seit 28. 7. 1993 ist Andorra Mitglied der Vereinten Nationen und seit November 1994 Mitglied des Europarats. Amtssprache ist katalanisch. S. Google

Lit.: Guilera, J., Una història d’Andorra, 1960; Engels, O., Schutzgedanke und Landesherrschaft, 1970; Belinguier, B., La condition juridique des vallées d’Andorre, 1970; Ourliac, P., La juris­prudence civile d’Andorre, 1972; Valls Taberner, F., Privilegis i ordinacions de les valls d’Andorra, 1990; Gergen, T., Sprachengesetzgebung in Katalonien, 2000; Consell General, Die Verfassung des Fürstentums Andorra, 2002

Andreas de Isernia ist ein in Isernia in dem Süden der Apenninen wohl nach 1220 geborener, in Neapel ausgebildeter und lehrender, vielleicht 1316 verstorbener Jurist ([lat.] commentaria [N. Pl.] in usus feudorum, lectura [F.) zu den sizilianischen Konstitutionen, ritus [M.] regiae summariae regni Neapolitani bzw. de iure Dohanarum). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 507

Anefang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das rechtsförmliche Anfassen einer abhandengekommenen und von dem Verfolger wiedergefundenen beweglichen (, durch Kennzeichen erkennbaren) Sache unter der Behauptung des besseren Rechtes an ihr (lat. [F.] intertiatio). Der (beispielsweise in der Lex Ribvaria 37, 1 [7. Jahrhundert] schon und in dem Sachsenspiegel, Landrecht II, 36 [1221-1224] noch belegte) Anefang bedeutet eine Klageerhebung gegen den Besitzer, der sich in dem nachfolgenden Verfahren verteidigen muss. Vor Gericht kann der Besitzer sich insbesondere dadurch vor dem Diebstahls­vorwurf befreien, dass er die Sache dem übergibt, von dem er sie erhalten hat. Führt dies zu der Entdeckung des Diebes, so muss dieser die Sache herausgeben und Diebstahlsbuße leisten. Kann der Ange­griffene sein besseres Recht darlegen, muss der Angreifer eine Buße wegen unrechten Anefangs leisten. Seit dem Hochmittelalter geht der Anefang allmählich in die Herausgabeklage (bzw. den →Herausgabeanspruch) bzw. für alle auf freiem Markt erworbene Sachen in einen Lösungsanspruch über.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 91; Köbler, WAS; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 824ff.; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971

ane geværde (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd.) ohne Gefährdung, aufrichtig

Lit.: Siegel, H., Gefahr im Gericht und im Rechtsgang, 1865

aneignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. I 93, UtrechtRBr. Gl. 2] in 2 Stellen ohne Zeitangaben und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache undin Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum durch Aneignung erwerben

Aneignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1795 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aneignen 1531) ist der in der Entstehungszeit des Rechtes vielleicht allein mögliche (originäre) Erwerb des Eigentums an einer herrenlosen (eigentümerlosen) Sache durch Inbesitznah­me (lat. [F.) occupatio]), da die ersten Aneignungen vermutlich in die Anfangszeit des Rechtes überhaupt fallen. In dem römischen Recht wird an aufgegebenen (lat. [F. Pl.]) res mancipi (handgreifbaren Sachen) mit Inbesitznahme nur bonitarisches Eigentum erworben, während der zivile Eigentums­erwerb stets Ersitzung und damit Zeitablauf verlangt. In dem Verlauf der Geschichte wird die Aneignung von dem abgeleiteten Eigentumserwerb (→Übereignung) zurück­gedrängt, so dass Aneignung außer an eher wertlosen Sachen wie Abfall ziemlich selten wird.

Lit.: Kaser § 26 I 1; Köbler, DRG 24, 40, 73, 90, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch das →Anerbenrecht begünstigte vorrangige →Erbe oder Erbanwärter.

Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 175, 210; Tolle, A., Der Anerbe des Reichserbhofgesetzes und die Erben nach allgemeinem Recht, 1934

Anerbenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Anerbrecht und in DW2 1884 als Anerbenrecht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz Anerbenrecht - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Anerbrecht ab 1753 Hellfeld I 201 in 5 Stellen] – nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google - sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wirtschaftlich begründbare Recht des Übergangs eines landwirtschaftlichen Betriebs auf einen einzelnen von mehreren an sich vorhandenen Erben. Eine derartige Gestaltung fehlt noch in den frühmittelalterlichen Volksrechten, bildet sich aber spätestens in dem spätmittelalterlichen deutschen Reich aus, wobei grundherr­schaftlicher Einfluss (Interesse an einem einzigen Ver­pflichteten) gestaltend oder zumindest bedeutsam gewesen sein kann. Daneben ist aber auch (freiere) Real­teilung in Mitteldeutschland und Süd­deutsch­land verbreitet. Der Liberalismus lehnt das Anerbenrecht als freiheitsfeindlich ab, weshalb die Verfassung Preußens die Teilbarkeit des Grundeigentums sichert. Aus wirt­schaft­lichen Gründen sehen partikulare Gesetze aber seit dem späteren 19. Jahrhundert Anerbenrecht vor, das dann angewendet wird, wenn der Hofinhaber (bestimmter großer oder eingetragener Höfe) nicht durch letztwillige Verfügung einen Hoferben auswählt (Österreich 1. 4. 1889, Tirol Höfegesetz 12. 6. 1900, Kärnten Erbhofgesetz). Das Reichserbhofgesetz des Jahres 1933 verallgemeinert die Anerbenrechtsregelung des Höfegesetzes Hannovers (1909). 1947 treten in der französischen und ameri­kanischen Be­satzungs­­zone die alten Anerben­gesetze wieder in Kraft. In der britischen Besatzungszone wird eine Höfeordnung erlassen, die das Bundesver­fassungs­gericht wegen der Bevorzugung der Söhne 1963 als verfassungswidrig ansieht, worauf eine verfassungsgemäße gesetzliche Regelung an dem 24. 8. 1964 erfolgt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Miaskowski, A. v., Das Erbrecht und die Grundeigentumsverteilung im Deutschen Reiche, 1882ff.; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Klaus, B., Geschichte, gegenwärtige Ausgestaltung und Zukunft des Anerbenrechts an Bauerngütern in Braunschweig, 1931; Weibel, E., Das Anerbenrecht in Württemberg, Diss. jur. 1931; Gebb, I., Über den Ursprung des deutschen Anerbenrechts, 1935 (Diss. jur. Greifswald); Hagmeister Meyer zu Rahden, G., Die Entwicklung des ravensbergischen Anerbenrechts, 1936; Mauß, H., Anerbenrecht im niederrheinisch-westfälischen Grenzgebiet, 1938; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerben­recht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Schardey, G.,Gleichberechtigungsgrundsatz und Vorrang des männlichen Geschlechts bei der Hofeserbfolge, 1961; Wöhrmann, H., Das Landwirtschaftserbrecht, 2. A. 1966, 3. A. 1977, 10. A. 2012, 11. A. 2019; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Kroeschell, K., Geschichtliche Grundlagen des Aner­ben­rechts, (in) Agrarrecht 6 (1978), 147; Deutsches Agrarrecht, hg. v. Kroeschell, K., 1983; Brauneder, W., Studien II 1994, 357ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004

anerkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ErnestLTA. 172] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für gültig erklären, bestätigen

Anerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F./N., Verb anerkennen 1525) Bestätigung →Schuldanerkenntnis

Anerkennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1810 [Weber, Lehnr. III 104] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestätigung

Anerkennungszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen seiner geringen Höhe wirtschaftlich bedeutungslose, aber als erkennbares Zeichen eines be­stehenden Abhängigkeitsverhältnisses recht­­lich bedeutsame Zins (beispielsweise Freigelassen­er, Erbbauberechtigter u. s. w.).

Lit.: Schröder, R., Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 1884, 7. A. 1932, Neudruck 1966; Le Roy Ladurie, E., Die Bauern des Languedoc, 2983

anfechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Sprachquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) angreifen, bestreiten

Anfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [DresdUB. 26] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Angriff, Verb anfechten um 950) ist die nachträgliche Beseitigung einer eingetretenen Rechtswir­kung durch Willenserklärung und bzw. oder Verfahrens­handlung des durch die Rechtswirkung Be­troffenen. In diesem Sinne ermöglicht bereits die →(lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde wegen pflichtwidrigen Testaments) des klassischen römischen Rechtes die Entkräftung eines Testaments, das bestimmte nahe Angehörige des Erblassers übergeht. In dem spätantiken Recht werden auch die Fälle der (lat.) →in integrum restitutio (F.) (Wiederherstellung der Unversehrtheit, Wiedereinsetzung in das Unversehrte, Wiederherstellung des früheren Rechtszustands) so verstanden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ordnet die Anfechtung in dem allgemeinen Teil ein.

Lit.: Kaser § 9 I 1; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 209; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Harder, M., Die historische Entwicklung der Anfechtbarkeit von Willenserklärungen, AcP 173 (1973), 209; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Anfechtungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877/1879 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, die auf die nachträgliche Beseitigung bestimmter Rechtsfolgen durch Urteil gerichtet ist. In dem 19. Jahrhundert gibt es eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss auf Eröffnung des Konkurses oder gegen polizeiliche Verfügungen. In der Bundesrepublik Deutschland ist seit der Verwaltungsgerichtsordnung von 1960 eine Anfechtungsklage gegen einen (rechts­widrigen) Verwaltungsakt statthaft.

Lit.: Köbler, DRG 263; Feltkamp, H., Anfechtungsklage und Vergleich im Aktienrecht, 2020

angaria, angarīa, lat., F., Spanndienst, Fronfuhre, Fronfuhrwerk, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀγγαρεία (angareía)

angariae (lat. [F.Pl.], Abgaben an reisende Boten des Königs Persiens) Handdienste und Spanndienste, Beherbergungspflich­ten in Antike und Frühmittelalter, aus dem Persischen, seit 1789 weitgehend abgeschafft

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. Bd. 2 1928, 308, s. latein_a_z.docx

Angebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1738 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1738 [Hayme] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vielfach die auf den Abschluss eines →Vertrags gerichtete →Willenserklärung (Antrag, Anerbieten, Offerte). Das wesentlich in dem Naturrecht seit Hugo Grotius als allgemeine Erscheinung herausgearbeitete Angebot ist in dem älteren gemeinen Recht und in dem angloame­rikanischen Recht (für den Erklärenden und den Empfänger) nicht bindend, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aber während einer Frist für die Annahme verbindlich. Wird das Angebot von dem Empfänger (durch die Willenserklärung Annahme) angenommen, so entsteht ein Vertrag unter den Beteiligten. Ein Angebot der Leistung ist in dem Schuldrecht dem Schuldner gegenüber dem Gläubiger möglich.

Lit.: Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Angelsachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der in dem 5./6. Jahrhundert unter den sagenhaften Führern Hengist und Horsa von Norddeutschland auf die britischen Inseln mit Ausnahme Wales‘, Cornwalls und Schottlands auswandernden, seit etwa 775 (Beda, Paulus Diaconus) mit der Sammelbezeichnung Angelsachsen (lat. [M.Pl.] Angli Saxones, 8. Jh., Paulus Diaconus) benannten →Sachsen, Angeln (aus Schleswig) und Jüten. Die Angelsachsen bilden unter Verdrängung der einheimischen →Kelten mehrere Klein­königreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, East Anglia, Mercia, Northumbria), in denen sie von römischen und von schottischen Missionaren zu dem Christentum bekehrt wer­den und ihr (angelsächsisches) Recht in Rechtsbüchern in der Volkssprache aufzeichnen. Den Königen von Wessex gelingt in dem 9. Jahrhundert die Einigung, doch werden die Angel­sachsen 1016-1042 von den Dänen beherrscht und 1066 bei Hastings von dem →Normannen Wilhelm dem Eroberer unterworfen. Aus der Zeit bis 1066 ist neben den Volksrechten mit insgesamt rund 1500-1800 Urkunden zu rechnen, von denen mehr als 1150 von dem Herrscher ausgestellt sind (von etwa 670 bis 900 rund 450 Urkunden, davon 2-3 Originale aus dem 7. Jahrhundert, 17-18 aus dem 8. Jahrhundert und etwa 55 aus dem 9. Jahrhundert). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1ff. 1898ff., Neudruck 1960; Attenborugh, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Robertson, A., Laws of the Kings of England, 1925; Braude, J., Die Familiengemeinschaften der Angelsachsen, 1932; Wilson, D., The Anglo-Saxons, 1960, 2. A. 1970; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Wallace-Hadrill, J., Early Germanic Kingship, 1971; Torkar, R., Eine altenglische Übersetzung von Alcuins de virtute et vitiis Kap. 20, 1981; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The Anglo-Saxons, hg. v. Hines, J., 1997; Dunn, M., The Christianization of the Anglo-Saxons c. 597-c. 700, 2009; Kleinschmidt, H., Die Angelsachsen, 2011; Bihrer, A., Die Angelsachsen, 2014; Kuhn, D., Der lateinisch-altenglische libellus precum, 2014

angelsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Angelsachsen betreffend

Angelsächsisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der →Angelsachsen (zwischen der Mitte des 5. Jahrhunderts und etwa 1066). Es ist überliefert durch Rechtsbücher (lat. [F.Pl.] leges, Gesetz­bücher, Volksrechte) der angelsächsischen Kö­nige des 7. bis 11. Jahrhunderts, durch allgemeine Rechtsauf­zeichnungen unbekannter Ver­fasser und durch Urkunden und allgemeine Geschichtsquellen. Den Beginn bilden die in der Volkssprache niedergeschriebenen Rechtssätze Aethel­berhts von Kent (597-616) und in jüngerer Überlieferung Ines von Wessex (688-694). Von Alfred dem Großen von Wessex stammt ein (ae.) domboc (887-899), von König Knut eine weitere umfangreiche Sammlung (1018-1023). Nichtoffizielle Kompilationen stellen der →Quadripartitus, die Leis Willelme (Anfang 12. Jahrhundert), die Consiliatio Cnuti (12. Jahrhundert) und die →Leges Henrici Primi (1114-1118) dar, mit denen das angelsächsische Recht noch weit in die normannische Zeit Englands reicht. Die Überlieferung ist auf wenige Handschriften beschränkt, so dass mit deutlichen Verlusten zu rechnen ist. Christlicher Einfluss ist unübersehbar. Die Abgrenzung von aufge­zeich­netem Gewohnheitsrecht und neuem, ge­mein­sam mit Bischöfen und Adel gesetztem Recht (beispielsweise Todesstrafe für Diebstahl 925-939) bereitet Schwierigkeiten. Hauptgegen­stand der Rechtsbücher („Ge­setzbücher“) ist zunächst der Ausgleich von Unrechtserfolgen durch Buße an den Verletzten. Unter König Alfred nehmen kirchlicher Einfluss und königliche Anordnung zu. Ein Bezug auf geschriebenes Recht findet sich in den überlieferten Rechtsfällen, die vor dem von dem reeve, ealdorman oder scirman des Königs geleiteten örtlichen Gericht verhandelt werden, nicht.

Lit.: Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Zu den Gesetzen der Angelsachsen, ZRG GA 5 (1884), 198; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1f. 1998ff., Neudruck 1960; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen im Grundriss, 1909; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913; Attenborough, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Bechert, R., Die Einleitung des Rechtsgangs nach angelsächsischem Recht, ZRG GA 47 (1927), 1; Würdinger, H., Einwirkungen des Christentums auf das angelsächsische Recht, ZRG GA 55 (1935), 105; Goebel, J., Felony and Misdemeanour, 1937; English Historical Documents I, hg. v. Whitelock, D., 1955; Sawyer, P., Anglo-Saxon Charters, 1968; Harding, A., Law Courts of medieval England, 1973; Korte, D., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angel­sächsischer Gesetze und Rechtsbücher des 6.-12. Jahr­hunderts, 1974; Rivers, T., A Reevaluation of Aethelberht 31, ZRG GA 93 (1976), 315; Scharer, A., Untersuchungen zu den angelsächsischen Königs­urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien 1978 (masch.schr.); Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Scharer, A., Herrschaft und Repräsentation, 2000; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Palmer, J., Anglo-Saxons in a Frankish World, 690-900, 2009; Fruscione, D., Neue Forschungen zum angelsächsischen Recht, ZRG GA 133 (2016), 474

Anger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt - um 765 in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 765 [Ahd.Gl. II 497] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Grasland

Lit.: Brednich, R., Tie und Anger, 2008

Angers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich, mit dem eine Formelsammlung verbunden ist

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 138

angestellt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bedienstet, beschäftigt

Angestellter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1812 [Angestellte 1874] bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anstellen Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt) ist der Arbeitnehmer, der vor­wiegend geistige Arbeit leistet. Die Gruppe der Angestellten wird in dem 19. Jahrhundert als be­sonderer Teil der Arbeitnehmer erkannt.

Lit.: Dittrich, M., Die Entstehung der Angestelltenschaft in Deutschland, 1939; Hromadka, W., Das Recht der leitenden Angestellten, 1979; Kocka, J., Die Angesgtellten in der deutschen Geschicht, 1850-1980, vom Privatbeamten zum angestellten Arbeinehmer, 1981; Rupieper, H., Arbeiter und Angestellte im Zeitalter der Industrialisierung, 1982; Bichler, B., Die Formierung der Angestelltenbewegung, 1997; Schulz, G., Die deutschen Angestellten, 2000; Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000

Anhalt (N.) über dem Selketal in dem Harz ist die vielleicht um 1050 errichtete Burg (in der Gegenwart Ruine), nach der sich ein seit etwa 1000 erkennbares Geschlecht (→Askanier) mit Gütern um Ballenstedt, Köthen oder bzw. und Aschersleben benennt (1215 [lat.] princeps [Fürst] in Anahalt), dessen Angehörige als einzige Grafen seit 1218 dem Reichs­fürstenstand angehören. Nach vielen Teilungen der seit 1356 zu Herzögen von Sachsen aufgestiegenen Anhaltiner kommen die Güter 1863 in dem Herzogtum Anhalt (1807) der Linie Anhalt-Dessau wieder zusammen, das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (Verfassung 18. 7. 1919). An dem 9. 7. 1945 wird Anhalt innerhalb der sowjetischen Besatzungs­zone mit der Provinz Sachsen →Preußens ver­einigt und 1947 dem neugebildeten Land →Sachsen-Anhalt (1947-1952) eingegliedert (1990 wiederbegründet, 1990-2003 Regie­rungs­bezirk Dessau).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schrecker, U., Das landesfürstliche Beamtentum in Anhalt, 1906; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2895; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W. u. a., 2003; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012; Deinet, K., Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), 2020

animo (lat.[M.] Ablativ) durch Willen, durch Beherrschungswillen, →possessio, →animus

animus, lat., M., Seele, Geist, Aufmerksamkeit, Gemüt, Gesinnung, Mut, Übermut, Absicht; Q.: Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *anə-, *an- (3), *henh-, V., atmen, hauchen →Wille

animus (M.) domini (lat.) Eigentümerwille

animus (M.) donandi (lat.) Schenkungswille →Schenkung

animus (M.) novandi (lat.) Abänderungswille →Novation

Anjou (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, N.) ist die Seitenlinie der →Kapetinger (erstes Haus begründet von [lat.] vicecomes [M., Vizegraf] Fulco dem Roten um 898, Verlust der Grafschaft 1214/1259 an den König von Frankreich, daneben 1154 Königtum in England mindestens bis 1399, 1499 Hinrichtung des letzten männ­lichen Plantagenet Earl Eduard von Warwick, zweites Haus 1246-1328/1351 als Apanage nach Übernahme der Grafschaft durch den König von Frankreich, drittes Haus 1351-1480), welche die Grafschaft Provence, Sizilien (1265-1282, Sizilien-Trinakria), Neapel (1265-1435, Sizilien-Neapel), Ungarn (1308-1386) und Polen (1370-1386) sowie in einer jüngeren Linie Lothringen (1431-1473) beherrscht. Die Landschaft Anjou (der keltischen Andekaver) um Angers zählt von 1154 bis 1204 unter dem Haus →Plantagenet zu →England. 1480/1481 fallen Anjou und Provence an den König von →Frankreich.

Lit.: Guillot, O., Le comte d’Anjou et son entourage au 11e siècle, 1972; Gillingham, J., The Angevin Empire, 1984; Michalsky, T., Memoria und Repräsentation, 1999; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; La justice temporelle dans les territoires angevins, hg. v. Boyer, J. u. a., 2005

Anklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1295 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [FürstenbUB. I 324] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uns in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anklagen 1276) ist die vor Gericht gegen einen bestimmten Menschen wegen einer bestimmten Straftat erhobene Anschuldigung. Sie tritt erst mit der Entstehung allgemeiner Streitbeendigungseinrichtungen auf. In Rom erfolgt der Übergang zu einer allgemeinen staatlichen Strafverfolgung seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Danach erscheint eine Popularanklage bei Verfolgung gemeiner Verbrechen. Jeder Bür­ger kann durch Anzeige die Anklage vorbringen und erhält bei Erfolg einen Lohn. In dem deutschen Mittelalter bildet die Anklage die Voraussetzung für den besonderen, seit dem 14. Jahrhundert sichtbaren →Anklageprozess, bei dem der Betreiber Sicherheit stellen und in dem Falle des Unterliegens die Kosten tragen und den Angeklagten entschädigen muss. In dem mehr und mehr vorherrschenden Inquisitionspro­zess erfolgt die Anklage durch den Richter auf dem endlichen Rechtstag. In dem 19. Jahrhundert wird nach dem Vorbild Frankreichs die öffentliche Anklage durch eine neu eingeichtete, von dem Gericht unabhängige Behörde eingeführt (Baden 1832 und Württemberg 1843 für Pressevergehen, Preußen 1846 für Kammergericht, 1849 allgemein). Seitdem gibt es eine private Anklage nur noch bei (wenigen gesetzlich bestimmten) Privatklagedelikten.

Lit.: Köbler, DRG 156, 202, 118; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Grossmann, S., Masken des Anklägers – Geschichte des Anklägers im amerikanischen Strafprozess, Diss. jur. Frankfurt am Main 2000

Anklagegrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Grundsatz, dass ein Strafverfahren nur auf Grund einer →Anklage betrieben werden kann.

anklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1276 bezeugt – um 1275 [Deutschenspiegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegen einer Straftat vor Gericht beschuldigen

Anklageprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Strafprozess, der eine →Anklage (insbesondere seit dem 19. Jahrhundert eine Anklage durch eine besondere öffentliche Anklagebehörde) (→Staatsan­walt­schaft) vor­aussetzt. Er ist in Frankreich eine unmittelbare Folge der französischen Revo­lution von 1789. In Deutschland setzt Baden 1832 erstmals Staatsanwälte ein. 1848 wird der Anklageprozess zuerst von der (gescheiterten) Verfassung der Frankfurter Paulskirche vorgesehen. →Akkusations­prozess

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Seiler, S., Die Stellung des Beschuldigten im Anklageprozess, 1996

Anklam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in Vorpommern an dem Unterlauf der Peene vor 1243 von deutschen Siedlern angelegte Stadt, die vor 1283 der Hanse beitritt und spätestens 1292 Stadtrecht Lübecks übernimmt. Sie überliefert ein bedeutsames →Stadtbuch.

Lit.: Das Stadtbuch von Anklam, bearb. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.

Anlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 15./19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [Annweiler/ZGO. 1 1850 421] mit unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anlassen um 750) Grund, Ausgangspunkt, Ereignis

Lit.: Osenbrüggen, E., Der Urhab oder Anlass, (in) Zs. f. dt. Recht 20 (1859) 88

anlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [MemmingenStR. 280] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Anlass geben, anbehalten (V.)

Anleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in dem deutschen Recht die Einweisung in ein fremdes Gut, insbesondere die Einweisung des Klä­gers in die Güter eines wegen Prozess­ungehorsams geächteten Beklagten in einem sich über rund 10 Termine erstreckenden Verfahren vor dem Reichshofgericht (Reichskammergericht und Reichshofrat bis 1654) oder einem kaiserlichen Landgericht vor 1784 bzw. bis 1806 (Rottweil). Sachlich wird die Anleite durch das Versäumnisverfahren ersetzt.

Lit.: Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Kohler, J., Acht und Anleite des königlichen Hofgerichts, (in) FS G. Cohn, 1915, 1; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016

anleiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb. 118] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) heranführen

Annahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. II 8 § 1508 und öfter] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb annehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt) ist beispielsweise der Empfang, die Vorstellung, die Aufnahme, die Entgegennahme, die ein Angebot uneingeschränkt bejahende Willenser­klä­rung des Angebotsadressaten sowie die Entge­gennahme der Leistung des Schuld­ners durch den Gläubiger in dem Zeitpunkt der Leistung (andernfalls Annahmeverzug, Gläu­bigerver­zug). Eine besondere Einrichtung des Familienrechts ist die Annahme eines Menschen an Kindes Statt durch einen anderen Menschen. →Vertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Annahmeverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gläubigerverzug, Verzug des Gläubigers mit der Annahme der Leistung des Schuldners

Annalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Theaterannale bezeugt und in DW2 um 1170 – 16./ 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Wort um 1170 aus lat. liber [M.] annalis, jährliches Buch, Jahrbuch aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind in möglicher Parallele zu spätantiken Konsullisten seit dem 8. Jahrhundert erscheinende, chronologisch geordnete Aufzeichnungen über denkwürdige Begeben­heiten zwischen einem zeitlichen Ausgangspunkt und meist der jeweiligen Gegenwart des Aufzeichnenden (beispielsweise Quedlinburger Annalen Sankt Servatiusstift Quedlinburg 1008-1030 [ab Schöpfung]).

Lit.: Poole, R., Chronicles and Annals, 1926; Caenegem, R. van/Ganshof, F., Kurze Quellenkunde des westeuropäischen Mittelalters, 1964; Mc Cormick, M., Les annales, 1975; Hay, D., Annalists and Historians, 1977; Die Annales Quedlinburgenses, hg. v. Giese, M., 2004

Annaten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pl., Wort 1474 aus dem Lateinischen aufgenommen und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind sachlich gewohnheitsmäßig entwickelte, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bei der Verleihung freier nichtkonsistorialer niederer Benefizien allgemein an den Papst geleistete Abgaben in Höhe eines ganzen oder halben Jahresertrags, die seit dem Konzil von Basel (1435) abkommen und seit 1917 grundsätzlich untersagt sind.

Lit.: Kirsch, J., Die päpstlichen Annaten, 1903; Hoberg, H., Die Einnahmen der apostolischen Kammer, Bd. 1f. 1955ff.; Denzel, M., Kurialer Zahlungsverkehr, 1991; Camera apostolica, hg. v. Ansani, M., 1994

annehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt – um 1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegennehmen →Annahme

Annweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) N.

Lit.: Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009

anordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Ensisheim/FreibDiözArch. 16 1883 207] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, bestimmen, befehlen

Anordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [NÖster./ÖW. VIII 372] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festsetzung, Bestimmung, Befehl, →einstweilige Anordnung

anschließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1593 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzuschließen, verpflichten, →Anschluss

Anschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb anschließen 1593) ist vor allem die schon 1918 von den Österreichern mehrheitlich gewollte, von dem in Braunau an dem 20. 4. 1889 geborenen Österreicher Adolf →Hitler 1938 nach mehrjähriger Vorbereitung durch poli­tischen Druck herbeigeführte Vereinigung →Österreichs mit dem (zweiten) Deutschen Reich. Dem Anschluss geht 1918 der von den alliierten Sieger­mächten des ersten Weltkriegs verhinderte Versuch der aus den meisten deutsch­sprachigen Gebieten Österreich-Ungarns ge­bildeten Republik →Deutschösterreich vor­aus, sich mit dem →Deutschen Reich zu ver­einigen, wofür sich in Tirol 98,8 und in Salz­burg 99,1 Prozent der Abstimmungsbe­rechtig­ten aussprechen. Nach seiner Bestellung zu dem Reichskanzler in dem Deutschen Reich an dem 30. 1. 1933 will Hitler dieses Ziel politisch erreichen. An dem 12. 2. 1938 zwingt er den österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (in dem Berchtesgadener Abkom­men), den national­sozialistischen Sym­pa­thisanten Seyß-Inquart als Sicherheits­minister zu bestellen, die freie Betätigung der Nationalsozi­alistischen Deutschen Arbeiter­partei innerhalb der vaterländischen Front zuzulassen und alle Nationalsozialisten zu amnestieren. Eine für den 12. 3. 1938 durch Bundeskanzler Schuschnigg angesetzte Volksab­stimmung für ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, christliches und einiges Österreich“ unterbleibt wegen des an dem 11. 3. 1938 von Hitler erzwun­genen Rück­tritts des Bundeskanzlers Schuschnigg. Auf An­forderung (Bitte um „Hilfe“) des Sicherheitsministers Seyß-Inquart an Hitler kommen deutsche Truppen. Danach bestellt der Bundes­präsident Österreichs (Miklas) Seyß-Inquart zu dem Bundeskanz­ler und tritt an dem 13. 3. 1938 zurück. Die Bundesregierung Österreichs beschließt auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes von 1934 ein Bundesverfas­sungsgesetz über die Wieder­vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (BGBl. 1938, 75), auf Grund dessen Österreich ein Land des Deutschen Reiches wird. Eine Volksab­stimmung von dem 10. 4. 1938 bejaht den Anschluss zu 99,73 Prozent, doch wird dies nach 1945 in dem Bewusstsein der Allgemeinheit verdrängt. Die internationale Staatengemeinschaft bleibt bis auf einen anscheinend aus privatwaffenwirtschaftlichem Grund erfolgten Protest Mexikos bei dem Völkerbund weitgehend stumm.

Lit.: Köbler, DRG 223; Baltl/Kocher; Kleinwächter, F./Paller, H., Die Anschlussfrage, 1930; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Botz, G., Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, 1972, 3. A. 1988; Jung, O., Plebiszit und Diktatur, 1995; Roesler, J., Der Anschluss von Staaten, 1999; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland 1918 bis 1921, Diss. phil. Hannover 2003; 1938 – Der „Anschluss“ im internationalen Kontext, hg. v. Karner, Stefan/Ruggenthaler, Peter, 2020, 2. A. 2021; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020

Anschütz, Gerhard (Halle an der Saale 10. 1. 1867-Heidelberg 14. 4. 1948) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Tübingen (1899), Heidelberg (1900), Berlin (1908) und Heidel­berg (1916) und 1933 mit 66 Jahren auf Antrag emeritiert, weil er das nationalsozialistische Staatsrecht mangels innerlicher Verbundenheit nicht lehren kann. Er ist Verfechter des demokratischen Gedankens und verfasst auf gesetzespositiv­istischer Grundlage den mit 14 Auflagen erfolgreichsten Kommentar zu der von ihm lose mitgestalteten Verfassung der →Weimarer Republik. S. Google

Lit.: Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 1921, 2. A. 1921, 8. A. 1925, 14. A. 1933; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G./Thoma, R., 1930ff.; Forsthoff, E., Gerhard Anschütz, (in) Der Staat 6 (1967), 139; Gerhard Anschütz, Aus meinem Leben, hg. v. Pauly, W., 1993, 2. A. 2008; Dreier, H., Ein Staatsrechtslehrer, (in) ZNR 20 (1998)

Ansegis (bei Saint Rambert bei Lyon um 770-Saint Wandrille/Fontenelle 20. 7. 833) ist der fränkische Benediktinerabt (823) von Saint Wandrille bzw. Fontenelle in der Erzdiözese Rouen, der 827 in seinem vier Bücher (Karl der Große, Ludwig der Fromme, Weltliches, Kirchliches) umfassenden (lat.) Legiloquus liber (M., Recht aufzeigendes Buch) in einfacher Ordnung und nicht fehlerfrei 29 (von etwa 90 heute bekannten) →Kapitularien Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zusammenstellt, deren zwei Redaktionen (?) durch mehr als 60 (63), in vier Gruppen nach Herkunft und Inhalt einteilbare Hand­schriften überliefert werden. S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was sind die Kapitularien?, 1961; Die Kapitulariensammlung des Ansegis, hg. v. Schmitz, G., 1996

Anselm von Lucca verfasst zwischen 1081 und 1083 eine Sammlung (lat. [F.] Collectio) von Papstbriefen, Canones, patristischen Texten und römischen Rechtsquellen. S. Google

Lit.: Szuromi, S., Anselm von Lucca as Canonist, 2006

ansprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) anreden → Anspruch

Anspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1292 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [SalemUB. II 407] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ansprechen um 1050) ist sachlich das Recht, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen (§ 194 BGB) bzw. die von einem Kläger an einen Beklagten gerichtete Behauptung eines Rechtes mit einem bestimmten Inhalt. In dem römischen Recht ist beides in der (lat. [F.]) actio (Klaganspruch) enthalten, wobei in dem Legisaktionenverfahren die Beachtung eines genauen Wortlauts erforderlich ist und in dem Formularverfahren nur verfahrensrechtlich durch­setzbare Rechte anerkannt werden (ak­tionenrechtliches Denken), wovon sich das spätantike Verfahren je nach Zweckmäßigkeit löst. In dem Spätmittelalter werden die Anforde­rungen an die Geltendmachung von Ansprü­chen eher abgeschwächt. Der neuzeitliche (lat.) usus (M.) modernus (moderne Gebrauch) begnügt sich mit der Erkennbarkeit einer (lat.) actio. Savigny versteht die (lat.) actio als Klagerecht, das aus der Verletzung eines subjektiven Rechtes erwächst, als ein Recht in dem Zustand der Verteidigung. Nach Bernhard Windscheid (1856) ist dagegen der Anspruch unabhängig von der jeweiligen Ent­scheidung eines Gerichts ein Recht eines Rechtssubjekts gegenüber einem anderen Rechtssubjekt.

Lit.: Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Nörr, K., Das Aktionrenrecht bei Savigny, (in) Ius commune 8 (1879), 110; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Anstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [FreibDiözArch. 23 1893 240] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb anstellen um 1300) ist vor allem die von einem Träger öffentlicher Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert zu der Erfüllung einer besonderen Verwaltungsauf­gabe er­richtete, verwaltungsorganisatorisch oder recht­lich ver­selbständigte Verwaltungs­ein­heit von persön­lichen oder sachlichen Mitteln.

Lit.: Gerstlacher, C., Sammlung aller Baden-Durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Brink, C., Grenzen der Anstalt – Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, 2010

anstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 403 Art. 88] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einreihen, erheben

anstiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1469 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Frauenstädt, MalefB 273] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veranlassen, vorsätzlich bestimmen, →Anstifter um 1533, Anstiftung 1414

Anstifter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 22] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) zu einer Straftat Anstiftender

Anstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Offenburg/FreibDiözArch. 16 1883 203] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anstiften 1469, Maskulinum Anstifter um 1533) ist die vorsätzliche Bestimmung eines anderen zu einer vorsätzlich begangenen rechtswidrigen Tat (Versuch genügt). Als allgemeine Grundfigur des →Strafrechts wird die Anstiftung unter Herauslösung aus der Urheberschaft (intellektuelle Urheberschaft, so noch Feuerbach 1801) des (lat. [M.]) auctor erst in dem 19. Jahrhundert ausgebildet (§ 34 I StGB Preußens 1851).

Lit.: Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006

Anthropologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1711 bezeugt – in EDEL 18. Jahrhundert - als aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in der Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Menschenkunde

Lit.: Dülmen, R. van, Historische Anthropologie, 2000, 2. A. 2001; Hoßfeld, U., Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland, 2005

anti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DRW2 1763 bezeugt – in EDEL 8. Jh.? - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums wohl seit der Neuzeit um 1500 aufgenommen, als Präfix verwendete Partikel), gegen

anti, lat., Präp., vorn, vor, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀντί (antí), Adv., Präp., angesichts, gegenüber, vor, idg. *anti, *hánti, Adv., im Angesicht, gegenüber

Antichrese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gegengebrauch, Nutzungspfand, § 1213 I BGB) ist das aus dem hellenistischen Bereich in das klassische römische Recht eingeführte Nutzpfand, bei dem der Pfandgläubiger mit Erlaubnis des verpfändenden Schuldners nicht nur die Pfandsache als Sicherheit besitzen, sondern auch die Früchte der Pfandsache ziehen darf, wobei das Wort vermutlich aus dem Griechischen des Altertums über den Code Napoleon in die deutsche Rechtssprache des 19. Jahrhunderts gelangt, aber letztlich nicht heimisch geworden ist.

Lit.: Kaser § 31; Hübner; Kupiszewswki, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri, 1986

antik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 1691 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über antīquus, lat., Adj., alt, altehrwürdig, einstig, wichtig, [um 250-184 v. Chr.]), vgl. ante, lat., Präp., vorn, vor, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) alt

Antike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1696 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv antik 1691, [3000/2800 v. Chr. bzw.] 11. Jahrhundert v. Chr.-4./6. Jahrhundert n. Chr.) ist der vor allem durch die Kultur der (Sumerer, Assyrer, Ägypter, Juden,) Griechen und Römer gekenn­zeichnete, durch die Eroberung Westroms durch Germanen in dem Jahre 476 abgeschlossene geschichtliche Abschnitt der menschlichen Kulturentwicklung nach der Vorgeschichte und vor dem Mittelalter und der Neuzeit. →Altertum

Lit.: Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1986; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; The Cambridge Ancient History, 2. A. Bd. 6, hg. v. Lewis, D., 1994; Dahlheim, W., Die Antike, 6. A. 2002; Löwe, G./Stoll, H, Lexikon der Antike, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Gehrke, H., Kleine Geschichte der Antike, 1999; Metzler Lexikon Antike, hg. v. Brodersen, K./Zimmermann, B., 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Brauer, J./Hutter, M., 1999; Nickel, R., Lexikon der antiken Literatur, 1999; Geschichte der Antike, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2000; Brandt, H., Das Ende der Antike, 2001; Grziwotz, H./Döbertin, W., Spaziergang durch die Antike, 2002; Die Rechtskulturen der Antike, hg. v. Manthe, U., 2003; Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. v. Kern, M. u. a., 2003; Pöhlmann, E., Einführung in die Über­lieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur, Bd. 1 2. A. 2003; Personen der Antike, hg. v. Brodersen, K. u. a., 2004; Herrscherchronologien der antiken Welt, 2004; Höhepunkte der Antike, hg. v. Brodersen, K., 2006; Erinnerungsorte der Antike, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2006; Troianer sind wir gewesen, hg. v. Olshausen, E. u. a., 2006; Sonnabend, H., Die Grenzen der Welt, 2007; Geschichte der Antike – Quellenband, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2007; Geschichte der antiken Texte – Autoren- und Werklexikon, hg. v. Egger, B., 2007; Historischer Atlas der antiken Welt, hg. v. Wittke, A. u. a., 2007; Baltrusch, E., Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike, 2008; Mann, C., Antike, 2008; Stangl, G., Antike Populationen in Zahlen, 2008; Die Ideale der Alten, hg. v. Rosenberger, V., 2008; Antike - Recht - Geschichte, hg. v. Benke, N. u. a., 2009; Antike Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wir­belauer, E., 2009, 3. A. 2010; Leppin, H., Das Erbe der Antike, 2010; Kitchen, K. u. a., Treaty, Law and Covenant in the Ancient Near East, 2012; Hartz, C., Tatort Antike Berühmte Kriminalfälle des Altertums, 2012, 2. A. 2021; Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014; Barceló, P., Die alte Welt, 2019; Kloft, H., Studien zur Wirtschafts-, Sozial- und Rezeptionsgeschichte der Antike, 2020; Meister, J., Antike und moderne Propaganda, (in) HZ 312 (2021), 587 (Italien); Rebenich, S., Die Deutschen und ihre Antike – Eine wechselvolle Beziehung, 2021; Burstein, S., Antike Global – die Welt von 1000 v. Chr. bis 300 n. Chr., 2022

Antiochia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ein Kreuzfahrerfürstentum

Lit.: Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Buck, A., The Principality of Antioch and its frontiers in the tweltfth Century, 2017

antīquus, lat., Adj., alt, einstig, wichtig, altehrwürdig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ante

Antisemit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M., Adjektiv antisemitisch 1865) Judenfeind

antisemitisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen teilweise verbindbar, Adj.) judenfeindlich

Antisemitismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt - 1888 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M.) ist die Juden (Semiten) ablehnende Haltung von Menschen (Judenfeindschaft). Sie entsteht nach antiken, mittelalterlichen und frühneu­zeitlichen Vorläufern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (in Preußen Sozialkonservative wie Hermann Wagener seit der liberalen neuen Ära von 1858, in Österreich um 1885) neu. In dieser Zeit gelten Juden als Modernisie­rungs­gewinner des Libe­ralismus, wobei auch die katholische Kirche ihr Unbehagen über die gesellschaftlichen Veränderungen an dem steigen­den Einfluss der Juden zu einem Ausdruck bringt. Der zunehmende Antisemitismus begünstigt den politischen Aufstieg Adolf Hitlers ab 1919 zu dem Reichskanzler des (zweiten) Deutschen Reiches an dem 30. 1. 1933. →Jude

Lit.: Badinter, R., Un antisémitisme ordinaire, 1997; Scheil, S., Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912, 1999; Walter, D., Antisemitische Kriminalität, 1999; Katholischer Antisemitismus, hg. v. Blaschke, A. u. a., 2000; Kertzer, D., Die Päpste gegen die Juden, 2001; Bergmann, W., Geschichte des Antisemitismus, 2002; Ferrari Zumbini, M., Die Wurzeln des Bösen - Gründerjahre des Antisemitismus, 2002; Haury, T., Antisemitismus von links, 2002; El olivo y la espada, hg. v. Joan i Tous, P. u. a., 2003; Ley, M., Kleine Geschichte des Antisemitismus, 2003; Der Berliner Antisemitismusstreit 1879-1881, bearb. v. Krieger, K., 2003; Benz, W., Was ist Antisemitismus?, 2004; Wladika, M., Hitlers Vätergeneration, 2005; Terwey, S., Moderner Antisemitismus in Großbritannien 1899-1919, 2006; Mittmann, T., Vom Günstling zum Urfeind der Juden, 2006; Volkov, S., Germans, Jews and Antisemites, 2006; Sieg, U., Deutschlands Prophet - Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, 2007; Nonn, C., Antisemitismus, 2008; Brügmann, C., Flucht in den Zivilprozess, 2009; Herholt, v., Antisemitismus in der Antike, 2009: Antisemitische Geschichtsbilder, hg. v. Bergmann, W. u. a., 2009; Herbeck, U., Das Feindbild vom „jüdischen Bolschewiken“, 2009; Handbuch des Antisemitismus, hg. v. Benz, W., Bd. 1ff. 2008ff.; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemi­tis­mus, 2010; Antisemitism in Eastern Europe, hg. v. Petersen, H. u. a., 2010; Imperien in der Antike, hg. v. Harrison, T., 2010; Bergmann, W. u. a., Antisemitismus in Zentraleuropa, 2011; Hofer, S., Richter zwischen den Fronten, 2011; Jahr, C., Antisemitismus vor Gericht, 2011; Imhoff, M., Antisemitismus in der Linken, 2011; Nicosia, F., Zionismus und Antisemitismus, 2012; Wein, S., Antisemitismus im Reichstag, 2014; Alma mater antisemitica, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Antisemitismus in deutschen Parteien, hg. v. Ionescu/Salzborn, 2014; Schwarz-Friesel, M., Gebildeter Antisemitismus, 2015; Antisemitismus in der DDR und die Folgen, hg. v. Apelt, A. u. a., 2016; Arnold, S., Das unsichtbare Vorurteil – Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11, 2016, Zur Mühlem, B. v. zur, Gustav Freytag -Biographie, 2016; Wyrwa, U., Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitismus, 2016; Hagemeister, M., Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht - Der Berner Prozess 1933-1937 und die „antisemitische Internationale“, 2017 (Text in Sankt Petersburg 1903 erstmals erschienen); Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Kreisky, E. u. a., 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild – Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen, 2018 (5 schwache Abbildungen), Modern Antisemitisms in the Peripheries, hg. v. Kovács, E. u. a., 2019; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Christlicher Antisemitismus im 20. Jahrhundert – Der Tübinger Theologe und „Judenforscher“ Gerhard Kittel, hg. v. Gailus, M. u. a., 2019 (Sammelband); Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive, hg. v. König, M. u. a., 2019; Embacher, H. u. a., Antisemitismus in Europa, 2019; Antisemitismus heute – Michael Wolffsohn im Gespräch, 2020; Stegemann, E. u. a., Vom Antijudaismus zum Antiisraelismus, 2020; Longerich, P., Antisemitismus – eine deutsche Geschichte, 2021; Schäfer, P., Kurze Geschichte des Antisemitismus, 2020

Antitribonianus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das 1603 posthum erschienene Werk François →Hotmans, das in einem Angriff auf →Tribonian die Anwendbarkeit des (lat. [N.]) Corpus iuris civilis in der Neuzeit bestreitet und die Schaffung eigener Gesetzbücher empfiehlt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HotmanFranz(HotomanusFranciscus)Antitribonian1603.pdf ; Baron, J., Franz Hotmans Antitribonian, 1888; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003

Antrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 227] und ab 1430 [HamelnUB. II 106] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb antragen 8. Jahrhundert bzw. um 850) ist ein Angebot auf Abschluss eines →Vertrags sowie eine Erklärung hinsichtlich eines sonstigen Zieles.

Lit.: Kratz, D., Der Antrag im Verwaltungsprozess, 1969; Schnell, M., Der Antrag im Verwaltungsverfahren, 1986; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Hürtggen, R., Ausreise per Antrag, 2014

antragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 850 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [DietrFlucht 2214] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herantragen, vorbringen, →Antrag

Antrustio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Cap. I S. 8, 9, 10] in 9 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], zu afrk. druht, lat.-afrk. trustis, M., bewaffnete Schar) ist der in dem Volksrecht der →Franken durch dreifaches Wergeld des Freien ausgezeichnete, auch in Kapitularien und Formeln erwähnte freie Königsmann.

Lit.: Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Olberg, G. v., Die Bezeich­nungen für soziale Stände, 1991

Antwerpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schelde wird 726 erstmals urkundlich erwähnt. 1291 erhält es Stadtrecht. 1852 wird in der aus den Niederlanden an Belgien gelangten Stadt eine Universität eingerichtet.

Lit.: Blondé, B., Antwerp in the Renaissance, 2020

anwachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [OstfriesUB. II 438] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinzuwachsen, durch Wuchs vermehren

Anwachsung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1453 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [OstfriesUB. I 578] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Anwachsungsrecht 1721, Verb anwachsen um 800) ist die Vermehrung durch Wuchs einschließlich der Erhöhung der Anteile anderer Berechtigter an einer (gesamt­händerischen) Gesamtheit in dem Wege der Gesamtnachfolge bei Wegfall eines Mitberechtigten. Sie hat wohl in alten gesamt­händerischen Gesamtheiten (beispielsweise Hausge­mein­schaft, Akkreszenz in dem klassisch­en römischen Erbrecht) Bedeutung und wird später eher zurückgedrängt (beispielsweise durch Eintrittsrechte, Realteilung). Durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1900) ge­winnt sie mit dem Gesamthandsprinzip an Gewicht.

Lit.: Kaser §§ 73 III, 76 III 1 154ff.; Hübner; Breuel, F., Geschichte des Anwachsrechts in Ostfriesland, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lohsse, S., Ius adcrescenndi – die Anwachsung im römischen Vermächtnirecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Pichler, M., Das Prinzip der Anwachsung, 2014

Anwachsungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1732 [Zedler I 284 lat. ius accrescendi] in 1 Stelle und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1721) Recht auf Anwachsung eines erledigten Miterbenteils

Anwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?iure anauualt AhdGl. I 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Mensch als) Vertreter eines anderen (Menschen in dem Recht). In dem römischen Recht ist sachlich Vertretung grundsätzlich ausgeschlossen und wegen der vorhandenen Sklaven auch tatsächlich nicht besonders nötig. In dem deutschen Bereich begegnen die ersten Anfänge in dem fränkischen Reich. Zu dem Hochmittelalter hin erscheinen Vertreter für Bischöfe (Vögte), Äbte, Gemeinden oder Genossenschaften. Bis zu der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzt sich neben dem Fürsprecher als Vertreter in dem (bloßen) Wort (Mund der Partei) die inhaltliche Vertretung der Partei in der Sache in dem bürgerlichen Rechtsstreit durch. Mit der Rezeption des römisch-kanonischen Prozessrechts wird an dem Ende des 15. Jahrhunderts der meist rechtsgelehrte, praktisch geschulte →Prokurator zu dem Vertreter der Partei vor Gericht, der rechtsgelehrte →Advokat zu dem außer­gericht­lichen Berater (1495 an dem Reichskammergericht acht Prokuratoren, zwei Advokaten, seit 1500 bzw. 1530 Prüfungen), doch verwischen sich in Deutschland die Unter­schiede trotz Fortführung der verschiedenen Benennungen schon seit dem 16. Jahrhundert wieder. Bedeutung hat der Anwalt vor allem in dem Zivilprozess. In Preußen wird 1725 die Prokuratur abgeschafft und 1780 die Advokatur als freier Beruf beseitigt (Assistenzrat, Justizkommissar). In dem 19. Jahrhundert werden auch in Preußen wieder frei wählbare Prozessvertreter zugelassen, die seit 1849 (1878 in dem Deutschen Reich) Rechtsanwälte heißen (Österreich Advokatenordnungen von 1849 und 1868). Neben ihnen dürfen in Deutschland seit 2008 (Rechtsdienstleis­tungsgesetz) auch Nichtjuristen eingeschränkt Rechtsberatung durchführen.

Lit.: Kaser § 87 II IV; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 202; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Kübl, F., Geschichte der österreichischen Advokatur, 1925; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Böhm, O., Die nürnbergische Anwaltschaft um 1500 bis 1806, 1949; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech, 1981; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Krach, T., Jüdische Rechtsanwälte in Preußen, 1991; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur unter Friedrich dem Großen, 1994; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Krug, G., Die Advokat-Anwälte, Diss. jur. Mannheim 1996; Die Geschichte des Deutschen Anwaltvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Nirk, R., 50 Jahre NJW. Die Entwicklung der Anwalt­schaft, NJW 1997, 2625; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Klas, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A., 2003; Advokatenordnung 1648, hg. v. Neschwara, C. u. a., 2013

Anwaltszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielfach vor höheren Gerichten der Neuzeit bestehende, (tatsächliche oder) rechtliche Verpflichtung von Parteien, in einem →Prozess einen →Anwalt (Rechtsanwalt) zu verwenden.

anwarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Anwartschaft

Anwartschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1599 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [WürtLTA.2 II 3] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwarten um 796), ist allgemein die einer bestimmten Person zustehende rein tatsächliche Aussicht auf ein später zu erwartendes Amt oder Recht. In dem deutschen Mittelalter hat der nahe Verwandte ein Anrecht auf den Nachlass (→Erbenwartrecht). In dem 20. Jahrhundert setzt sich die Anwartschaft als werdendes und dem Vollrecht wesensgleiches Recht bei dem Kauf unter Eigen­tumsvorbehalt durch, bei dem mit Zahlung der letzten Kaufpreisrate die (bloße) Anwartschaft zu (vollem) Eigentum erstarkt.

Lit.: Kaser § 10 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 269; Würdinger, H., Die privatrechtliche Anwartschaft als Rechtsbegriff, 1928; Letzgus, E., Die Anwartschaft des Käufers unter Eigentumsvorbehalt, 1938; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, 1984; Grüttner, W., Die sozialversicherungsrechtliche Anwartschaft, 1990

anweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1319 [Dortmund/Schiller-Lübben I 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Weisung veranlassen, →Anweisung

Anweisender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Anweisung Erteilender

Anweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1278 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anweisen um 1261) ist innerhalb der Veranlassung auch die schriftliche Aufforderung eines Teiles (Anweisender, Wort 1863) an einen anderen Teil (Angewiesener) (Deckungsverhältnis), Geld, Wertpapiere oder andere Sachen an einen die Anweisung dem Angewiesenen vorlegenden Dritten (Anweisungs­empfänger, Wort 1809) zu leisten (lat. [F.] delegatio zwischen Delegant, Delegat und Delegatar, Verhältnis zwischen Angewiesenem und Anweisungs­empfänger Valutaverhältnis). Sie hat sachlich römische Grundlagen. Sie gehört in die Frühzeit des →Wertpapiers (13./14. Jahrhundert). Die pandektenwissenschaftliche Erörterung des 19. Jahrhunderts bereitet die Gestaltung in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 vor. Die Anweisung kann Zahlungsanweisung oder Verpflich­tungsan­weisung sein.

Lit.: Eisenried, U., Die bürgerlich-rechtliche Anwei­sung und ihre Entstehung, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwenden um 867) Stelle der Wendung

anwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umkehren, →Anwende, Anwenderecht

Anwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und auch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich wohl in die Anfänge des häufigeren und damit dichteren Ackerbaus zurückreichende, seit dem 13. Jahrhundert vielfach schriftlich bezeugte Recht, zu der Bestellung des eigenen Feldes kurzzeitig für das Umwenden des Pfluges an dem Ende des Feldes ein Nachbargrundstück zu betreten und dadurch zu benutzen. Das Bürger­liche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt das landesrecht­lich vorhandene Anwenderecht als Teil des Nachbarrechts bestehen.

Lit.: Hübner 281; Götz, A., Das Anwenderecht, 1925; Schmidt-Wiegand, R., Anwende, Text und Sprachbezug in der Rechtssprachgeographie, 1985, 146

Anzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [Füetrer 95 bzw. FreibDiözArch. 18 1886 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anzeigen um 1160) ist die Mitteilung eines rechtlich erheblichen Vorgangs oder Zustands. Sie ist sachlich in verschiedenen Formen schon dem römischen Recht bekannt. Eine Verpflichtung zu einer Anzeige bestimmter Handlungen stellt die Rüge­pflicht dar. Der hochmittelalterliche kano­nische Prozess unterscheidet in dem 12. Jahrhundert die Anzeige von der (lat. [F.]) accusatio (Anklage). In der frühen Neuzeit genügt in dem Strafverfahren statt der Klage eines einzelnen Klägers die Anzeige bei dem Richter zu der Ingangsetzung des Verfahrens.

Lit.: Köbler, DRG 157; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten - §§ 138, 139 StGB, 2002

anzeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [BeitrSteirG. 13 1876 104] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mitteilen, hinweisen →Anzeige

Aostatal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die kleinste Region Italiens (Hauptstadt Aosta) mit rund 125000 Einwohnern zwischen Schweiz, Frankreich und Piemont.

Lit.: Roddi, G., Il Coutumier Valdostano (1588), 1994 (Diss. jur. Freiburg im Üchtland)

Apanage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1469 als aus dem Französischen und mittelbar dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1469 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausstattung eines nachge­borenen Sohnes, Bruders oder sonstigen Mitglieds eines landesherrlichen Hauses zu der Sicherung seines standesgemäßen Unterhalts. Sie entwickelt sich sachlich nach älteren Vorläufern (Bretagne 990?, Dreux 1137?) in dem 13. Jahrhundert in Frankreich. Einen Rechtsanspruch auf Apanage gibt es nur bei Vorliegen eines entsprechenden Hausgesetzes. Die meist bei Eintritt der Volljährigkeit fällige Apanage kann auf einen Menschen oder auf eine Linie bezogen sein. S. Google

Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Wood, C., The French Apanages, 1966

Apel, Johann (Nürnberg 1486-27. 4. 1536) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg 1524 Rechtslehrer, 1530 Kanzler in Preußen und 1534 Rechtsberater in Nürnberg. 1535 schlägt er eine dialektische Lehrmethode für die Rechtswissenschaft vor. Außerdem bietet er erste systematische Ansätze. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Doctor Johann Apell, 1861; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423

apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, Tert. (um 160-220 n. Chr), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀποκάλυψις (apokálypsis), F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *hepo, *hepu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53; gr. καλύπτειν (kalýptein), V., verhüllen, bedecken; gr. καλιά (kaliá), F., Hütte, Scheune, Nest; idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen

Apokalypse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1122 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1277/1278 [Die Goldene Schmiede des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische [apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, um 160-220 n. Chr., s. ἀποκάλυψις apokálypsis, gr., F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Untergang, Weltende

Lit.: Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001

Apostasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1524 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht [ausgenommen Apostat 1508/1516] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., in DW2 Maskulinum Apostat um 1512, Verb apostatieren 1418) ist sachlich der kirchlich von der Spätantike bis zu der Aufklärung geahndete Abfall von dem (christlichen) Glau­ben.

Lit.: Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, 1888ff.; Schauf, H., Einführung in das kirchliche Strafrecht, 1952

Apostat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1512 bezeugt – 1508/1516 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abtrünniger

apostata, lat., M., Abtrünniger, (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, gr. ἀποστάτης (apostatḗs), M., Abtrünniger, entlaufener Sklave; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53 (94/94) (RB. idg. aus ind., iran., arm., phryg./dak., gr., alb., ital., kelt., germ., balt., slaw., heth.?); idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, V., stehen, stellen

Apostel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8 Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bote, Gesandter

Apostel 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1453 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [QStBayreuth 101] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der in dem gelehrten Recht entwickelte Bericht des unteren Richters an den oberen Richter. →Apostelbrief

Apostelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1688 [Beckmann, Idea 29 und 104] in fünf Stellen aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem gelehrten Verfahrensrecht des Mittelalters der Bericht, den der untere Richter (lat. iudex [M.] a quo, Richter, von dem) auf die Bitte einer Partei, die →Appellation gegen seine Entscheidung erhebt, an den oberen Richter (lat. iudex [M.] ad quem, Richter, zu dem) sendet. Er enthält eine Schilderung des bisherigen Verfahrens­ablaufs und eine Beurteilung der Berechtig­ung der Appellation sowie später auch die bereits entstandenen Prozessakten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Sägmüller, J., Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, Bd. 2 3. A. 1914, 342; Ebner, M., Leidenslisten und Apostelbrief, 1991

apostolus, lat., M., Bote, s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀπόστολος (apóstolos), M., Abgesandter, Bote; vgl. gr. ἀπόστελλειν (apóstellein), V., abschicken, ausschicken, entsenden; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten, Stamm, Stiel, Stängel

apotheca, apothēca, lat, F., Speicher, Vorratskammer, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. ἀποθήκη (apothḗkē), F., Aufbewahrungsort, Speicher; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen, →Apotheke

Apotheke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 13. Jahrhundert [Steinmar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Aufbewahrungsort für Heilmittel zunächst in Klöstern, um 1241 verbietet Kaiser Friedrich II. in dem Edikt von Salerno das Betreiben von Apotheken durch Ärzte, 1241 Löwenapotheke in Trier bezeugt) ist das Unternehmen des wissenschaftlich ausgebildeten, staatlich zu Herstellung und Verkauf von Arzneimitteln Berechtigten (Apothekers, Wort 1275). Seit etwa 1850 gründen Apotheker Drogerien mit einem breiten Warenangebot, darunter auch Arznei­mittel. 1935 wird eine deutsche Apothe­ker­schaft geschaffen, 1937 eine Reichsapothe­ken­kammer eingerichtet. 1961 ergeht ein Arznei­mit­telgesetz.

Lit.: Schröder, G., NS-Pharmazie - Gleichschaltung des deutschen Apothekerwesens im Dritten Reich, 1988; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Schäfer, C., Apotheker und Drogist, 2009

Apothekenurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das in drei Stufen nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit die Einschränkung von Grundrechten (beispielsweise Berufsfreiheit) ordnende Urteil des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 11. 6. 1958 über die Zulassung eines Apo­thekers (in Traunreut).

Lit.: Ameln, R., Die Bedeutung des „Apothekenurteils“ für die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung zur Berufsfreiheit, 1973; Henne, T., Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2004; Michl, F., Das Sondervotum zum Apothekenurteil – Edition aus den Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2020

Apotheker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wissenschaftlich ausgebildeter und zu Herstellung und Verkauf von Heilmitteln Berechtigter

appellare, appellāre, adpellāre, lat., V.: nhd. ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, pellere, appellieren

appellatio, appellātio lat., F., Antönen, Ansprechen, Anreden (N.), Ansprache, Anflehen, Anrufung, Berufung, 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. appellāre, V., ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen; vgl. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.); lat. pellere, V., stoßen, schlagen, treiben; idg. *pel- (2a), *pelə-, *plā-, *pl̥h₂i-, V., stoßen, bewegen, treiben, →Appellation

Appellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1265 [aus dem lateinischen →appellatio des Altertums aufgenommen] bezeugt – 1265 [Urkunde] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb appellieren um 1300) ist in dem spätrömischen Verfah­rensrecht das aufschiebend wirkende Rechtsmittel zu der Überprüfung der Ent­scheidung eines unteren Richters durch einen höheren Richter, das mit einem Urteil endet (Berufung). Die Appellation ist bei dem unteren Richter mündlich oder binnen 10 Tagen schriftlich einzubringen. Die Appellation wird in dem frühen Mittelalter in vereinfachter Form in der Kirche und in Oberitalien bewahrt. In dem hohen Mittelalter wird die Appellation (mittels →Apostelbriefs), die seit dem 12. Jahrhundert in dem kirchlichen Prozessrecht erscheint, aus dem oberitalienisch-kano­nischen Prozessrecht in Deutschland zuerst in geistlichen Gerichten aufgenommen. In Italien und Frankreich dringt sie rascher vor. In dem Heiligen römischen Reich, in dem zwischen 1200 und 1450 (lat. [F.]) appellatio sehr unterschiedliche Einrichtungen benennen kann, ersetzt die Appellation, die sich vor 1451 nur in einzelnen besonderen Fällen vor dem um 1450 grundsätzlich noch unmittelbar angerufenen, aber auch in dem älteren Rechtszugverfahren kaum eine nennenswerte Rolle spielenden König findet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts allmählich die ältere Urteilsschelte in weltlichen Verfahren. Die Appellations­verfahren verdrängen bald die erstinstanzlichen Rechtszugverfahren. Das 1495 eingerichtete Reichskammergericht ist vielfach Appellationsgericht (an dem Ende des 15. Jahrhunderts zu 80%). Zu der Eindämmung der Appellation wird dort 1521 eine Appellationssumme von 50 Gulden festgelegt, die über 150 (1570) und 300 (1600) Gulden bis 1654 auf 600 Gulden bzw. 400 Reichs­taler steigt, und wird 1530 dem Reichskammer­gericht die Annahme einer Appellation in Strafsachen verboten. In die gleiche Richtung wirken die Nichtappellations­privilegien (21. 3. 1470 Reichsstadt Nürnberg, 7. 10. 10. 7. 1480 Bayern Herzog, 8. 5. 1482 Augsburg Reichsstadt, 5. 11. 1485 Augsburg Reichsstadt, 27. 4. 1493 Köln Stadt, 24. 8. 1495 Nürnberg Reichs­stadt, 21. 5. 1499 Windsheim, Nassau 28. 6. 1804, ins­gesamt (77) Aachen, Augsburg, Baden, Bayern, Biberach, Brandenburg, Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Lüne­burg, Bremen Stadt, Bremen Erzstift, Brixen, Dinkelsbühl, Donauwörth, Ess­lingen, Frankfurt am Main, Giengen, Hamburg, Hanau-Münzenberg, Herford Stadt, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels, Hil­des­heim Bischof, Holstein, Ingelheim Freiherr, Jülich-Kleve Berg, Kaufbeuren, Kempten Stadt, Köln Kurfürst, Köln Stadt, Lindau, Lippe Graf, Lübeck Stadt, Lüttich Bischof, Magdeburg Erzbischof, Mainz Kurfürst, Manderscheid Graf, Meck­len­burg Herzöge, Memmingen Stadt, Merseburg Bischof, Münster Stadt, Nas­sau, Neuenahr und Moers Graf, Nördlingen, Nürnberg Stadt, Öttingen (Oettingen) Graf, Oldenburg und Delmenhorst Graf, Passau Bischof, Paumgarten Freiherr, Pfalz Kurfürst, Pommern, Rantzau, Regensburg Stadt, Reußen von Plauen Graf, Reutlingen, Rosheim Stadt, Rothenburg ob der Tauber, Rügen, Sachsen Kurfürst, Salzburg Erzbischof, Schwäbisch Hall, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schweden König, Schwein­furt, Speyer Stadt, Straßburg Stadt, Trient Bischof, Trier Kurfürst, Ulm, Verden Bischof, Vorpommern, Waldeck Graf, Windsheim, Wismar, Worms Stadt, Württemberg, Würzburg Bischof). An dem Reichshofrat ist die Appellation vor allem wegen der Appellationsprivilegien nicht sehr häufig. 1879 wird die teuere und schwierige Appellation in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die →Berufung ersetzt, in England erst 1875 wirklich zugelassen. →Konzil

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 114, 117, 152; Köbler, LAW; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Branden­burg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hof­gericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kur­sächsische Appellations­gericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichs­kammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammerge­richts­­ord­nung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskam­mergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Kern, B., Die Appellation in Kurpfälzer und verwandten Rechts­quellen des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 106 (1989), 115; Seeger, T., Die Extrajudizialappellation, 1993; Morhard, A., Die gerichtliche Berufung, 1995; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Szidzek, C., Das frühneuzeitliche Verbot der Appellation in Strafsachen, 2002; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110; Hugo, L., Vom Missbrauch der Appellation, hg. v. Oestmann, P., 2012; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Ranieri, F., Gemeines und partikulares Recht in der Rechtsprechung des Reichskammergerichts, ZRG GA 131 (2014), 89

Appellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1529 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Berufungsgericht (beispielsweise Österreich 1782 Erhebung der von den Gubernien getrennten Justizsenaten zu Ap­pellationsgerichten durch Joseph II., 1852 Oberlandesgerichte)

Appellationsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Privileg des deutschen Königs an Landesherren, das eine →Appellation aus dem jeweiligen Gebiet an den König ausschließt (Nichtappellations­privileg). Es betrifft anfangs wohl nur den Rechtszug nach einer Urteilsschelte und erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die eigentliche Appellation. 1356 verleiht die →Goldene Bulle den Kurfürsten ein unbe­schränktes Appellationsprivileg, dessen Bedeutung aber deswegen umstritten ist, weil die Appellation 1356 noch nicht allgemein aufgenommen worden war (beispielsweise in Sachsen erst seit dem 16. Jahrhundert).

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsver­fassungsrechts, 1954; Bross, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammer­gerichts­ordnung von 1495, 1972; Eisenhardt, U., Die kaierlichen privilegia de non appellando, 1980

appellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1300 aus dem Lateinischen des Altertums übernommen bezeugt – Ende 13.? Jahrhundert [Das altePassional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Passional Hahn 43] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsundsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) anrufen, berufen →Appellation

Appenzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erscheint 1071 erstmals als Abba­cella. Das zunächst unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen stehende Gebiet gewinnt zwischen 1377 und 1429 Selbständigkeit. Seit 1411 ist Appenzell zugewandter Ort der Eidgenos­senschaft der →Schweiz, seit 17. 12. 1513 dreizehntes Mitglied. Appenzell besteht aus einem evangelischen Halbkanton (Außer­rhoden) und einem katholischen Halbkanton (Inner­rhoden).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Benz, R., Die rechtlichen Zustände im Lande Appenzell, (in) Appenzellische Jahrbücher 46 (1918), 1; Wirz, H., Die Grundlagen der Appenzeller Freiheit, (in) Appenzellische Jahrbücher 56 (1929); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Land- und Alpwirtschaft in Außerrhoden, 1974; Blickle, P., Verfassung und Religion – Voraussetzungen und Folgen der Landteilung des Appenzell 1597, ZRG GA 115 (1998), 339; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006

approbare, approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, um 250-184 v. Chr., lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben; lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →approbieren

approbatio, approbātio, lat., F., Zustimmung, Billigung, Genehmigung, Bekräftigung, Androhung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. approbāre, V., Beifall geben, zustimmen, billigen, (um 250-184 v. Chr.), lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →Approbation

Approbation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1411 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1411 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb approbieren 1418), Billigung, Bestätigung (beispielsweise einer klösterlichen Genossenschaft, einer Verehrung oder einer Königswahl [ab 1558 bloße feierliche kuriale Notifizierung des Regierungsantritts des Kaisers durch den Papst ohne rechtliche und politische Bedeutung]), wobei zwischen der Zeit vor 1917 und nach 1917 zu unterscheiden ist und die Einzelheiten vielfach streitig waren

Lit.: Deußen, W., Die Approbation der deutschen Königswahl, 1879; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Reckow, J. v. Grundlagen zur Geschichte der deutschen zahnärztlichen Approbation bis 1913, 1927; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1944, Neudruck 1969; Unverhau, D., Approbatio - Reprobatio, 1973;

approbieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1418 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1418 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [OstfriesUB. I 216] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, [um 250-184 v. Chr.], lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an; lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, mit dem Indogermanischen verbindbar, V. billigen, bestätigen →Approbation

April (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie über Aprilis, Aprīlis, lat., M., April, [116-27 v. Chr.], vgl. idg. *apero-, Adj., hintere, idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen März und Mai

Aprilverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. erteilte, von dem Innen­minister Franz Xaver von →Pillersdorf (Pillersdorff) geformte, nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogene, erste formelle Verfassung Österreichs mit Gewaltenteilung, Reichstag und Grundrechten, aber ohne praktische Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeAprilverfassung1848.doc ; Hugelmann, K., Die Entwicklung der Aprilverfasssung von 1848, 1918; Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., 2000

apud iudicem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) vor dem Richter, →Prozess, Verfahren

Apulien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in dem Süden Italiens gerät seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. unter den Einfluss der Griechen, wird 317 v. Chr. von Rom erobert und gehört nach dem Untergang Westroms – 476 n. Chr. - über die Herrschaft von Ostgoten und Oströmern in dem Norden seit 570 zu dem Herzogtum Benevent der Lango­barden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts fällt es an die Normannen (1130 Sizilien), 1282 an das Königreich Neapel und mit diesem 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien).

Lit.: Palumbo, P., Medio evo méridionale, 1978; Burkhardt, N., Apulien, 2017

aquae ductus (Wortfolge in s. latein_a_z.docx nicht und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserleitung(srecht), →Dienstbarkeit

aquae haustus (Wortfolge in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartzssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserschöpf­ung(srecht), →Dienstbarkeit

Aquileia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) nahe der Adria wird 181 v. Chr. als römische Kolonie (lat. [F.] colonia) gegrün­det. Der seit spätestens 314 nachweisbare Bischof bean­sprucht seit 558/568 den Titel eines Patriar­chen. 1077 wird der Patriarch Reichsfürst. Seit 1418 gelangt Aquileia an Venedig, in dem 16. Jahrhundert an Österreich und mit Venetien (1866) an Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja, 1987; Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters S. Maria zu Aquileja (1036-1250), 2005; Stella, A., Aquileia tardoantica, 2019

Aquilius →lex (lat. [F.]) Aquilia, aquilisches Gesetz in Rom

Aquitanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wasserland) ist das Gebiet nördlich der Pyrenäen und östlich des Atlantiks. Es wird seit 71 v. Chr. römisch, 418 westgotisch und 507 fränkisch. In dem 7. Jahrhundert entsteht ein fast selbständiges Herzogtum (bis 768), das in dem 9. Jahrhundert erneuert wird. Durch Heirat der Erbtochter mit Heinrich II. →Plantagenet (1152) gelangt Aquitanien bei dem Thronantritt Heinrichs II. in England in eine Personalunion mit →England. An dem Ende des hundertjährigen Krieges (1453/1475) fällt Aquitanien von England an →Frankreich.

Lit.: Histoire de l’Aquitaine, hg. v. Higounet, C., 1971; Trabut-Cussac, J., L’administration anglaise en Gascogne, 1972; Bouet, A., Aquitanien in römischer Zeit, 2015 (Bildband); Boyer, J., Pouvoirs et territoires en Aquitaine du VIIe au Xe siècle, 2018

Äquivalent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 als aus dem mittellateinischen aequivalens aufgenommen bezeugt – 1641 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., gleichwertiger Gegenstand) →Äquivalenz

Äquivalenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 1789 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Äquivalent 1641 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) Gleichwertigkeit, →Äquivalent

Lit.: Debald, M., Das Dritte des Vergleichs – Wissenschaft und Kultur zwischen Äquivalenz und Differenz, 2020

Äquivalenzprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 20. Jahrhundert ausgebildete Grundsatz, dass zwischen dem Wert einer einzelnen Leistung der öffentlichen Verwaltung und der für diese Leistung geforderten Gebühr ein ausgewogenes Verhältnis bestehen muss.

Lit.: Ostendorff, P., Die Entwicklung der Rechtsprechung zur patentrechtlichen Äquivalenzlehre, 2021

Araber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht und in DW2 nur in anderer Bedeutung bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) vielleicht wie Hebräer von abara, V., umherwandern) ist der Angehörige des in den mittelalterlichen lateinischen Quellen meist als (lat. [M.Pl.]) Saraceni bezeichneten semitischen Volkes, das zunächst auf der arabischen Halbinsel siedelt (853 v. Chr. in mesopotamischen Keilschriftzeugnissen erstmals er­wähnt) und schon in dem Altertum mit den Lehren Zarathustras, dem Christentum und dem Judentum in Berührung kommt. Die Araber erobern nach der Bekeh­rung zu dem →Islam des Propheten Mohammed in dem frühen Kalifat (632-692) Ägypten, (638 Jerusalem,) Syrien, Irak und Persien. 711 wird Gibraltar erreicht, 716/717 Konstantinopel belagert und 732 ein Spanien einnehmender Vorstoß erst bei Tours und Poitiers von den Franken unter dem merowingischen Hausmeier Karl Martell zurückgeschlagen. In dem 9. Jahrhundert, in dem griechische und indische Schriften in die arabische Sprache übertragen werden, setzt der Zerfall des bald auf Bagdad (762, um 1000 Kalifenbibliotheken mit vielleicht 100000 Bänden, seit dem 12. Jahrhundert Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen in die lateinische Sprache) ausgerichteten Reiches in mehrere Einzelherrschaften ein. 1260 können die Mongolen abgewehrt werden. Das in dem 15. Jahrhundert unter muslimisch gewordenen Osmanen gebildete osmanische Reich fasst die Araber nochmals zusammen, doch geht 1492 mit Granada die letzte Herrschaft in Spanien verloren und werden in dem 19. Jahrhundert die arabischen Länder mit dem Zerfall des osmanischen Reiches Gegenstand der Kolonialpolitik euro­päischer Staaten. Ein unmittelbarer Einfluss der Araber auf das Recht Europas ist nicht nachweisbar, doch finden sich ausgehend von den wichtigsten Berührungsorten gewisse, Handel und Verwaltung betreffende mittelbare Auswirkungen (Kaufhöfe in Venedig, Seezoll in Pisa, Gesundheitsrecht in Sizilien, lat. contractus [M.] mohatrae). Allgemein geben die Araber auch antikes Gedankengut und eigene Gelehrsamkeit fruchtbringend an das europäische Mittelalter weiter.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Amari, M., Storia dei Musulmani di Sicilia, Bd. 1ff. 1854ff.; Geschichte der arabischen Welt, hg. v. Haarmann, U./Halm, H., 1944, 4. A. 2001; Crespi, G., Die Araber in Europa, 1992; Halm, H., Die Araber, 2004; Walther, W., Kleine Geschichte der arabischen Literatur, 2004; Steinberg, G., Saudi-Arabien, 2004; Katzer, A., Araber in deutschen Augen, 2008; Schlicht, A., Die Araber und Europa, 2008; Ambrosetti, N., L’eredità arabo-islamica nelle scienze e nelle arti del calcolo dell’Europa medievale, 2008; Burnett, C., Arabic into Latin in the Middle Ages, 2009; Thorau, P., Lawrence von Arabien, 2010; Schlicht, A., Geschichte der arabischen Welt, 2013; Steinbach, U., Die arabische Welt im 20. Jahrhundert, 2015, 2. A. 2017; Wehr, H./Kropfitsch, L., Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart – Arabisch-Deutsch, 6. A. 2020; Mackintosh-Smith, T., Arab – 3000 Jahre arabische Geschichte, 2021

Aragonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Aragón) in dem Nordosten Spaniens gelangt an dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von den Puniern an die Römer, in dem 5. Jahrhundert n. Chr. an die Westgoten und 713 an die Araber. Kurz nach 800 wird es eine Grafschaft der Franken, die eine eigene (lat. [F.]) convenientia (958) hat und sich in dem Zuge der Rückeroberung der von den Arabern beherrschten Gebiete 1035 und 1134 zu einem Königreich entwickelt, in dem der →Fuero von →Jaca (1064) besondere Bedeutung hat. Dieses Aragonien wird 1137 mit Katalonien und 1238 mit Valencia verbunden. Seit dem 13. Jahrhundert dringt römisches Recht ein. 1247 werden die in 8, später in 12 Bücher gegliederten, vielleicht auf Vidal de Cañellas zurückgehenden, ausschließliche Geltung be­an­spruchenden Fueros de Aragón (Fori Aragonum) in Huesca verkündet. Unter die Herrschaft Aragoniens gelangen auch Sizilien (1282), Sardinien (1323) und Neapel (1442). Seit 1469 tritt Aragonien hinter →Kastilien (1474 Personalunion) zurück und verliert die 1707 zunächst noch gewahrten Sonderrechte. Der Verlust der selbständigen Verwaltung (1833) wird erst 1982 wieder aufgehoben. Das überlieferte besondere Privatrecht gilt seit 1889 in dem Rahmen des Código Civil Español (spanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs) fort.

Lit.: Fori Aragonum 1476/1477, Neudruck 1979; Schwarz, K., Aragonische Hofordnungen, 1914; Klüpfel, L., Verwaltungsgeschichte des Königreichs Aragon, 1915; Vidal mayor, hg. v. Tilander, G., 1956; Lalinde Abadía, J., Virreyes y lugartenientes, Cuadernos de historia de España 1960, 98; Lalinde Abadía, J., La gobernación general en la corona de Aragón, 1963; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964; Lalinde Abadia, J./Fairen Guillen, V., Die aragonesischen Verfassungsprozesse, ZRG GA 91 (1974), 116; Los Fueros de Aragón, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,258; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017

Arba ‘at ha-Turim →Jakob Ben Ascher

Arbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die auf Schaffung von Werten gerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit des Menschen (für andere). Steht ursprünglich die damit verbundene Mühe in dem Mittelpunkt, so verlagert sich der Bedeutungskern besonders seit dem 19. Jahrhundert auf die Unselbständigkeit und Fremd­be­stimmt­heit des Tuns. Hinsicht­lich der Arbeit treten deshalb, obwohl bereits in dem Mittelalter das dauernde Vorkommen vertraglich verein­barter Arbeitsverhältnisse in Stadt und Land und die beständige Sorge der Obrigkeit für Reglementierung der Entlohnung bezeugt sind, erst seit etwa 1840 Arbeitgeber und Arbeitnehmer einander gegenüber. Bezüglich der Arbeit schließen sie den →Arbeitsvertrag, dessen Gestaltung Teil des →Arbeitsrechts ist, für das sich das besondere →Arbeits­gericht ausbildet. Bereits in dem 19. Jahrhundert wird auch die Sicherung eines Rechtes des Einzelnen auf Arbeit verlangt, aber aus tatsächlichen Gründen bisher nicht durchgesetzt.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Arbeit und Rhythmus im Rechtsleben, ZRG GA 41 (1920), 370; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 154; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Le travail au Moyen Age, hg. v. Hamesse, J. u. a., 1990; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen, 1990; Benöhr, H., Das Recht auf Arbeit in Frankreich 1848, ZRG GA 109 (1992), 179; Ritter, G., Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Idee in Deutschland, 1996; Sellier, U., Die Arbeiter­schaftgesetzgebung, 1998; Brückner, W., Arbeit macht frei, 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung und heutige Bedeutung des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, 1998; Geschichte und Zukunft der Arbeit, hg. v. Kocka, J. u. a., 2000; Fossier, R., Le travail au moyen âge, 2000; Schaller, K., Einmal kommt die Zeit, 2001; Guinand, C., Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), 2003; Postel, V., Arbeit im Mittelalter, 2006; Steinfeld, R., Free Wage Labor and the Suffrage in Nineteenth Century England, ZRG GA 123 (2006), 267; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009; Rijkers, F., Arbeit - ein Weg zum Heil, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Meskill, D., Optimizing the German Workforce, 2010; Humann, D., „Arbeitsschlacht“ Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933-1939, 2011; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Viehweger, L., Die Internationale Arbeitsorganisation und Deutschland 1919-1933, Diss. phil. Düsseldorf 2013. Online-Ress.; Arbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Buggeln, M. u. a., 2014; Handbook Global History of Work, hg. v. Hofmeester, K. u. a., 2017; Intensivierung der Arbeit – Perspektiven auf Arbeitszeit und technologischen Wandel, hg. v. Griesbacher, M. u. a., 2020

arbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, sich mühen, sich anstrengen →Arbeit, Arbeiter

Arbeiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 372 und 393] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Arbeit mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der körper­liche Arbeit für andere verrichtende Mensch (Handwerker, Bergmann, Tagelöhner, Markthelfer und 1794 der Fabrikarbeiter). Eine eigene Arbeiterbewegung entsteht in dem deutschen Sprachraum in dem zweiten Drittel und dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Lit.: Kulemann, W., Der Arbeiterschutz, 1893, Neudruck 2013; Bödiker, T., Die Arbeiterversicherung, 1895, Neudruck 2013; Zierholz, H., Arbeiterschaft und Recht in Branndenburg-Preußen 1648-1800, 1985; Kocka, J., Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen – Grundlage der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, 1990; Schneider, M., Unterm Hakenkreuz – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, 1999; Lorenz, A., Kleine Geschichte der Arbeiter­bewegung in Deutschland von 1848 bis heute, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schneider, M., In der Kriegsgesellschaft – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1939 bis 1945, 2014; Kocka, J. u. a., Arbeiterleben und Arbeiterkultur, 2015

Arbeiterkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Österreich ab 1872 geplante, mit Gesetz von dem 26. 2. 1920 eingerichtete, 1938 aufgelöste, durch Gesetz von dem 20. 7. 1945 wiedererrichtete Vertretung der Arbeitnehmer (Arbeiter und Ange­stellten), die maßgeblich bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mitgewirkt hat.

Lit.: Niederwieser, E., 100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit – Die Geschichte der Arbeiterkammer Tirol, 2021

Arbeitgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit bereitstellende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit ausführenden Arbeitnehmer (Wort 1848)

Arbeitnehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit ausführende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit bereitstellenden Arbeitgeber (Wort 1847).

Lit.: Pflaume, H., Organisation und Vertretung der Arbeitnehmer in der Bewegung von 1848/1849, 1934; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Arbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Deutschen Reich 1926 für die erste Instanz (RGBl. 1926, 507, Inkrafttreten an dem 23. 12. 1926 bzw. 1. 7. 1927) geschaffene Eingangsgericht der vor allem auf Wunsch der Arbeit­nehmer für Streitigkeiten aus Arbeits­verträgen zu­ständigen, 1946/1953 gänzlich von der ordentlichen Gerichtsbarkeit verselbstän­digten Arbeitsgerichtsbarkeit (1927 Reichsar­beitsgericht). Vorläufer des Arbeitsgerichts ist ein besonderes, mit Arbeitgeberbeisitzern und Arbeitnehmer­bei­sitzern besetztes Gewerbege­richt (1890, Österreich 1898). Es geht seinerseits auf den in Frankreich (Lyon 1806) von Na­po­leon auf Wunsch der Arbeitnehmer errichteten Conseil de prud’hommes zu­rück, der linksrheinisch nachgebildet (1808 Aachen-Burtscheid) und später in Gewerbeordnungen in Preußen (1845) und in dem Norddeutschen Bund (1869) beibehalten wird. Noch früher gibt es in Preußen in dem 18. Jahrhundert Fa­brikdeputationen und in dem Mittelalter allge­mein auch Entschei­dungen innerhalb der Zünfte. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 108 Arbeitsgerichte.

Lit.: Köbler, DRG 234, 261; Kaskel, W., Die Arbeitsgerichtsbarkeit, 1929; Globig, K., Gerichts­barkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Linder, M., The Supreme Labor Court, 1987; Moritz, K., Das französische Arbeitsgericht, 1987; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeitsgerichts­barkeit, Bd. 1 1990; Schöttler, P., Zur Mikrogeschichte der Arbeits­gerichtsbarkeit, (in) Rechtshistorisches Journal 9 (1990), 127; Weiß, J., Arbeitsgerichtsbarkeit, 1994; 50 Jahre saarländische Arbeitsgerichtsbarkeit, hg. v. Präsidenten des Landesarbeitsgerichts, 1997; 50 Jahre Arbeitsgerichtsbarkeit des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeits­gerichtsbarkeit in Deutschland, Bd. 1 1990, Bd. 2 2002, Bd. 3 2008; Bachem-Rehm, M., Die katholischen Arbeitervereine im Ruhrgebiet 1870-1914, 2004; Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbege­richts­barkeit in Deutschland, 2005

Arbeitsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Arbeitsgesetzbuch - nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein die Arbeit betreffendes Gesetz.

Arbeitsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das →Arbeitsrecht geschaffene Gesetzbuch (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik 12. 4. 1961, 23. 11. 1966, 1977).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bohle, T. Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Das Arbeitsgesetzbuch der DDR 1977-1990, hg. v. Rockstuhl, H., 2015

Arbeitskampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Ringen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern um allgemeine Arbeitsbedingungen mit kampfähnlichen Mitteln wie →Aussperrung und →Streik (nach Kittner sachlich erster be­kann­ter Arbeitskampf auf deutschem Bo­den Breslau 1329).

Lit.: Die Entwicklung des Arbeitskampfrechts, hg. v. Pohl, H., 1980; Sieg’l, C., Arbeitskämpfe seit dem Spätmittelalter, 1993; Schröder, R., Der ge­werb­liche Kampf, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 533; Dallmann, C., Die An­fänge des französischen Arbeitskampfrechts, Diss. jur. Würzburg 2002; Kittner, M., Arbeits­kampf, 2005 (61 Fallschilderungen zwischen 1155 v. Chr. und 2003 n. Chr.); Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - Gefährdete Republik, 2010; Arbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung, hg. v. Leder, A., 2012

arbeitslos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) arbeitsfrei, untätig, erwerbslos

Arbeitslosenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1910 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bescheidenen gemeindlichen Anfängen (1913 in 13 deutschen Gemeinden eine Arbeits­losen­unterstützung vorhanden) folgend von 1918 an geschaffene, 1927 einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu Selbstverwaltung übertragene, 1969 aufgabenerweiternd in dem Ar­beitsförde­rungsgesetz geregelte und zu dem1. 1. 1998 in das Sozialgesetzbuch (III) überführte →Sozialversicherung gegen die wirtschaft­lichen Folgen des Mangels einer entgeltlichen Erwerbs­tätigkeit eines Arbeitnehmers bei einem Arbeitgeber.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 233, 241; Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, hg. v. Benöhr, H., 1991; Führer, K., Arbeitslosigkeit und die Entstehung der Arbeitslosenversicherung, 1990; Lewek, P., Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen­ver­sich­erung, 1992; Dorn, U., Arbeitslosigkeit, (in) ZNR 1993, 12; Fukuzawa, N., Staatliche Arbeitslosenunter­stützung in der Weimarer Republik, 1995; Raithel, T. u. a., Die Rück­kehr der Arbeitslosigkeit, 2009

Arbeitslosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1797 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) →Arbeitslosenversicherung

arbeitsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google zumindest in Arbeitsmündigkeit belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) für den Abschluss von Arbeitsverträgen mündig

Arbeitsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., auch Adjektiv →arbeitsmündig nicht belegt) Mündigkeit für den Abschluss von Arbeitsverträgen, →Mündigkeit

Lit.: Gefaeller, W., Entstehung und Bedeutung der Arbeitsmündigkeit, 1968

Arbeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Arbeit be­treffende Recht. Es wird trotz der bereits in dem Hochmittelalter vorhandenen und seit dem 16. Jahrhundert auch von den Landesherren ge­ordneten Tätigkeiten als Gesinde, See­mann, Bergmann, Kaufmannsdiener oder Handwerksgeselle als Rechtsgebiet erst an dem Übergang des 19. Jahrhunderts in das 20. Jahrhunderts verselbständigt (Stadthagen 1895 Arbeiterrecht, Sinz­heimer 1907f./1914, Potthoff 1925), nach­dem sich in dem 19. Jahrhundert die obrigkeitlichen und genossenschaftlichen Bindungen infolge des Liberalismus lösen (beispielsweise Bauernbe­frei­ung) und beispielsweise nach § 105 GewO des Norddeutschen Bundes →Arbeit zu einem Gegenstand frei­er vertraglicher Vereinbarung wird. Als erste gesetzliche Regelungen erscheinen Ar­beits­schutzbestimmungen (Eng­land 1802, Preußen Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken von dem 9. 3. 1839, Truckverbot 1849/­1869, Frauenschutz 1878, Gewerbe­aufsicht 1878), die das deut­sche Ar­bei­ter­schutz­ge­setz von 1891 verall­gemeinert. Flankierend wirkt seit 1881 die (Idee der) →Sozialver­siche­rung. 1896/1900 wird der (individuelle) Dienstvertrag allgemein in die §§ 611ff. BGB aufgenommen, die allerdings dem abhängigen Arbeitnehmer wenig Schutz gegenüber der wirtschaftlichen Übermacht der Arbeitgeber bieten. Die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich entwickelte Kollekti­vierung des Arbeits­rechts (1891 Arbeiterausschüsse, 1916 Hilfs­dienstge­setz) findet einen ersten Ab­schluss in der →Tarifvertragsver­ordnung (1918), dem Betriebsrätegesetz (1920) und der zu­gehörigen Schlichtungs­ver­ordnung (1923). Durch die nationalso­zia­listische Regie­rung wird dann das kollek­tive Arbeitsrecht durch eine autoritäre Arbeits­verfassung (1934 Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit) ersetzt, die nach 1945 wieder beseitigt wird. 1949 wird das Ta­rif­vertragsrecht neu gestaltet, 1951 die Mitbestimmung in der Montanindustrie ausgedehnt, in den Folgejahren eine Reihe weiterer Gesetze erlassen bzw. neu gefasst. Wo der Gesetzgeber nicht tätig zu werden vermag, tritt ersatzweise die Arbeitsge­richts­barkeit mit Richterrecht ein. In der Deutschen Demokratischen Republik wird 1961 ein Gesetzbuch der Arbeit erlassen und 1978 ein Arbeitsgesetzbuch, doch wird ab 1990 das Recht der Bundesrepublik Deutschland übernommen. In der Euro­pä­ischen Wirt­schaftsgemeinschaft, Europä­ischen Gemein­schaft bzw. Europäischen Union gewinnt das europäische Recht an Bedeutung (beispielsweise Rechtsprechung des Europäischen Gerichts­hofs, Europäische Sozialcharta 1961). Erste Dar­stellungen des Arbeitsrechts stammen von Philipp Lotmar (1902/1908) und Hugo Sinzheimer (1907f./­1914). Als eine Besonderheit des Arbeitsrechts wird lange Zeit die Haftungs­einschränkung zugunsten von Arbeitnehmern bei →gefahrge­neig­ter Tä­tigkeit angesehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 227, 241; Sinzheimer, H., Über den Grundgedanken und die Möglichkeit eines einheitlichen Arbeitsrechts in Deutschland, 1914; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Siebert, W., Die Entwicklung der staatlichen Arbeitsverwaltung, 1943; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1953; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Ebel, W., Quellen zur Geschichte des deutschen Arbeitsrechts bis 1849, 1964; Mampel, S., Arbeitsverfassung und Arbeitsrecht in Mittel­deutschland, 1966; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Weidmann, P., Die soziale Entwicklung des zürcherischen Arbeitsrechts von 1815-1870, Diss. jur. Zürich 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3635; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung des Kaiserreichs, (in) FS W. Mallmann, 1978; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung der Weimarer Republik, (in) In memoriam Sir Kahn-Freund, 1980; Umlauf, J., Die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung 1880-1980, 1980; Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Tschudi, H., Geschichte des schweizerischen Arbeitsrechts, 1987; Lewisch, P., Der Wandel von Arbeitsethos und Arbeitsrecht in Österreich in der Zeit von Maria Theresia bis zum ABGB, 1988; Bohle, T., Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Wahsner, R., Arbeitsrecht unter‘m Hakenkreuz, 1994; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland, 1995; Rückert, J., Beschreibende Bibliographie zur Geschichte des Arbeitsrechts, 1996; Kim, Y., Die Entwicklung des Rechts der Arbeitnehmerhaftung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Benöhr, H., Fast vier Tropfen sozialen Öls, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Sellier, U., Die Arbeiter­schutzgesetz­gebung im 19. Jahrhundert, 1998; Die Entstehung des Arbeitsrechts in Deutschland, hg. v. Nutzinger, H., 1998; Rudischhauser, S., Vertrag, Tarif, Gesetz. Der politische Liberalismus und die Anfänge des Arbeitsrechts in Frankreich 1890-1902, 1999; Thiele, M., Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, 1999; Steinmetz, W., Begegnungen vor Gericht, 2001; Bornheim, S., Die arbeitsrechtliche Normsetzung des Reichskommissariats in den Niederlanden, 2002; Böhm, A., Arthur Philipp Nikisch, 2003; Hermel, M., Karl Flesch, 2004; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Däumichen, N., Erich Molitor - Mitbegründer der neueren Arbeitsrechtswissenschaft, 2012; Pierson, T., Die juristische Implementation und (De-)Regulierung des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses nach 1949, ZRG GA 129 (2013), 305; Hoefling, S., Vom Tropfen sozialen Öls zum Hebel des Fortschritts, 2015; Ludyga, H., Otto Kahn-Freund, 2016; Unertl, N., Walter Kaskel (1882-1928), 2018; Richardi, R., Arbeitsrecht im Wandel der Zeit – Chronik des deutschen Arbeitsrechts, 2019

Arbeitsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfassung der Arbeit bzw. des Arbeitsrechts, für die in Österreich 1974 ein Arbeitsverfassungsgessetz als Zusammenfassung des Arbeitsrechts geschaffen wird.  →Arbeitsrecht

Lit.: Siebert, W., Die deutsche Arbeitsverfassung, 1942; Rödl, F., Europäische Arbeitsverfassung, 2009

Arbeitsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1793) ist der zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die entgeltliche Leistung von →Arbeit geschlossene →Ver­trag. Anfangs individuell ausgehandelt, wird sein Inhalt unter Einschränkung der individuellen Vertragsfreiheit zunehmend kollektiv gestaltet (Tarifvertrag). Seit 1995 wird grundsätzlich die Schriftform angestrebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lotmar, P., Der Arbeitsvertrag, 1902, 2. A. hg. v. Rehbinder, M., 2001; Europäisches Arbeitsvertragsrecht, hg. v. Molitor, E. u. a., 1928ff.; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertrags­recht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikar­beiter im 18. Jahrhundert, 1939; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesellschafts­ordnung während des 19. Jahrhunderts, ins­bes­on­dere in den Auseinandersetzungen über den Arbeitsvertrag, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag in der deutschen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Vietinghoff-Scheel, E. v., Gewerbliche Arbeits­verhältnisse in Preußen, Diss. jur. Göttingen 1972; Ebert, K., Der industrielle Arbeits­vertrag in der österreichischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 92 (1975), 143; Söllner, A., Entwicklungslinien im Recht des Arbeitsver­hältnisses, (in) NS-Recht in historischer Perspektive, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, 1981, 135; Alonso Olea, M., Von der Hörigkeit zum Arbeitsvertrag, 1981; Wild, T., Die Entwicklung des Gesamtarbeitsver­tragsrechts, 1984; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphi­losophie, (in) Geschicht­liche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990; Entwürfe zu einem deutschen Arbeitsver­trags­gesetz mit dem Arbeitsgesetzbuch der DDR von 1990 und dem österreichischen Entwurf einer Teilkodifi­kation des Arbeitsrechts von 1960, hg. v. Ramm, T, 1992; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis, 1995; Thiele, A., Die Auflösung von Arbeitsver­hältnissen, 2000; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Bausback, M., Der Bestandsschutz des Arbeitsverhältnisses, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Totseva, M., Grundlagen der Arbeitsvertragstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland und England, 2013

Arbeitszeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [NÖsterr./ÖW. XI 200] und 1599 [NÖLREntw. V 160 § 33] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für →Arbeit aufzu­wendende Zeit des Arbeitnehmers. Ihre Be­stimmung ist Ausfluss der Verrechtlichung des Arbeitsverhältnisses. In dem Zug der Indus­triali­sierung verlängert sich die Arbeitszeit durch Wegfall von Feiertagen erkennbar (um 20 Prozent?). 1900 wird ein Arbeitstag zu zehn Stunden an sechs Tagen in der Woche festgelegt. An dem 23. 11. 1918 wird in dem →Deutschen Reich der Achtstundentag ange­ordnet und an dem 21. 12. 1923 die Arbeitszeit durch die Arbeitszeitordnung sowie 1994 durch das Arbeitszeitrechtsgesetz allgemein geregelt. Die Fünftagewoche setzt sich in der Bundesrepublik Deutschland durch, die Vierzigstundenwoche 1965. Als Folge von Rationalisierung, Digitalisierung und Automatisierung wird voraussichtlich die Arbeitszeit unter Lohnausgleich zu Lasten der Verbraucher weiter verkürzt und der Mensch in kostenpflichtige oder von Politikern subventionierte Freizeitgestaltungen gelenkt werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Mehrtens, M., Die Audlösung traditioneller Arbeitszeitmuster, 1986; Bischoff, S., Arbeitszeitrecht in der Weimarer Republik, 1987; Grabherr, S., Das Washingtoner Arbeitszeitübereinkommen von 1919, 1992; Voth, H., Time and Work in England 1750-1830, 2000

arbiter, lat., M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser, s. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. baetere, V., schreiten, gehen; weitere Herkunft unklar; s. latein_a_z.docx) Schiedsrichter, →Schiedsgericht

Lit.: Kampmann, C., Arbiter und Friedensstiftung, 2001

arbiträr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1624 bezeugt – 1682 in EDEL aus arbitraire, frz., Adj., willkürlich, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, [um 250-184 v. Chr.], aufgenommen bezeugt - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adj.) willkürlich, nach Ermessen erfolgend (beispielsweise Strafe [lat. poena arbitraria], möglich nach der Constitutio Criminalis Carolina 1532, ausgedehnt durch Benedikt Carpzov 1595-1666, eingeschränkt durch das Straf­gesetzbuch Josephs II. von 1787 bzw. das Strafgesetzbuch Bayerns von 1813).

arbitrarius, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. lat. arbiter, M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser; lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. lat. baetere, V., schreiten, gehen, weitere Herkunft unklar, Walde/Hofmann 1, 92, latein_a_z.docx

arbitrium, arbiterium, lat., N., Dabeisein, Gegenwart, Ausspruch des Schiedsrichters, Ermessen, freie Entscheidung, Schiedsgericht, Gutachten, Entscheid, Schiedsspruch, Urteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. arbiter, s. latein_a_z.docx

Lit.: Meccarelli, M., Arbitrium iudicis und officialis im ius commune, ZRG GA 115 (1998), 552

archaicus, spätlat., Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich, gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, →archaisch

archaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, aus archaicus, lat. Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich; vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich; gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn; gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, Adj.) altertümlich, anschaulich, einfach, mündlich

Archäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1767 bezeugt – 1772 [Goethe] in EDEL, s. gr. ἀρχαιολογία (archaiología), F., Erzählung aus der alten Geschichte, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, ehemalig, anfänglich, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, anfangen, Erster sein (V.), gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, gr. λέγειν (légein), V., zählen, berechnen, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt, F., Altertumskunde) ist die Wissenschaft von den gegenständlichen Hinterlassenschaften (beispielsweise Bauwerke, Abbildungen, Geräte, Münzen, Knochen) von Menschen, die bei günstigen Voraussetzungen auch ethnische Unterschiede (beispielsweise in dem Frühmittelalter) wahr­scheinlich machen kann. In Gegensatz zu der vor allem durch die schriftliche Überlieferung bestimmten allgemeinen Geschichtswissenschaft erbringt sie durch weitere Ausgrabung immer noch eine ständig wachsende Befundmenge.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Niemeyer, H., Einführung in die Archäologie, 1968, 3. A. 1983; Fehring, G., Die Archäologie des Mittelalters, 1987, 3. A. 2000; Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Daniel, G., 1996; Sinn, U., Einführung in die klassische Archäologie, 2000; Halle, U., Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch!, 2002; Hölscher, T., Klassische Archäologie – Grundwissen, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2015; Martini, W., Sachwörterbuch der klassischen Archäologie, 2003; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004; Die Aktualität des Archäo­logischen, hg. v. Ebeling, K. u. a., 2004; Frommer, S., Historische Archäologie, 2007; Eberhardt, G., Spuren­suche in der Vergangenheit, 2010; Ickerodt, U., Einführung in das Grundproblem des archäologisch-kulturhistorischen Vergleichens und Deutens, 2010; Große Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Aedeen, C., 2013; Graben für Germanien, hg. v. Gocke-Mueseum u. a., 2013; Militärische Schichten der Kulturlandschaft, hg. v. Konold, W. u. a., 2014; Theune, C., Archäologie an Tatorten des 20. Jahrhunderts, 2014; Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit, hg. v. Arratia, G. u. a., 2015; Cline, E., Biblische Archäologie, 2016; Parzinger, H., Abenteuer Archäologie, 2016; Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2016; Hoff, R. v. d., Einführung in die klassische Archäologie, 2019; Im Feld – Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht, 2020; The Oxford Handbook of the Archaeology of Roman Germany, 2020; Gletscherarchäologie – Kulturerbe in Zeiten des Klimawandels, hg. v. Reitmaier, T., 2021

archi. gr., Adj., ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste

archiater, lat., M., Arzt, (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberster, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt; vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern,  Pokorny 299? (442/23) (RB. idg. aus ind., iran., gr., ill., ital., kelt., germ., balt., slaw.) →Arzt

archiatrus, archiatros, lat., M., erster Arzt, Oberarzt, Leibarzt, s. latein_a_z.docx, s. archiater, Aug. (354-430 n. Chr.), latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt; vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt, vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern

Archidiakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1290 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit etwa 365 der Leiter der →Diakone einer Bischofskirche, der sich zu dem Stellvertreter des →Bischofs entwickelt, ehe er bis zu dem 19. Jahrhundert weitgehend verschwindet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Reinhardt, R., Das Archidiakonat auf dem Konzil von Trient, ZRG KA 61 (1975), 84; Heim, M., Bischof und Archidiakon – geistliche Kompetenzen im Bistum Chiemsee (1215-1817), 1992

Archipresbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit Anfang des 5. Jahrhunderts nachweisbare Stellvertreter des →Bischofs bei Messfeier und Spendung der Sakramente, in dem frühen Mittelalter der Leiter der Priester einer Taufkirche.

Lit.: Faure, J., L’archiprêtre, 1911; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

archium, archīum, archivum, archīvum lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal, vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, s. Frisk 1, 159, →Archiv

Archiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusammensetzungen wie Gemeindearchiv, Gerichtsarchiv, Gewerbearchiv, Kammerarchiv, Kirchenarchiv, Kreisarchiv, Kriegsarchiv, Reichsarchiv, Schofelarchiv, Staatsarchiv, Stadtarchiv, Stempelarchiv und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und – als Ansatz –in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar s. archīum, lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal; vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, N.) ist die Einrichtung zu der (geordneten) Sammlung und Aufbewahrung sowie Verwertung des für den laufenden Geschäftsverkehr nicht mehr benötigten Schriftguts und ähnlichen Gutes (beispielsweise Akten, Urkunden, Karten, Pläne, Bilder, Dateien, Programme). Archive sind bereits in der Antike dort vorhanden, wo (umfangreiches) Schriftgut anfällt. Hieran schließt sich seit dem 3. Jahrhundert die christliche Kirche an, deren frühmittelalterliches Schriftgut wegen der Gefährdetheit der Beschreibstoffe gleichwohl zu großen Teilen verloren ist. In dem weltlichen Bereich werden Archive mit dem 12. Jahrhundert sichtbar. Für das Heilige römische Reich setzt eine dauerhafte zentrale Archivierung erst mit König bzw. Kaiser Maximilian an dem Übergang zu der Neuzeit ein. Allgemeiner für die Forschung geöffnet wird das Archiv alsd Folge der Aufklärung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Hauptproblem der Gegenwart ist die große Menge des Schriftguts, das nach dem Grundsatz der Archivwürdigkeit von wissenschaftlich ausge­bildeten Archivaren (München 1821, Marburg 1894) gesichtet werden muss. Zu beachten seit der beginnenden, verstärkte Sicherungsmöglichkeiten erfordernden Digitalisierung des menschlichen Lebens ist wegen den dadurch eröffneten vielfältigen Möglichkeiten auch der dadurch verstärkt erforderliche Datenschutz.

Lit.: Köbler, DRG 105, 145; Goldinger, W., Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen, 1961; Kleinau, H., Übersicht über die Bestände des niedersächsischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, 1963; Meisner, H., Archivalienkunde, 1969; Papritz, J., Archivwissenschaft, 1976; Gesamtarchiv Schenk von Stauffenberg, Herrschaft Wilflingen, hg. v. Becker, O., 1981; Archiv der Freiherren von Woellwarth. Urkundenregesten 1359-1840, bearb. v. Hofmann, N., 1991; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 7 Spezialakten der badischen Ortschaften (229), bearb. v. Rupp, R., 1992; Franz, E., Einführung in die Archivkunde, 4. A. 1993, 5. A. 1999, 8. unv. A. 2010; Gaisberg-Schöckingensches Archiv, bearb. v. Müller, P., 1993; Füchtner, J., Quellen rheinischer Archive zur neuzeit­lichen Personen- und Familiengeschichte, 1995; Bayerisches Hauptstaats­archiv, red. Liess, A., 1996; Musial, T., Staatsarchive im Dritten Reich, 1996; Strauch, D., Das Archivalieneigentum, 1998, 2. A. 2014; Weiser, J., Geschichte der preußischen Archivverwaltung, 2000; Handbuch der bayerischen Archive, hg. v. bayerischen Archivtag, 2001; Die archivalischen Quellen, hg. v. Beck, F. u. a., 2002, 4. A. 2004, 5. A. 2012; Fitschen, T., Das rechtliche Schicksal von Akten und Archiven bei einem Wechsel der Herrschaft über Staatsgebiete, 2004; Eckert. A., Kampf um die Akten der Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Kulturgut nach dem Zweiten Weltkrieg, 2004; Brenner-Wilczek, S. u. a., Einführung in die moderne Archivarbeit, 2006; Schoch, F. u. a., Archivgesetz, 2007; Schenk, D., Kleine Theorie des Archivs, 2008, 2. A. 2014; Schreyer, H., Das staatliche Archivwesen der DDR, 2008; Les archives dans l’université, hg. v. Robert, O., 2009; Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren, hg. v. Kretzschmar, R., 2010; Archivische Informa­tions­­systeme, hg. v. Maier, G. u. a., 2010; Rechts­fragen der Nutzung von Archivgut, hg. v. Rehm, C. u. a., 2010; Archivpflege und Archiva­lien­schutz. Das Beispiel der Familienarchive und „Nachlässe“, hg. v. d. Generaldirektion, 2011; Gewalt der Archi­ve, hg. v. Weitin, T., 2012; Wimmer, M., Archivkörper, 2012; Vogt, A., Archivführer zur Wissenschaftsgeschichte, 2013; Stadtgedächntis Stadtgewissen Stadtgeschichte, 2013; Friedrich, M., Die Geburt des Archivs, 2013; Hochedlinger, M., Österreichische Archivgeschichte, 2013; Henning, E., Archivalien und Archivare Preußens, 2013; Adelsarchive in der historischen Forschung, hg. v. Franke, C. 2014; Müller, P., Die neue Geschichte aus dem alten Archiv, (in) HZ 299 (2014), 36; Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv, hg. v. Deecke, K. u. a., 2018; Archive und Archivare in Franken im Nationalsozialismus, hg. v. Fleischmann, P. u. a., 2019; Winter, T., Die deutsche Archivwissenschaft und das Dritte Reich, 2018; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020

archīvum, lat., N., s. archīum, Archiv

Arco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco, 1971

arcticus, lat., Adj., nördlich; Q.: Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zum Sternbild des Bären gehörig, vgl. gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, vgl. idg. *r̥k̑sos-?, *h₂r̥k̑sos-?, M., Bär (M.) (1), s. latein_a_z.docx, →arktisch

Arelat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gebiet bzw. Reich um Arles in Burgund in dem Mittelalter

Arenga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt, F.) (feierliche Ansprache, zu *hriggs, got., M., Ring) ist in der Urkundenlehre (Diplomatik) die sachlich der spätrömischen Rhetorik entstammende Einleitungsformel mittelalterli­cher Urkunden, die mit meist sehr allge­meinem Inhalt von dem Protokoll (Urheber, Empfänger u. s. w.) der Urkunde zu dem Text (Inhalt) überleitet.

Lit.: Fichtenau, H., Arenga, 1957; Zwierlein, S., Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), 2016 (etwa drei Viertel der Urkunden haben Arengen, große Variationsbreite auf Grund souveräner Sprachfertigkeit)

arg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 750 und in dem Langobardischen belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Langobardischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, Adj.) böse, schlimm, schlecht

argentārius (1), lat., Adj., Silber betreffend, zu dem Silber gehörig, Silber..., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. argentum; L.: Georges 1, 560, TLL, Walde/Hofmann 1, 66

argentārius (2), lat., M., Silberarbeiter, Bankier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. argentum; →receptum (argentarii)

ärgere (Adj., Komparativ von →arg), bösere, schlimmere, schlechtere

Ärgere Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. conditio [F.] vilior) ist die Kurzfassung des aus dem Grundsatz der Ebenburt (→Ebenbürtigkeit) an manchen Stellen (beispielsweise L. Rib. 58 § 11, Ssp. LR III, 73 § 1, Reichsspruch von dem 13. 2. 1282) folgenden mittelalterlichen Rechts­satzes, dass Kinder aus Ehen von Ange­hörigen unterschiedlicher Stände dem Stand des schlechter geborenen Elternteils ange­hören. Dieser Grundsatz nimmt vielleicht seinen Ausgang bei Ehen zwischen Unfreien und Freien. Mit der Durchsetzung der Gleichheitsidee (1789) verliert er vor allem mit dem Ende des Privatfürstenrechts 1918 seine Bedeutung.

Lit.: Hübner 104; Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau und der Kinder, 1912; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht, 2000

Arglist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [OÖUB. III 545] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv arglistig um 1300) ist die hinterhältige Gesinnung. In dem klassischen römischen Schuldrecht verletzt sachlich jedes auf Arglist (lat. dolus [M.] malus) beruhende Verhalten ohne weiteres die Vertragstreue, so dass die Einrede (lat. [F.] exceptio) der Arglist auch ohne besondere Vereinbarung offensteht. In der Neuzeit bewirkt Arglist bei Täuschung die Anfechtbarkeit der dadurch beeinflussten Willenserklärung und kann arglistige Täuschung bei vorsätzlicher Vermögensbeschädigung Strafbarkeit wegen Betrugs nach sich ziehen.

Lit.: Kaser § 8 V; Köbler, DRG 42, 49; Braun, F., Ohne Arglist, ZRG GA 54 (1934), 246; Raschke, M., Der Betrug im Zivilrecht, 1900; Wismer, W., Das Tatbestandselement der Arglist beim Betrug, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

arglistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt - EDEL 13. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstedtLR./Mensing] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterhältig →Arglist

Arianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1415 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der 325 auf dem Konzil von Nizäa verworfenen Lehre des alexandrinischen Priesters Arius, nach der Christus Gott nicht wesensgleich ist. Goten, Vandalen und Langobarden sind bis in das 6. Jahrhundert Arianer, die Franken dagegen von Anfang an Athanasianer.

Lit.: Courtois, C., Les Vandales et L’Afrique, 1955; Meslin, M., Les Ariens, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Arianism, hg. v. Berndt, G. u. a., 2014

Arier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist in einer Selbstbezeichnung der Angehörige eines arisch (indoiranisch) sprechenden, seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. geschichtlich nachweisbaren, auf die →Indogermanen zurückführbaren Vol­kes (arya, sanskr., M., Gastfreund, Edler). Seit dem 19. Jahrhundert wird zunächst Arier mit Indogermane gleichgesetzt und dann allmählich Arier als Angehöriger der nordischen →Rasse verstanden. In dem unter Adolf Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich bedeutet Arier in antijüdischer Veränderung den Nichtjuden.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997

Arimanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und –als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heermann, lat. [M.] exercitalis) ist bei den Langobarden in dem Frühmittelalter der vollfreie Krieger, insbesondere möglicherweise der auf Königsland angesiedelte, dem König ver­pflichtete Krieger. Unklar sind die Bezüge zu einer von dem 10. bis zu dem 13. Jahrhundert belegten Abgabe ari­mannia.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cavanna, A., Fara sala arimannia, 1967; Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1; Jarnut, J., Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien, 1972; Castagnetti, A., Arimanni, 1996; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Houghton, R., The vocabulary of groups in eleventh-century Mantua, 2016

arisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1898 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) arisch machen →Arisierung

Arisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Verb arisieren 1898) ist in dem unter Adolf →Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich die überwiegend rechtswidrige Verdrängung der →Juden aus dem Berufsleben und der Wirtschaftstätigkeit des (zweiten) Deutschen Reiches zugunsten Deutscher (u. a. Verordnungen von dem 26. 4. 1938, 25. 11. 1941), die nach 1945 teilweise durch Wiedergutmachung ausgeglichen wird.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997; Elsner von der Malsburg, M., „Arisierung“ von Privatbanken am Beispiel des Bankhauses E. J. Meyer in Berlin, 2015

aristocratia, lat., F., Aristokratie, Herrschaft der Vornehmen, Adelsherrschaft, Heges. (um 110-um 180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀριστοκρατία (aristokratía), F., Herrschaft der Edelsten, Aristokratie, vgl. gr. ἄριστος (áristos), M., Tüchtigster, Edelster, idg. *ar- (1), *her-, V., fügen, passen, gr. κράτος (krátos), N., Stärke, Kraft, Macht, Gewalt; idg. *kart-, Adj., hart, idg. *kar- (3), Adj., hart, Pokorny

Aristokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokrat, Stockfischaristokrat – nicht und in DW2 1774 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Adeliger, s. Google

Aristokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokratie, Geldaristokratie, Grundaristokratie nicht und in DW2 als um 1432 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1432/1433 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Adelsherrschaft, Adel (in Gegensatz zu Monarchie und Demokratie sowie auch zu Oligarchie), s. Google

Aristoteles (Stageira 384 v. Chr.-Chalkis/Euböa 322 v. Chr., Sohn des Leibarzts des Königs von Makedonien) Schüler Platos und einer der bekanntesten und einflussreichsten Denker der Geschichte, 343/342 Lehrer Alexanders (des Großen), s. Google

Lit.: Jaeger, W., Aristoteles, 1923; Düring, I., Aristoteles, 1966; Christian Readings of Aristotle, hg. v. Bianchi, L., 2011; Flashar, H., Aristoteles. Lehrer des Abendlandes 2013; The Cambridge Companion to Aristotle’s Politics, 2013

Arktis (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., Adjektiv arktisch um 1300 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar) weitgehend menschenleeres Gebiet um den Nordpol

Lit.: Saxinger, G. u. a., Arktis und Subarktis. Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, 2017

arktisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1300 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über arcticus, lat., Adj., nördlich, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.], s. latein_a_z.docx, gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zu dem Sternbild des Bären gehörig; gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Arktis betreffend, nördlich, eisig

arm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermögenslos, unbemittelt, elend

Armenier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie etymologisch nicht sicher erklärbar, M.) ist der Angehörige des armenisch sprechenden, seit möglicherweise 3500 Jahren zwischen Ostanatolien und Südkaukasus lebenden, sich selbst als Hajer bezeichnenden indogermanischen Volkes (10,4 Millionen), das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Türken bekämpft wird.

Lit.: Der Genozid an den Armeniern, hg. v. Kieser, H. u. a., 2006; Hosfeld, R., Tod in der Wüste, 2015

Armenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [BrandenbSchSt. II 746] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die einstweilige Befreiung einer armen (unbemittelten) Partei von den Kosten eines Rechtsstreits. Sie ist eine besondere Ausprägung der Bevorzugung wegen Armut, wie sie aus einsichtigen Gründen bereits von der mittelalterlichen Kirche gefordert wird. Sie findet sich sachlich etwa in der Kammerge­richts­ordnung bzw. Reichskam­mer­ge­richts­ordnungen von 1471 (§ 7), 1495 (§ 27), 1555 (1, 41) oder in der Constitutio Criminalis Carolina (Art. 47 CCC). In Deutschland wird 1980 das Armenrecht durch die (euphemistische) →Prozesskostenhilfe (1981 §§ 114ff. ZPO) ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 155, 263; Schott, C., Armenfürsorge, Bettelwesen und Vagantenbe­kämpf­ung in der Reichsabtei Salem, 1978; Mollat du Jourdin, M., Die Armen in dem Mittelalter, 1984, 2. A. 1987; Sachße, C. u. a., Ge­schichte der Armenfürsorge in Deutschland, 1988, 2. A. 1998; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Krauß, M., Armenwesen und Gesundheitsfürsorge in Mannheim vor der Industrialisierung, 1993; Tierney, B., Medieval poor law, 1995; Hippel, W. v., Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit, 1995, 2. A. 2013; Eser, S., Verwaltet und verwahrt, 1996; Hudemann-Simon, C., L’État et les pauvres, 1997; Hartlief, E., Die Düsseldorfer Armenversor­gungsanstalt, Diss. jur. Köln 1998; Wohlrab, K., Armut und Staatszweck im deutschen Naturrecht, 1998; Humborg, M., Das Armenrecht, Diss. jur. Münster 1999; Rosenbaum, U., Liebestätigkeit und Armenpflege in der Stadt Zwickau, 1999; Jütte, R., Arme, Bettler, Beutelschneider, 2000; Humborg, M., Das Armenrecht von der Zeit der Kammergerichtsordnungen bis heute, Diss. jur. Münster 2000; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Armut im Mittelalter, hg. v. Oexle, O., 2004; Armut und Armenfürsorge in der italienischen Stadtkultur, hg. v. Helas, P. u. a., 2006; Being poor in modern Europe, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2006; Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Schmidt, S. u. a., 2006; Armenfürsorge und Wohltätigkeit - Ländliche Gesell­schaften in Europa 1850-1930, hg. v. Brandes, I. u. a., 2008; Ludyga, H., Obrigkeitliche Armenfürsorge im deutschen Reich, 2010; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Formen der Armenfürsorge, hg. v. Clemens, L u. a., 2011; Multrus, D., Armuts- und Fremdheitsdarstellungen, 2011; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Schneider, B., Christliche Armenfürsorge, 2017

Armesünder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als Ansatz nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und wohl unter kirchlichem Einfluss vor 1737 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der in der Kirche bemitleidenswerte Sünder (lat. miser [M.] peccator), in der frühen Neuzeit der dem peinlichen Gericht überantwortete Täter, insbesondere wenn er bereits (zu dem Tode) verurteilt ist.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 163

armieren 1519

armiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als vor 1510 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt -, Adj., Verb armieren 1519 [Volkslied] in EDEL, Femininum Armierung 1621) und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewehrt, bewaffnet

Armierung 1621

Armut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – um 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Nowgorod 28] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (verhältnismäßige) Fehlen durchschnittlicher bzw. zureichender Mittel mancher Menschen (beispielsweise haben 2017 800 Millionen Menschen keine genügende Ernährung, etwa 880 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser, etwa 920 Millionen Menschen keine ausreichende Unterkunft, etwa 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und etwa 775 Millionen Menschen keine Lesefähigkeit).

Lit.: Gelobte Armut, hg. v. Heimann, H. u. a., 2012; Gründler, J., Armut und Wahnsinn, 2013; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Wimmer, F., Die völkische Ordnung von Armut, 2014; Althammer, B., Vagabunden, 2017; Bettler und Vaganten in der Neuzeit (1500-1933), hg. v. Althammer, B. u. a., 2017 (257 Dokumente aus dem deutschen Raum); Beck, V., Eine Theorie der globalen Verantwortung – Was wir Menschen in extremer Armut schulden, 2016 (ohne überzeugenden Änderungsvorschlag)

Arnsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kloster bei Lich in der Wetterau

Lit.: Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, W., 2017

Arnstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961

Arnulfinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach Bischof Arnulf von Metz (Lay-Saint-Christophe bei Nancy 13. 8. 582?-bei Remiremeont 18. 7. 640?) benannten Familie der Pippiniden oder später nach Karl (dem Großen) benannten Karolinger. Von den Arnulfingern sind (ab etwa 650) 34 Urkunden und ein Brief überliefert (davon elf Fälschungen oder starke Verfälschungen), zu denen 56 verlorene Urkunden hinzuzurechnen sind (90 Privaturkunden) (2011 23 echte Urkunden, ein Brief, 12 mittelalterliche Fälschungen, [vier moderne Fälschungen,] 56 verlorene Urkunden?).

Lit.: Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2001, vgl. http://www.igh.histsem.uni-bonn.de; Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2011

arra, arrha, lat., F., Unterpfand, Kaufgeld, Kaufschilling, Laber. (106-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, →arrha

Arras (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Stadt in Nordfrankreich mit knapp 42000 Einwohnern

Lit.: Kéry, L., Die Errichtung des Bistums Arras 1093/1094, 1994

Arrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1463 aus dem Niederländischen und mittelbar dem Französischen sowie dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert [Stadtrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feststellung) ist die Verhaftung (eines Menschen) oder Beschlag­nahme (einer Sache) und insbesondere das Eilverfahren des Zivil­prozesses zu der Sicherung der Zwangsvoll­streckung wegen einer Geldforderung oder wegen eines Anspruchs, der in eine Geldforderung übergeht. In dem römischen Recht fehlt sachlich eine solche Einrichtung. Die Bezeich­nung Arrest erscheint seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in französischen Quellen und wenig später auch in lateinischen Texten (arrestare, arrestum, Frankfurt am Main 1297, Liber Sextus 1298, Sachsenspiegelvulgatfassung um 1340, wissenschaftlich erörtert von Andreas Gaill 1586, David Mevius 1674). Seit dem 17. Jahrhundert verdrängen arrestieren und Arrest allmählich die ältere deutsche Bezeichnung Kummer für ein wohl schon seit dem frühen Mittelalter bekanntes, (nach Hans Planitz aus einem Handhaftverfahren erwachsenes,) seit dem späteren 12. Jahrhundert (Köln 1178, Hagenau 1164) durch Privilegien und Verträge urkundlich bezeugtes Verfahren, bei dem vielleicht anfangs der Personalarrest als außergerichtliche Selbsthilfemaßnahme des Gläubigers in dem Vordergrund steht, aber schon seit dem 13. Jahrhundert von dem Sacharrest zurückgedrängt wird. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts macht der Gläubiger bei Gericht seinen Anspruch glaubhaft und der Richter ordnet die Anlegung des Arrests (meist bei Gericht) an., wobei erst nach Durchführung eines ordentlichen Verfahrens eine Zwangsvoll­streckung erfolgen kann.

Lit.: Köbler, DRG 116, 202; Briegleb, H., Arrest und Kummer - Vermischte Abhandlungen I 1868, 1; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses, ZRG GA 34 (1913), 49; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses – Der Fremdenarrest, ZRG GA 39 (1918), 223, 40 (1919), 87; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Kiel 1961; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Rymaszewski, Z., Areszt rzeczy jako zabezpieczenie wierzytelności w miastach Polski średniowiecznej (Der Sacharrest), 2015; Hammer-Luza, E., Im Arrest. Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019

Arrha (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, arra, F., lat. [F.] arra, arrabon) ist die nach semitischem Vorbild („altorientalischer Arrhalvertrag“) in dem hellenistischen Recht bekannte, in dem entwickelten römischen Recht entbehrliche Draufgabe (Angeld) bei einem Vertragsschluss. Wer abredeuntreu wird, verwirkt in dem spätantiken Recht als Geber die arrha an den Gegner und muss sie als Nehmer in doppelter Höhe zurückgeben. In dem Früh­mittelalter (Codex Euricianus 297, Lex Baiwariorum 16, 10, Lex Visigothorum 3, 1, 3-4 [für Verlobung]) soll mit der Hingabe einer Teil­leistung ein Vertrag geschlossen worden sein, der vielleicht anfangs nur den Empfänger verpflichtet. Vielfach wird die arrha nur als Symbol gegeben, das von den Beteiligten sofort verschenkt oder vertrunken wird. Seit dem Spätmittelalter verliert die auch als Weinkauf (Worms 1498), Angeld (ABGB § 908 [1811]) oder Draufgabe (ALR I 5 § 207 [1794], BGB § 337 [1896/1900]) bezeichnete arrha außerhalb des Gesinderechts (Handgeld) ihre schuldbegründende Bedeutung und nähert sich dem →Reugeld. In jedem Fall hat die arrha eine gewisse Beweisfunktion. →arra

Lit.: Kaser § 41; Hübner 535ff.; Köbler, DRG 64, 91, 127; Köbler, LAW; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Calogirou, G., Die Arrha im Vermögensrecht, 1911, Neudruck 2013; Gastreich, F., Die Draufgabe, 1933; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992

Arrhalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus dem Orient in das spätrömische Recht eindringende, unter notwendiger Verwendung einer →arrha (Hingabe unter An­rechnung auf die Ge­samtleistung oder auch oh­ne Anrechnung) entstehende, von dem Formalver­trag und von dem Realvertrag zu trennende →Vertrag.

Lit.: Köbler, DRG 91, 126, 164

arrogare, arrogāre, adrogāre, lat., V., aneignen, in Anspruch nehmen, zuschreiben, anmaßen, dazu wählen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, rogāre

arrogatio, arrogātio, lat., F., feierliche Annahme an Kindes statt, Gaius (140-180 n. Chr.), s. arrogāre, s. latein_a_z.docx

Arrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Annahme

Lit.: Seelentag, A., Ius pontificium cum iure civili coniunctum - Das Recht der Arrogation in klassischer Zeit, 2014

ars, lat., F., Kunst, Handwerk, Fertigkeit, Geschicklichkeit, Gewerbe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *r̥t-, *art-, Adj., zusammengefügt, s. latein-a_z.docx

Ars (F.) dictandi (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Kunst des Diktierens, Kunst des Schreibens) ist die seit dem 12. Jahrhundert auftretende Bezeichnung für die Lehre von dem Abfassen von Briefen und Urkunden, die auf Grund der antiken Rhetorik und Grammatik in dem Gefolge der Kirchenreform an dem Anfang des 12. Jahrhunderts in Oberitalien ausgebildet wird ([lat.] Praecepta [N.Pl.] dictamina 1111?).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rockinger, L., Über Briefsteller und Formelbücher, 1861; Schmale, F., Die Bologneser Schule der ars dictandi, (in) DA 13 (1967); Schaller, D., Baldwin von Viktring, (in) DA 35 (1979); Hartmann, F., Ars dictaminis, 2013

Ars (F.) notaria (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Notarkunst) ist die auf Grund antiker Vorläufer an dem Beginn des 13. Jahrhunderts (ars notaria 1221) in Oberitalien (Bologna) ver­selbständigte Lehre von der Beurkundung von Rechtshandlungen ([lat.] Formularium [N.] tabellionum 1200/1205, Rainerius Perusinus 1226-1233, Rolandus Passagerii [Summa Rolandina, 1255ff.]).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Anselmi, A., Le scuole di notariato in Italia, 1926

Artes (F.Pl.) liberales (lat., Sg. ars liberalis, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, freie Künste) sind die in der römischen Antike auf der Grundlage der griechischen Philosophie von Bürgern gepflegten Wissensfächer (Grammatik, Rhetorik, Dialektik als so genanntes Trivium [Dreiweg], Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik als sogenanntes Quadrivium [Vierweg]), die in dem Mittelalter ab dem 12. Jahrhundert den Gegenstand der artistischen Fakultät der Universität bilden (schätzungs­weise 200000 Studierende in dem Heiligen römischen Reich in dem Mittelalter ohne späteren Übertritt in eine der drei höheren Fakultäten, 50-70 Prozent ohne Graduierung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, G., Die sieben freien Künste im Mittelalter, 1886; Glorieux, P., La faculté des arts et ses maîtres aux XIIIe siècle, 1971; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 9. A. 1978; Lindgren, U., Die artes liberales in Antike und Mittelalter, 1992; Englisch, B., Die artes liberales im frühen Mittelalter, 1994; Artisten und Philosophen, hg. v. Schwinges, R., 1999; Haage, B./Wegner, W., Deutsche Fachliteratur der artes in Mittelalter und früher Neuzeit, 2007; Hilder, G., Der scholastische Wortschatz bei Jean de Meun – Die artes liberales, 2018

Articuli (M.Pl.) reprobati (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Sg. articulus reprobatus, zurückgewiesener Artikel) sind die von Papst Gregor XI. an dem 8. 4. 1374 auf Betreiben des Augustinermönchs Johannes →Klenkok ([erweitertes] Dekadikon, Magdeburg 1369) ohne wesentliche tatsächliche Auswirkung für zurückgewiesen, weil nichtig erklärten (13 bzw.) 14 Artikel des →Sachsenspiegels, die kirchliches Verfassungsrecht (Landrecht I 3 § 3, III 57 § 1, III 63 § 2), Verfahrens­recht (Landrecht I 18 §§ 2, 3, I 39, I 63 § 3, I 64, II 12 § 10) und Privatrecht (Landrecht I 6 § 2, I 37, I 52 §§ 1, 2) betreffen.

Lit.: Köbler, DRG 117; Homeyer, C., Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel, (in) Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin, phil.-hist. Kl. 1855, 1856, 377; Böhlau, H., Zur Chronologie der Angriffe Klenkoks, ZRG GA 4 (1883), 118; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der articuli reprobati im Ermlande, ZRG GA 31 (1910), 426; Kirche und Staat, hg. v. Eichmann, E., Bd. 2 1914, Neudruck 1968, 159ff.; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, K., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Der Sachsenspiegel als Buch, hg. v. Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1991; Ocker, C., Johannes Klenkok, 1993; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009

articulus (lat. [M.], Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied) Artikel, Gliedchen, Abschnitt

Artikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1275 als aus dem Lateinischen des Altertums - articulus, M., Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied - aufgenommen bezeugt – 1276 [Stadtrecht Augsburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [ HohenloheRB. 24] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gliedchen, Abschnittchen, Abschnitt

Lit.: Pelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, Diss. jur. Hamburg 1979; Seebass, G., Bundesordnung und Verfassungsentwurf, 1988; Augustin, H., Verschmelzung von Präposition und Artikel, 2018

Artikelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Lünig, CJMilit.5] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Artikel oder Abschnitte gegliederte Brief (beispielsweise Dienstvertrag für Söldner, Kriegsartikel, Zunftbrief, Forderungen der Bauern 1525).

Artikelprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter entwickelte römisch-kanonische Zivilprozess, bei dem der Kläger nach der Erhebung der Klage und nach Durchführung der Streit­befestigung seinen Vortrag in scharf abge­grenzte Behauptungen einzelner Tatsachen ([lat. F.Pl.] positiones [bzw. articuli]) zerlegen (wahr, dass) und der Beklagte dazu einzeln Antworten ([lat. F.Pl.] responsiones, glaubt wahr bzw. glaubt nicht wahr) geben muss, so dass sich (aus diesen auch als Artikel bezeichneten Positionen und Responsionen) leicht(er) das Bestrittene und von dem Kläger zu Beweisende ermitteln lässt. Der Artikelprozess wird sachlich bereits von (dem Entwurf) der Reichskammergerichts­ordnung des Jahres 1496 (Art. 12, ähnlich 1555, 1570) übernommen, wegen seiner Schwerfälligkeit unter dem Einfluss des sächsischen Prozesses durch den jüngsten Reichsabschied von 1654 aber bis auf die noch in dem 19. Jahrhundert erlaubten Beweisartikel wieder aufgegeben (vgl. aber Obliegenheit der Darlegung der Bestrittenheit oder Nichtbestrittenheit von Tatsachen für den Beklagten der Gegenwart in § 138 III ZPO).

Lit.: Linde, v., Lehrbuch des deutschen gemeinen Zivilprozesses, 7. A. 1850; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878; Budischin, J., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003

Artus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) sagenhafter britischer, gegen eindringende Angeln, Jüten und Sachsen kämpfender König (um 500) in Chroniken des späten 9. Jahrhunderts

Artushof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem sagenhaften britischen König Artus (um 500) abgeleitete gesellschaftliche Bürgernetzwerk in Hanse­städten (beispielsweise Danzig 1350) bzw. das ihm dienende Gebäude. S. Google

Lit.: Simson, P., Der Artushof in Danzig, 1900, Neudruck 1969; Selzer, S., Artushöfe im Ostseeraum, 1996; Daumer, M., Artushof und Artusliteratur, 2010; Rossi, G., Artushof und Gralsfamilie, 2019

Arumaeus (van Arum), Dominikus (Leeuwarden 1579-Jena 24. 2. 1637) wird nach Studien in Franeker, Oxford, Rostock und Jena dort 1600 promoviert und 1602 zu einem außerordentlichen Professor (1605 ordent­licher Professor) ernannt. Er begründet die sich an deutschen Quellen ausrichtende, methodisch gemeinrechtlich arbeitende Reichsstaatsrechtslehre, innerhalb deren er das Reich als eine ständisch mitbestimmte Monarchie ansieht. S. Google

Lit.: Arumaeus, D., Commentarius de comitiis Romano-Germanici Imperii, 1630; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Schmoeckel, M., Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts als wissenschaftliches Lehrfach in Jena, (in) Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert, 2015, 85ff.

Arzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 867 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [AugsbStR. Art. 49 § 1 Nachtr.] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über archiatrus bzw. archiater, lat., M., Arzt, gr. ἀρχιατρός (archiatrós), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιατρός (iatrós), M., Arzt; teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders, seit dem 12. Jahrhundert vor allem durch ein wissenschaftliches Studium vorgebildete Heilkundige.

Lit.: Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Täterschaft, Straf­verfolgung, Schuldentlastung, hg. v. Böhm, B. 2007; Laufs, A./Katzenmeier, C./Lipp, V., Arzt­recht, 6. A. 2009, 8. A. 2021; Tascher, G., Staat, Macht und ärztliche Berufsausbildung 1920-1956, 2010; Höftmann, D., Der Vergütungsanspruch des Kassenarztes, 2013; Polianski, I., Das Schweigen der Ärzte, 2015; Häberlein, M. u. a., Adalbert Friedrich Marcus (1753-1816) – ein Bamberger Arzt, 2016; McGrath, C., The Development of Medical Liability in Germany 1800-1945, 2019; Wenger, S., Arzt – ein krank-machender Beruf, 2020

As (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 als aus as, lat., M., As, Münzeinheit, Einheit; Herkunft, s. assis als „viereckiges Metalltäfelchen“aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als kleinstes Edelmetallgewicht ohne Zeitangabe [SchweizId. I 503] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, lat. [N.]) (Ganzes) ist vor der Einführung des Denars um 211 v. Chr. eine römische, in Unzen oder Zwölftel teilbare Geldeinheit, die gegossen eine (lat. [F.]) libra (Pfund) wiegt und vielleicht etwa 289 v. Chr. erscheint.

ascendens, ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., (Aufsteigender,) Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, Liv.Andr. (289/260-vor 200 v. Chr.), latein_a_z.docx, s.  lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, →Aszendent

Asega (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz [dort Ansatz Ehesage] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist ein in den (hoch)mittelalterlichen altfriesischen (Hunsigoer, Emsigoer, Fivel­goer, Rüstringer und Westerlauwerschen) Rechtsquellen (17 Küren und 24 Landrechte) bezeugter Handelnder, dessen Alter (vorfränkisch?, nachkarolingisch?) und Bedeutung (Rechtsager?, Gesetzessprecher?, Urteilsfinder?, Rechtskenner) umstritten sind. Es ist fraglich, ob der Asega mit dem zweimal in der frühmittelalterlichen (lat. [F.]) Lex Frisionum erwähnten iudex gleichgesetzt werden kann. Nach der dritten gemeinfriesischen Küre soll der Asega urteilen und alle Rechte wissen.

Lit.: Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Der altfriesische asega, der altsächsische eosago und der althochdeutsche esago, (in) TRG 41 (1973), 75; Köbler, G., Zu Alter und Herkunft des friesischen asega, (in) TRG 41 (1973), 93; Rolf, C., Vom „asega“ zum „redjeven“ – zur Verfassungsgeschichte Frieslands im Mittelalter, 2010; Bremer, H., De trettjinde asega, 2018

Asien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus assyrisch assu, Sb., Sonnenaufgang, Osten?, N.) ist der von Europa (Ural?) bis zu dem Pazifik reichende, u. a. Indogermanen, Mongolen, Chinesen und Japaner beherbergende Konti­nent.

Lit.: Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999, 2. A. 2013; Krieger, M., Geschichte Asiens, 2003; Mann, M., Geschichte Südasiens 1500 bis heute, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Reid, A., A History of Southeast Asia, 2015; Cunliffe, B., 10000 Jahre. Geburt und Geschichte Eurasiens, 2016; Goscha, C., Vietnam – A New History, 2016; Gilbert, M., South East Asia in World History, 2017; Thomsen, C., Burchards Bericht über den Orient – Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten im Reich Saladins 1175/7776, 2018; Schulte Nordholt, H., Südostasien, 2018; Afghanistan endlos, hg. v. Pilar, D., 2019 (Bildband); Mark, R., Händler, Forscher, Invasoren – Russland und Zentralasien 1000-1900, 2020

Askanier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich alemannisch-fränkischen Ge­schlechts, das um 1000 an dem Harz erscheint. Unter Albrecht dem Bären († 1170) betreibt es Ostsiedlung und erwirbt 1180 das Herzogtum Sachsen (Gebiet um Wittenberg). Die brandenburgischen Güter der Askanier fallen 1319 an die →Wittelsbacher, die wittenbergischen 1422 (mit der 1356 in der Goldenen Bulle gesicherten Kurfürstenwürde) an die →Wettiner und die lauenburgischen 1689 an die →Welfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, (in) VuG 28 (1938); Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001

assecurantia (lat. [F.], s. assicurare, ital., V. versichern) →Versicherung

Assekuranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1611 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mittelbar aus dem Lateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wohl in dem 17. Jahrhundert aus Italien übernommene, in dem 19. Jahrhundert verdrängte Bezeichnung für die →Versicherung.

Lit.: Assekuranz im Wandel, 1989 (Festschrift 1864-1989)

Assessor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gerichtsassessor, Gewerbeassessor, Gewerksassessor, Kammergerichtsassessor, Stuhlassessor - nicht und in DW2 um 1488 bezeugt – um 1488 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über assessor, lat., M., Beisitzer, Gehilfe, [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. assidere, assidēre, lat. V., bei jemanden sitzen, dabeisitzen, danebensitzen, lat. ad, Präp., zu, bei, an, lat. sedere, sedēre, V., sitzen, Sitzung halten, zu Gericht sitzen; mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Spätantike der Rechtsberater und hohe Amtsträger, seit dem 15. (?) Jahrhundert der rechtsgelehrte Beisitzer eines Gerichts (beispielsweise des königlichen Kammerge­richts oder seit 1495 des Reichskammer­gerichts), seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Anwärter auf eine feste Anstellung in dem höheren Staatsdienst.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 153; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Bd. 1f. 2003ff.; Mader, E., Die letzten Priester der Gerechtigkeit, 2005

Assise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 durch Verweis auf Akzise bezeugt – 1262 [Akzise] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] assisa) ist die Rechtssätze beschließende Versammlung und die Gesamtheit der dort beschlossenen Rechtssätze vor allem in Frankreich und England (beispielsweise Assise regum regni Sicilie [von Ariano] 1140, Assise sur la ligece um 1165, Assize of Clarendon 1166 Assize of novel disseisin, Assize of Northampton 1176, Grand Assize 1179, Assize of Woodstock 1184). In England entwickelt sich daraus die Laienjury, die in Frankreich nach 1789 übernommen wird. Demgegenüber sind die Assisen von Jerusalem private Sammlungen von Abhandlungen über das Recht des Königreichs Jerusalem und Zyperns in französischer Sprache des 13. Jahrhunderts.

Lit.: Köbler, DRG 108; Stenton, D., The Earliest Northamptonshire Assize Rolls, 1940; Grandclaude, M., Étude critique sur les livres des Assizes de Jérusalem, 1923; Dilcher, H., Normannische Assisen und römisches Recht, 1966; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Jenks, S., Die Assisen von Clarendon (1166) und Northampton (1176), (in) Ius commune 21 (1994), 149; Görgen, A., Das Ringen um die Macht zwischen Adel und Krone im Königreich Jerusalem, 2020

Asso y del Río, Ignacio (Saragossa 1742-Saragossa 1804) begründet 1771 mit den (span.) Instituciones (F.Pl.) del derecho civil de Castilla ein aus partikularer Rechtssatzung schöpfendes, neben das römische Recht tretendes gemeines spanisches (kastilisches) Privatrecht, das be­grifflich und systematisch noch rö­misch­recht­lich geprägt ist. S. Google

Lit.: Mora, C., Vida y obra de Don Ignacio de Asso y del Río, 1972

Assyrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des sumerisch beeinflussten, in dem Vorderen Orient (mittleres und nördliches Zwei­stromland - an dem mittleren Tigris archäologisch nachweisbar- bzw. Irak) von dem 2. Jahrtausend v. Chr. an bedeutenden, das semitische Akka­dische sprechenden, in dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. den Medern und Persern unterliegenden Volkes mit einem Hauptgott Assur.

Lit.: Chicago assyrian Dictionary, Bd. 1ff. 1921ff. (21 Bände mit 10000 S.); Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer, 2003

Asyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schmerzasyl, Winterasyl – nicht und in DW2 1525 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL aus asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, [81-43 v. Chr.], gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl, vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) unverletzlich(er Ort), Zuflucht →Asylrecht

Lit.: Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021; Kasten, B., Kirchliche Zufluchtsorte im Frühmittelalter, ZRG GA 138 (2021), 29; Poutrus, P., Umkämpftes Asyl, 2019

Asylrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der geschützten Zuflucht (politisch) Verfolgter. In griechischer und späterer römischer Zeit besteht das sakral-magisch geprägte Recht, einem Täter an einem heiligen Ort vorübergehend Schutz zu gewähren, für Tempel und wird von dort in dem 5. Jahrhundert auf christliche →Kirchen übertragen. Ob eine ähnliche Einrichtung auch den Germanen bekannt ist, lässt sich nicht feststellen. Die wohl durch römisch-christliches Vorbild geprägte karolingische Zeit schränkt das Asylrecht auf noch nicht verurteilte Täter und auf bestimmte Fristen ein. Örtlich wird später die Möglichkeit des Asylrechts auf Friedhof, Kloster, Pfarrhaus, Richterhaus u. s. w. erweitert. Der neuzeitliche Staat schafft das Asylrecht bis zu dem Ende des 18. Jahrhunderts als geordneter Rechtspflege entbehrlich bzw. entgegenste­hend ab (Frankreich 1539, England 1625, Österreich 1787, Preußen 1794). Danach gewährt er aber später selbst politisch Verfolgten Schutz vor Verfolgung in einem Verfolgerstaat (Art. 16 GG 1949). Das Asylrecht kann missbraucht werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 259; Bindschedler, R., Kirchliches Asylrecht (Immunitas ecclesiarum localis) und Freistätten in der Schweiz, 1906; Mittermaier, H., Die geschichtliche Entwicklung des Asylrechts, Diss. jur. München 1950; Henßler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Kimminich, O., Die Geschichte des Asylrechts, 1978; Siems, H., Zur Entwicklung des Kirchenasyls, (in) Libertas, 1991, 139; Reiter, H., Politisches Asyl im 19. Jahrhundert, 1992; Theler, J., Asyl in der Schweiz, 1995; Gamauf, R., Ad statuam licet confugere, 1999; Backsmann, K., Das Asylrecht in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Tießler-Marenda, E., Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius, 2002; Fruscione, D., Das Asyl bei den germanischen Stämmen im frühen Mittelalter, 2003; Bammann, K., Im Bannkreis des Heiligen, 2002; Das antike Asyl, hg. v. Dreher, M., 2003; Derlien, J., Die religiöse und rechtliche Begründung der Flucht zu sakralen Orten, 2003; Traulsen, C., Das sakrale Asyl in der alten Welt, 2004; Shoemaker, K., Sanctuary and Crime, 2011; Manssen, G., Der Rechtsstaat und sein Missbrauch, 2020

asylum, asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl; vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher, Asyl

Aszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1520 [Paracelsus] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. latein_a_z.docx, s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, s. latein_a_z.docx,; lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.), lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Aufsteigender, Verwandter in aufsteigender Linie (beispielsweise Vater, Großmutter, Urgroßtante), Gegensatz Deszendent

Lit.: Gál, A., Der Ausschluß der Ascendenten von der Erbfolge, 1904

Atheismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1581 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1581 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gottlosigkeit bzw. „Ungöttigkeit“

Lit.: Welteke, D., Der Narr spricht: Es ist kein Gott. Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel, 2011; Der neue Atheismus, hg. v. Zager, W., 2017

Athen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der griechische, geschichtlich möglicherweise bis zu 7500 Jahre zurückreichende, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. erkennbare, aber in seinem Namen nicht sicher deutbare Stadtstaat in Attika, in dem Drakon (624) und Solon (594) ge­setzgeberisch tätig werden. 508/507 geht Athen zu der →Demokratie über. In dem 4. vorchristlichen Jahrhundert könnte Athen rund 30000 erwachsene Bürger gehabt haben. In den Gerichten geht es we­niger um Recht und mehr um Öffent­lichkeit für Streit um Ehre. 338 wird Athen von Makedonien besiegt. 86 v. Chr. fällt es unter Sulla an die Römer, 1456 an die Osmanen (Türken). Nach dem griechi­schen Befreiungskampf wird es 1834 Hauptstadt Griechenlands und erhält 1837 eine Universität.

Lit.: Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Meyer-Laurin, H., Gesetz und Billigkeit im attischen Prozess, 1965; Wolff, H., „Normenkontrolle“ und Gesetzesbegriff, 1970; Mac Dowell, D., The Law in Classical Athens, 1978, 4. A. 1995; Bötig, K., Athen, 3. A. 1981; Rhodes, P., The Athenian Boule, 2. A. 1985; Welwei, K., Athen, 1992; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 2. A. 1994; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Habicht, C., Athen, 1995; Cohen, D., Democracy and individual rights in Athens, ZRG RA 114 (1997), 27; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Lehmann, G., Oligarchische Herrschaft im klassischen Athen, 1997; Figueira, T., The Power of Money, 1998; Hurwit, J., The Athenian Acropolis, 1999; Welwei, K., Das klassische Athen, 1999; Funke, P., Athen in klassischer Zeit, 1999; Dreyer, B., Untersuchungen zur Geschichte des spätklassischen Athen, 1999; Knell, H., Athen im 4. Jahrhundert, 2000; Große Prozesse im antiken Athen, hg. v. Burckhardt, L./Ungern-Sternberg, J. v., 2000; Law and Social Status in Classical Athens, hg. v. Hunter, V. u. a., 2000; Cohen, E., The Athenian Nation, 2000; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Wilson, P., The Athenian Institution of the Khoregia, 2002; Demokratie, Recht und soziale Kontrolle im klassischen Athen, hg. v. Cohen, D., 2002; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 5. A. 2015; Pabst, A., Die athenische Demokratie, 2003; Schubert, C., Athen und Sparta, 2003; Goette, H./Hammerstaedt, J., Das antike Athen, 2004; Sinn, U., Athen, 2004; Flaig, E., Der verlorene Gründungsmythos der athenischen Demokratie, (in) HZ 279 (2004), 36; Lanni, A., Law and Justice in the Courts of Classical Athens, 2006; Karakostas, I., König Otto, die Otto-Universität von Athen und ihre juristische Fakultät, 2007; Ober, J., Democracy and Knowledge, 2008; Lehmann, G., Perikles, 2008; Osborne, R., Athens and the Athenian Democracy, 2010; Stability and Crisis in the Athenian Democracy, hg. v. Herman, G., 2011; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/2-322/1 BC, 2012, 1; Crowley, J., The Psychology of the Atheniean Hoplite, 2012; Worthington, I., Demosthenes of Athens and the Fall of Classical Greece, 2013; Coşkun, A., Perikles und die Definition des Bürgerrechts im klassischen Athen, (in) HZ 299 (2014), 1; Pritchard, D., Sport, Democracy and War in Classical Athens, 2013; Oetjen, R., Athen im dritten Jahrhundert, 2014; Die athenische Demokratie im 4. Jahrhundert, hg. v. Tiersch, D., 2015; Blok, J., Citizenship in Classical Athens, 2017; Räuchle, V., Die Mütter Athens und ihre Kinder, 2017; The Athenian Constitution written in the school of Aristotle, hg. v. Rhodes, P., 2017; The Oxford Handbook of Thucydides, hg. v. Blot, R. u. a., 2017; Taylor, C., Poverty, Wealth, and Well Being, 2017; Anderson, G., The Realness of Things Past –Ancient Greek ad Ontological History, 2018; Feindbild und Vorbild – Die athenische Demokratie und ihre intellektuellen Gegner, hg. v. Jordović, 2018; Der alte Orient und die Entstehung der athenischen Demokratie, hg. v. Horst, C., 2019; Pritchard, D., Athenian Democracy at War, 2019; Carugati, F., Creating a Constitution – Law, Democracy and Growth in Ancient Athens, 2019; Hölscher, T., Mythenbilder und Mentalität in Athen von Kleisthenes zu den Perserkriegen, 2019; Akrigg, B., Population and Economy in Classical Athens, 2019; Barbato, M., The Ideology of Democratic Athens, 2020

Äthiopien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt als gr. „Land der gebrannten Gesichter“) ist ein von mehr als achtzig Volksgruppen mit zahlreichen Sprachen besiedelter, landwirtschaftlich geprägter Binnenstaat in dem Osten Afrikas, in dem 1974 eine mehr als achthundert Jahre währende Monarchie durch einen Putsch beendet wird. 1974 wird dort von Donald Johnson ein Skelett einer etwa einen Meter großen, vielleicht 30 Kilo schweren Frau „Lucy“ (benannt nach dem gerade in dem Tranistorradio gepielten Beatleslied Lucy in the Sky with Diamonds) bzw. Dinkenesh (Wundersame) gefunden.

Lit.: Dornisch, K., Sagenhaftes Äthiopien, 2015; Schlicht, A., Das Horn von Afrika, 2021

Atlantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet, M., Atlas um 1350 belegt) Ozean zwischen Europa und Amerika, der als zweitgrößter Ozean der Erde etwa ein Fünftel der Erdoberfläche einnimmt

Lit.: Studies in the Medieval Atlantic, hg. v. Hudson, B., 2012; Zeuske, M., Atlantik und „Atlantic Slavery“, (in) HZ 309 (2019), 411

Atlantikcharta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 14. 8. 1941 von dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und dem britischen Premierminister Winston Churchill auf einem Schiff in dem Atlantik vereinbarte Erklärung über Grundsätze der Politik (Verzicht auf Aggression, Entwaffnung von Aggressions­staaten, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gleichberechtigung in dem Welt­handel, Freiheit der Meere), die von den Vereinten Nationen übernommen wird.

atlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Atlantik betreffend

Atlas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – 1595 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Lateinischen und Griechischen des Altertums in der weiteren antiken Herkunft ungeklärt, M.) Träger?

Atom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1531 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL, s. atomus, lat., M., Atom, kleinstes Teilchen, kleinster Bestandteil, unteilbares Ding, [81-43 v. Chr.], s. s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, vgl. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unteilbares

Lit.: Romberg, D., Atomgeschäfte, 2020

Atomrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Atome besonders betreffenden Rechtssätze (beispielsweise Deutschland 23. 12. 1959 Atomgesetz).

Lit.: Winters, K., Atom- und Strahlenschutzrecht, 1978; Geier, S., Schwellenmacht, 2013; Göppner, N., Vorgeschichte und Entstehung des Atomgesetzes vom 23. 12. 1959, 2013; Hohmuth, T., Die atomrechtspolitische Entwicklung in Deutschland seit 1980, 2014; Wehner, C., Die Versicherung der Atomgefahr, 2017; Higginbotham, A., Mitternacht in Tschernobyl – Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrophe aller Zeiten, 2019; Bilhöfer, P., 26. April 1986 – Tschernobyl, 2021

atomus (1), lat., Adj., unzerteilbar, unteilbar, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, vgl. gr. - (a), Präf., un..., ...los, ...leer; gr. δαμνειν (damnein), V., bezwingen, bändigen; gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, Pokorny 757; idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden

atomus (2), lat., F., Atom, kleinstes Teilchen, unteilbares Ding, s. atomus (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar; gr. ἀ- (a), Präf., un..., ...los, ...leer; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, s. gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden, Atom

Attentat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1469 [Urkunde] aus attentātum, mlat., N., Versuch, [1237], vgl. lat. attentāre, V., antasten, versuchen, s. latein_a_z.docx,, aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der gewaltsame Angriff Einzelner auf einen Staat oder Staatsführer aus politischen Gründen.

Lit.: Kellerhoff, S., Attentäter, 2003; Mühlnikel, M., Fürst, sind Sie unverletzt?, 2014

Aubry, Charles (1803-1883) übersetzt 1838 als Professor in Straßburg zusammen mit Frédéric Charles Rau die vierte Auflage von Karl-Salomon Zachariäs Handbuch des französischen Zivilrechts (1837) aus dem Deutschen in das Französische und entwickelt hieraus in der Folge die führende Darstellung des französischen Privatrechts des 19. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Beudant, C./Gaudemet, E., Inauguration d’un moment à la mémoire de Aubry et Rau, 1923

auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung, (Plautus um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *h₂eu̯g-, *h₂aug-, *h₂ug-, V., vermehren, zunehmen, →Auktion

auctor, author, autor, lat., M., Förderer, Urheber, Stifter, Gewährsmann, Bürge, Zeuge, Ratgeber, s. augēre, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *heu̯g-, *haug-, *hug-, V., vermehren, zunehmen

Auctor ist in dem römischen Recht der Vormann eines Gewalthabers einer Sache, auf den sich dieser berufen kann, wenn ein anderer als Eigentümer von ihm die Sache verlangt. Scheitert die Verteidigung durch den auctor, kann der angegriffene Gewalthaber von dem auctor den doppelten Kaufpreis verlangen.

Lit.: Kaser § 25; Söllner § 8; Köbler, DRG 24; Köbler, LAW

auctoritas (lat. [F.]) Ansehen, Zustimmung, (beispielsweise eines [lat., M.] tutor zu einem Geschäft eines [lat., M.] pupillus bei Vornahme des Geschäfts), XII tab. um 450 v. Chr., s. latein_a_z.docx

Auctor (M.) vetus de beneficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, alter Urheber über die Lehen) ist das in lateinischer Reimprosa abgefasste, vielleicht zwischen 1221 und 1224 geschaffene Rechtsbuch mit Grundsätzen des Lehnrechts, das (in wortgetreuer Übersetzung) in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) die Grundlage des Lehnrechtsteils des mitteldeutschen →Görlitzer Rechtsbuchs bildet. Es ist streitig, ob der Auctor vetus die Urfassung des Lehnrechts des Sachsenspiegels (oder eine in dem frühen 14. Jahrhundert aus einer mittelniederdeutschen Fassung entstandene lateinische Übersetzung) darstellt oder auf sie unmit­telbar zurückgeht. Handschriften sind verschollen. Die Überlieferung besteht in Drucken von 1569 (Havichorst), 1692 (Aus­züge, Freher) und 1708 (Thomasius). Möglicherweise enthält der Auctor vetus ursprünglich auch Landrecht in lateinischer Fassung. Der Auctor vetus kennt (wie das Görlitzer Rechtsbuch in Art. 18, 47 § 17) ein Volljährigkeitsalter von 24 Jahren (I 65), während der Sachsenspiegel in dem Landrecht ein Volljährigkeitsalter von 21 Jahren aufweist (I 42 § 1). Ihm fehlen Sätze späterer Ergänzungen des Sachsenspiegels in jüngeren Bearbeitungsstufen.

Lit.: Köbler, DRG 103; Moeller, R., Noch einmal der Vetus auctor de beneficiis und der Sachsenspiegel, ZRG GA 38 (1917), 309; Eckhardt, K., Die Volljährig­keitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 4; Auctor vetus de beneficiis, hg. v. Eckhardt, K., 1964; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittel­alters, Bd. 1 1990, 27; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1 1998, 68ff.; Olberg, G. v. Die Textsorte Rechtsbücher, 2017

Audiatur et altera pars (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Auch die andere Seite muss (gerechterweise stets) gehört werden (vorrömisch, belegt 1580, s. Art. 103 GG, Art. 6 EMRK).

Lit.: Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Coenraad, L., Het beginsel van hoor en wederhoor in het Romeinse procesrecht, 2000; Zur Erhaltung guter Ordnung, hg. v. Hausmann, J. u. a., 2000, 69ff.

audire, audīre, lat., V., hören, wahrnehmen, erfahren (V.), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *au̯- (8), *au̯ēi-, V., sinnlich wahrnehmen, auffassen,

auditor, audītor, lat., M., Hörer, Zuhörer, Schüler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. audīre

Auditor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und und in DW2 als 1415 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in vielleicht abgewandelter Bedeutung in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zuhörer, Hörer

Lit.: Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971

auditorium, audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, Quint. um 35-95/96 n. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören

Auditorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzung Winterauditorium - nicht und in DW2 1490 bezeugt – 1490 in EDEL, s. audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, [um 35-95/96 n. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zuhörerschaft, Hörsaal

auf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) bei, zu

aufbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, vorladen

Aufgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1466 bezeugt -15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Iglau/Zycha, BöhmBgr. II 450] in 15 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb aufbieten um 1147) ist allgemein die öffentliche Aufforderung zu einem Verhalten (beispielsweise Aufgebot zu dem Heeresdienst), insbesondere die (mehr­fache) öffentliche, vielfach gerichtliche Aufforderung an unbekannte oder an unbe­kanntem Ort weilende Beteiligte, zwecks Verhinderung eines Rechtsverlusts vor einer beabsichtigten Änderung der Rechtslage Tatsachen anzugeben oder Rechte geltend zu machen. Ähnliche Vorgangsweisen erschei­nen bereits in fränkischer Zeit (beispielsweise bei Vollstreckung in Grundstücke). In dem Mittelalter finden sie vermehrt Anwendung (beispielsweise bei Aneignung gefundener beweglicher Sachen oder bei der Suche nach unbekannten Erben). Ein Aufgebot vor einer Eheschließung fordert nach älteren Ansätzen das vierte Laterankonzil 1215. Mit der Rezeption römischrechtlicher Regelungen entwickelt sich die →Edik­talzitation, bei der jemand binnen einer Frist Klage zu erheben hat, wenn er sein Recht nicht verlieren will. Allgemein geordnet wird das Aufgebot in der preußischen →Allgemeinen Gerichtsordnung (1793) und in der Zivilprozess­ordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879). Das Aufgebot vor einer weltlichen Eheschließung wird in Deutschland und Österreich an dem Ende des 20. Jahrhunderts beseitigt bzw. eingeschränkt, doch muss das Standesamt in einer mündlichen Verhandlung bei grundsätzlich gleichzeitiger Anwesenheit die Ehefähigkeit der Betroffenen auf Grund der vorgelegten Urkunden ermitteln, worüber eine Niederschrift angefertigt wird.

Lit.: Haase, E., Über Ediktalladungen und Ediktal­prozess, 1871; Daude, E., Das Aufgebotsverfahren, 1881, 5. A. 1930, VIII

aufklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1626 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klar machen

Aufklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufklären 1626) ist allgemein die Aufhellung eines dunkleren Zustands. Unter Bezugnahme auf einen auf Befreiung von nicht vernunftgemäß zu begründenden Ansichten gerichteten Erkenntnisvorgang durch selb­ständiges unvoreingenommenes Denken wird die gesellschaftskritische Geistesbewegung des 17./18. Jahrhunderts Aufklärung genannt (frühe Anfänge in dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts). Längerfristig vorbereitend hierfür wirken Renaissance, Humanismus und Reformation. Als Denkverfahren werden →Empirismus und →Rationalismus verwendet. Bewusst wird die Einbeziehung immer breiterer Kreise (des Publikums) gesucht. In dem Recht entsprechen dem Gedankengang der Aufklärung die Anerkennung eines weltlichen →Naturrechts (→Ver­nunftrechts), das in die Kodifikationen des →Allgemeinen Land­rechts Preußens (1794), des →Code civil Frankreichs (1804) und des →Allgemeinen Bürgerlichen Ge­setzbuchs Österreichs (1811/­1812) Eingang findet, und die Ab­lehnung von Folter, Hexenprozess, Leibes­strafen einerseits sowie das Verlangen nach Gewaltenteilung, Teilhabe an der Macht, Grundrechten, Verfassung und Volkssouverä­nität ande­rerseits. In der Verwaltung entsteht aus der Aufklärung die Funktionalität anstrebende Kameral­wissen­schaft. In der Wirtschaft geht es in der Aufklärung um größtmöglichen Wohlstand. Politisch führt die Aufklärung zu dem aufgeklärten →Absolutismus (Friedrich der Große in Preußen, Joseph II. in Österreich, Großherzog Leopold in Toskana) bzw. zu der Revolution in Frankreich von dem 14. 7. 1789. Die vollständige Umsetzung aller hoch gesteckten Ziele in politische Handlung gelingt nicht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 157, 161, 206; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 243; Bayle, P., Dictionnaire historique et critique (Historisches und kritisches Wörterbuch), 1697; Valjavec, F., Geschichte der abendländischen Aufklärung, 1961; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Schulze, R., Policey und Gesetz­gebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Bosshard, H., Pestalozzis Staats- und Rechtsverständnis und seine Stellung in der Aufklärung, 1983; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Aufklärung als Politisierung - Politisierung der Aufklärung, hg. v. Bödeker, H. u. a., 1987; Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Im Hof, U., Das Europa der Aufklärung, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 1995; Vierhaus, R., Was war Aufklärung?, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Schneiders, W., Das Zeitalter der Aufklärung, 1997; Der Illuminatenorden (1776-1785/87), hg. v. Reinalter, H., 1997; Cattaneo, M., Aufklärung und Strafrecht, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Sweetman, J., The Enlightenment and the Age of Revolution, 1998; The Enlightenment, hg. v. Williams, D., 1999; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Aufklärung – Vormärz – Revolution, hg. v. Reinalter, H., 2000; Böning, H./Siegert, R., Volksaufklärung, Bd. 2 2000; Alt, P., Aufklärung, 2. A. 2001; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 2001; Hunter, I., Rival enlightenments, 2001; Mulsow, M., Moderne aus dem Untergrund, 2002; The Enlightenment in Europe, hg. v. Schneiders, W., 2003; Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. De Wall, H., 2003; Les Lumières et leur combat, hg. v. Mondot, J., 2004; Borgstedt, A., Das Zeitalter der Aufklärung, 2004; Goldenbaum, U., Appell an das Publikum, 2004; Asbach, O., Staat und Politik zwischen Absolutismus und Aufklärung, 2005; Fichte und die Aufklärung, hg. v. De Pascale, C., 2005; Körber, E., Die Zeit der Aufklärung, 2006; Israel, J., Enlightenment Contested, 2006; Feiner, S., Haskala - Jüdische Aufklärung, 2007; Sorkin, D., The Religious Enlightenment, 2008; Lauer, G., Die Rückseite der Haskala, 2008; Strukturen der deutschen Frühaufklärung (1680-1720), hg. v. Bödeker, H., 2008; Meyer, A., Die Epoche der Aufklärung, 2010; Schenk, T., Wegbereiter der Emanzipation? Studien zur Judenpolitik des aufgeklärten Absolutismus, 2010; Schippan, M., Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert, 2012; Krünes, A., Die Volksaufklärung in Thüringen im Vormärz (1815-1848), 2013; Kléber Monod, P., Solomon’s Secret Arts, 2013; Aufklärung der Öffentlichkeit – Medien der Aufklärung, hg. v. Stöber, R. u. a., 2015; Religion und Aufklärung, hg. v. Beutel, A. u. a., 2016; Schmitt, A., Wie aufgeklärt ist die Vernunft der Aufklärung?, 2016; Reinalter, H., Der aufgeklärte Mensch, 2016; Bechler, K. u. a., Aufklärung in Oberschwaben, 2016; Lehner, U., Die katholische Aufklärung, 2017; Kampf um die Aufklärung? Institutionelle Konkurrenzen und intellektuelle Vielfalt im Halle des 18. Jahrhunderts, hg. v. Geffarth, R. u. a., 2018 (Sammelband); Mulsow, M., Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680-1720, 2018; Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika, hg. v. Overhoff, J. u. a., 2019

auflassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1195 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen lassen

Auflassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 mittelniederdeutsch bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hach, LübR. 258] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auflassen um 1195 bezeugt und ab 1221-1224 in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist rechtlich die Öffnung eines Grund­stücks für einen Erwerber. Sie erfolgt zunächst durch tatsächliches, möglicherweise rechtsförm­liches Eröffnen des Grundstücks, später durch eine Erklärung vielleicht unter notwendiger Wahrung bestimmter Formen (außerhalb des Grundstücks, wissenschaftlich als zweiter Teil der Investitur eingeordnet, Besitzaufgabe). Seit dem 13. Jahrhundert wird Auflassung zu der Bezeichnung für die Grund­stücksübereignung insgesamt. Häufig erfolgt sie gerichtlich. Während der Aufnahme des römischen Rechtes in der frühen Neuzeit wird die Auflassung zurückgedrängt. In dem 19. Jahrhundert dringt sie wieder vor. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist sie die Bezeichnung für den von Savigny (1779-1861) ent­wickelten dinglichen Vertrag über den Eigen­tumsübergang an Grundstücken, zu dem die Eintragung der Eigentumsän­derung in das Grundbuch hinzukommen muss, wobei die gesamte Übereignung bei Fehlen eines Grundgeschäfts (Verpflichtungsgeschäfts) als ungerechtfertigte Berei­cherung rückgängig gemacht werden kann.

Lit.: Hübner 205, 259f., 262; Kroeschell, DRG 1, 2; Stobbe, O., Die Auflassung des deutschen Rechtes, (in) Jh. Jb. 22 (1873), 137; Lehmann, K., Die altnordische (altnorwegisch-altisländische) Auflassung, ZRG GA 5 (1884), 84; Lehmann, K., Zur nordgermanischen Auflassung, ZRG GA 11 (1890), 255; Schmidt, W., Die Auflassung im Mittelalter, Diss. jur. München 1932; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsüber­eignung, 1952; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968); Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Steppan, M., Das bäuerliche Recht an der Liegenschaft, 1995; Wieling, H., Wie Kaiser Konstantin die germanische Auflassung erfand, ZRG GA 124 (2007), 287; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aufnehmen (Zeitwort aufnehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1270 [HambStR. I 19] bzw. um 1275 [Schwsp. L. Lehnr. Art. 6 und öfter] bzw. 1278 [CDPruss. I 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, substantiviert N.) des Kindes (in die Familie) ist der in frühmittelalterlichen Volksrechten er­kennbare, nach der Geburt vielleicht notwen­dige förmliche Rechtsakt, durch den ein neugeborenes Kind Mitglied der Rechtsge­meinschaft wird und deshalb danach nicht mehr ausgesetzt werden kann. Unter dem Einfluss des Christentums verschwindet dieses besondere (gewillkürte) Aufnehmen des Kindes zugunsten des Erwerbs der Rechtsfähigkeit mit der (bloßen tatsächlichen Vollendung der) Geburt.

Lit.: Hübner 52f., 699; Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131

aufopfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1452 [Indersdorf I 328 Nr. 814] und 1459 [Indersdorf I 356 Nr. 878] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufgeben

Aufopferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufopfern allgemein um 1200 und 1452 und 1459 in älteren deutschen Rechtsquellen in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Beseitigung eines einzelnen Rechtes zugunsten der Allgemeinheit oder eines begünstigten Dritten, für die seit der Aufklärung Ersatz zu leisten ist (vgl. § 75 Einl. ALR).

Lit.: Köbler, DRG 259; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014

aufrechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 1325 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [BreslUB. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gegenrechnen

Aufrechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1451 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [SchlesDorfU. 32] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufrechnen ab um 1325) ist sachlich die schon der römischen klassischen Jurisprudenz als prozessual geltend zu machende (lat. [F.]) →compensatio bekannte, wechselseitige Til­gung zweier sich gegenüberstehender gleich­artiger Forderungen durch Verrechnung (Verurteilung nur auf einen vorhandenen Überschuss bzw. [lat.] exceptio [F.] doli zu der Überprüfung der Gegenforderung). Das ältere deutsche Recht kennt anscheinend einen besonderen Aufrechnungsvertrag. Eine Aufrechnung durch ein­seit­ige Erklärung entsteht wohl unter römisch­rechtlichem Einfluss in dem Spätmittel­alter. Später genügt auf Grund eines Ansatzes des Glossators Martinus eine bloße Aufrech­nungslage für das Erlöschen der gegen­überstehenden Ansprüche (ALR I 16 § 301, Cc 1290, ABGB § 1348). Seit dem späteren 19. Jahrhundert wird die Aufrechnung als einseitiges Rechts­geschäft eingeordnet und wieder eine Auf­rechnungserklä­rung verlangt.

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 125; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Pielemeier, K., Das Aufrechnungsverbot des § 393 BGB, 1988; Halbwachs, V., Ipso iure compensatur, hg. v. Thier, A. u. a., 1999; Pichonnaz, P., La compensation, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufsehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1397 [Gengler, CIM. 458] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben sehen, beaufsichtigen

Aufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1483 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap 97 § 2] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufsehen 9. Jahrhundert) ist allgemein der übergeordnete Blick auf eine Angelegenheit, der Rechte und Pflichten begründen kann.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Auftrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CoutLuxemb. I 192] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb auftragen um 1165) ist sachlich in dem römischen Recht die als (lat. [N.]) →mandatum (Auftrag, Befehl) bezeichnete Übernahme der unentgeltlichen Besorgung eines fremden Geschäfts (eines Auftraggebers oder Man­danten durch einen Auftragnehmer oder Mandatar), die wohl auf sittliche Pflichten zu dem Tätigwerden für einen Nachbarn zurückgeht, wobei diesem Auftrag mangels der Möglichkeit unmittelbarer Stellvertretung keine Vollmacht entspricht (höchstper­sönlicher Konsensualkontrakt). In dem deutschen Recht scheint der Auftrag zunächst keine besondere Rolle gespielt zu haben. Nach der Rezeption des römisch­rechtlichen Mandats wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Auftrag als Innenverhältnis und Vollmacht als Rechts­macht gegenüber Dritten (Außenverhältnis) unterschieden (§ 788 SächsBGB 1863, § 662 BGB 1896).

Lit.: Kaser § 4; Söllner §§ 9, 17, 18; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienstvertrag, Werkver­trag und Auftrag in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Bielefeld 1987; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Principles of European Law Mandate Contracts, prepared by Loos, M., 2013

auftragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1165 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Grafenthal UB. 99] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauftragen, befehlen

aufwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 belegt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1539 [Bergwb. Einl.] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaufwenden

Aufwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [LeiningenErbfO. 4 § 12] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufwenden in Grimm Deutsches Wörterbuch um 900) ist sachlich der Einsatz von Mitteln zu der Erlangung eines Wertes.

Lit.: Kotterheidt, H., Der Begriff der Aufwendung im Bürgerlichen Gesetzbuch beim Auftrag und bei der Geschäftsführung ohne Auftrag, 1935; Sievert, W., Der Aufwendungsbegriff in Geschichte und Gegenwart des deutschen Einkommensteuerrechts, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1926 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Wert erhöhen

Aufwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb aufwerten 1926) ist die Erhöhung eines Wechselkurses einer Währung in dem Verhältnis zu dem Goldwert oder zu anderen Währungen. Daneben wird auch die Erhöhung des Nennbetrags einer Geldschuld, die in Einheiten einer entwerteten Währung aus­gedrückt ist, entsprechend der Kaufkraft bei der Begründung des Schuldverhältnisses als Aufwertung bezeichnet (beispielsweise Aufwertungs­ent­schei­dung des Reichsgerichts von dem 28. 11. 1923, 3. Steuernotverordnung von dem Februar 1924 auf Grund der Inflation, Aufwertungs­gesetz von dem Juli 1925 in dem Deutschen Reich). Wird der Gesetzgeber bei starker Geldentwertung nicht tätig, kann sich die Gerichtsbarkeit zu richterlicher Aufwertung aus Gründen der Sachgerechtigkeit gezwungen sehen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert 50; Mügel, O., Die Entwicklung der Aufwertungslehre des Reichsgerichts, (in) DJZ 1928, 29ff.; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit in den Entscheidungen des Reichs­gerichts in Zivilsachen, 1996; Scholz, R., Analyse der Entstehungsbedingungen der reichsgerichtlichen Auf­wertungsrechtsprechung, 2001; Chlosta, C., Nur dem Gesetz unterworfen?, 2005; Wille, S., Aufwertung und Obligationensteuer, 2021

aufzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1486 [Indersdorf II 132 Nr. 1416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeichnen, schreiben, schriftlich festhalten

Aufzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [NrhAnn. 48 109] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufzeichnen um 1400) ist die Umwandlung von Gedachtem oder Gesprochenem in Schrift oder andere weniger schnell vergängliche Mittel, die (in dem deutschen Sprachraum) seit der Begegnung zwischen weitgehend schriftlosen Germanen und schriftkundiger Antike über die Kirche seit der Christianisierung in dem Frühmittelalter beginnt. →Schriftlichkeit

Lit.: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001

Auge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 765 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Sehen dienende Sinnesorgan von Tieren und Menschen, das auch als Zeichen der alles sehenden Gerechtigkeit verwendet werden kann.

Lit.: Deonna, W., Le symbolisme de l’oeil, 1965; Jaeger, W., Augenvotive, 1979; Schleusener-Eichholz, G., Das Auge im Mittelalter, 1980; Geissmar, C., Das Auge Gottes, 1993; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004

Augenschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [FreiburgDiözArch. 18 1886 147] in 43 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung vor allem mittels des Auges. Der Augenschein ist sachlich als Beweismittel be­reits dem römischen Prozessrecht bekannt und findet auch in dem mittelalterlichen deutschen Prozess (insbesondere in dem Inquisitionsprozess) Verwendung (mhd. blickender schin, lat. evidentia [F.] ocularis). Seit dem 17. Jahrhundert wird der Augenschein wissenschaftlich erörtert.

Lit.: Kaser § 84; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Holde­fleiß, E., Der Augenscheinbeweis im mittelalterlichen deutschen Strafverfahren, 1933; Drehsen, M., Der gerichtliche Augenschein im Zivilprozess, 2017

Auge um Auge, Zahn um Zahn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 39 (2. Moses 21, 22-25, Körte 1837)

Augen auf, Kauf ist Kauf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein wohl erst in dem 19. Jahrhundert geschaffenes Rechtssprichwort, das wie ähnliche Wendungen (beispielsweise Wer die Augen nicht auftut, der muss den Beutel auftun, Petri, F., 1605) der Begründung des Ausschlusses der (römischen) Sach­mangelhaftung in dem deutschen Recht dient.

Lit.: Hamilton, W., The ancient maxim caveat emptor, (in) Yale Law Journal 40 (1931/1932, 1133; vgl. Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 2002, 38f.

Augsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf den nach einem Militärkastell der Zeitenwende 45 n. Chr. auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach gegründeten Vorort Augusta Vindelicum der römischen Provinz Rätien zurück (um 121 n. Chr. [lat. N.] municipium). Vielleicht ist es seit dem 4. Jahrhundert (oder 5. Jahrhundert) trotz Zerstörung durch Germanen (5. Jahrhundert Alemannen) Sitz eines seit dem 7. Jahrhundert bzw. 738 nachweisbaren Bischofs. 1156 grenzt eine Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger voneinander ab. 1167/1168 lässt sich der Kaiser die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in Augsburg übertragen. 1273 kommt die Vogtei an das Reich. 1276 zeichnet die Stadt ein eigenes, von dem König bestätigtes Stadtrecht in mittelhochdeutscher Sprache auf. Zu dieser Zeit entsteht wohl in Augsburg eine mittelhochdeutsche Fassung des Sachsenspiegels, die bald zu Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel weiterbearbeitet wird. 1294 erhält Augsburg ein Nichtevokationsprivileg König Adolfs von Nassau. An der Wende des Mittelalters zu Neuzeit wirkt von Augsburg aus die Kaufmannsfamilie Fugger. 1555 wird in Augsburg der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Bis 1805 bleibt das zu einem europäischen Handelsmittelpunkt aufsteigende Augsburg danach Reichsstadt, bis es an dem 26. 12. 1805 durch den Vertrag von Pressburg an Bayern fällt. 1970 wird Augsburg Sitz einer Universität.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtAugsburg1276pdf.pdf; Köbler, Historisches Lexikon; Das Stadtbuch von Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1872; Urkundenbuch der Stadt Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1874ff.; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1876; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Wolff, A., Gerichtsverfassung und Prozess im Hochstift Augsburg in der Rezeptionszeit, (in) Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 4 (1913), 129; Steiger, H., Geschichte der Stadt Augsburg, 1941; Zorn, W., Augsburg, 1955, 2. A. 1972, 4. A. 2001; Augusta 955-1955, 1955; Liedl, E., Gerichtsverfassung und Zivilprozess der freien Reichsstadt Augsburg, 1958; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg 1975; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 2. A. 1985; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, P., Eine Stadt in Krieg und Frieden, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs in den bayerischen Staat, 1993; Hecker, H., Das Recht der Reichsstadt Augsburg, ZRG GA 113 (1996), 391; Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, hg. v. Gier, H. u. a., 1997; Künast, H., Getruckt zu Augspurg, 1997; Müller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2001; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Haberstock, E., Der Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646), 2016; Timpener, E., Diplomatische Strategien der Reichsstadt Augsburg, 2017

Augsburger Konfession (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Bekenntnis) ist die von Philipp Melanchthon für den Reichstag zu Augsburg verfasste, an dem 25. 6. 1530 verlesene Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche mit zwei Teilen zu 21 und 7 Artikeln, lat. confessio (F.) Augustana (in Gegensatz zu dem Helvetischen Bekenntnis der durch Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geschaffenen reformierten Kirchen).

Lit.: Hoffmann, G., Entstehungsgeschichte der Augustana, (in) Z. f. systemat. Theologie 15 (1938), 419

Augsburger Religionsfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem Reichsabschied des Heiligen römischen Reiches von dem 25. 9. 1555 zwischen König Ferdinand I. (für Karl V.) und den deutschen Reichsständen in Bezug auf die Religion nach dem Stand von dem 2. 8. 1552 ge­schlossene Friede, der die freie Reli­gionsausübung für Katholiken und Lutheraner gewährleistet. Er sichert den Reichsständen (nicht aber ihren Untertanen) die Freiheit der Bekenntniswahl zu ([lat.] →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion). Gibt ein geistlicher Reichsstand den katholischen Glauben auf, verliert er Gebiet und Kirchenamt ([lat.] →reservatum [N.] ecclesiasticum). Das Auswanderungsrecht von Untertanen bereitet die Religionsfreiheit vor. Der lückenhafte, widersprüchliche und auch mehrdeutige Augsburger Religionsfriede kann weder die geistliche Einheit herstellen noch den Frieden dauerhaft sichern, bildet aber die Grundlage des paritätischen Reichskirchenrechts bis 1806.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Brandi, K., Der Augsburger Religionsfriede, 2. A. 1927; Simon, M., Der Augsburger Religionsfriede, 1955; Walder, E., Religionsvergleiche des 16. Jahrhunderts, 3. A. 1974; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede und das Reichskammer­gericht 1550-1600, 1976; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. A. 2001; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfrieden, 2004; Heckel, M., Konfessionalisierung in Koexistenznöten, (in) HZ 280 (2005), 647; Heckel, M., Politischer Friede, (in) HZ 282 (2006), 391; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007

Augsburger Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Transaktion, 1548) →Niederlande

Augustiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1271 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und auch vielleicht in Google nicht belegt, M.) ist der Anhänger des nach der in dem 8. Jahrhundert entstandenen sog. Regel Augustins (354-430, Gehorsam, Keuschheit, Armut) lebenden kirchlichen Ordens. Zu den Augustinern gehören die Augustiner-Eremiten (Orden zwischen 1244 und 1256), während Augustinerchor­herren (11. Jahrhundert), Prämonstratenser und Dominikaner nur auch nach der Regel Augustins leben.

Lit.: Verheijen, L., La règle de St. Augustin, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gutiérrez, D. u. a., Geschichte des Augustinerordens, 1975ff.; Cremona, C., Augustinus, 2. A. 1995; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003

Augustinus (Thagaste 13. 11. 354-Hippo Regius bzw. Annaba in Algerien 28. 8. 430) einer der vier (von Papst Bonifaz VIII. 1295 anerkannten großen) Kirchenlehrer der Spätantike (Ambrosius, Augustinus, Gregor[ius], Hieronymus, insgesamt aber 36 Heilige bzw. katholische Kirchenlehrer) und von Plato beeinflusster Philosoph, s. Google

Lit.: Fuhrer, T., Augustinus, 2004; Augustin Handbuch, hg. v. Drecoll, V., 2007; Chadwick, H., Augustine of Hippo, 2009; Drecoll, V. u. a., Augustin und der Manichäismus, 2011; A Companion to Augustine, hg. v. Vessey, M., 2012; Rosen, K., Augustinus, 2015, 2. A. 2017

Augustus (Rom 23. 9. 63 v. Chr.–Nola bei Neapel 19. 8. 14 n. Chr.) Sohn einer Nichte Caesars, 44 v. Chr. Adoptivsohn Caesars (ursprünglich Gaius Octavius, seit Adoption Gaius Iulius Caesar, Ehrenname griech. sebastos, lat. augustus, Erhabener, Mehrer, der von dem Beginn seines Aufstiegs an lernen muss, zu lügen und zu betrügen, wo immer es ihm nützlich erscheint,) verfolgt die Mörder Caesars und wird 36 v. Chr. Herrscher in dem westlichen und 30 v. Chr. Herrscher auch in dem östlichen Teil des römischen Reiches. Äußer­lich stellt er die republikanischen Zustände wieder her. Tatsächlich leitet er (27 v. Chr.) mit seinem Prinzipat den zentrierenden und dadurch stabilisierenden Übergang von der jährlich zwei Konsuln wählenden Republik zu dem Kaisertum ein. Seine Herrschaft wird an dem Ende auf Grund weitreichender Zustimmung als (lat.) pax (F.) Augusta (augustische Friedenszeit) erklärt. Für die Ehe erlässt er gesetzliche Ge­bote und Verbote.

Lit.: Kienast, D., Augustus, 1982, 2. A. 1992, 3. A. 1999, 4. A. 2009, 5. A. 2014; Eck, W., Augustus und seine Zeit, 1998; Bleicken, J., Augustus, 1998; Bringmann, K./Schäfer, T., Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, 2002; Schlange-Schöningen, H., Augustus, 2005; Bringmann, K., Augustus, 2007, 2. A. 2012; Augustus, Schriften, Reden und Aussprüche, hg. v. Bringmann, K. u. a., 2008; Dahlheim, W., Augustus, 2010; Cooley, A., Res Gestae Divi Augusti, 2009; Pabst, A., Kaiser Augustus, 2014; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014; Havener, W., Imperator Augustus, 2016; Williams, J., Augustus – Roman, 2016; Wiseman, T., The house of Augustus, 2019

Auktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung [Plautus um 250-184 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die sachlich schon der Antike bekannte, dort rechtlich nicht besonders beachtete Veräußerung einer (beweglichen) Sache an den Meistbietenden durch öffentlichen Aufruf. Sie erhält sich in der Form der Vergabe von Steuern, Ämtern und Nutzungen an den Meistbietenden in den romanischen Ländern. In dem 13. Jahrhundert dringt die Auktion gepfändeter Güter eines nichtzahlenden Schuldners nach Mitteleuropa ein. Daneben findet sich seit dem 14. Jahrhundert die Auktion von Waren durch Groß­händler, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Auktion fremdländischer Waren durch Kolonialge­sellschaften. Wegen der damit möglichen Missstände entstehen Ordnungsvorschriften, die mit Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Aufgrund der damit erneut möglichen Missstände greift der Gesetzgeber seit 1883 ein (in der Bundesrepublik Deutsch­land u. a. 1960 § 34b GewO). Eine neuere technische Entwicklung ist die Auktion in dem Internet.

Lit.: Süßheim, M., Das moderne Auktionsgewerbe, 1900; Durach, H., Die deutschen Großhandelsauktionen, 1960; Thielmann, G., Die römische Privatauktion, 1961; Marx, H./Arens, H., Der Auktionator, 1992; Schneider, A., Auktionsrecht, 1999; Spindler, G./Wiebe, A., Internet-Auktion, 2001

Aurich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Conring, W., Die Stadt- und Gerichtsverfassung der ostfriesischen Residenzstadt Aurich, Diss. jur. Göttingen 1965

aus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) heraus, hervor

ausbilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – vor 1326 [Meister Eckhart] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erziehen

Ausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 bezeugt – in EDEL 1. Hälfte 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausbilden um 1300) Erziehung in einem besonderen Fähigkeitsbereich

Lit.: Elementarbildung und Berufsbildung zwischen 1450 und 1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019

Ausbildungsförderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort nach 1957 belegt?) ist die von der Politik aus verständlichen Überlegungen aufgenommene Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung durch Geldleistungen seitens der Allgemeinheit. Sie ist eine Folge des Sozialstaatsgrundsatzes. Sie ist auf Herstellung der Chancengleichheit in dem Ausbildungsbereich gerichtet (in Deutschland 1957-1971 Honnefer Modell, 1971ff. Bundes­ausbildungsförderungsgesetz).

Lit.: Köbler, DRG 261; Deres, R., Ausbildungsförderungsrecht, 40. A. 2020

Ausbluten(lassen) (Zeitwort ausbluten in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., auch substantiviert als N.) durch Öffnen eines Blutgefäßes Blut aus dem Körper bis zu dem Tode laufen lassen

Lit.: Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse, Diss. jur. Zürich 2003

Ausbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Waldkirch/Schreiber, UB. I 158] in 35 Stellen – und auch als Bürge – und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der (Mauer der) →Stadt lebende →Bürger (Pfahlbürger).

Lit.: Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013

Auschwitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der Ort eines Konzentrationslagers in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft des Deutschen Reiches (in Polen), in dem unter der Kommandantur Rudolf Höß‘ mehr als 500000 Menschen getötet werden (Höß an dem 16. April 1947 auf dem Lagergelände erhängt). Ab 1963 werden in der Bundesrepublik Deutschland Strafverfahren wegen dort verübter Verbrechen durchgeführt. Dabei werden 22 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, 3 freigesprochen.

Lit.: Langbein, H., Der Auschwitzprozess, 1995; Werle, G./Wandres, T., Auschwitz vor Gericht, 1995; Der Auschwitz-Prozess, hg. v. Fritz-Bauer-Institut, 2004 (DVD); Meyer, A., Das Wissen um Auschwitz, 2010; Klee, E., Auschwitz, 2013, Pilecki, W., Freiwillig nach Auschwitz, 2013; Pendas, D., Der Auschwitz-Prozess, 2013 (amerikanisches Original 2013); Steinke, R., Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht, 2013, Warnke, M., Zeitgenossenschaft, 2014 (Zeitungsberichte von 1963); Koop, V., Rudolf Höß, 2014; Crippa, L. u. a., Wihelm Brasse – Der Fotograf von Auschwitz, 2014; Hansen, I., Nie wieder Auschwitz, 2015; Greif, G. u. a., Aufstand in Auschwitz, 2015; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz. Deutsche Massaker an polnischen Zivilisten 1939-1945, 2016 (nach dem Blutsonntag von Bromberg an dem 3./4. September 1939 mit etwa 400 toten Volksdeutschen und rund 150000 Zivilisten als Opfer während der 2078 Tage dauernden Besatzungsherrschaft); Renz, W., Auschwitz vor Gericht, 2018; Turner, M., Historians at the Frankfurt Auschwitz Trial, 2018; Bruttman, T. u. a., Die fotografische Inszenierung des Verbrechens – Ein Album aus Auschwitz, 2019; Polian, P., Briefe aus der Hölle, 2019; DeWind, E., Ich blieb in Auschwitz – Aufzeichnungen eines Überlebenden 1943-45, 2020; Kuchler, C., Lernort Auschwitz, 2021

Ausdärmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Zeitwort bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das gelegentlich angedrohte, aber wohl kaum jemals tatsächlich ausgeführte Töten eines Menschen durch Herausziehen des Darmes aus dem Körper als Strafe.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920ff.; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsge­schichte, 1942

Ausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausgleichen um 1450) ist die 1867 unter maßgeblicher Beteiligung Franz Deáks (Söjtör 17. 10. 1803-Budapest 28. 1. 1876) für die Selbständig­keitsbestrebungen →Ungarns innerhalb der österreichisch-ungarischen Doppel­monarchie gefundene Lösung (ungarischer Gesetzesartikel XII:1867, österreichisches Delegationsgesetz von dem 21. 12. 1867, RGBl. 1867, 146, betreffend die allen Ländern der österreichischen Monarchie gemeinsamen Angelegenheiten und die Art ihrer Be­handlung, Umwandlung des Kaisertums Österreich in die österreichisch-ungarische Monarchie). Auf der Grundlage der kaiserlichen Anerkennung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit Ungarns und der ungarischen Anerkennung der →Prag­matischen Sanktion (1723) wird dort festgelegt, dass den österreichischen und ungarischen Ländern der Herrscher, die auswärtigen Ange­legenheiten, die Armee und das Finanzwesen (mit gewissen Einschränkungen) unter einem einheitlichen Ministerium gemeinsam sein sollen (gemeinsame pragmatische Angelegenheiten und dualistische Angelegenheiten, Trennung in kaiserliche und königliche k. u. k., kaiserlich-königliche k. k. und königlich ungarische k. ung. Organe). Das daraus erwachsende staatsrecht­liche Verhältnis Ungarns zu →Österreich wird teils als Gesamtreich oder Personalunion, teils als Realunion erklärt. 1918 wird Ungarn an dem Ende des Ersten Weltkriegs souverän.

Lit.: Köbler, DRG 265; Baltl/Kocher; Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867, 1967; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001

ausgleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Stieda-Mettig 350 Nr. 45, 8] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., gleichmachen, wettmachen

ausheben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [LSchrP. 155] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., herausheben, auswählen

Aushebung (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW1 1734 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Knapp, BeitrRWG. 458] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausheben um 800) Auswahl von Soldaten bei Wehrpflicht seit dem 16. Jahrhundert

Lit.: Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973

ausheischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausverlangen, verlangen, dass ein Streit von einem Gericht vor einem Oberhof (beispielsweise Ingelheim) behandelt wird

Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation an das Reichskammergericht, 1976

Ausland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutsche Rechtsquellen in teilweise engerer Bedeutung ab 1290 [Cout Furnes III 71] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) außerhalb (des eigenen Landes) gelegenes Land

Ausländer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – in EDEL 14. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 227] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Ausland in Grimm Deutsches Wörterbuch2 um 1300 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen in engerer Bedeutung 1290 belegt) ist der aus einem anderen Land kommende und deswegen eigentlich einem anderen Land angehörige →Fremde. Der Ausländer erscheint als Folge der Bildung besonderer Länder (in dem Deutschen Reich seit 1156) in dem 13. Jahrhundert. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (um 1960) erweisen sich besondere Gesetze für Ausländer (18. 4. 1965) als erforderlich (1991 Schengener Abkommen der Europäischen Gemein­schaften). Als Folge der günstigen wirtschaftlichen Lage in den entwickelten Staaten drängen immer mehr Menschen aus dem Ausland dorthin.

Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Herbert, U., Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880 bis 1980, 1986; Kanein, W./Renner, G., Ausländerrecht, 5. A. 1992; Herbert, U., Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, 2001

auslegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1062 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herauslegen, ermitteln, erläutern

Auslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1175 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [SsGl./WSB. 98 1881 66] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auslegen um 1062 bezeugt) ist die Ermittlung und Klarlegung des Bedeutungsgehalts eines Umstands, insbesondere einer Erklärung oder eines Wortes. Sie ist sachlich bereits Bestandteil des Wissens der römischen Rechtskundigen (lat. [M.Pl.] iurisperiti), die das Zwölftafelgesetz ebenso auslegen wie einzelne Verträge oder Erklärungen. Justinian verbietet 529/530/­533 die Auslegung seiner Kompilation (Const. 1, 14, 12, Deo auctore 12, Const. Tanta 21). Nach der vorkritischen Hermeneutik der Aufklärung und des Ver­nunftrechts ist Verstehen die Regel und Missverstehen die Ausnahme, weswegen die Auslegung klarer und eindeutiger Rechtssätze ausge­schlossen ist. Zulässig ist vor allem die erklärende Aus­legung, während ausdehnende und ein­schränkende Auslegung ausgeschlossen sein können (beispielsweise Forster, V., Interpres, 1613, 2, 4). In der Neuzeit, vor allem seit dem 18. Jahrhundert erscheinen vermehrt Verbote der Auslegung (Stadtrechts­re­formation Nürnberg 1479/1484, Land­rechts­reformation Bayern 1518, Papst Pius IV. Benedictus Deus 1654, Ordonnance Frankreichs 1667, Preußen 1746, 1794, ähnlich Österreich Codex Theresianus 1758 fertiggestellter Teil, Frankreich Gesetze von 1790/1793). Nach der modernen Hermeneutik ist dagegen Missverstehen die Regel, so dass auch scheinbar klare und eindeutige Rechtssätze der Auslegung bedürfen können. In seinen methodologischen Darlegungen unterscheidet an dem Beginn des 19. Jahrhunderts Savigny vier Arten von Auslegung (grammatisch, historisch, systematisch und teleologisch).

Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 3 V 1, 8 I; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 2, 17, 146, 229; Müller, H., Zur Geschichte der bindenden Gesetzesauslegung, 1939; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Schumacher, D., Das rheinische Recht in der Gerichtspraxis des 19. Jahrhunderts, 1970; Conrad, H., Richter und Gesetz, 1971; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesum­gehung, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986, Neudruck 2007; Savignyana, Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Baldus, C., Regelhafte Vertragsauslegung, 1998; Bergfeld, C., Entscheidungen des Reichsober­handelsgerichts und des Reichsgerichts zur Auslegung von Rechtsgeschäften, (in) Das Bürgerliche Gesetz­buch und seine Richter, 2000, 625; Miersch, M., Der sog. référé législatif, 2000; Vogenauer, S., Die Auslegung von Gesetzen in England und auf dem Kontinent, 2001; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Haspl, R., Die Kontrolle der tatrichterlichen Auslegung von individuellen Willenserklärungen durch die Rechtsmittelinstanz, 2008; Baldus, C., Historische Auslegung in Rom?, (in) Seminarium Complutense 20/21 (2007/2008), 85; Kosche, K., Contra proferentem und das Transparenzgebot im Common Law und Civil Law, 2011; Interpretation of Law in the Age of Enlightenment, hg. v. Morigiwa, Y. u. a., 2011; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018

ausliefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Fruin, Dordrecht I 46 Art. 140] an 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ausgeben, herausgeben

Auslieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1621 bezeugt – in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [HanseRez.3 IV 641] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausliefern 1449) ist die Beförderung von Sachen oder Menschen von einem Ort an einen anderen Ort oder die Überlassung an andere, meist gefährlichere Gegebenheiten. Das römische Recht kennt sachlich die Auslieferung von Tieren oder Sklaven in der Form der Preisgabe zwecks Haftungsfreiheit des Berechtigten oder Herren ([lat.] noxae datio [F.], Gabe des Schädigers). In der Neuzeit ist vor allem die Auslieferung eines Straftäters von einem Staat an einen anderen Staat zwecks Strafverfolgung oder Strafvollzug bedeutsam.

Lit.: His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, 1920; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischen­staatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozi­alistischen Deutschland, 2009; Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021

ausloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow.3 II 28 § 3] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Belohnung aussetzen

Auslobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1767 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Hesse, AgrVerh. 196] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausloben um 1450) ist das durch öffent­liche Be­kanntmachung erfolgende (seit dem 18. Jahrhundert) einseitige Ver­sprech­en einer Be­lohnung für die Vornahme einer Handlung, das in dem 18. Jahrhundert so benannt wird. Ursprünglich wird die Erklärung des Auslobens als Angebot an unbestimmte Dritte angesehen.

Lit.: Dreiocker, K., Zur Dogmengeschichte der Auslo­bung, Diss. jur. Kiel 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausmärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1353 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [GrW. VI 748] in 7 Stellen aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der außerhalb einer →Mark Wohnende, der nur ausnahmsweise an einer Mark berechtigt ist. Seit dem Spätmittelalter wird eine Verfügung über Allmendrechte ohne Zustimmung der anderen Berechtigten möglich. Dadurch wird die Allmendberech­tigung verkehrsfähig.

Lit.: Hübner 137f.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, 1957ff.

Ausnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1696 [Büeler 66] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausnehmen um 805) Herausnahme, Abweichung, Sonderfall

Ausnahmegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besonders gebildete und zu der Entscheidung besonderer Fälle be­stimmte Gericht. Es findet sich beispielsweise als Star Chamber oder Court of High Com­mission in England, als Justizkom­mission in dem Absolutismus in Frankreich oder als Zentral­untersuchungskommission in dem Deutschen Bund. Ausgehend von England (Bill of Rights 1689) wird das Ausnahmegericht als Folge der Anerkennung des Gleichheitsgrundsatzes in den Verfassungen verboten (Frankreich 1791, Deutsches Reich 1849).

Lit.: Pollard, A., Council, Star Chamber and Privy Council under the Tudors, (in) EHR 37 (1922), 516; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, 1925; Schmidt, J., Rechtssprüche und Machtsprüche der preußischen Könige des 18. Jahrhunderts, 1943; Andrieux, C., Les Commissions Extraordinaires, 1955 (Diss. Paris); Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003

Ausnahmezustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Mitte des 19. Jahrhunderts als solcher erkannte Zustand des Staates in einer außergewöhnlichen Notlage, in der grundsätzlich die Regel gilt Not kennt kein Gebot. Nach rechtsstaatlichem Ver­ständnis bedarf auch der Ausnahmezustand einer (vorherigen gesetzlichen) Regelung (beispielsweise Gesetz über den Belagerungszustand von dem 4. 6. 1851 Preußen, Reichstagsbrandverordnung von dem 28. 2. 1933 Deutsches Reich, Art. 87a, 91, 115aff. GG). Bei Zweifeln entscheidet der souveräne Staat über das anzuwendende Mittel.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 343; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Trotter, M., Der Ausnahmezustand, Diss. jur. Hei­delberg, 1997; Ausnahmezustand - Carl Schmitts Lehre von der kommissarischen Diktatur, hg. v. Voigt, R., 2013, 2. A. 2019; Kaiser, A., Ausnahmeverfassungsrecht, 2020

ausnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausnehmen

Aussatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen mit unterschiedlichen Bedeutungen ab 1327 [InvNichtstaatlArchWestfal. Beibd. I 447] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lepra, Verb aussetzen um 1222, Femininum Aussetzung 1348) ist vor allem auch eine bereits dem Altertum bekannte, durch ein Bakterium ausgelöste mit Veränderungen an Haut, Schleimhaut, Nervengewebe und Knochen verbundene dauerhafte Infektionskrankeit, die anfangs nur durch Aussonderung (Hinaussetzen) der Betroffenen in besondere Siedlungen oder Unterkünften bekämpft werden konnte.

ausschießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [MGConst. V 315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschießen, wegschießen

Ausschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1289 [KölnReg. III 2 S. 180] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgang

ausschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 287] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschlagen, ablehnen

Ausschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1445 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen [Lexer III Nachtr. 389] und 1445 [SchweizId. IX 430] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Verb ausschlagen um 850) ist rechtlich vor allem die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Willenser­klärung des vorläufigen Erben, die Erbschaft nicht anzu­neh­men (lat. repudiare).

Lit.: Kaser § 71 II 3; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1376 bezeugt – EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376/1445 [UlmRotB. Art. 244] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausschießen um 850) ist allgemein das aus einer Gesamtheit Ausgesonderte wie beispielsweise eine Untergliederung einer Einrichtung zu der einfacheren Erfüllung einer Aufgabe (beispielsweise Untersuchungsausschuss).

Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre 1928; Schönberger, C., Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Linke, T., Entstehung und Fortbildung des Enquête- und Untersuchungsrechts in Deutschland. Rechtsentwicklungen aus 200 Jahren, 2015

außen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur als Verb und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Adverb belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) außerhalb, an der äußeren Seite

Außenerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. heres [M.] extraneus) ist sachlich in dem altrömischen Recht der bei Fehlen von Haus­erben (lat. sui heredes [M.Pl.]) eintretende Erbe (Agnat, Gentile, Patron, beliebiger Haus­fremder), der die Vermögensrechte des Erblassers durch eine besondere Handlung ergreifen muss.

Lit.: Kaser § 65

Außenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Minister (für auswärtige Angelegenheiten)

Lit.: Hampe, K., Das Auswärtige Amt in wilhelmini­scher Zeit, 2001; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Auswärtigen Amt, 2012; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014

außer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 190] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) ausgenommen

Außerstreitverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →freiwillige Ge­richtsbarkeit

aussetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegbringen

Aussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [ZWestpreuß. 23 1888 166] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussetzen um 1222) ist in einer Bedeutung die bewusste Verbringung eines Menschen in eine Lage, in der ihm eine besondere Gefahr für das Leben droht. Nach dem römischen Zwölftafelgesetz ist die Aussetzung einer Missgeburt geboten, nach späterem römischem Recht und nach einzelnen frühmittelalterlichen Volksrechten ist die Aussetzung eines neugeborenen Kindes anscheinend erlaubt, doch lehnt die christliche Kirche die Aussetzung ab. Ob es Aussetzung als Strafe gegeben hat, ist streitig und eher fraglich. Davon abgesehen ist Aussetzung eine Straftat und eine Verfahrensmöglichkeit.

Lit.: Kaser § 60; Hübner 52; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Schwarz, H., Der Schutz des Kindes im Recht des frühen Mittelalters, 1993; Chilecki, S., Zur Dogmatik der Aussetzung (§ 221 StGB), 2010

aussperren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausschließen, an Arbeit nicht teilnehmen lassen

Aussperrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausssperren um 1250) ist in dem Arbeitsrecht die von Arbeitgeberseite seit dem 19. Jahrhundert unter Verweigerung der Lohn­zahlung planmäßig vorgenommene Nichtzu­lassung einer Gruppe von Arbeitnehmern zu der Dienstleistung. Sie ist ein Mittel des Arbeits­kampfs. Ihre Zulässigkeit ist nicht unbe­stritten.

Lit.: Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. phil. Bochum 1972

ausstatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1458 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [HanseRez.2 IV 431] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), geben

Ausstattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Sachsse, MecklUrk 233] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb 1458) ist die über den gewöhnlichen Unterhalt hinausgehende, mit Rücksicht auf die Verheiratung oder die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung erfolgende Zuwendung von Eltern an ein Kind. Sie geschieht wesentlich als →Ab­schichtung bei Verheiratung oder sonstiger Verselbständigung. Einen eindeutigen Rechts­anspruch auf Ausstattung gewähren in Preußen das Allgemeine Landrecht von 1794 (II 2 §§ 232ff.) und in Österreich das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (§§ 1220, 1231).

Lit.: Hübner; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

Ausstäupen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1540 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [ZerbstFemb. 67] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgende Schlagen (an einem Pfahl [Staupe]?). Es findet sich sachlich als Rechtsfolge einer Tat früh für Unfreie, seit dem Hoch­mittelalter als Strafe des Diebstahls von geringerem Wert. Die Aufklärung erreicht bis 1848 die Beseitigung des Ausstäupens.

Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, 1938

Ausstäupung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Zerbst I 984] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgendes Schlagen (an einem Pfahle [Staupe]?), →Ausstäupen

ausstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1391 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [HanseRez.2 III 194] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinausstellen, schreiben

Aussteller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1719 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 26] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausstellen 1391, Femininum Ausstellung 1437) Ausstellender

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [HanseRez.2 II 128] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausfertigung, Herstellung

Aussteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1494 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [SchlesLehnsUrk. I 249] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussteuern ab 1276) ist die früher in weitem Umfang übliche Zuwendung der zu der angemessenen Einrichtung eines Haushalts gehörenden Gegen­stände (an eine Tochter durch Eltern oder nähere Verwandte), die auch als Heim­steuer, Brautschatz und vielleicht Mitgift bezeichnet wer­den kann. Sie ist wohl nur ausnahmsweise rechtlich notwendig (beispielsweise § 1220 ABGB, §§ 1620ff. BGB [1957 aufgehoben], nicht II 2 §§ 231ff. ALR). In der Gegenwart wird die Aussteuer vor allem durch die Gewährung einer Ausbildung verdrängt und ersetzt.

Lit.: Hübner 664; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

aussteuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben

Austin, John (1790-1859), von 1826 bis 1832 Professor in London, ist als Begründer der englischen analytischen Jurisprudenz (Recht als eine Form des Befehls) einer der bedeutendsten englischen Rechtstheoretiker (The Province of Jurisprudence, 1832). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Austin JohnTheprovinceofjurisprudencedetermined1832.pdf, Austin, John, The Province of Jurisprudence determined, 1832, Löwenhaupt, W., Politischer Utilitarismus und bürgerliches Rechtsdenken, 1972; Morison, W., John Austin, 1982

Austrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1327 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Ennen, QKöln I 182] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb austragen um 950) Durchführung, Abschluss, Entscheidung

Austrägalinstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Austrägalgericht 1751, Austrägal latinisiert aus Austrag) ist seit dem 13./14. Jahrhundert ein zunächst einzeln vereinbartes und durch die Reichs­kammergerichtsordnung von 1495 für Gefürs­tete, seit 1521 auch für den übrigen reichsun­mittelbaren Adel anerkanntes Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Reichsfürsten. Gegen die Entscheidungen der bis 1806 bestehenden Austrägalinstnz ist die Appellation an das →Reichs­kammergericht zulässig. Der Deutsche Bund kennt nach Art. XI der Deutschen Bundesakte bzw. Art. XXII der Wiener Schlussakte ebenfalls eine Austrägalinstanz für die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten bzw. Streit­sachen der Bundesglieder. Für die Vollstreckung der Urteile dieser mit dem Deutschen Bund 1866 endenden Austrägalinstanz ist die Bundesversammlung zuständig. Vergleichba­re Einrichtungen in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871-1918) und in Österreich (bis 1918) sind von geringer Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 153, 200; Leonhardi, P. v., Das Austrägalverfahren des Deutschen Bundes, Bd. 1f. 1838ff.; Stein, A., Die Austragsgerichtsbarkeit des deutschen Bundes, 1950; Frühauf, G., Die Austrä­galgerichtsbarkeit im Deutschen Reich und im Deutschen Bund, Diss. jur. Mainz 1976; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammerge­richtsordnung von 1495, (in) Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005

austragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [BremgartenStR. 10] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaustragen, durchführen

Australien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. australis, Adj., südlich) ist der in dem Südosten Asiens (südlich Indonesiens) gelegene, vor etwa 50000 Jahren erstmals von Menschen besiedelte, vermutlich bereits in dem 16. Jahrhundert auch von Europäern entdeckte, in der Gegenwart von 25 Millionen Menschen bewohnte Kontinent, der den sechstgrößten Staat der Gegenwart beherbergt.

Lit.: Voigt, J., Geschichte Australiens, 1988; Hughes, R., Australien, 1992; Babeck, W., Einführung in das australische Recht, 2011; Voigt, J., Geschichte Australiens und Ozeaniens, 2011; Gleeson, J. u. a., Historical Foundations of Australian Law, Bd. 1f. 2013; Bramston, T., The Whitlam Legacy, 2014

austrālis, lat., Adj., südlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯es-, *ā̆us-, *u̯es-, *us-, *heu̯s-, *hau̯s-, V., leuchten

Austrasien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) ist zeitweise ein besonderer (östlicher) Teil des fränkischen Reiches.

Lit.: Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die an dem Ende des Frühmittelalters in Parallele zu →Austrien erscheinende Bezeichnung für ein Gebiet in dem Osten (des fränkischen oder deutschen Reiches oder eines sonstigen Standpunkts beispielsweise 996 →ostarrihhi, 1156 marchia Austrie, woraus sich →Österreich entwickelt).

Lit.: Köbler, DRG 76; Baltl/Kocher; Floßmann, U., Regnum Austriae, ZRG GA 89 (1972), 78; Krasa-Florian, S., Die Allegorie der Austria, 2007

Austrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von dem 6. bis 8. Jahrhundert eine Bezeichnung für östliche Teile des Reiches der Franken.

Lit.: Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austrofaschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist eine Bezeichnung für das Herrschaftssystem Österreichs zwischen 1933/1934 und 1938.

auswandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauswandern, ausziehen

Auswanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1482 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Sonnenfels, GesSchr. III 310] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar F., Verb auswandern um 1300) ist das Verlassen eines Landes auf Dauer (durch einen Freien). 1555 erlaubt der →Augsburger Religionsfriede die Auswanderung (lat. [F.] emigratio) bei Religionswechsel des Landesherrn. Der absolute Staat schränkt die Freiheit der Auswanderung aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen ein. Nach dem Vorbild Frankreichs (1789) lassen die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes 1815 die Auswanderung in einen anderen Mitgliedstaat und um 1848 die Auswanderung überhaupt zu (Auswanderungsfreiheit, § 136 der gescheiterten Reichsverfassung von dem 22. 3. 1849), wobei zwischen 1816 und 1914 5,5 Millionen Deutsche vor allem nach Amerika auswandern (9. 6. 1897 gesetzliche Regelung). Teilweise wird bei Auswanderung eine →Steuer verlangt (u. a. 1931 Reichsfluchtsteuer, 1953 aufgehoben).

Lit.: Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma, 1950, 199ff.; Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt, 1989; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Straten, A. v. d., Die Rechtsordnung des zweiten Kaiserreiches und die deutsche Auswanderung nach Übersee 1871-1914, 1997; Migration in der euro­päischen Geschichte, hg. v. Bade, K., 2002; Migration steuern, hg. v. Oltmer, J., 2003; Sternberg, J., Auswanderungsland Bundesrepublik, 2012; Keeling, D., The Business of Transatlantic Migration between Europe and the United States 1900-1914, 2012 (11 Millionen Auswanderer)

Ausweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – um 1600 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe für Schwaben [SchwäbWB. I 536] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Pass

ausweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeigen, beweisen

Ausweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1347 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [DortmStat. 143] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausweisen um 1147) ist die Anordnung zu dem Verlassen eines Gebiets (Landes, Stadt). Wegen ihrer geringen Kosten und ihrer befreienden Wirkung verbreitet sich die Ausweisung seit dem späten Mittelalter rasch. Von der Aufklärung wird die Ausweisung von Straftätern seit dem 17. Jahrhundert zugunsten des Zuchthauses zu­rückgedrängt. Danach erlangt die Gewährung von Asyl erhebliche Bedeutung.

Lit.: Grenzen und Raumvorstellungen, hg. v. Marchal, G., 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Reiter, I., Ausgewiesen, abgeschoben, 2000

Authenticae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [F.Pl.]) sind die vielleicht von oder seit →Irnerius (1060?-1125?) wahrscheinlich unter Verwendung der Epitome Juliani geschaffenen, in dem 13. Jahrhundert in den ersten neun Büchern des →Codex →Justinians eingefügten (362 bzw. 212) Auszüge aus der →Authenticum genannten Sammlung der →Novellen sowie (seit dem 14. Jahrhundert) die (2) Konstitutionen Sacramenta puberum (nach C 2. 27 bzw. 28. 1) und Habita (nach C 4. 13. 5) Friedrichs I. Barbarossa und die (durch Aufteilung eines umfang­reichen Gesetzes entstehenden 11) Konsti­tutionen (Navigia, Omnes peregrini, Agricultores u. s. w.) Friedrichs II. (Ad decus), die bis zu →Accursius (um 1230) in den Codex aufge­nommen werden. Eine Konstitution Heinrichs VII. von 1312 (Ad reprimendum) und der Friede von Konstanz sind nicht in den Codex, sondern als Extravaganten hinter die (lat. [M.Pl.]) libri feudorum (Lehnbücher) eingefügt. Nicht glossiert werden die Authenticae zu den letzten drei Büchern des Codex. Erst an dem Beginn der Neuzeit werden alle Novellen wieder zu einer Einheit verbunden.

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Wesenberg, G., Die Privatrechtsgesetzgebung des Heiligen römischen Reiches, Studi P. Koschaker Bd. 1 1954, 187; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Bellomo, M., Europäische Rechtseinhit, 2005

authenticum, lat., N., Urschrift, Original, Eccl., Inschr., s. latein_a_z.docx, s. authenticus

Authenticum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [N.]) ist die Bezeichnung für eine um 1100 in Bologna erscheinende, 134 in das Lateinische übersetzte Stücke umfassende, in neun (lat. [F. Pl.]) collationes geteilte Sammlung unbekannter Herkunft der seit 535 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser →Justinian ergangenen (168 griechisch gehaltenen) →Novellen, die der Zeit als authentische Fassung gilt. →Authenticae

Lit.: Söllner § 22; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, Pelagon. (360 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch, vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber, gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein

auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – 16.? Jh.in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., als Präfix verwendete Partikel) selbst

Auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1904 bezeugt – 1904 [Die Fackel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1904 als Abkürzung für Automobil belegt, wobei griech. auto ab dem 16. Jahrhundert als Präfix verwendet wird für selbst) Kraftfahrzeug

Autobahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1931 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur für den Automobil­verkehr zugelassene, vierspurige, kreuz­ungsfrei ausgebaute Straße. In Berlin wird 1921 die später in die Autobahn eingefügte Avus (AutomobilVerkehrs- und Übungsstraße) eröffnet, der Autobahnen in Oberitalien und in dem August 1932 die Strecke Köln-Bonn folgen. Nach Plänen Fritz Todts (1891-1942) entscheidet sich ab 1933 Adolf Hitler für Reichsautobahnen, von denen mittels gewag­ter Kredit­aufnahmen (viereinhalb Milliarden Reichsmark Schulden) zwischen 1933 und 1945 rund 3860 Kilo­meter errichtet werden.

Lit.: Hitzer, H., Die Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1971; Lay, M., Die Geschichte der Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1994; Hartmannsgruber, F., …ungeachtet der noch ungeklärten Finanzierung, (in) HZ 278 (2004), 625; Reitsam, C., Reichsautobahn-Landschaften, 2009

Autograph (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem Autor selbst ge­schriebenes Schriftstück (kein Werk der an­tiken Literatur als Autograph erhalten)

Lit.: Hoffmann, H., Autographa im früheren Mittelalter, (in) DA 57 (2001), 1

Automat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1575 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1575 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die mechanische, nach Aufheben einer Hemmung einen Vorgang in Verwirklichung eines Willens von Menschen selbsttätig ausführende Einrichtung. Größere tatsächliche Bedeutung gewinnt der Automat mit dem Vor­dringen der elektronischen Datenver­arbeitung vor allem an dem Ende des 20. Jahrhunderts. Für Rechts­folgen wird dessenungeachtet auf das hinter dem Automaten stehende, ihn steuernde menschliche Verhalten abgestellt.

Lit.: Steinbuch, K., Automat und Mensch, 1963; Maurice, K., Von Uhren und Automaten – das Messen der Zeit, 1968; Heckmann, H., Die andere Schöpfung – Geschichte der frühen Automaten, 1982; Gerhardt, M., Das digitale Universum – zelluläre Automaten als Modelle der Natur, 1995

Automobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1893 [Wörterbuch] bezeugt – 1893 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., abgekürzt Auto) ist das seit der Erfindung durch Carl Benz in Mannheim um 1885 (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler) mit fossilen Brennstoffen und ab 2015 wegen der dadurch entstehenden Umweltschäden zunehmend mit elektrischem Strom betriebene Kraftfahrzeug.

Lit.: Automobilindustrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Raith, N., Das vernetzte Automobil, 2019

autonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1839 [Feuerbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) selbständig

Autonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1780 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1780 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv autonom 1839) ist das (von dem Staat einem anderen Rechtssubjekt gewährte) Recht zu der Selbstgesetzgebung innerhalb einer anderweitigen – staatlichen - Gesetzgebungshoheit. Die Autonomie gewinnt mit der Entstehung des staatlichen Gesetzgebungsmonopols in dem Absolutismus an Bedeutung. Autonomie haben beispielsweise Städte, Universitäten, Religionsgemeinschaften, Sozialversicherungsträger, Vereine u. s. w.

Lit.: Wicki, A., Zur Dogmengeschichte der Partei­autonomie im internationalen Privatrecht, 1965; Steffen, W., Die studentische Autonomie im hochmittelalterlichen Bologna, 1981; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Autonomie im Recht, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2016; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Autonomie des Rechts nach 1945, hg. v. Rückert, J. u. a., 2020

Autor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1430 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – →auctor - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Urheber

Lit.: Metzler Lexikon Autoren hg. v. Lutz, B., 2010 (600 deutschsprachige Autoren)

Auvergne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die durch Cäsar (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.) in das römische Reich gelangte Landschaft um das Zentralmassiv in Frankreich. Sie wird 507 fränkisch (Mitte 8. Jahrhundert [lat.] Formulae [F.Pl.] Arvernenses, Formeln der Auvergne) und kommt 955 an Poitou. Seit 1189 geht sie von dem König zu Lehen. Ein Teil fällt 1527/1531 an den König, der gräfliche Rest 1609. Der Advokat Jean Masuer († 1450) zeichnet in seiner (lat.) Practica (F.) forensis (Gerichtliche Praxis) das zuvor ganz zersplitterte Recht erstmals umfassender auf. 1510 wird die Coutume d’Auvergne wirksam. S. Google

Lit.: Massé, E., La coutume d’Auvergne, Diss. jur. Toulouse 1913; Histoire d’Auvergne, hg. v. Manry, A., 1974

Averani, Giuseppe (1662-1738), seit 1685 Professor des römischen Rechtes in Pisa, übernimmt die humanistischen Gedanken des (lat.) →mos (M.) Gallicus in die Rechts­wissenschaft Italiens und bereitet dadurch den Boden für die Aufklärung (in der Toskana) vor ([lat.] Interpretationum iuris libri [M.Pl.] duo u. s. w., Zwei Bücher über die Auslegung des Rechtes, 1713). S. Google

Lit.: Dizionario Biographico degli Italiani, 1960ff., 4, 658f.

Avignon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) in Südfrankreich ist von 1309 bis 1378 Sitz des von Frankreich gefangen gehaltenen Papstes und von 1378 bis 1417 Sitz eines Gegenpapsts.

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 149

Aware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Avare ist der Angehörige eines um 460 aus Zentralasien nach Westen vor­stoßenden, um 566 an Donau und Theiß siedelnden, 822 aus der Überlieferung verschwindenden türkisch-mongolischen Steppenvolks, das sich selbst als Bergvolk bezeichnet. 2010 werden in Russland rund 960000 Menschen awarischer oder verwandter Sprachen gezählt, zu denen noch einige Tausend Awaren in Aserbeidschan uns in der Türkei hinzuzufügen sind.

Lit.: Pohl, W., Die Awaren, 1988, 2. A. 2002, 3. A. 2015

Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) (1490?-1560), Sohn eines (lat.) legum doctor (M.) und Richters, wird nach dem Rechtsstudium in Avignon und Pavia (Mayno, Alciat?) 1521 königlicher Rat in dem Parlament von Grenoble. Mit Druckerprivileg von dem 8. 8. 1515 veröffentlicht er in Valence das Werk  (lat.) Libri (M.Pl.) de historia iuris civilis et pontificii, Bücher über die Geschichte des Zivilrechts und des Kirchenrechts mit 129 numerierten und 19 unnumerierten Blättern, welche die erste umfassende Rechtsgeschichte (des römischen und kirchlichen Rechtes) darstellen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AymarduRivailLibridehistoriaiuriscivilisetpontificii1515.pdf, Aymar du Rivail, Libri de historia iuris civilis et pontificii, 1515, Moeller, E. v., Aymar du Rivail, 1907; Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 220

Aytta, Wigle (Viglius) van (Barrahuis bei Leeuwarden 19. 10. 1507-Brüssel 5. 5. 1577) wird nach dem Studium in Löwen, Dôle und Valence Schüler →Alciats in Bourges und 1532 Professor des römischen Rechtes in Padua, 1537-1542 in Ingolstadt. Er verwertet in seinen Veröffentlichungen auch byzantinische Rechts­quellen. S. Google

Lit.: Postma, F., Viglius van Aytta als humanist en diplomaat 1507-1549, 1983; Sprenger, R., Viglius von Aytta, 1988

Azo (Porcius) (Bologna? 1150?-1220 [vor 1190-1220/1230]) lehrt nach dem Studium des Rechtes in Bologna (u. a. Johannes Bassianus) spätestens seit 1190 dort weltliches Recht. Seine bedeutendsten Leistungen bestehen in der Herstellung von (weitgehend ungedruckten) Glossenapparaten zu allen Teilen der Gesetzgebung Justinians vor allem von 528 bis 534 (die glossa ordinaria verweist auf ihn etwa 3600mal) sowie in (lat.) Summae (F.Pl.) Codicis (1208-1210), Lectura (F.) Codicis (durch Vorlesungsnachschrift erhalten), Summae (F. Pl.) Institutionum und Summae Digestorum (str.) (daneben Quästionen, Distinktionen, Brocardica, Consilia und Definitionen). Insbesondere in dem 16. Jahrhundert erfahren seine Werke weiteste Verbreitung. Er ist Lehrer beispielsweise des →Accursius, Jacobus Balduini, (Martinus de Fano,) Roffredus Epiphanii, Jacobus de Ardizone, (Goffredus de Trano,) und Johannes Teutonicus. Seine Arbeiten werden u. a. verwendet von Henry de Bracton (vielleicht nach 1230), von dem Klagspiegel ([Conrad Heyden] um 1436) und wohl auch von dem (lat. [M.]) Vocabularius utriusque iuris (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus aus Erfurt (1452). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Belloni, A., Le questioni civilistiche del secolo XII, 1989; Jakobs, H., De similibus ad similia bei Bracton und Azo, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 255; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017; Cavallar, O., Jurists and jurisprudence in medieval Italy, 2020

B

Baar ist die (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie EDEL nicht bezeugte und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegte,) in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts verwendete, bisher nicht sicher erklärte Bezeichnung des Gebiets an der obersten Donau bei Donaueschingen (beispielsweise Adal­hartespara, Perahtoldespara). Nach den Herzögen von Zähringen erscheint 1264 Konrad von War­tenberg als Landgraf in der Baar, 1304 eine Landgrafschaft Baar, die denen von Fürstenberg zukommt.

Lit.: Bader, K., Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar, 1937; Bader, K., Kloster Amtenhausen in der Baar, 1940; Beyerle, F., Zum Problem der alamannischen Baaren, ZRG GA 62 (1942), 305; Bohnenberger, K., Zu den Baaren, ZRG GA 63 (1943), 319; Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, 1960; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1969; Banse, H., Ein neuer Ansatz, (in) Alemann. Jb. 1997/1998, 27

Babelsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Babelsberger Konferenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mlat. cōnferentia, F., Konferenz?, Vereinigung, Schenkung, Zuwendung, (2. Hälfte 9. Jh.); vgl. lat. cōnferre, V., zusammentragen, zusammenbringen, beschaffen (V.), aufhäufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Babels­berg an dem 2./3. 4. 1958 tagende Konferenz, in der Walter Ulbricht von der Rechts­wissen­schaft der →Deutschen Demo­kratischen Republik eine stärkere marxistisch-lenin­istische Durch­dringung sowie eine bessere Verbindung mit der Praxis des sozialistischen Aufbaus fordert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mollnau, K., Imple­mentationsmechanismen der Babelsberger Konferenz, (in) Staat und Recht in den neuen Bundesländern, Sonderheft Oktober 1991, 175; Die Babelsberger Konferenz, hg. v. Eckert, J., 1993; Güpping, S., Die Bedeutung der „Babelsberger Konferenz“, 1997

Babenberger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) an dem Main benannten, vor allem in Ost­franken begüterten, 945 letztmalig bezeugten Adelsgeschlechts (Popponen, Adalbert von Bamberg bei Haßfeld an dem 9. 9. 906 enthauptet). Als erster, wohl mit ihnen (oder nach Scheibelreiter vielleicht mit den Liutpoldingern) verwandter jüngerer Babenberger erscheint 976 ein Markgraf Liutpald der Mark an der Donau. 1156 erreichen die Babenberger (Leopold I. 976-994, Heinrich I. 994-1018, Adalbert 1018-1055, Ernst 1055-1075, Leopold II. 1075-1095, Leopold III 1095-1136, Leopold IV. 1136-1141, Heinrich II. Jasomirgott 1141-1177) in dem sog. (lat. [N.]) privilegium minus (kleinerer Urkunde) als Ausgleich für die Rückgabe des 1138 von den Staufern nach Gewinnung der Königswürde den Welfen als Herzogen entzogenen und danach 1139 den Babenbergern übertragenen Herzogtums →Bayern die Erhebung ihrer Mark zu dem selbständigen, von Bayern gelösten Herzog­tum →Österreich des deutschen Reiches. Die (nach Leopold V. 1177-1194, Friedrich I. 1195-1198, Leopold VI. 1198-1230 und Friedrich II. 1230-1246) zunächst an Baden (1248-1251) und dann an Böhmen gelangten Güter des 1246 in dem Mannesstamm erloschenen Geschlechts verlehnt der zwecks Beendigung des →Interregnums neu gewählte König Rudolf von Habsburg (1282) innerfamiliär an seine Söhne (→Habsburger). Die Benennung des Geschlechts als Babenberger wird erst in dem 15. Jahrhundert allgemein üblich.

Lit.: Köbler, DRG 76, 94; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 1ff. 1950ff.; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Lechner, K., Die Babenberger, 1976, 4. A. 1985, 6. A. 1996; Tausend Jahre Babenberger in Österreich, 1976; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Dienst, H., Die Babenberger 976-1246, 2005; Brunner, K., Leopold der Heilige, 2009; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II. Jasomirgott, 2012; Lohrmann, K., Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020

Babylon ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt N.) Stadtstaat an dem mittleren Euphrat südlich des gegenwärtigen Ortes Bagdad ab etwa 1884 v. Chr., Bedeutung nicht sicher bekannt, s. Google

Lit.: Jursa, M., Die Babylonier, 2004

Baccalaureus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 9. Jahrhundert baccalarius, [lat., M.], Knecht, Lehrling) ist unter Hinwendung zu (lat. baca [F.] laureus [M.] bzw. Beere, Lorbeer) seit dem 13. Jahrhundert (1231) der unterste akademische Grad (vgl. angloam. bachelor).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leff, G., Paris and Oxford in the 13th and 14th Centuries, 1968; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 2 2007, 63

Bacharach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein

Lit.: Wagner, F., Stadt Bacharach und Samtgemeinde der Viertäler, 1956

Bachofen, Johann Jakob (Basel 22. 12. 1815-Basel 25. 11. 1887), Seidenband­fabrikanten­sohn, wird nach dem Studium von Philologie, Geschichte und Recht in Basel, Berlin (Savigny) und Göttingen 1841-1844 Professor für römisches Recht in Basel und 1842 Richter (1844 Appellationsrat, danach Privatgelehrter). Auf rechts­ethnologischer Grundlage entwickelt er die Vorstellung eines ursprünglichen Mutter­rechts (Über das Weiberrecht, 1856, Das Mutter­recht, 1861). Bei seinen Zeitgenossen findet er hierfür kein Verständnis. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bach-ofenJohannJakobDasMutterrecht1861.pdf ; Bachofen, J., Eine Selbstbiographie, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 34 (1917); Bernoulli, C., Johann Jakob Bachofen und das Natursymbol, 1924; Müllenbuch, B., Johann Jakob Bachofen als Rechtshistoriker, ZRG GA 105 (1988), 17

Bacon, Francis (London 22. 1. 1561-Highgate bei London 9. 4. 1626), Sohn des engli­schen Lordsiegelbewahrers, wird nach dem Studium in Cambridge und der Berufsaus­bildung in Gray’s Inn 1583 Anwalt, 1607 Kronanwalt, 1613 Justizminister, 1617 Lord­siegelbewahrer und 1618 Lordkanzler. Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verliert er 1621 alle öffentlichen Ämter. Als Jurist bemüht er sich besonders um Klarheit und Wissenschaftlichkeit. Außerrechtliche Be­kanntheit gewinnt er durch die Forderung, dass die Wissenschaft nur aus einzelnen Erfahrungen (induktiv) allgemeine Folgerungen ziehen dürfe (→Empirismus, →Locke). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136; Bock, H., Staat und Gesellschaft bei Francis Bacon, 1937; Anderson, F., Francis Bacon, 1962; Krohn, W., Francis Bacon, 1988; Wormald, B., Francis Bacon, 1993; Zagorin, P., Francis Bacon, 1998; Keller, S., Experiment versus Dogma, 2005

Baculus (M.) iudicii secularis (bzw. saecularis)  (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat., Stab des weltlichen Rechtes) in Frankenford ist das in 88 Artikel gegliederte Werk über Gerichtsverfassung und Verfahren um Eigen und Erbe sowie Frevel in Frankfurt am Main, das zwischen 1400 und 1430 von einem unbekannten Stadtschreiber ohne oder vor Aufnahme gelehrten Rechtes verfasst und von verschiedenen Schreibern aufgezeichnet worden sein könnte.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Baculusiudicii14001430.htm; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939, 15

Bad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 750 bzw. 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 202] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb baden 800) Ort für das Baden von Menschen in Wasser und die Tätigkeit des Badens

Lit.: Martin, A., Deutsches Badewesen, 1906; Gail, W., Die Rechtsverfassung der öffentlichen Badstuben, 1940; Büchner, R., Im städtischen Bad vor 500 Jahren, 2014; Die Taunusbäder, hg. v. Vanja, C. u. a., 2019; Maréchal, S., Public Baths and Bathing Habits in Late Antiquity, 2020

baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 800 bzw. 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455 [KahlaUB. 90] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Wasser liegen, schwimmen

Baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Oostal erscheint nach einem römischen Aquae Aureliae 987. Nach ihm benennt sich seit 1112 eine mit Markgraf Hermann († 1074) erkennbare, von den Herzögen von →Zähringen abstammende, den Titel Markgraf anfangs auf Verona und seit dem 11. Jahrhundert auf die Burg Hohenbaden bei Baden-Baden beziehende Familie. Sie gewinnt umfangreiche Güter um Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim sowie um Emmendingen und in dem Breisgau, die nach Vervierfachung unter Napoleon an dem Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) bis zu der Abdankung an dem 22. 11. 1918 gehalten werden können. 1951/1952 (25. 4. 1952) geht Baden (Südbaden) unter Zusammenschluss mit Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) in Baden-Württemberg auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 186, 192, 201, 156; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, E., Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert, 1900; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1906ff.; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Lenel, P., Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich (1738-1803), 1913; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungs­organisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Windelband, W., Die Verwaltung der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, 1916; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Strobel, E., Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach, 1935; Hofmann, K., Die germanische Besiedelung Nordbadens, 1937; Wahle, E., Vorzeit am Oberrhein, 1937; Beinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1937; Badisches Wörterbuch, bearb. v. Ochs, E. u. a., Bd. 1ff. 1940 ff.(2011 bis Lieferung 82/83, Band 4 umfasst N, O, R, Sa, Sch auf 806 S., 2009, Abschluss in 5 Bänden geplant für 2015, bis 2022 nicht abgeschlossen); Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1948ff.; Rheinbaben, G. v., Die erste Kammer in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1949; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950; Armbruster, F., Die Freiburger Talvogtei, 1950; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum groß­herzoglichen Verfassungsstaat Baden, Diss. jur. Freiburg 1952 = ZGO 101 (1953), 157, 436; Haebler, R., Badische Geschichte, 1951, Neudruck 1987; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Rummer, J., Die Pforzheimer Prob, 1963; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, P., Landschaften im alten Reich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2626, 3,3,2855,3696; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden-Baden, 1974; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Theil, B., Das älteste Lehnbuch der Markgrafen von Baden, 1974; Krimm, K., Baden und Habsburg, 1976; Stiefel, K., Baden 1648-1952, 1978; Gall, L., Badische Geschichte, 1979; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Badische Biographien, neue Folge, Bd. 1ff. 1982ff.; Real, W., Die Revolution in Baden 1848/49, 1983; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Pforzheim in der frühen Neuzeit, hg. v. Becht, H., 1989; Gross, N., Der Code civil in Baden, 1993; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1993; Die badische Verfassung von 1818, hg. v. Bräunche, E. u. a., 1996; Hug, W., Geschichte Badens, 1998; Handbuch der baden-württem­bergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H. u. a., Bd. 1ff. 1998ff.; Baldes, A., Die Entstehung des Strafgesetzbuches, 1999; Quellen zur Entstehung der Verfassung des Landes Baden, bearb. v. Feuchte, P., 1999; Kißener, M., Richter zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhofgericht – Oberlandesgericht Karlsruhe, hg. v. Münchbach, W., 2003; Würtz, C., Johann Niklas Friedrich Brauer (1754-1813), 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1ff. bearb. v. Hochstuhl, K., 2006ff.; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2007; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Laufs, A. u. a. Das Eigentum an badischen Kulturgütern, 2008; Becht, H., Badischer Parla­men­tarismus 1819 bis 1870, 2009; Maciejewski, J., Amtmannsvertreibungen in Baden im März und April 1848, 2010; Leschhorn, K., Die Städte der Markgrafen von Baden, 2010; Engehausen, F., Kleine Geschichte der Revolution 1848/49 in Baden, 2010; Borgstedt, A., Badische Anwaltschaft und sozioprofessionelles Milieu in Monarchie, Republik und totalitärer Diktatur, 2012; Weinacht, P., Politische Kultur am Oberrhein, 2012; Gräbener, R., Verfassungsinterdependenzen in der Republik Baden, 2014; Kitzing, M., Für den christlichen und sozialen Volksstaat, 2014; Die Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß (1858-1944), hg. v. Furtwängler, M., 2014; Hug, W., Die Geschichte Badens, 2. A. 2016; Selgert, F., Baden and the Modern State, 2018; Mußgnug, D./Mußgnug, R., Seine königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818-1918, 2018; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021

Baden-Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1951/1952 (25. 4. 1952) aus Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), Baden (Südbaden) und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Deutsches Städtebuch, Baden-Württemberg 1959; Landes­geschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württem­berg, Bd. 1ff. 1990ff.; Weber, R./Wehling, H., Geschichte Baden-Württembergs, 2007; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; Meier-Braun, K. u. a., Kleine Geschichte der Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg, 2008; Waßner, M., Kleine Geschichte Baden-Württembergs, 3. A. 2017

Bader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 1255 [Frauendienst des Ulrich von Liechtenstein] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 171] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Bad mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber eines Bades, Heilkundiger

Lit.: Gail, W., Rechtsverfassung der öffentlichen Badestuben im 12.-17. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1940; Stolz, S., Die Handwerke des Körpers, 1992

Bader, Karl Siegfried (Waldau/­Schwarzwald 27. 8. 1907-Zürich 13. 9. 1998, Vater Haupt­lehrer) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Wien, Heidelberg und Freiburg im Breisgau 1931 in Notariat und Staatsanwalt­schaft in Freiburg im Breisgau tätig, aber zu dem1. 10. 1933 trotz Beitritts zu der NSDAP wegen nicht vollarischer Abstammung seiner in Wien getroffenen Ehefrau (Grete Weiss) entlassen und deswegen Rechts­anwalt und Leiter des fürstenbergischen Archivs in Do­naueschingen. 1945 wird er Generalstaats­anwalt und außerordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Frei­burg in Breisgau, 1951 ordentlicher Professor in Mainz und 1953 als Nachfolger Heinrich Mitteis‘ in Zürich (1975 emeritiert). Sein bekanntestes Werk seiner rund 1200 Ver­öffentlichungen sind dreibändige Studien zu der Rechtsge­schichte des mittelalterlichen Dorfes (1957-1973).

Lit.: Zwei Jahrzehnte Rechtsgeschichte an der Universität Zürich, 1975 (mit Schriftenverzeichnis); Bader, K., Ausgewählte Schriften, 1983; Schott, C., Karl Siegfried Bader, ZRG GA 119 (2002), 1

badisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) das Gebiet Baden betreffend

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1588 ist das von Markgraf Philipp II. an dem 2. 1. 1588 erlassene, 1805 erstmals gedruckte, bis Ende 1809 bzw. bis 1810 geltende Landrecht für die Markgrafschaft Baden-Baden (Landesord­nung), das in seinen drei ersten Teilen (Untergerichtsordnung, Kontrakte, Testamen­te) auf dem württem­bergischen Landrecht von 1567 beruht, in dem vierten Teil das Intestat­erbrecht selbständig behandelt und in seinem fünften Teil (Strafrecht) (über das Kurpfälzer Landrecht von 1580 bzw. 1582) auf die kursächsischen Konstitutionen (1572) zurück­geht.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961, 86

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1654 ist das seit 1604 vorbereitete, für 1619 geplante, 1622 (und 1710, 1715 sowie 1773) gedruckte, ursprünglich für ganz Baden (Baden-Baden und Baden-Durlach) gedachte, aber wegen der (bis 1771 dauernden) Landesteilung nur in Baden-Durlach von 1654 bis 1810 gültige Landrecht, das auf der Grundlage älterer Einzelgesetze sowie des kurpfälzischen Landrechts und des württembergischen Land­rechts in sieben Teilen (Untergerichtsord­nung, Hofgerichtsordnung, Ehe- und Ehege­richtsordnung, Verträge, Testamente, Intes­taterbrecht, Strafrecht und Strafprozessrecht) fast das gesamte Recht ordnet (ausgenommen das Verwaltungsrecht).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1906ff., 2, 20

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1809 ist der zu dem1. 1. 1810 als Landrecht für das Großherzog­tum Baden eingeführte, durch Johann Nikolaus Friedrich Brauer unter Ausschluss von Fremdwörtern wortnah in die deutsche Sprache übersetzte Code Napoléon (→Code civil, 2281 Artikel) Frankreichs mit (270) Zusätzen und Handelsgesetzen, dessen Geltung (revidierte Fassungen von 1846, 1874 und 1899) durch die Inkraftsetzung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896 an dem 1. 1. 1900 endet.

Lit.: Brauer, J., Erläuterungen über den Code Napoléon, 1809ff.; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 2 1909; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 3. A. 1983; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden und sein Verleger C. F: Müller, 1997; Code Napoleon - Badisches Landrecht, (hg. v. Müller-Wirth, C.,) 1997; http://www.koeblergerhard.­de­/Fon­tes/CodeNapoleonBaden1809.pdf; Schroeder, K., Hier ist eine baldige aber Radicale Kur nothwendig, (in) NJW 2010, 731; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; 200 Jahre Badisches Landrecht von 1809/1810, hg. v. Hattenhauer, C./Schroeder, K., 2011; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011

Bagarottus ist ein zwischen 1170 und 1180 geborener, wohl in Piacenza anässiger Jurist. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 297

bagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 800 [2,61,6] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1250 [Reinmar v. Zweter Nr. 305 V. 4] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) streiten

Bagstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [MühldorfStR 5 1858 297] in 17 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streitstein

Bahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1565 [ArchRefG. 8 1910/11 307 in einer Redewendung] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen vielleicht ungeklärt, F.) Weg, Pfad, Eisenbahn

Bähr, Otto (Fulda 2. 6. 1817-Kassel 17. 2. 1895), Sohn eines Regimentsarzts, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (Vangerow), Göttingen und Heidelberg Richter in Kassel (1849), (1851 strafversetzt in) Fulda, Kassel und nach der Annexion Hessen-Kassels durch Preußen (1866) Berlin (1879-1881 Reichsgericht, Aufgabe des Amtes wegen Nervenleidens). Als natio­nalliberaler Rechtspolitiker setzt er sich für die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwal­tungshandelns ein (Der Rechtsstaat, 1864). In der Untersuchung Die Anerkennung als Verpflichtungsgrund (1855) entwickelt er den selbständig (abstrakt) verpflichtenden Schuld­vertrag. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BaehrOttoDerRechtsstaat1864.pdf; Bähr, Otto, Der Rechtsstaat, 1864, Weber, D., Die Lehre von dem Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Binder, B., Otto Bähr, 1983

Bahre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1301 [GrW. I 681] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Traggestell

Bahrprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das wohl erst seit dem 12./13. Jahrhundert in literarischen Texten (Nibelungenlied) bezeugte, zunächst außergerichtliche, in dem Rechtsbuch Ruprechts von Freising von 1328 (Art. 278) auch für gerichtliche Verwendung nachgewiesene Verfahren, bei dem bei Fehlen anderer Beweismöglichkeiten ein einer Tötung Be­schuldigter an die Totenbahre des Getöteten treten und seine Unschuld beschwören muss oder auch darf. Verän­derungen der Leiche (beispielsweise Bluten) werden als Hinweis auf die Täterschaft des Beschuldigten angesehen. Herkunft (vgl. 1. Moses 4,10 [lat.] vox sanguinis fratris tui clamat ad me de terra, die Stimme des Blutes deines Bruders ruft zu mir von der Erde) und Wesen des Verfahrens sind unklar. Mit der Aufklärung verschwindet die in der Neuzeit als Indiz für die Anwendbarkeit der Folter gebrauchte Bahrprobe, mit dem 19. Jahrhundert der Glaube an sie.

Lit.: Christensen, C., Båreprøven, 1900; Kolb, F., Das alte Bahrrecht in Tirol, (in) Tiroler Heimat 13/14 (1949/1950), 7; Ewers, H., Die Bahrprobe, Diss. jur. Bonn 1951; Fehr, H., Das Bahrrecht, (in) Dt. Jb. f. Volkskunde 6 (1960), 85

Balduinus →Baudoin

Baldus (de Ubaldis) (Perugia 2. 10. 1327-Pavia 28. 4. 1400), Sohn eines adeligen Professors der Medizin, wird nach dem Studium in Perugia (Bartolus) Professor des römischen Rechtes in Perugia (1347-1357), Pisa (1357/1358), Florenz (1358-1364), Perugia (1364-1376), Padua (1376-1379), Perugia (1379-1390) und Pavia (1390-1400). Auf Grund der vollständigen Beherrschung des gesamten geltenden Rechtes gelingt ihm die selbständige Wei­terbildung vieler Einzel­heiten (Wechsel­recht, Gesellschaftsrecht, interna­tio­nales Privatrecht, Prozessrecht, Staats­recht, Strafrecht, Privatrecht) in rund 2800 (d. h. fast 70 je Jahr) Gutachten (lat. [N.Pl.] consilia) und verschiedenen (lücken­haften) Kommentaren (lectura Codicis, Kommentar zu dem digestum vetus, lectura trium librorum Codicis, lectura super usibus feudorum, Kommentar zu acta pacis Constantiae, Kommentar zu dem liber extra) und Traktaten. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Lange, H., Die Consilien des Baldus, 1974; Maffei, D., Giuristi medievali, 1979; Danusso, C., Ricerche sulla lectura feudorum di Baldo, 1991; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 749

Balkan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) aus dem Türkischen kommende, zusammenfassende Bezeichnung für ein bis zu 2376 Meter hohes Gebirge in Bulgarien und die südosteuropäische Halbinsel, auf der das römische Recht nach dem Ende der Antike in Form des byzantinisch-römischen Rechtes fortwirkt, seit dem 14. Jahrhundert aber durch den Nomokanon des Pseudo-Phótios von dem Ende des 9. Jahrhunderts, das Syntagma tón theión kai hierón nomón des Mönches Matthaios Blastarés (1335) und den Hexabiblos des Konstantinos Harmenopoulos (1345) bereichert wird. →Griechenland, Albanien, Bulga­rien, Jugoslawien. S. Google

Lit.: Weithmann, M., Balkan-Chronik, 1995; Hösch, E., Geschichte der Balkanländer, 4. A. 2002; Der Balkan, hg. v. Elvert, J., 1997; Der Balkan, hg. v. Heuberger, V. u. a., 1998; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Der Balkankrieg, hg. v. Hofbauer, H., 1999; Mennel, R., Der Balkan, 1999; Razumovsky, D. Gräfin, Der Balkan, 1999; Pavlowitsch, S., A History of the Balkans 1804-1945, 1999; Todorova, M., Die Erfindung des Balkans, 1999; Hösch, E., Geschichte des Balkans, 2004; Europe and the Historical Legacies in the Balkans, hg. v. Detrez, R. u. a., 2008; Am Rande Europas?, hg. v. Chiari, B. u. a., 2009; Zimmermann, T., Der Balkan zwischen Ost und West, 2014; Jezernik, B., Das wilde Europa, 2015; Foteva, A., Do the Balkans Begin in Vienna?, 2015; Ruzicic-Kessler, K., Italiener auf dem Balkan – Besatzungspolitik in Jugoslawien 1941-1943, 2017; Schmitt, O., Der Balkan im 20. Jahrhundert, 2019; Mulligan, W., Die Balkankriege, die Veränderung diplomatischer Normen und der Weg in den Weltkrieg, (in) HZ 312 (2021), 687

Ballei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 bezeugt – 1240-1250 [Lanzelot Karrenritter Episode] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [MnlWB. I 536] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, zu mlat. [M.] ballivus, F.) ist seit dem 14. Jahrhundert nach sizilianischem Vorbild die Be­zeichnung für die Provinz des →Deutschen Ordens (außerhalb des Preußenlands) mit dem Landkomtur (als Vertreter des Hochmeisters) an der Spitze (beispielsweise Utrecht, Alten-Biesen, Westfalen, Sachsen, Hessen, Thüringen, Franken, Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Lothringen, Österreich, An der Etsch und im Gebirge, Lamparten, Apulien, Sizilien, Böhmen, Armenien und Zypern, Romanien).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens, Bd. 1f. 1857ff.; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im deutschen Reich, 2. A. 1981; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999

Ballivus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., zu lat. baiulus [M.] Lastträger) ist ein herrschaftlicher Amtsträger in dem mittel­alterlichen Frankreich (um 1150) sowie später in Süd­italien und als bailiff in dem hochmittel­alterlichen England mit meist auch nieder­gerichtlichen Aufgaben.

Lit.: Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Rompaey, J. v., Het grafelijk baljuwsambt in vlaanderen, 1967

Balte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich aus Asien kommenden baltisch sprechenden indogermanischen Volkes (Preußen, Kuren, Letten, Litauer).

Baltikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die neuzeitliche Sam­melbezeichnung (seit dem 16. Jahrhundert sind baltische Länder Estland, Livland mit Lett­gallen in dem Südosten, Semgallen und Kurland, während Litauen erst seit dem 19. Jahrhundert zu dem Baltikum gezählt wird) für die spätestens seit dem ausgehenden Früh­mittelalter von ugro-finnischen und balto-slawischen Stämmen (Esten, Liven, Kuren, Lettgaller, Selen, Semgaller) besiedelten Gebiete an dem östlichen Rand der südlichen Ostsee. Das Baltikum wird seit dem Ende des 12. Jahrhunderts von Deutschen (Riga 1201) und Dänen (Reval 1219) erheblich beeinflusst. Die Bischöfe von Riga (1255 Erzbistum), Dorpat, Ösel, Kurland und Reval sowie der Deutschordensmeister von Livland erlangen die Stellung von Fürsten des Heiligen römischen Reiches. Sie finden sich in dem 15. Jahrhundert in einer altlivländischen Konföderation mit alljährlichen Landtagen zusammen. Das aufgezeichnete, neben ungeschriebenen Gewohnheitsrechten der Bauern bestehende Recht ist (von Dänemark und) von dem Heiligen römischen Reich beeinflusst (1315 waldemar-erichsches Lehnrecht [beeinflusst von dem Dienstrecht des Hochstifts Hildesheim], ältestes livländisches Ritterrecht, livlän­discher Spiegel [als Über­arbeitung des →Sachsenspiegels], [kompiliert als] wiek-öselsches Lehnrecht, mittleres livländisches Ritterrecht [15. Jahrhundert], umgearbeitetes Ritter­recht [systematisiert], Bauernrechte [mit Bußbestimmungen], lübisches Stadtrecht [Reval] und hamburgisches Stadtrecht [Riga, Dorpat, Libau]). Das römische Recht wirkt sich nur wenig aus. 1561 kommt das Gebiet an Polen (Livland, Kurland) und Schweden (Estland, 1621 auch Livland), 1710 fallen Estland und (mittleres) Livland (sowie das seit 1559 dänische Ösel), 1772 bei der ersten Teilung Polens Lettgallen und 1795 bei der dritten Teilung Polens Kurland an Russland, wobei augsburgische Konfession, deutsches Recht, deutsche Verwaltung und Amtssprache zugesichert bleiben. 1816/1819 erfolgt (innerhalb Russlands) die Bauernbefreiung, danach die Festlegung des Provinzialrechts (1864 Zivilgesetzbuch [mit etwa 4600 Artikeln], liv-, est- und kurländisches Privatrecht, wobei der Kern des inhaltlichen baltischen Privatrechts als aus deutschen [40 Prozent livländisches, estländisches, lübi­sches, russisches Recht, kurländische Sta­tu­ten, baltische Bauernverordnungen, Gewohn­heitsrecht] und römischen Wurzeln [57% römisch-rechtlichen Ursprungs] er­wach­senen gemeinen Rechtes örtlicher Prä­gung erhalten bleibt), 1877 die Einführung der Städte­ordnung Russlands von 1870, 1889 die Einführung des russischen Gerichtsver­fassungsrechts und Prozessrechts. 1918 werden Estland (24. 2. 1918) und Lettland von Russland bzw. der Sowjetunion unabhängig und selbständig, an dem 6. 8. 1940 bzw. 5. 8. 1940 der Sowjetunion unter Aussiedlung der Deutschen auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 gewaltsam eingegliedert und an dem 6. 9. 1991 wieder unabhängig. 2004 werden Estland, Lettland und Litauen Mitglieder der Europäischen Union. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ziegenhorn, C. v., Staatsrecht der Herzogtümer Curland und Semgallen, 1772, Neudruck 1973; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, T. v., Der baltische Civilprozess nach der Justizreform vom Jahre 1889, 1890f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Schilling, C., Die lehn- und erbrechtlichen Satzungen des waldemar-erich’schen Rechtes, (o. J.); Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Blaese, H., Einflüsse des römischen Rechtes in den baltischen Gebieten, 1964; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Hehn, J. v., Die Umsiedlung der baltischen Deutschen, 1984; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Schmidt, A., Geschichte des Baltikums, 1992; Baltische Länder, hg. v. Pistohlkors, G. v., 1994; Die baltischen Sprachen, hg. v. Eckert, R., 1994; Der Aufbau der freiheitlich-demokratischen Ordnung in den baltischen Staaten, hg. v. Meissner, C. u. a., 1995; Norgaard, O. u. a., The Baltic States after Independence, 1996; Die baltischen Staaten, hg. v. Scholz, F. u. a., 1997; Baltistik, hg. v. Bammesberger, A., 1998; Handbuch Baltikum heute, hg. v. Graf, H. u. a., 1998; Die Deutschbalten und der National­sozialismus, Bd. 1, hg. v. Garleff, M., 2000; Roth, M., Der Einfluss des Europarats auf die demokratische und menschenrechtliche Transformation der baltischen Staaten, 2004; Tuchtenhagen, R., Geschichte der baltischen Länder, 2005; Garber, K., Schatzhäuser des Geistes, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 982; Tuchtenhagen, R., Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa, 2008; Baltisch-europäische Rechtsgeschichte und Lexikographie, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufklärer im Baltikum, hg. v. Kronauer, U., 2011; Plath, T., Zwischen Schonung und Menschenjagden, 2012; Die baltischen Länder und Europa in der frühen Neuzeit, hg. v. Angermann, N. u. a., 2015; Luts-Sootak, M., Carl Erdmann – ein deutschbaltischer Provinzialrechtler mit Idealen, ZRG GA 138 (2021), 155

Baluze, Etienne (Tulle 24. 11. 1630-Paris 28. 7. 1718) veröffentlicht nach dem Rechts­studium in Toulouse als Bibliothekar Jean-Baptiste Colberts (1619-1683) 1677 die erste große Ausgabe der früh­mittel­alterlichen →Kapitularien (ein­schließlich der Volksrechte) des fränkischen Reiches (Capitularia regum Francorum). S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien?, 1961

Bamberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der als Burg Babenberg (→Babenberger) erstmals zu dem Jahre 902 genannte Ort an dem oberen Main, der 973 von Kaiser Otto II. an den verwandten Herzog von Bayern gegeben und 1007 unter dessen Erben König Heinrich II. Sitz eines Bistums wird. Um 1060 erfolgt eine Aufzeichnung des Dienstrechts der Dienstmannen. 1507 „bringt“ nach der anonymen Vorrede zu der erst nach dem Tode Schwarzenbergs veröffentlichten Übersetzung von Ciceros Offizien der bischöfliche Hofmeister Johann von →Schwarzenberg ohne rechtswissenschaftliches Studium die Bamberger Halsgerichts­ordnung (Constitutio Criminalis Bamber­gensis) „nach Rat der Gelehrten und anderer Verständiger zusammen“, der dann 1532 in dem Heiligen römischen Reich (subsidiär) die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina Karls V. – peinliche Gerichtsordnung Karl - folgt. 1735 wird für kurze Zeit eine juristische Fakultät (Gönner) an der von 1648 bis 1803 bestehenden Universität eingerichtet. 1769 wird ein Landrecht erlassen (nur Teil 1 Civil- oder bürgerliche Sachen betreffend). 1803 fällt das Fürstbistum Bamberg an Bayern. Kirchlich wird das seit dem 13. Jahrhundert von Mainz exemte Bistum 1818/1821 Erzbistum mit den Bistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg. Seit 1923 besteht eine philosophisch-theologische Hochschule mit (1946) rechts­wissenschaftlichem Studiengang, seit 1972 eine Gesamthochschule (1979 Universität) mit einer wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fakultät. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 94, 138; Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BambergischeHalsgerichtsordnung1507.pdf; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Jaffé, P., Monumenta Bambergensia, 1869; Güterbock, C., Zur Redaktion der Bambergensis, 1910; Ament, W., Bamberg, 1929; Das (exemte) Bistum Bamberg, hg. v. Guttenberg, E. v. u. a., 1937ff.; Weiß, H., Stadt- und Landkreis Bamberg, 1974; Hoffmann, H., Bamberger Handschriften, 1995; Moser, P., Bamberg, 1998; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Festschrift 200 Jahre Appel­lations­gericht/Oberlandesgericht Bamberg, hg. v. Meisenberg, M., 2009; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Siewert, U., Das Bamberger Kollegiatstift St. Stephan, 2007; Staudenmaier, J., Gute Policey in Hochstift und Stadt Bamberg, 2012; Handel, Händler und Märkte in Bamberg, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2015; Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Bambergensis, 2015

Bamberger Halsgerichtsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bamberg

Bande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 1390? oder - 1400 bezeugt – in EDEL1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönchs] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Tirol/ÖW. V 342] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verbindung oder der Zusammenschluss mehrerer Menschen zu der grundsätzlich gemeinsamen Begehung von Straftaten. Bekannte geschicht­liche Beispiele sind etwa die Bande Robin Hoods, des Schinderhannes oder der Roten Armee Fraktion.

Lit.: Die Entwicklung der Strafpraxis bei Bandenkri­minalität, 2010; Gerstenmayer, C., Spitzbuben und Erzbösewichter, 2012; Sundermeyer, O., Bandenland – Deutschland im Visier von organisierten Kriminellen, 2017

Bank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [vor 1022/Notker] bezeugt - 9. Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die breite Sitzgelegenheit und rechtlich das Unternehmen, dessen Inhaber mindestens eine Art von Bankgeschäften in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise einge­richteten Geschäftsbetrieb erfordert. Nach antiken Vorläufern in Ägypten, Griechenland und Rom (lat. [M.Pl.] argentarii, mensarii) entwickeln sich seit dem 12. Jahrhundert berufs­mäßige, jeweils auf oder an einer hölzernen oder steinernen Bank tätige Geldwechsler zuerst in Italien (Lombarden), wobei wegen der Nähe von Geldwechsel und Darlehen auf Grund des kanonischen Zinsverbots Juden geschäftliche Vorteile erwachsen. Seit dem 15. Jahrhundert entstehen halböffentliche Banken und danach öffentliche Banken (Barcelona 1401, Genua 1409, Amsterdam 1609, Hamburg 1619, Nürnberg 1621, Bank of England 1694). Seit etwa 1835 beginnen die Banken mit der Finanzierung industrieller Unternehmen, die bereit sind, Fremdkapital aufzunehmen (Paris 1852 Aktienbank). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden die (zu etwa der Hälfte von jüdischen Inhabern betriebenen rund 1000 deutschen) Privatbanken (wie Sal. Oppenheim in Köln, M. Warburg in Hamburg) von den von ihnen zu der Gefahrenverringerung entwickelten Aktien­ban­ken allmählich zurückgedrängt, zwischen 1933 und 1945 auch geschlossen oder durch Arisierung enteignet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Banken zu bedeutenden Dienst­leistungsunternehmen, deren Recht zuneh­mend europäisiert und zusätzlich globalisiert wird. In dem Herbst 2008 entsteht auf Grund ungesicherter Darlehens­vergabe weltweit eine Bankenkrise, wenig später wird wegen politisch zugunsten der vielfach staatlichen Schuldner gewollten Zinsverfalls Geld so billig, dass Negativzinsen für Kapital erhoben werden.

Lit.: Köbler, DRG 176; Günther, K., Die städtischen Wechselbanken Deutschlands, Diss. jur. Münster 1932; Trusen, W., Die Anfänge öffentlicher Banken und das Zinsproblem, (in) FS J. Bärmann, 1975, 113; Born, K., Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, 1976; Pöschel, H., Die Statuten der Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften in Hamburg und Altona von 1710-1889, 1978; Wissenschaft und Kodifikation Bd. 5 1980; Klein, E., Deutsche Bankengeschichte, 1982; L’alba della banca, 1982; Gabler Banklexikon, hg. v. Grill, W. u. a., 11. A. 1995, 13. A. 2002, 15. A. 2020; Lane, F./Mueller, R., Money and Banking, 1985; Ruland, A., Zur Entwicklung des Bankaufsichtsrechts, Diss. jur. Münster 1987; Kluge, A., Zur Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften, 1991; Wandel, E., Banken und Versicher­ungen, 1997; Europäische Bankgeschichte, hg. v. Pohl, H., 1997; Banking, Trade and Industry, hg. v. Teichova, A., 1997; Fuchs, R., Die Wiener Stadtbank, 1998; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; A History of European Banking, hg. v. Kurgan, G. u. a., 2000; James, H., Verbandspolitik im National­sozialismus, 2001; Kahmann, H., Die Bankiers von Jacquier & Securius 1933-1945, 2002; Distel, J., Die Errichtung des westdeutschen Zentralbanksystems mit der Bank deutscher Länder, 2003; Der Privatbankier, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Die Commerzbank und die Juden, hg. v. Herbst, L. u. a., 2004; Linder, N., Die Berner Bankenkrise von 1720, 2004; Liedtke, R., N M Rothschild & Sons, 2006; Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, hg. v. Pohl, H., 2008; Scholtyseck, J., Die Geschichte der National-Bank, 2011; Rosenberg, H. u. a., Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. A. 2011, 19. A. 2014, 20. A. 2016; Denzel, M., Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621-1827), 2012; Backhaus, F., Mayer Amschel Rothschild, 2012; Lampe, W., Der Bankbetrieb in Krieg und Inflation, 2012; Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte, hg. v. Lindenlaub, D. u. a., 2013; Jungmann-Stadler, F. u. a., Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955-2002, 2014; Graber, R. u. a., Akte Hypo Alpe Adria, 2014; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015; 100 Jahre Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands 1916-2017, hg. v. Institut für Bank- und Finanzgeschichte e. V., 2016; Knake, S., Unternehmensfinanzierung im Wettbewerb – Die Braunschweiger Staatsbank von 1919 bis 1969, 2020

Bankert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 1350-1365 [Heinrich der Teichner] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FRBern. V 314] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise oder ganz mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd. Banchart [M.] auf der Bank Gezeugter) ist die ältere deutsche Bezeich­nung für das seit dem 8. Jahrhundert von der Kirche abgelehnte uneheliche Kind (oder →nichteheliche Kind).

Lit.: Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder im Mittelalter, 1920; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger in der Geschichte des Privatrechts, 1978; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L., 1994

Bankrott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Staatsbankrott – nicht - und in DW2 bezeugt – 1457 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [CoutSPierreGand 124 § 73] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vollständige Scheitern des Unternehmers, das in dem Spätmittelalter bei den Bankinhabern zu dem Zerstören ihrer Bank (ital. banca rotta [F.] zerbrochene Bank) führt, wobei die Bezeichnung über das Nieder­ländische und das Französische in dem 15. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche eindringt. Für die Abwicklung des Bankrotts setzt sich gegenüber der älteren Gant seit dem späteren 16. Jahrhundert das Verfahren des Konkurses und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1999 das Verfahren der Insolvenz durch. Der betrügerische Bankrott ist Straftat­be­stand.

Lit.: Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemacht – Konkursverfahren aus Frankfurt am Main vor dem Reichskammergericht, 2016

Bann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 594 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Cap. I 1 S. 51, lateinisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Möglichkeit eines Amtsträgers, Gebote und Verbote unter Anordnung gewichtiger Rechtsfolgen für den Fall der Nichtbeachtung auszusprechen (mlat. bannus Gregor von Tours [538/539-594], Historiae 5, 26). In diesem Sinn kann bereits der jüdische Rabbi den uneinsichtigen Sünder zu einem Heiden erklären (vgl. Matthäus 18,15-17). Dementsprechend schließt das Christentum (Elvira 306) Sünder in bestimmten Fällen aus der kirchlichen Gemeinschaft (lat. [F.] excommunicatio Ausschluss aus der Gemein­schaft in dem 4./5. Jahrhundert gebildet) aus (nicht auch aus der Kirche insgesamt). In Fällen geringerer Sünde wer­den nur der Empfang der Sakramente und das kirchliche Amt abgesprochen. Von dem kirch­lichen Bann kann der Papst lösen. In dem weltlichen Bereich kennt das fränkische Recht den Bann des Königs oder Grafen. Wer dagegen verstößt, muss 60 bzw. 15 Schilling leisten. Seit dem Hochmittelalter gehen die Bann­rechte des Königs auf den Landesherrn über und werden dann durch das Hoheitsrecht des Landesherrn bzw. später des Staates ersetzt. Der kirchliche Bann wird unter dem Einfluss der Aufklärung in dem 18. Jahrhundert vielfach verboten, in dem 19. Jahrhundert aber häufig wieder eingeführt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 83, 130; Sickel, W., Zur Geschichte des Bannes, 1886; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1914; Voltelini, H. v., Königsbann­leihe und Blutbannleihe, ZRG GA 36 (1915), 290; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Ganahl, K., Der Fürbann im bayerischen Rechtsgebiet, ZRG GA 54 (1934), 257; Fehr, H., Zur Geschichte des Bannes, ZRG GA 55 (1935), 237; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289; Siuts, H., Bann und Acht, 1959 (Diss. phil. Kiel 1956); Doskucil, W., Der Bann in der Urkirche, 1958; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973; Vodola, E., Excom­munication in the Middle Ages, 1986; Schneider, J./Erb, T., Bannus, (in) Archivum latinitatis medii aevi 64 (2006), 57; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Banner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1185 bezeugt – 1170 [Rolandslied des Pfaffen Konrad] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264/1269 [BaselUB. I 430, 1270 HambStR. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Französische und das Fränkische mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielleicht schon in germanischer Zeit als Zeichen möglicherweise auch für Mitteilungen dienende Fahne (Heerfahne, Gerichtsfahne). Seit dem 11. Jahrhundert werden Fahnen mit einem Fahnen­wagen in die Schlacht gefahren. Seit Friedrich I. Barbarossa (1122-1190, König 1152) führt der König ein Banner mit schwarzem Adler auf gelbem Grund mit sich.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 34; 75 (Fünfundsiebzig) Jahre Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold, red. v. Grimm, U., 1999

bannitio (mlat. [F.]) öffentliche Ladung (nicht in latein_a-z.docx)

Bannleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergabe (Leihe) eines Bannes durch den König. Sie wird 1149 zu Gunsten der Kirche sichtbar. In dem Sachsen­spiegel ist die Bannleihe eine grundlegende Er­scheinung der Gerichtsbarkeit, doch verliert die königliche Bannleihe mit dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Landesherren ihre Bedeutung.

Lit.: Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994

Bannmeile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1237 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [MGConst. II 276] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die örtlich auf eine (oder auch mehrere) Meilen festgelegte Reichweite eines →Bannes oder einer Herrschaftsgewalt. Seit dem Hochmittelalter werden insbesondere Burgen, Städte (beispielsweise Lechenich 1279 banmile sive bivanc), Märkte, Mühlen oder Brauhäuser mit einer Bannmeile ausgestattet, in deren Bereich Wettbewerb ausgeschlossen ist. In der Gegenwart beschreibt die Bannmeile eines Staats­organs den räumlichen Bereich, in dem zu seinem Schutz keine Versammlungen abgehalten werden dürfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hirsch, H., Die Klosterimmu­nität seit dem Investiturstreit, 1913; Küchler, W., Das Bannmeilenrecht, 1964

Bannwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1351 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [GrW. V 357] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Bann des Königs oder sonstigen Herren der allgemeinen Nutzung entzogene Wald (7. Jahrhundert lat. [F.] silva regis, forestis, 1251 banholz, 1280 banforst).

Lit.: Mantel, K., Wald und Forst in der Geschichte, 1990; Dasler, C., Forst und Wildbann, 2001

Bannwein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber nicht in DW2 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1111 [SpeyerUB. 19] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Bann in Wettbewerb geschützter Wein einer Herrschaft

barbarus, barbaros, barbar, lat., Adj., barbarisch, ausländisch, fremd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. βάρβαρος (bárbaros), Adj., nicht griechisch, unverständliche Sprache sprechend, barbarisch; vgl. idg. *baba-, V., undeutlich reden, lallen

barbarus, lat., M., Barbar, plappernder (Nichtrömer), Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx

Lit.: Köbler, LAW; Rugullis, S., Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen, 1992

Barbeyrac, Jean de (1674-1744), 1697-1710 Professor für alte Sprachen in Berlin, 1711-1717 für Geschichte und Naturrecht in Lausanne, 1717-1744 für öffentliches und privates Recht in Groningen, verbreitet natur­rechtliches Gedankengut durch fran­zösische Übersetzungen von Werken Pufendorfs, Grotius’ und Cumberlands. S. Google

Lit.: Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970

barfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Veluwe Deichbrief/ZRG2 Germ. 28 1907 292] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), bloßfüßig, vgl. 2. Samuel 15, 30, ältester vollständig erhaltener Lederschuh von dem Schnidejoch in den Alpen Berns auf 4300 v. Chr. datiert

Bargilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 789-814 [Cap. I 1 S. 185] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Biergelde

Barock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen barockisch – nicht und in DW2 1876 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Französischen und Portugiesischen in der weiteren Herkunft ungeklärt, M./N., Adjektiv barock 1759 aus dem Französischen und Portugiesischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) ist in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance an dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Klassizismus ab etwa 1760/1770.

Lit.: Methoden und Probleme der Alltagsforschung im Zeitalter des Barock, hg. v. Pickl, O. u. a., 1992

Baron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt – ab 643 [Leges Langobardorum] und 1200-1210 [Parzival des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und Mittelfranzösische von ahd. baro (M.) Mann abgeleitet und mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar sowie in der weiteren Herkunft vielleicht ungeklärt, M.) Bezeichnung für Angehörigen einer Gruppe Adeliger (1595 für Freiherr)

Barrister (M.) ist der vor Gericht (engl. [N.] bar) auftretende Anwalt des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

Barschalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 804 [Freising Trad. I 184] in 18 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für bestimmte Halbfreie in dem frühmittelalterlichen Bayern (8./9. Jahrhundert, auch 13. Jahrhundert).

Lit.: Köbler, WAS; Janda, A., Die Barschalken, 1926; Mayer, T., Baar und Barschalken, (in) FS I. Zibermayr, 1954, 143

Bartholomäus de Capua ist ein in Capua an dem 12. 8. 1248 als Sohn eines Juristen geborener, in Neapel ausgebildeter und 1278 promovierter, 1328 verstorbener neapoli­tanisch­er Jurist (Glossen, Quästionen, Reden). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 499

Bartholomäusnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nacht (von dem 23. August) zu dem 24. August (1572), in der nach der Hochzeit (Bluthochzeit) des Protestanten Heinrich von Navarra mit Margareta von Valois in Paris und Umgebung mehr als 3000 Menschen (meistens Hugenotten) getötet werden.

Bartolus de Saxoferrato (aus bäuerlicher Familie, Venatura bei Sassoferrato/Saxofer­rato nahe Ancona in Umbrien 1313? oder 1314?-Perugia 13. 7. 1357, lat. [F.] lucerna iuris, Leuchte des Rechtes) lehrt nach dem in Perugia (1327 mit etwa vierzehn Jahren, Cinus de Sighibuldis) und Bologna (1330?, 1333?) betriebenen Rechtsstudium und der nach der Disputation von 1333 (baccalaureus) an dem 10. 11. 1334 in Bologna erlangten Promo­tion zu einem (lat.) doctor (M.) iuris civilis (Lehrer des weltlichen Rechtes) und einer Tätigkeit als Assessor des Podestà in Todi, Cagli und Pisa seit Winter 1338/1339 in Pisa und Perugia (1342) weltliches Recht. Neben vielleicht mehr als 400 gedruckten und weiteren rund 200 ungedruckten Gutachten (etwa vierundzwanzig je Jahr oder zwei je Monat) verfasst er bedeutende Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie Glossen, additiones, 22 gedruckte quaestiones und etwa 45 (28 gedruckte) wichtige Traktate (beispielsweise zu dem Markenrecht und Wappenrecht) in klarer, aber trotz freierer Auslegung noch an der Scholastik ausgerichteter Denkweise. Seine Werke bilden neben der Glosse des Accursius an vielen Orten die Grundlage des juristischen Studiums bis weit in die Neuzeit ([lat.] Nemo bonus iurista, nisi Bartolista, niemand ist guter Jurist, wenn er nicht Bartolist ist). Sein wohl bekanntester Schüler ist →Baldus de Ubaldis. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Bartolus, Opera omnia, Drucke seit 1525; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3ff. 1834ff.; Woolf, C., Bartolus of Sassoferrato, 1913. Neudruck 2012; Bartolo da Sassoferrato, Bd. 1f. 1962; Merzbacher, F., Bartolo de Sassoferrato, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 559; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Cavallar, O. u. a., A Grammar of Signs, 1994; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 682; Bartolo de Sassoferrato nel VII centenario della nascità – diritto, politica, società, 2014

Basel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein (Basilia 374 n. Chr.) wird auf keltisch-römischer Siedlungsgrundlage (kelti­sche Rauriker 1. Jahrhundert v. Chr., römisches Kastell auf dem Hügel des späteren Münsters um 15 v. Chr.) nach dem Übergang an die Alemannen (6./7. Jahrhundert) vielleicht in dem 7. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (zunächst von Augst und Basel). 1185/1190 ist ein Rat urkundlich bezeugt. Seit 1362 zählt es sich nach dem Kauf wichtiger Rechte des Bischofs zu den freien Städten in dem Heiligen römischen Reich und erwirbt Gebiete zu dem Jura hin. 1431-1437 ist es Tagungsort eines Konzils. 1459 (4. 4. 1460) erlangt es eine (bald verbaselte) Universität (mit rund 2200 Promotionen zwischen 1558 und 1818 d. h. jährlich etwa 9). An dem 13. 7. 1501 schließt sich Basel als neunter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz an und löst sich 1648 förmlich von dem Heiligen römischen Reich. Die Stadtgerichtsordnung von 1719 schöpft hauptsächlich aus dem württembergischen Landrecht von 1555. 1821 wird ein Kriminalgesetzbuch für den Kanton Basel erlassen. 1832/1833 trennt sich Basel-Land von Basel-Stadt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Concilium Basiliense, hg. v. Haller, J., Bd. 1ff. 1896ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1ff. 1907ff.; Bruder, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Basel, 1909; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Festschrift zur Feier des 450jährigen Bestehens der Universität Basel, 1910; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1f. 1907ff.; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 1917; Ribeaud, A., Le moulin féodal, 1920; Heusler, A., Basels Gerichtswesen im Mittelalter, 1922; His, E., Zur Geschichte des Basler Notariats, (in) Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 20 (1922), 1; Saxer, E., Das Zollwesen der Stadt Basel, 1923; Roth, P., Die Organisation der Basler Landvogteien, 1922; His, E., Eine historische Staatsteilung, (in) FG (Festgabe) Fritz Fleiner 1927; Membrez, A., Die Burgvogtei Binzen, 1928; Metzger, K., Die Verbrechen und ihre Straffolgen im Basler Recht des späteren Mittelalters, 1931; Koelner, P., Die Safranzunft zu Basel, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Zur Territorial­bildung der Bischöfe von Basel, (in) ZGO 52 (1938), 226; Die Matrikel der Universität Basel, hg. v. Wackernagel, H., Bd. 1f. 1951ff.; Staehelin, A., Geschichte der Universität Basel 1632 bis 1818, 1957; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Hagemann, H., Basler Stadtrecht im Spätmittelalter, ZRG GA 78 (1961), 140; Professoren der Universität Basel, 1960; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel 1459-1529, 1962; Baerlocher, R., Das Rechtsmittelsystem des baselstädtischen Zivilprozess­rechts, 1964; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung 1860-1870, 1963; Staehelin, A., Sittenzucht und Sittengerichtsbarkeit in Basel, ZRG GA 85 (1968), 78; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, 1969; Abplanalp, F., Zur Wirtschaftspolitik des Fürstbistums Basel, 1971; Bühler, T., Gewohnheits­recht und Landesherrschaft im ehemal­igen Fürstbistum Basel, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,443, 3,2,1958; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, 1978; Simon, C., Untertanenverhalten und obrigkeitliche Moral­politik, 1981; Hagemann, H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Kern, B., Die juristische Gesellschaft zu Basel, ZRG GA 100 (1983), 145; Röthlin, N., Die Basler Handelspolitik, 1986; Münch, P., Aus der Geschichte des Basler Privatrechts im 19. Jahrhundert, 1991; Basel, hg. v. Kreis, G. u. a., 2000; Hirsch, V., Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen, 2004; Hagemann, H., Laiengericht und gelehrtes Recht am Beispiel des Basler Stadtgerichts, (in) ZNR 27 (2005), 1; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Suter, S., Die strafrechtlichen Bedenckhen, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Steinbrink, M., Ulrich Meltinger, 2008; Berner, H. u. a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2008; Hagemann, Hans-Rudolf, Vielschichtiges Recht - Zivilrechtspflege im neuzeitlichen Basel, 2009; Kunz, R., Geschichte der Basler juristischen Fakultät 1835-2010, hg. v. Hafner, F. u. a., 2011; Gelehrte zwischen Humanismus und Reformation, hg. v. Wallraff, M., 2011; Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), hg. v. Signori, G., 2014; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Christ-von Wedel, C., Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit – die frühe Reformationszeit in Basel, 2017

Basiliken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [ta] basilika [nomima], kaiserliche [Bücher bzw. Gesetze], Pl.) ist der Name für die (von Kaiser Basilius I. 867-886 geplanten) 60 Bücher, in denen unter Kaiser Leon VI. (886-912) in →Byzanz die la­teinischen Rechtstexte (Codex und Di­gesten) Kaiser →Justinians (528-534) auf der Grundlage wohl alter griechischer Para­phra­sen in das Griechische übersetzt, gestrafft und vereinfacht werden (Digesten­para­phrase des Anonymus, Codex­paraphrase des Thaleleios). Später kommen Randbemer­kungen (Scholien) hinzu. Um 1345 bearbeitet →Harmenopulos die Basiliken in dem →Hexabiblos. Die unmittelbare Geltung der Basiliken endet mit der Einnahme Ostroms durch die Türken 1453 n. Chr., doch bleiben die Basiliken in Zusammen­fassungen und Auszügen für Griechenland bis zu dem Zivilgesetzbuch des Jahres 1946 bedeutsam.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 6; Basilicorum libri LX, hg. v. Scheltema, J., u. a., Bd. 1ff. 1953ff.

Baske (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen in Baskenmütze - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Baskenmütze – nicht, aber in Google belegt, M., damit sprachlich verbindbare Eigenbezeichnung Euskaldunak [Baskischsprecher] oder Euskal Herritar [Volk des Baskenlands]) ist der Angehörige eines vorindogermanischen, um die Pyrenäen in Spanien und Frankreich siedelnden Volkes (vielleicht insgesamt 650000 Baskischsprecher). In dem 10. Jahrhundert deckt sich das Land der Basken mit dem Königreich →Navarra. 1939 beseitigt der spanische Diktator Franco die Vorrechte der ihm ablehnend gegenüberstehenden Basken. 1979 erhalten die Basken (wieder) Autonomie. Hinweise auf eine frühere Besiedelung ihres Gebietes durch andere Sprachgruppen bestehen nicht.

Lit.: Ortots, H., Die Basken, 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,247; Kasper, M., Baskische Geschichte, 1997, 2. A. 2008; Kurlansky, M., Die Basken, 2000

Baudoin (Balduinus), François (Arras 1520-Paris 1573), Fiskaladvokatensohn, lehrt nach dem Studium in Löwen (Mudaeus), kurz in Paris (Du Moulin), seit 1548 in Bourges, seit 1555 in Straßburg, seit 1556 in Heidelberg, nach einiger Unterbrechung seit 1566 in Besançon und seit 1569 in Angers. Innerhalb der französischen Humanisten bemüht er sich um die von der einfachen Überlieferung gelöste zusammenfassende Behandlung verschiedener Textschichten (beispielsweise der Codex­fragmente Konstantins). S. Google

Lit.: Erbe, M., François Baudoin, 1978

bauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [800 - bzw. 3. Viertel 8. Jh.] - bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – beispielsweise - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wohnen, errichten, bestellen

Bauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [750] bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 645, 646] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bauen 800) ist der Angehörige des die Landwirtschaft betreibenden Berufsstands. Sachlich entsteht der Bauer mit der vor zehntausend Jahren in dem Gebiet des so genannten