5401 | Prinzgemahl Lit.: Rassow, P., Der Prinzgemahl, 1950 |
5402 | Prinzip (N.) Grundsatz Lit.: Prinzipienthorie und Theorie der Abwägung, hg. v. Klatt, M., 2013 |
5403 | Prinzipalkommissar ist im Heiligen Römischen Reich der seit dem 15. Jh. erscheinende Vertreter des Kaisers auf dem Reichstag seit der Einrichtung des immerwährenden (ständig tagenden) Reichstages in Regensburg (1663). Lit.: Moser, J., Deutsches Staatsrecht, Bd. 44 1751, 145; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, Bd. 2 1959, 9 |
5404 | Prinzipat ist im römischen Recht die Herrschaft des (lat.) princeps (Ersten, Augustus 27 v. Chr.-14 n. Chr.) vom Ende der Republik bis zum allmählichen Übergang zum Dominat im dritten Jahrhundert. Lit.: Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 25ff.; Köbler, DRG 32; Schönbauer, E., Wesen und Ursprung des römischen Prinzipats, ZRG RA 47 (1927), 264; Kornemann, Doppelprinzipat und Reichsteilung, 1930; Nörr, D., Imperium und Polis, 2. A. 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Prinzipat und Kultur, hg. v. Kühnert, B. u. a., 1995 |
5405 | Prinzregent ist der regierende →Prinz. Lit.: Schamari, H., Kirche und Staat, Bd. 1f. 1983 |
5406 | Prior (M.) Stellvertreter, Abt |
5407 | Prior tempore potior iure (lat.). Wer zuerst kommt, hat das bessere Recht. Lit.: Kaser § 31 III 3; Wacke, A., Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, JA 1981, 94; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 |
5408 | Priorität (F.) zeitliche Abfolge und Beachtung der zeitlichen Abfolge für die Stellung einevon mehreren Rechten (z. B. Grundsatz im Grundbuchrecht) |
5409 | Prise Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970 |
5410 | Pristavel (M.) slawischer Ortsvorsteher, Fischereiaufseher (1375-1907) Lit.: Vogel, W., Der Verbleib der wendischen Bevölkerung, 1960, 83 |
5411 | Pritzwalk Lit.: Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703), hg. v. Neitmann, K., 2007 |
5412 | privat, Adj. (Wort 1496 belegt), besondere im Gegensatz zu allgemein, öffentlich, staatlich Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Leisner, W., Staatsferne Privatheit in der Antike - Horaz, 2012 |
5413 | Privatautonomie ist der Grundsatz, dass der Einzelne berechtigt ist, seine Lebensverhältnisse im Rahmen der Rechtsordnung eigenverantwortlich zu gestalten. Die P. ist der Ausgangspunkt menschlichen Lebens. Sie wird mit zunehmender Verstaatlichung eingeschränkt und des-wegen in der Aufklärung als allgemeiner Grundsatz (lat. autonomia [F.] privata) hervorgehoben und vom Liberalismus betont. Im römischen Recht ist demge-genüber die Vertragsfreiheit durch die Typengebundenheit der Klagansprüche eingeschränkt. Lit.: Köbler, DRG 214, 270; Püls, J., Parteiautonomie, 1995 |
5414 | Privatfürstenrecht ist das den Fürsten als Privatperson betreffende Recht, das nach älteren Ansätzen bei Grotius und Pufendorf im 18. Jh. als eigenes Rechtsgebiet erkannt wird. Es betrifft sachlich vor allem Erbrecht (z. B. Promogenitur) und Familienrecht (z. B. Familienfideikommiss), persönlich nach 1806 die Standesherren. Es endet in Deutschland mit dem Übergang zur Republik (Art. 109 II WRV). Lit.: Struve, B., Jurisprudentiae heroicae, Bd. 1ff. 1743ff.; Mayer, C., Allgemeine Einleitung ins Privatfürstenrecht, 1783; Rehm, H., Modernes Fürstenrecht, 1904; Albers, B., Begriff und Wirklichkeit des Privatfürstenrechts, 2001; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009 |
5415 | Privatgerichtsbarkeit ist die Gerichtsbarkeit im grundherrschaftlichen Hofgericht, Märkerding, Niedergericht und Patrimonialgericht. Sie endet spätestens 1877/1879. |
5416 | Privatisierung ist die Überführung von Allgemeineigentum in Einzeleigentum. In gewisser Weise neigen (fast) alle an Gütern der Allgemeinheit Berechtigte zur Verwendung der ihnen nicht gehörenden Güter zu eigenem Nutzen, ohne gleichzeitig die Gefahren des wirt-schaftlichen Misserfolgs zu übernehmen. Insofern ist nicht nur unter dem Krummstab gut leben, sondern auch dem Machtmissbrauch in Universitäten Tür und Tor geöffnet. Lit.: Stiefel, D., Verstaatlichung und Privatisierung in Österrreich, 2011 |
5417 | Privatrecht (Wort 1721 belegt) ist die Gesamtheit aller Rechtssätze, bei denen Berechtigter oder Verpflichteter nicht ausschließlich ein Träger hoheitlicher Gewalt in seiner Eigenschaft als solcher ist. Ein (lat.) →ius (N.) privatum (privates Recht) unterscheidet bereits das römische Recht. Zu einer Herausbildung eines besonderen (lat.) ius (N.) publicum (öffentlichen Rechtes) kommt es danach erst seit dem 16. Jh. Eine grundsätzliche Trennung zwischen öffentlichem Recht und P. erfolgt im 18. und 19. Jh. Sachlich zählen zum P. Personenrecht, Schuldrecht, Sachenrecht, Erbrecht und Familienrecht sowie Handelsrecht und (teilweise) Arbeitsrecht. Geprägt ist das P. besonders durch die Aufnahme römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter. Seit der Gründung der europäischen Gemeinschaften 1951/1952, 1957 nähert sich das P. trotz des Beharrens auf nationalstaatlicher Souveränität in kleinen Einzelschritten (seit etwa 1985, Draft Common Frame of Reference 2008, 2009) der Europäisierung. Lit.: Kaser § 3 II; Söllner § 18; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 1, 8, 54, 159, 184, 189; Eichhorn, H., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1910ff., Neudruck 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher, 1953; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Kaser, M., Römisches Privatrecht, 1960; Kaser, M./Knütel, R., Römisches Privatrecht, 20. A. 2014; Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, Ius commune 1 (1967), 195; Nolte, J., Burchard Wilhelm Pfeiffer, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Steindl, H., Zur Genese des Privatrechts als „allgemeinem Wirtschaftsrecht“, (in) FG H. Coing, 1982, 349; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 10. A. 2005; Schröder, J., Privatrecht und öffentliches Recht, FS J. Gernhuber, 1993, 961; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung und Rechtswissenschaft, 1997; Auf dem Wege zu einem gemeineuropäischen Privatrecht, hg. v. Jayme, E. u. a., 1997; Wolf, W., Vom alten zum neuen Privatrecht, 1998; Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hg. v. Melville, G., 1998; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Hamza, G., Die Entwicklung des Privatrechts auf römischrechtlicher Grundlage, 2003; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, 2009; Mittwoch, A., Die Vereinheitlichung des Privatrechts in Europa, JuS 2010, 767; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint?, hg. v. Cachard, O. u. a., 2012; Auer, M., Der privatrechtliche Diskurs der Moderne, 2013 |
5418 | Privatrechtsgeschichte ist die Geschichte des →Privatrechts. Sie wird als P. der Neuzeit 1935 als eigenes Fach besonders eingerichtet. Sie ist aber gleichwohl Teil der umfassenden →Rechtsgeschichte. Lit.: Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands, hg. v. Beyerle, F. u. a., 1936ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte (begründet vo. Molitor, Erich 1949), 2. A. 1975, 2. A. 1979, 3. A. 1979, 4. A. 1982, 5. A. 1985, 6. A. 1988, 7. A. 1993, 8. A. 1996, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Floßmann, U., Österreichische Privatrechtsgeschichte, 1983, 5. A. 2005; Gmür, R., Über das Coingsche Handbuch, ZRG GA 102 (1985), 283; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung, 2. A. 1997; Textbuch zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 2. A. 2002; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, 2009; Haferkamp, H., Wege der Historiographie zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, ZNR 2010, 61; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012; Brauneder, W., Europäische Privatrechtsgeschichte, 2014 (2013 erschienen) |
5419 | Privatrechtssystem ist die Erfassung des Privatrechts in einem System. Ein solches P. ist dem römischen Recht höchstens in Ansätzen bekannt (z. B. →Gaius) und auch dem Mittelalter fremd. Erst die Naturrechtslehrer des 17. Jh.s versuchen, (lat.) more geometrico (in geometrischer Art) ein P. zu entwickeln (→Grotius, →Pufendorf, →Wolff, →Nettelbladt), auf dessen Grundlage Kodifikationen geschaffen werden. Im 19. Jh. entstehen zeitgebundene geschlossene Systeme des Privatrechts (→Savigny, →Puchta, →Gerber). Lit.: Coing, H., Bemerkungen zum überkommenen Zivilrechtssystem, FS H. Dölle Bd. 1 1963, 25; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 217; Leiser, W., Schichtspezifisches Privatrecht, ZRG GA 93 (1976), 1; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Otte, G., Der sog. Mos geometricus in der Jurisprudenz, Quaderni Fiorentini 8 (1979), 179; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der Allgemeinen Lehren des deutschen Privatrechts, 1980; Moos, P. v., Öffentlich und privat im Mittelalter, 2004 |
5420 | Privatstrafe ist die privat verhängte, der öffentlichen Strafe ähnelnde Rechtsfolge. Sie kommt dem Verletzten zugute oder wird von ihm vollzogen. Die P. wird mit der Verstaatlichung des gesellschaftlichen Lebens durch die öffentliche Strafe abgelöst. Versteht man Strafe als von der Allgemeinheit verhängtes Übel ohne unmittelbaren Nutzen für das Opfer, so ist die P. problematisch. Lit.: Levy, E., Privatstrafe und Schadensersatz im klassischen römischen Recht, 1915; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe in der mittelalterlichen Rechtstheorie, 1955; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe vom Mittelalter bis zum BGB, 1970; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht, 1972; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004 |