5221 | Philipp von Leyden (Leiden 1326/7?-9. 6. 1382) wird nach dem Studium der freien Künste, Theologie und (1339/4) des Rechtes in Orléans 1351/1352 Kanzleimitarbeiter der Grafen von Holland und nach anderen Tätigkeiten 1371 Vikar des Bischofs von Utrecht. In seinem Hauptwerk ([85 „casus“ in] De cura reipublicae, Von der Pflege des Staates) verwendet er das römische Staatsrecht zugunsten der Grafen von Holland. Lit.: Berges, W., Die Fürstenspiegel, 1938, Neudruck 1952, 249; Wilfert, H., Philipp von Leyden, 1925; Feenstra, R., Philipp of Leyden, 1970; Leupen, P., Philipp of Leyden, 1981; Feenstra, R., Philip of Leyden en zijn bibliotheek, 1994 |
5222 | Philipp von Schwaben Lit.: Philipp von Schwaben, hg. v. Rzihacek, A. u. a., 2010 |
5223 | Phillipe de Beaumanoir →Beaumanoir |
5224 | Phillips, George (Königsberg 6. 1. 1804-Aigen bei Salzburg 6. 9. 1872), englisch-schottischer Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny) und Göttingen (Eichhorn) 1827 außerordentlicher Professor in Berlin, 1834 Professor in München, 1849 in Innsbruck und 1851 in Wien. Er veröffentlicht eine englische Rechtsgeschichte (1825, 1827/8), ein gemeines deutsches Privatrecht (1830), eine deutsche Rechtsgeschichte (1845) und ein siebenbändiges Kirchenrecht (1845ff.). Lit.: Lentze, H., Phillips, FS F. Loidl, Bd. 1 1970, 160 |
5225 | Philosophie ist die gedankliche Beschäftigung des Menschen mit dem Sein. Als rationale Bemühung um Orientierung durch Theorie wird sie zuerst im griechischen Altertum (Thales, Anaximander, Anaximenes, Pythagoras, Heraklit, Parmenides, Melissos, Zenon, Empedokles, Anaxagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles) sichtbar. Seit der Neuzeit verselbständigen sich aus der P. besondere Fachwissenschaften. Im 19. Jahrhundert steigt die Zahl der Vorlesungen in Vergangenes in seiner noch nicht aufgebrauchten Bedeutung neu verstehender und damit hermeneutisierender Philosophiegeschichte sehr stark an und sinkt dementsprechend in Ethik und Naturrecht. Eine Unterart der P. ist die →Rechtsphilosophie. Lit.: Zeller, E., Die Philosophie der Griechen, Bd. 1ff. 1844ff.; Philosophisches Wörterbuch, hg. v. Schmidt, H., 7. A: 1922, hg. v. Gessmann, M.,23. A. 2010; Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. v. Gründer, K. u. a., Bd. 1ff. 1971ff.; Maurach, G., Geschichte der römischen Philosophie, 2. A. 1997; Philosophische Jurisprudenz, hg. v. Pieper, A., 1998; The Cambridge History of Seventeenth-Century Philosophy, hg. v. Garber, D. u. a., 1998; Schneider, U., Philosophie und Universität, 1999; Solomon, R./Higgins, K., Eine kurze Geschichte der Philosophie, 2000; Höffe, O., Kleine Geschichte der Philosophie, 2001; Fleischer, M., Anfänge europäischen Philosophierens. Heraklit – Parmenides – Platons Timaios, 2001; Handbuch Frühe griechische Philosophie, hg. v. Long, A., 2001; Wechselseitige Beeinflussungen und Rezeptionen von Recht und Philosophie in Deutschland und Frankreich, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2001; Helferich, C., Geschichte der Philosophie, 3. A. 2001; Hirschberger, J., Geschichte der Philosophie, 2003; Libera, A. de, Denken im Mittelalter, 2003; Schupp, F., Geschichte der Philosophie im Überblick, Bd. 1ff. 2003; Philosophen, hg. v. Lutz, B., 2004; Ries, W., Philosophie der Antike, 2005; Decorte, J., Eine kurze Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, 2005; Philosophie, hg. v. Papineau, D., 2006; Albert, K., Platons Erbe, 2008; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011 |
5226 | Phönizier ist der Angehörige eines zwischen 1500 v. Chr. und 300 v. Chr. am östlichen Mittelmeerufer sichtbaren Volkes. Vermutlich entwickeln die P. die Buchstabenschrift. Handeltreibend erreichen sie wohl England und umschiffen vielleicht Afrika. Als Punier erscheinen sie im westlichen Mittelmeer, wo sie von den Römern in den punischen Kriegen (Hannibal) besiegt und eingegliedert werden. Lit.: Markoe, G., Die Phönizier, 2003; Jongeling, K., Handbook of Neo-Punic Inscriptions, 2008; Kerr, R., Latino-Punic Epigraphy, 2010; A Companion to the Punic Wars, hg. v. Hoyos, D., 2011 |
5227 | Physiokrat →Physiokratismus |
5228 | Physiokratismus ist die wirtschaftspolitische Strömung des 18. Jh.s (François Quesnay 1694-1774), die den Boden als eigentliche Quelle des Reichtums ansieht, den Ackerbau zum wichtigsten Berufszweig erklärt, zur Verbesserung des Ertrages das Eigentum der Bauern am bewirtschafteten Land befürwortet und sich später gegen die zunehmenden Eingriffe des Staates, die eine Verbesserung der Einnahmen, die Sicherung der allgemeinen Versorgung und dann auch die Einordnung des Bauern in die Gesamtgesellschaft anstreben, wendet. Obwohl der P. das Interesse einiger Landesherren findet, bewirkt er kaum praktische Veränderungen. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baltl/Kocher; Köbler, DRG 133, 134, 174, 192; Guyot, Y., Quesnay et la physiokratie, 1896; Beer, M., An inquiry into physiocracy, 1939; Woog, H., Le tableau économique of François Quesnay, 1950; Klippel, D., Der Einfluss der Physiokraten, Der Staat 23 (1984), 205; Gömmel, R./Klump, R., Merkantilisten und Physiokraten, 1994 |
5229 | Piacenza →Parma Lit.: Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001 |
5230 | Piast ist der Angehörige einer sich auf einen Bauern Piast aus Kruschwitz zurückführenden, geschichtlich am Ende des 10. Jh.s nachweisbaren Familie, die unter Boleslaw I. Chrobry ihre Herrschaft von Kiew bis zur Mark Meißen ausdehnt. Ihre polnische, seit 1320 königliche Linie wird 1370 von den Jagiellonen beerbt. Die herzögliche Linie in Massowien erlischt 1526, die schlesische 1625/1675. Lit.: Balzer, O., Genealogia Piastow, 1895; Jasinski, K., Rodowod pierwszych Piastow, 1992 |
5231 | Picard, Edmond-Désiré (Brüssel 1836-1924), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Brüssel Advokat, 1884 Professor und Politiker. 1878 gründet er die 136 Bände umfassende Rechtsenzyklopädie Pandectes Belges. Beeinflusst ist er von Rudolf von →Ihering. Lit.: Pasquier, A., Edmond-Désiré Picard, 1945 ; Ringelheim, F., Un jurisconsulte de Race, 1999, 2. A. 2012 |
5232 | Piccolomini, Enea Silvio |
5233 | Lit. : Meusel, A., Enea Silvio als Publizist, 1905; Battaglia, F., Enea Silvio Piccolomini e Francesco Patrizi, 1936; Kallen, G., Aeneas Silvius Piccolomini als Publizist, 1939; Kisch, G., Enea Silvio Piccolomini und die Jurisprudenz, 1967 ; König und Kanzlist, Kaiser und Papst, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2013 |
5234 | Piemont („Bergfuß“) ist das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen. Über Römer, Ostgoten, Oströmer, Langobarden und Franken fällt es um 1046 an die Grafen von Savoyen. Seit dem frühen 18. Jh. benennt sich P. nach dem 1717/1720 erlangten Sardinien. Aus ihm entwickelt sich 1859/1861 das Königreich Italien. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Viora, M., Le costituzioni piemontesi, 1928; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,146, 3,1,264; Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985 |
5235 | pietas (lat. [F.]) richtiges Verhalten, Frömmigkeit Lit.: Ulrich, T., Pietas (pius) als politischer Begriff, Diss. phil. Breslau 1929; Dürig, W., Pietas liturgica, 1958; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K. u. a., 2002; Geschichte des Pietismus, hg. v. Brecht, M. u. a., 2004 |
5236 | Pignus (lat. [N.]) ist schon im altrömischen Recht das →Pfand. Die Hingabe einer Sache zur Sicherung einer Schuld geschieht bei handgreifbaren Sachen durch (lat. [F.]) →mancipatio oder (lat. [F.]) →in iure cessio unter der Bestimmung, dass die hingegebene Sache gegen eine spätere Leistung zurückzuübertragen ist. Bei nicht handgreifbaren Sachen ist vermutlich eine formlose Bestellung eines Pfandes (p.) durch später entbehrlich werdende Sachhingabe möglich. Unterbleibt die Auslösung, so behält der Pfandnehmer die Sache (Verfall). Im klassischen römischen Recht ist p. ein Realkontrakt, bei dem die Sache hingegeben wird unter der Abrede, dass der Pfandgläubiger sie als Pfand besitzen und je nach dem Verhalten der Gegenseite verwerten oder zurückgeben soll. Pignus tacitum ist das stillschweigende, möglichen neuen Gläubigern unbekannte P. Lit.: Kaser §§ 31 I 2, III IV; Söllner § 9, 18; Köbler, DRG 26, 45; Köbler, LAW; Schanbacher, D., Beobachtungen zum sog. pignus Gordianum, ZRG RA 114 (1997), 233; Braukmann, M., Pignus, 2008 |
5237 | Pilius (da Medicina), Pillius (Medicina bei Bologna um 1150-nach 1207) ist um 1180 Rechtslehrer in (Modena und) Bologna? und 1192 Hofrichter Kaiser Heinrichs VI. Er verfasst zahlreiche verschiedene Werke (Summe, Glossen zum [lat.] Liber [M.] bzw. Liber feudorum, [lat.] Libellus [M.] disputatorius, Disputationen, Quaestionen, Distinktionen, Einzeluntersuchungen). Lit.: Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Santini, G., Università e società nel XII secolo, 1979; Conte, E., Tres libri Codicis, 1990, 71; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 226 |
5238 | Pillersdorf (Pillersdorff), Franz Xaver von (1786-1862) ist 1848 Innenminister →Österreichs. Nach ihm wird vielfach die erste, in seiner Amtszeit erarbeitete (gescheiterte) österreichische Verfassung benannt. Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 193 |
5239 | Pillersdorfsche Verfassung (Aprilverfassung) ist die nach dem damaligen Innenminister benannte, nach Unruhen am 15. 3. 1848 angekündigte, am 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. von →Österreich für die nichtungarischen Länder ausgenommen auch Lombardo-Venetien) gewährte (oktroyierte) Verfassung. Sie kennt Gewaltenteilung, Gegenzeichnung der Vollzugshandlungen des Kaisers durch den verantwortlichen Minister, Reichstag (Parlament) bestehend aus Senat und Abgeordnetenkammer bei absolutem Vetrorecht des Kaisers sowie einen Grundrechtskatalog. Auf Forderungen von Demonstranten hin wird sie abgeändert (Einkammersystem ohne Steuerzensus) bzw. nach der Erhebung vom 15. 9. 1848 zurückgezogen. Inhaltlich entspricht ihr der ihr zeitlich folgende, vom österreichischen Reichstag in Kremsier erarbeitete, aber auf dem Grundsatz der Volkssouveränität aufbauende →Kremsierer Entwurf. Mit der Märzverfassung wird sie am 4. 3. 1849 aufgehoben. Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 171, 193 |
5240 | Pillius →Pilius |