5201 | Pfarrgemeinde ist die von einem →Pfarrer zu betreuende christliche Gemeinde. Nach frühen Gemeindebildungsansätzen entsteht im 5./6. Jh. die Verpflichtung der P., an den höheren Festtagen den Gottesdienst des Pfarrers zu besuchen. Die Zugehörigkeit zur P. wird durch den Wohnsitz bestimmt und in der frühen Neuzeit genau festgelegt. Lit.: Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungsverbände, ZRG GA 65 (1947), 234; Grass, F., Pfarrei und Gemeinde im Spiegel der Weistümer Tirols, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, 180; La parrocchia, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1995 |
5202 | Pfarrkirche ist die planmäßig mit einem →Pfarrer zu besetzende Kirche einer Pfarrgemeinde. Sie entsteht im 5. Jh. Für ihre Baulast sind Kirchengut, Patron und Pfarrgemeinde zuständig. Lit.: Noser, H., Pfarrei und Kirchengemeinde, 1957; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Vogt, H., Bilder der frühen Kirche, 1993; Reitemeier, A., Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters, 2005 |
5203 | Pfarrsprengel ist das örtliche Zuständigkeitsgebiet eines Pfarrers. Der P. entsteht noch im Altertum (z. B. Rom Mitte 4. Jh.s). Im Frühmittelalter bilden sich zunächst große Urpfarreien. Seit dem 8. Jh. verfeinert und verfestigt sich die Einteilung. Lit.: Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983 |
5204 | Pfeffinger, Johann Friedrich (Straßburg 5. 5. 1667-Lüneburg 27. 8. 1730), Lehrer der Ritterakademie Lüneburg, gibt in der Bearbeitung von Vitrarius, P., Institutiones iuris publici (1686, Einrichtungen des öffentlichen Rechtes) ein nach dem Institutionenschema (Personen, Sachen, Rechte) gegliedertes Handbuch des öffentlichen Rechtes des Heiligen Römischen Reiches . Lit.: Bleeck, K., Adelserziehung auf deutschen Ritterakademien, 1977 |
5205 | Pfeifergericht heißt das Verfahren der Erneuerung eines Rechtes auf Zollfreiheit (in Frankfurt am Main) seitens des Heiligen Römischen Reiches . Lit.: Wyss, A., Ein Mainzer Seitenstück zum Frankfurter Pfeifergericht, ZRG GA 22 (1901), 356; Reuter, F., Zollfreiheit und Pfeifergericht, Archiv f. hess. Gesch. N.F. 33 (1975) |
5206 | Pfennig (lat. [M.] denarius) ist seit dem Frühmittelalter eine kleine Münze (264 Pfennige pro Pfund von 327 Gramm, E. 8. Jh. 240 Pfennige pro Pfund von 367 Gramm, 11. Jh. 320 Pfennige pro Mark, 15. Jh. 1200-1400 Pfennige pro Mark, E. 19. Jh. 100 Pfennige pro Mark), die 2002 dem (europäischen) Cent weicht. Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1896, Neudruck 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986 |
5207 | Pferd ist das wohl seit dem 3. Jt. v. Chr. zum Reiten und später auch zum Ziehen benutzte Haustier des Menschn. Lit.: Weigand, M., Die Pferde der Wikingerzeit, 2008 |
5208 | Pflanzenschutz ist der Schutz der Pflanzen vor Gefahren. Er ist in einem besonderen Pflanzenschutzgesetz (1937) geregelt. Lit.: Sucker, U., Die biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft und die Entstehung eines reichseinheitlichen Pflanzenschutzgesetzes (1914-1937), 1999; Birkhan, H., Pflanzen im Mittelalter, 2012 |
5209 | Pflege (Wort bereits für das Germanische zu erschließen) Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5210 | Pflegekind ist das auf Grund einer Erlaubnis (des Jugendamts) von einer Pflegeperson in Familienpflege aufgenommene Kind. Die Rechtsverhältnisse der bereits dem römischen Recht bekannten Pflegekinder sind erst in der jüngeren Vergangenheit stärker verrechtlicht. Lit.: Tirey, A., Das Pflegekind in der Rechtsgeschichte, 1996 |
5211 | Pfleger (lat. [M.] curator) ist der Verwalter einer Angelegenheit. Im Mittelalter werden beispielsweise der Vormund oder auch ein Amtsträger P. genannt. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird (lat.) →curator (M.) durch P. wiedergegeben. Im Zusammenhang damit ist die Pflegschaft im deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) ein durch das Vormundschaftsgericht zu begründendes Fürsorgeverhältnis eines Menschen (Pflegers) für einen anderen (Pflegebefohlenen) zur Besorgung einer besonderen Angelegenheit. Lit.: Kaser § 64; Hübner; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975 |
5212 | Pflegeversicherung ist die in Deutschland durch Gesetz vom 22. 4. 1994 zum 1. 1. 1995 eingeführte Sozialversicherung für den Pflegefall. |
5213 | Pfleghafter ist der Angehörige eines im Sachsenspiegel (1221/4) besonders genannten, sonst nur selten (1214, 1219, 1250, Anfang 15. Jh.s) bezeugten Standes von abgabepflichtigen Freien. Lit.: Amira, K. v., Pfleghafte, ZRG GA 28 (1907), 435; Molitor, E., Pfleghafte, ZRG GA 32 (1911), 330; Beyerle, K., Die Pfleghaften, ZRG GA 35 (1914), 212; Heck, P., Pfleghafte und Grafschaftsbauern, 1916; Molitor, E., Die Pfleghaften des Sachsenspiegels, 1941; Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111 |
5214 | Pflegschaft (Wort 1370, lat. [F.] cura) ist die fürsorgliche Besorgung einer Angelegenheit eines dieser Fürsorge Bedürftigen (Pfleglings) durch einen Pfleger (lat. curator). Im römischen Recht kennen bereits die Zwölftafelgesetze von 451/450 v. Chr. die Pflegschaft eines Geisteskranken (lat. cura furiosi) und die Pflegschaft eines Verschwenders (lat. cura prodigi). Sie steht dem nächsten Agnaten, hilfsweise den Gentilen, notfalls einem vom Magistrat bestellten curator (Pfleger) zu. Später kann auch der durch die (lat.) lex Laetoria von etwa 200 v. Chr. geschützte Minderjährige (lat. minor XXV annis) für ein einzelnes Geschäft, ab Marc Aurel (2. Jh. n. Chr.) auch für die gesamte Geschäftsführung einen curator erbitten, dessen vorherige Einwilligung oder nachträgliche Genehmigung das Fehlen einer Übervorteilung bei dem Geschäft durch den Gegner sichert. Möglich ist auch eine (lat.) cura für einen Stummen, einen Tauben, einen Gebrechlichen oder eine Leibesfrucht (lat. nasciturus). Seit dem Spätmittelalter wird die P. im Heiligen römischen Reich aufgenommen, aber vielfach nicht eindeutig von der Vormundschaft abge-grenzt. →Pfleger Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 210; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswort-schatzes, 2010 |
5215 | Pflicht (Wort um 1000 belegt, Pflichtverletzung 1774) ist die Anforderung eines bestimmten Verhaltens. Die P. ist das Gegenstück zu einem (subjektiven) →Recht und vielfach die Auswirkung von (objektivem) Recht. Lit.: Köbler, WAS; Grundrechte und Grundpflichten in der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schreiber, H., Der Begriff der Rechtspflicht, 1966; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Mors, A., Die Entwicklung der Schulpflicht, Diss. jur. Tübingen 1986; Luchterhandt, O., Grundpflichten als Verfassungsproblem, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5216 | Pflichtteil (Wort um 1350 belegt, Pflichtteilsanspruch 1888, Pflichtteilsberechtigter 1814) ist der unentziehbare Mindestanteil naher Angehöriger am Nachlass eines Erblassers. Bereits im klassischen römischen Recht engt im 1. Jh. v. Chr. die Einführung der (lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments) die Freiheit des Erblassers ein. Kinder, Eltern und Geschwister eines frei geborenen Erblassers können nämlich ein Testament anfechten, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach natürlicher Erbfolge zustehenden Anteils zu hinterlassen. Im spätantiken römischen Recht muss nahen Angehörigen (seit Konstantin [306-337] Abkömmlinge, Vorfahren und durch den Vater verwandte Brüder des Erblassers) ein Viertel des gesetzlichen Erbteils zugewendet werden. Ist der Angehörige ganz übergangen, kann er das Testament angreifen. In anderen Fällen kann er Ergänzung auf das ihm zustehende Viertel verlangen. Justinian erhöht den P. bei mehr als vier Kindern auf die Hälfte des gesetzlichen Erbteils (536) und ordnet wenig später das Pflichtteilsrecht umfassend. Mit dem Testament wird im Spätmittelalter auch vielerorts der P. des römischen Rechtes aufgenommen (anders z. B. Tirol bis 1811), wobei im Bürgerlichen Gesetzbuch des deutschen Reiches (1896/1900), im Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1911) und seit 15. 6. 1978 auch im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (neben nahen Abkömmlingen [Hälfte] und nahen Vorfahren [ein Drittel]) der überlebende Ehegatte in den Kreis der Pflichtteilsberechtigten einbezogen wird und die deutschen und österreichischen Gesetzbücher dem Pflichtteilsberechtigten nur einen schuldrechtlichen Anspruch gegen den Erben gewähren. Das französische und spanische Recht lassen nur eine beschränkte Vergabe durch Testament zu. Das englische Recht gewährt bedürftigen Angehörigen einen Unterhaltsan-spruch gegenüber dem Nachlass. Lit.: Kaser §§ 65 II 2, 69 I 2, 70; Köbler, DRG 38; Heuberger, W., Geschichtliche Entwicklung des Pflichtteilsrechts, Diss. jur. Leipzig 1912; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Wacke, A., Die Rechtswirkungen der lex Falcidia, FS M. Kaser, 1973, 209; Wesener, G., Pflichtteilsrecht und Unterhaltsanspruch, FS Rechtswissenschaftliche Fakultät Graz, 1979, 95; Coing, H., Zur Entwicklung des Pflichtteilsrechtes, Gedächtnisschrift W. Kunkel, 1984, 25; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Jaeschke, F., Pflichtteilsentzug, 2002; Bauer, A., Die innere Rechtfertigung des Pflichtteilsrechts, 2008: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5217 | Pflugschar ist der zum Aufreißen der Erde bestimmte Teil des Pfluges. Das Schreiten über (9) glühende Pflugscharen ist im Mittelalter eine Form des →Gottesurteils. Lit.: Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956 |
5218 | Pfründe ist die einem kirchlichen Amtsträger zustehende Unterhaltsleistung aus den Erträgnissen eines Vermögens. Die Verdinglichung des Unterhaltsanspruchs erfolgt dabei nach Ansätzen im Altertum seit dem Frühmittelalter. Im Laufe des Mittelalters wird die P. zu einer eigenen (Vorform der) →juristischen Person (ausgestattetes Kirchenamt). Lit.: Groß, C., Das Recht an der Pfründe, 1887; Stutz, U., Lehen und Pfründe, ZRG GA 20 (1899), 213; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 203; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Willich, T., Wege zur Pfünde, 2002; Philipsen, C., Pfründen und geistliche Steuern, 2010; Berger, D., Stift und Pfünde, 2011 |
5219 | Pfund (lat. [F.] libra) ist im Mittelalter eine Gewichtseinheit, die seit dem 7. Jh. auch als Rechnungsmünze (264 bzw. 240 Pfennige) Verwendung findet und in der Lira Italiens (bis 2002) und dem Pfund Großbritanniens fortlebt. Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 2. A. 1896, Neudruck 1972; Spufford, P., Money, 1988 |
5220 | Phaleristik, F., Ordenskunde Lit.: Nimmergut, J., Bibliographie der deutschen Phaleristik, 2010 |