5861 | Religion ist das Ergriffenwerden vom Göttlichen. Indogermanen, Römer und Germanen kennen in ihrer R. eine Vielzahl von an Naturerscheinungen angelehnten, durch menschenähnliche Züge gekenn-zeichneten Göttern, die an unterschiedlichen Orten verehrt werden. Seit dem 1. Jh. n. Chr. breitet sich im römischen Weltreich die von Jesus Christus auf jüdischer Grundlage gestiftete christliche, auf einen einzigen, Gerechtigkeit verwirklichenden Gott ausgerichtete R. aus, die zur Staatsreligion wird und seit dem 3./4. Jh. auch auf die Germanen übergreift. Zwischen der Taufe Chlodwigs (zwischen 497 und 507) und der Salbung Pippins des Jüngeren zum König (751) erlangt die christliche R. im Frankenreich eine beherrschende Stellung. Glaubenssätze verändern in vielfacher Weise das hergebrachte Recht. Seit dem Hochmittelalter wird abstrakt auch in weltlicher Sicht das (angeblich gute, alte) →Recht auf Gott zurückgeführt. Mit der Reformation Martin →Luthers (1517) beginnen grundsätzliche Zweifel an der selbverständlichen Richtigkeit religiöser Aussagen. Die Aufklärung wendet sich allgemein gegen unkritisch akzeptierte Dogmen. Seit dem 19. Jh. wird der Einfluss der R. auf das Recht zurückgedrängt (→Kulturkampf) und die Trennung von Kirche und Staat bejaht. In der zweiten Hälfte des 20. Jh.s dringt die Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft vor. Lit.: Maass, G., Der Einfluss der Religion auf das Recht und den Staat, 1886, Neudruck 2011; Groenbech, W., Kultur und Religion der Germanen, 9. A. 1980; Heck, E., Der Begriff religio, 1971; Heiler, F., Die Religionen der Menschheit, 4. A. 1982; Feil, E., Religion, 1986; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Ruthmann, B., Die Religionsprozesse am Reichskammergericht, 1996; Kippenberg, H., Die Entdeckung der Religionsgeschichte, 1997; Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Betz, H. u. a., 4. A. Bd. 1f. 1998ff.; Handbuch der Religionsgeschichte, hg. v. Dinzelbacher, P., Bd. 1ff. 1999ff. (z. B. Bd. 4 2012); Küng, H., Die Weltreligionen auf dem Weg, 1999; Zwischen Krise und Alltag, hg. v. Batsch, C. u. a., 1999; Metzler Lexikon Religion, hg. v. Auffarth, J. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Rémond, R., Religion und Gesellschaft in Europa, 2000; Feil, E., Religio, Bd. 3 2000; Müller-Karpe, H., Grundzüge antiker Menschheitsreligion, 2000; Rüpke, J., Die Religion der Römer, 2001; Religion in den germanischen Provinzen Roms, hg. v. Spickermann, W., 2001; Elsas, C., Religionsgeschichte Europas, 2002; Ohlig, K., Religion in der Geschichte der Menschheit, 2002; Heckel, M., Der Rechtsstatus des Religionsunterrichts, 2002; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K., 2002; Kippenberg, H./Stuckrad, K. v., Einführung in die Religionswissenschaft, 2003; Oberste, J., Zwischen Heiligkeit und Häresie, 2003; Multireligiosität im vereinten Europa, hg. v. Lehmann, H., 2003; Spieckermann, W., Germania superior, 2003; Heinig, H., Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften, 2003; Angenendt, A., Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter, 2003; Graf, F., Die Wiederkehr der Götter, 2004; Quack, A., Heiler, Hexer und Schamanen, 2004; Religionen der Welt, hg. v. Bowker, J., 2004; Scharfe, M., Über die Religion, 2004; Religionen und Kulturen der Erde, hg. v. Grabner-Haider, A./Prenner, K., 2004; Religion und Kultur im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts, hg. v. Hartmann, P., 2004; Metzler Lexikon Religion, hg. v. Auffahrt, C. u. a., 2004; Antes, P., Grundriss der Religionsgeschichte, 2006; Religiöse Prägung und politische Ordnung in der Neuzeit, hg. v. Löffler, B./Ruppert, K., 2006; Rüpke, J., Historische Religionswissenschaft, 2007; Religiöse Bewegungen im Mittelalter, hg. v. Bünz, E. u. a., 2007; Die Religion des Imperium Romanum, hg. v. Cancik, H. u. a., 2008; Römische Religion im Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2008; Medien religiöser Kommunikation im imperium Romanum, hg. v. Schörner, G. u. a., 2008; Recht und Religion, hg. v. Barta, H., 2008; Imperium et comitatus - Das Reich und die Religion, hg. v. Nitschke, P. u. a., 2009; Römische Religion im historischen Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2009; Mahlstedt, I., Rätselhafte Religionen der Vorzeit, 2010; Rüpke, J., Von Jupiter zu Christus, 2010; Zinser, H., Grundfragen der Religionswissenschaft, 2010; Hannig, N., Die Religion der Öffentlichkeit, 2010; Hamm, B., Religiosität im späten Mittelalter, 2011; Law and Religion in the Roman Republic, hg. v. Tellegen-Couperus, O., 2012; Religion and Law in Classical and Christian Rome, hg v. Ando, C. u. a., 2012; Göttlicher Zorn und menschliches Maß, hg. v. Kästner, A. u. a., 2013; Linke, B., Antike Religion, 2013; Imperium der Götter - Isis - Mithras - Jesus, 2013 |
5862 | Religionsfreiheit ist die Freiheit der Religion und ihrer Ausübung. Die R. entwickelt sich seit der →Reformation Martin →Luthers. 1526, 1552 bzw. 1555 wird sie den Landesherren zuerkannt. 1648 wird sie auf das reformierte Bekenntnis ausgedehnt. 1788 gewährt Preußen im sog. Wöllnerschen Religionsedikt persönliche Gewissensfreiheit, 1803/1818 Bayern, 1818 Baden, 1819 Württemberg und 1831 das Kurfürstentum Hessen. Allerdings bleibt bis 1918 die R. ein Recht des Einzelnen gegenüber dem andersgläubigen Staat. Die Weimarer Reichsverfassung vom 11. 8. 1919 begründet dann allgemeine R. (Bekenntnisfreiheit, Kultusfreiheit, religiöse Vereinigungsfreiheit). Lit.: Kroeschell, DRG 3; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891, Neudruck 1975; Listl, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1971; Lutz, H., Zur Geschichte der Toleranz und Religionsfreiheit, 1977; Zippelius, R., Religionsfreiheit, Staat und Kirche, 1997; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007; Kaupisch, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit in seiner historischen Entwicklung, 2008; Schachtschneider, K. u. a., Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam, 2010; Heimbach-Steins, M., Religionsfreiheit, 2011 |
5863 | Religionsfriede ist der zur Beendigung eines Religionskriegs vereinbarte Friede (z. B. Augsburger R. vom 25. 9. 1555). Lit.: Wolf, G., Der Augsburger Religionsfriede, 1890; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfrieden und das Reichskammergericht, 1976; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Wüst, W. u. a., 2005; Wolgast, E., Religionsfrieden als politisches Problem der frühen Neuzeit, HZ 282 (2006), 59; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007 |
5864 | Religionsgemeinschaft ist die Gemeinschaft der Anhänger einer Religion zu deren Ausübung unabhängig von einer besonderen öffentlichrechtlichen Stellung. |
5865 | Religionskrieg ist der wegen der →Religion geführte →Krieg (z. B. 1419-1436 Hussitenkriege, 1547 Schmalkaldischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg 1618-48). Lit.: Köbler, DRG 95, 130; Religionskriege im alten Reich und in Alteuropa, hg. v. Brendle, F. u. a., 2006 |
5866 | Religionsmündigkeit ist die →Mündigkeit in Religionsangelegenheiten. Nach dem Gesetz über die religiöse Kindererziehung vom 15. 7. 1921 erlangt das Kind mit 10, 12 und 14 Jahren stufenweise R. Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983 |
5867 | Religionsverbrechen ist die an unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen Zeiten gegen die jeweilige →Religion gerichtete, mit einer Strafe verfolgte Handlung (z. B. Zauberei u. a.). Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 1; Kießling, E., Zauberei in den germanischen Volksrechten, 1941 |
5868 | Religiöse Kindererziehung ist die Erziehung von Kindern in Religionsangelegenheiten. Im Mittelalter ist die christliche r. K. durch die Eltern unstreitig. Dementsprechend verbietet es die Kirche, Judenkinder gegen den Willen ihrer Eltern zu taufen. Zum Problem wird die r. K. mit der Reformation und der Aufklärung. Hier entwickelt sich der Grundsatz, dass in glaubensverschiedenen Ehen zunächst die zwischen den Eltern getroffene Vereinbarung, hilfsweise die Religion des Vaters entscheidet (Preußen 1803, dagegen das Geschlecht des Kindes nach dem Allgemeinen Landrecht von 1794). Nach Landesrecht entstehen bis 1921 31 verschiedene Rechtsgebiete. Mit Reichsgesetz vom 15. 7. 1921 wird eine 1939 auch auf Österreich erstreckte einheitliche Regelung getroffen, wonach beide Eltern die r. K. gemeinsam bestimmen, nach Vollendung des 12. Lebensjahrs das Kind nicht gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden kann und nach Vollendung des 14. Lebensjahrs das Kind über seine Religion selbst bestimmen kann. Lit.: Hübler, B., Die religiöse Erziehung der Kinder, 1888; Roth, H., Die religiöse Kindererziehung nach schweizerischem Recht, Diss. jur. Zürich 1920; Pfordten, v. d. T., Gesetz über die religiöse Kindererziehung, 1922; Kammerloher-Lis, S., Die Entstehung des Gesetzes über die religiöse Kindererziehung, 1999 |
5869 | Reliquie ist in der christlichen →Religion ein Überrest eines herausgehobenen Menschen (z. B. eines Heiligen). Die Verehrung einer R. wird vermutlich seit dem 4. Jh. in der westlichen christlichen Kirche aus älteren Ansätzen (z. B. Heroenverehrung in Griechenland) übernommen. Sie gewinnt im Mittelalter große Bedeutung. In der Gegenwart ist sie fragwürdig (z. B. bei Windel Christi, Grabtuch Christi u. a.), weil sie zu oft von heuchlerischen Geschäftemachern zu Lasten der gutgläubigen Armen und Schwachen zu Wallfahrtsrummeln (z. B. Georgenberg) missbraucht wird. Lit.: Pfister, F., Der Reliquienkult im Altertum, 1909ff.; Heinerth, H., Die Heiligen und das Recht, 1939; Braun, J., Die Reliquiare des christlichen Kultus, 1940; Angenendt, A., Heilige und Reliquien, 1994; Mayr, M., Geld, Macht und Reliquien, 2000; Von goldenen Gebeinen, hg. v. Mayr, M., 2001 |
5870 | Remissorium (N.) ist das knappe, alphabetisch geordnete Nachschlagwerk (Inhaltsverzeichnis) des 15. Jh.s hauptsächlich zum sächsischen Recht (z. B. das in 19 Handschriften von 1452 bis 1472 überlieferte R. des Dietrich von Bocksdorf, das R. des Tammo von Bocksdorf, das R. des Kaspar Popplau, das R. Zu fromen und bequemikeit, das R. (lat. [F.] Summa totius Brodii (Summe des ganzen Brodius) oder das R. zum Meißener Rechtsbuch). Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 78 |
5871 | Renaissance (Wiedergeburt) ist die kulturelle Wiederanknüpfung an das Vorbild des Altertums zu Beginn der Neuzeit. Die R. nimmt ihren Ausgang von Italien. Von einer karolingischen R. wird für die Zeit Karls des Großen gesprochen, von einer R. des 12. Jh.s für die Zeit der Staufer. Lit.: Köbler, DRG 79, 135; Burckardt, J., Die Kultur der Renaissance in Italien, 1859, 10. A. 1976; hg. v. Günther, H., 1989; Andersen, E., The Renaissance of Legal Science after the Middle Ages, 1974; Die Renaissance der Wissenschaften im 12. Jahrhundert, hg. v. Weimar, P., 1969, 1981; Burke, P., Die Renaissance in Italien, 1984; Lexikon der Renaissance, hg. v. Gurst, G. u. a., 1989; Cortese, E., Il Rinascimento giuridico medievale, 1992; Maclean, I., Interpretation and meaning in the renaissance, 1992; Hale, J., Die Kultur der Renaissance, 1994; Das 16. Jahrhundert, hg. v. Kuester, E., 1995; Lexikon der Renaissance (CD-ROM), hg. v. Gurst, G., 1996; Burke, B., Die europäische Renaissance, 1998; Die Renaissance und ihre Antike, hg. v. Rudolph, E., 1998; Lexikon der Renaissance, hg. v. Münkler, R. u. a., 2000; Reinhardt, V., Die Renaissance in Italien, 2002; Das Zeitalter der Renaissance, hg. v. Carbonell, C. u. a., 2003; The Renaissance, hg. v. Martin, J., 2003; Burke, P., Die europäische Renaissance, 2005; Günther, H., Was ist Renaissance?, 2009 |
5872 | Rendsburg Lit.: Kaack, H., Die Ratsverfassung und –verwaltung der Stadt Rendsburg, 1976 |
5873 | Renner, Karl (Unter Tannowitz in Südmähren 14. 12. 1870-Wien 31. 12. 1950), Winzerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Bibliothekar und sozialdemokratischer/austromarxistischer Politiker (1907 Abgeordneter), von Oktober 1918 bis März 1919 Leiter der Staatskanzlei, von März 1919 bis Juni 1920 Regierungschef (Staatskanzler, Schöpfer der provisorischen Verfassung, Unterzeichner des Friedensvertrags von Saint Germain, Initiator des Habsburgergesetzes) und von 1931 bis 1933 Nationalratspräsident (Rücktritt am 4. 3. 1933). Er befürwortet 1938 den →Anschluss an das Deutsche Reich und 1945 als Staatskanzler einer provisorischen Regierung die Wiederherstellung (Unabhängigkeitserklärung) der Republik Österreich, deren Präsident er von 1945 bis 1950 wird. Lit.: Köbler, DRG 248; Baltl/Kocher; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 280; Schmitz, G., Karl Renners Briefe aus Saint Germain, 1991 |
5874 | renovatio (lat. F.) Erneuerung (z. B. renovatio imperii [Romanorum], Erneuerung des römischen Reiches im Mittelalter [vom Papst als eine von ihm - nicht zwingend dem deutschen König - zu übertragende Aufgabe angesehen) Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schramm, P., Kaiser, Rom und Renovatio, Bd. 1 1929; Charlemagne’s Heir, hg. v. Godman, P. u. a., 1990 |
5875 | Rente (Wort 1220) ist das auf Vermögen, Versicherungs-anspruch oder Versorgungsanspruch beruhende Einkommen. Die privat-rechtliche R. entsteht im Hochmittelalter aus der Vereinbarung, dass vom Rentenschuldner auf eine gewisse Dauer regelmäßige Leistungen an den Rentengläubiger zu erbringen sind. Diese Vereinbarung wird vielfach bei Zahlung bzw. Hingabe einer Geldsumme (Kapital) geschlossen und ersetzt bis zur Aufhebung des kanonischen Zinsverbots das verbotene verzinsliche →Darlehen. Sie kann als Reallast so mit einem Grundstück verknüpft sein, dass dessen jeweiliger Eigentümer als jeweiliger Verpflichteter erscheint. Vielleicht ist sie aus der Erbleihe entstanden (str.). Bei der Verpflichtung ist zwischen der auf Dauer angelegten, nicht durch Erfüllung tilgbaren Stammverpflichtung und der zum jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt erzeugten selbständigen Einzelver-pflichtung zu unterscheiden. Die Einzelverpflichtung kann auf Geld oder Naturalleistung lauten. Die wichtigste Erscheinungsform dieser privatrechtlichen R. ist die →Leibrente. Die →Ewigrente kann nur unter besonderen Umständen (z. B. Verzug, Wiederkaufsrecht, einverständliche Auflösung, Gesetz) enden. Mit dem Vordringen des verzinslichen Darlehens und der Hypothek tritt die privatrechtliche R. seit dem 18. Jh. zurück. Die sozialversicherungsrechtliche R. entsteht seit 1881 (Bismarcksche Sozialversicherungsgesetzgebung) als öffentlichrechtlicher Anspruch des (zwangsweise) Sozialversicherten gegen den Sozialversicherungsträger im Sozialversicherungsfall (Krankheit, Unfall, Invalidität, Alter). Lit.: Hübner 195; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125, 135; Mann, Mecklenburgische Rentenbriefe, ZRG GA 7 (1886), 116; Stern, M., Das zweite Kieler Rentebuch (1487-1586), 1904; Brandt, A. v., Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, 1935; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Geschichte und Gegenwart der Rentenversicherung, hg. v. Fisch, S. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Noll, D., Ohne Hoffnung im Alter jemals nur einen Pfennig Rente zu erhalten, 2010; Zuijderduijn, C., Medieval Capital Markets, 2009 |
5876 | Rentenbank ist das im 19. Jh. geschaffene landwirtschaftliche Kreditinstitut, das den von grundherrschaftlichen →Hintersassen zu Eigentümern gewordenen Bauern die Tilgung ihrer Entschädigungsverpflichtung durch langfristige verzinsliche Darlehen ermöglicht. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 174 |
5877 | Rentengrundherrschaft ist die seit dem Hochmittelalter von Naturalleistungen auf Geldleistungen umgestellte Grundherrschaft, in welcher der Nebenhof vom Haupthof gelöst und Land auf Zeit gegen Geld verpachtet wird. Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96 |
5878 | Rentenkauf ist das der Begründung der privatrechtlichen →Rente durch Hingabe einer Geldsumme („Kauf“) dienende, seit dem Hochmittelalter sichtbare Rechtsgeschäft. R. ist daneben auch der kaufweise erfolgende Erwerb einer bereits bestehenden Rente. Lit.: Hübner 395; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Rörig, F., Kündigungsrecht des Rentners beim Rentenkauf, ZRG GA 57 (1937), 451, Cremer, O., Der Rentenkauf im mittelalterlichen Köln, Diss. jur. Köln 1937; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Gabrielsson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte, 1971; Haberland, H., Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt, 1974; Ellermeyer, J., Stade 1300-1399, 1975; Schmelzeisen, G., Zinsvertrag und Rentenkauf, ZRG GA 95 (1978), 229 |
5879 | Rentenschuld (1895) ist die im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) zugelassene, in der Weise bestellte Grundschuld, dass in regelmäßig wiederkehrenden Zeitpunkten eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist. Lit.: Köbler, DRG 213; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5880 | Rentenwirtschaft →Rentengrundherrschaft |