5441 | Professor ist seit dem Hochmittelalter (13. Jh.) vor allem der Universitätslehrer. Dabei ist in der Rechtswissenschaft im 15. Jh. noch der erste Dekretalist der vornehmste Rechtslehrer, in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s dagegen der Lehrer des weltlichen Codex. Die Versorgung erfolgt noch im 15. Jh. überwiegend durch Benefizien (Pfründen). Der ordentliche, durch die Möglichkeit der Emeritierung ausgezeichnete P. (Ordinarius) wird in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s unter Besitzstandswahrung der Betroffenen gesetzlich be-seitigt Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 143, 186; Schwarz, A., Der Einfluss der Professoren auf die Rechtsentwicklung, (in) Rechtsgeschichte und Gegenwart, 1960, 181; Ebel, W., Catalogus professorum Gottingensium 1734-1962, 1962; Pick, E., Die Professoren des Rechts, FS O. v. Mühl, 1981, 509; Belloni, A., Professori giuristi a Padova, 1986; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1 1993, 139; Schmeiser, M., Akademischer Hasard, 1994; Baumgarten, M., Professoren und Universitäten, 1997; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Irrgang, S., Peregrinatio academica, 2002; Maus, C., Der ordentliche Professor und sein Gehalt, 2012 |
5442 | Profos (zu lat. [M.] praepositus) Ankläger im Heer, Vollstreckungsbediensteter |
5443 | Pro herede gestio (lat. [F.]) ist im klassischen römischen Recht das Verhalten wie ein Erbe, durch das die Außenerben die Erbschaft annehmen. Lit.: Kaser § 71 II 2a; Köbler, DRG 38 |
5444 | Project (N.) des Codicis Fridericiani Marchici ist die (von Cocceji) nach seiner königlichen Majestät von Preußen selbst vorgeschriebenem Plan entworfene Cammergerichtsordnung, nach der alle Prozesse in einem Jahr durch drei Instanzen zum Ende gebracht werden sollen und müssen nebst dem Project einer Sportul-Ordnung und eines Pupillen-Collegii in Preußen von 1748. Das P. folgt dem Project eines Codicis Fridericiani Pomeranici (für Pommern) für die Mark Brandenburg nach. Im ersten Teil handelt die Ordnung in 18 Titeln von unseres Hof- und Cammer-Gerichts-Bestellung und vom richter-lichen Amt überhaupt, im zweiten Teil in sieben Titeln von denen bishero bei dem Cammergericht (lat.) ratione modi procedendi eingeschlichenen Missbräuchen und deren Remedierung, im dritten Teil in 44 Titeln von dem (lat.) processu summario et ordinario in genere und im vierten Teil in neun Titeln von einigen besonderen Processen, als in Bagatellsachen, in summariissimo, in Injurien, in causis fiscalibus, bei Kommissionen, und Versuchung der Güte, zwischen Pächtern und Gutsherren, Obrigkeiten und Untertanen, Pupillen und Vormündern, item wegen streitiger Grenze sowie in Konkursen u. s. w. Zur Seite steht das Project einer nach seiner königlichen Majestät von Preußen vorgeschiebenem Plan errichteten Tribunalordnung, das Project der Sportelordnung bei dem Kammergericht und das Project eines neuen Pupillen-Collegii. Das P. d. C. F. M. geht einem gescheiterten Project eines (lat.) Corpus juris Fridericiani von 1749/1751, dem Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat.) (Erstes Buch vom 26. April 1781, Prozessrechtsgesetzbuch Friedrichs des Großen bzw. seines Großkanzlers →Carmer, das den Unter-suchungsgrundsatz in den Zivilprozess einführt) und der Allgemeinen Gerichts-ordnung von 1793 voraus. Lit.: Codex Fridericianus Marchicus m. einer Einleitung v. Mohnhaupt, H. 2000; http://www.koeblerger-hard.de/Fontes/ProjectdesCodicisFridericianiMarchici1748.htm |
5445 | Project des Corpus juris Fridericiani ist der im Ergebnis gescheiterte Versuch Friedrichs des Großen von Preußen, durch Cocceji das materielle Recht des Landes durch Gesetz zur vereinheitlichen (Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren). Ihm folgen das Allgemeine Gesetzbuch (ab 1784) bzw. das Allgemeine Landrecht von 1794 nach. Lit.:http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani1-1749.pdf; http://www.koeb-lergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani2-1751.pdf |
5446 | Prokulianer ist der Anhänger der nach →Proculus benannten römischen Rechtsschule. Die P. stehen den Sabinianern gegenüber. Sie werden als innovativ eingestuft und betonen die Zusammenhänge und Ableitungen. |
5447 | Prokura (Wort 1616) ist die seit der Neuzeit vom Inhaber eines Handelsgeschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter erteilte besondere Ver-tretungsmacht. Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5448 | Prokurator (lat. [M.] procurator) ist der Vertreter einer Partei in einem gerichtlichen Verfahren bezüglich der formgerechten Vornahme der Prozesshandlungen vor Gericht. Der vom Advokaten geschiedene P. ist dem römischen Recht wie dem kirchlichen Recht bekannt. Beim Reichs-kammergericht wird nach 1521 die Trennung beseitigt. Allgemein wird sie in Deutschland 1877/1879 aufgegeben. Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 43, 117, 153; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 119; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 156, 453; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 161, 207, 211, 217; Baumann, A., Das Reichskammergericht in Wetzlar, ZRG GA 115 (1998), 498; Baumann, A., Anwälte am Reichskammerericht, 2001; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006 |
5449 | Proletariat (N.) besitzlose Klasse Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 17, 177; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984 |
5450 | promissio (lat. [F.]) Versprechen |
5451 | Promotion (F.) Vorwärtsbewegung, Qualifikationsverfahren zum Erwerb des Doktorgrads Lit.: Promotionen und Promotionswesen an deutschen Hochschulen der Frühmoderne, hg. v. Müller, R., 2001; Münch, I. v., Promotion, 2002, 2. A. 2003, 3. A. 2006, 4. A. (mit Mankowski, P.) 2013; Examen, Titel, Promotionen, hg. v. Schwinges, R. 2007; Bilder - Daten - Promotionen., hg. v. Müller, R., 2007; Baur, S., Vor vier Höllenrichtern, 2009 |
5452 | Promptuarium (N.) iuris (lat.) ist das alphabetisch geordnete, 1408 bis 1422 von Ulrich von Albeck verfasste Rechtslexikon, dessen Handschrift in Graz liegt. Lit.: Pfaff, I., Das promptuarium iuris des Reichskanzlers und Bischofs Ulrich von Albeck, ZRG RA 42 (1921), 158 |
5453 | Property Acts (1922-1925) sind neun das Sachenrecht betreffende Einzelgesetze des →englischen Rechtes. Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002 |
5454 | proportional (Adj.) verhältnismäßig |
5455 | proprietas (lat. [F.]) Eigentum Lit.: Kaser § 22 II 2; Köbler, DRG 60, 124; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1 |
5456 | Propst ist im frühmittelalterlichen Kloster der dem Abt folgende Vorgesetzte, der teils vom →Prior verdrängt wird, teils das Amt des →Archidiakons erlangt. In der evangelischen Kirche lebt der P. bis zur Ge-genwart fort. Lit.: Merzbacher, F., Johann von Allendorf, 1955; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Rauch, G., Pröpste, Propstei und Stift von S. Bartholomäus in Frankfurt, 1975 |
5457 | proscriptio (lat. [F.]) Ächtung |
5458 | Prostitution (F.) ist die gewerbsmäßige Hingabe des Körpers zu geschlechtlichen Zwecken. Sie findet sich als naheliegende Folge bereits bei den monogamen Kulturvölkern des Altertums. Vom Christentum wird die P. bekämpft und zurückgedrängt. Mit der Geldwirtschaft entstehen in den mittelalterlichen Städten Frauenhäuser, in denen die P. erlaubt ist. Im 19. Jh. setzt sich der Grundsatz der Gewerbefreiheit auch für die P. durch. 1927 wird in Deutschland ein Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten eingeführt. Bestimmte Formen der Förderung der P. sind strafbar. Am Beginn des 21. Jahrhunderts (2011) wird in Deutschland die P. ohne erkennbare Auswirkungen legalisiert. Lit.: Dufour, F., Weltgeschichte der Prostitution, 1905; Schuster, B., Die unendlichen Frauen, 1996; Stumpp, B., Prostitution in der römischen Antike, 1998; Falck, U., VEB Bordell, 1998; Gleß, S., Die Reglementierung von Prostitution, 1999; Stumpp, B., Prostitution in der römischen Antike, 2001; Malkmus, K., Prostitution in Recht und Gesellschaft, 2005; Hemmie, D., Ungeordnete Unzucht, 2007; Harris, V., Selling Sex in the Reich, 2010 |
5459 | Protektorat ist seit dem 19. Jh. die Schutzherrschaft eines Staates oder mehrerer Staaten über einen Staat bzw. dessen Gebiet (z. B. 1806 Rheinbund, 1815 Republik Krakau, 1881 Tunesien, 1912 Marokko, 1914 Ägypten). Lit.: Kienz., J., Die Staatenverbindungen, 1929, 288; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007 |
5460 | Protest ist allgemein die ausdrückliche Rechtsverwahrung, die bis zu einem Akt politischer Opposition reichen kann (Hannover 1837). Im Wechselrecht ist P. seit der frühen Neuzeit die öffentliche Beurkundung der Verweigerung der Annahme oder Zahlung bei Vorlage bestimmter Wertpapiere. Lit.: Kück, H., Die „Göttinger Sieben“, 1934; Becker, H., Protestatio, Protest, ZHF 5 (1978), 385; Ehls, M., Protest und Propaganda, 1997 |