5141 | Pepo (2. Hälfte des 11. Jh.s) ist ein nicht näher bekannter Vorläufer des Irnerius in Bologna. Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 151 |
5142 | per aes et libram (lat.) mit Kupfer und Waage, →Manzipation, mancipatio Lit.: Kaser § 7 I 3; Söllner § 8 |
5143 | Perduellio (lat. [M.]), arger Krieg, ist im altrömischen Recht der mit einer öffentlichen Strafe belegte Landesverrat bzw. Volksverrat. Lit.: Köbler, DRG 20, 31; Söllner § 8 |
5144 | peregrinus (lat. [M.]) Fremder, Peregrine, Nichtrömer, nicht römischer Bürger, bedeutngslos ab 212 n. Chr. |
5145 | Perestroika (russ.) Umbau (1985-1990 in der Sowjetunion) Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Modrow, H., Die Perestroika, 1998 |
5146 | Pergament ist die abgeschabte Tierhaut als Beschreibstoff vor allem im frühen und hohen Mittelalter (ältestes erhaltenes Exemplar 3./2. Jh. v. Chr.). Das P. verdrängt seit dem Frühmittelalter den Papyrus und unterliegt seinerseits seit dem 11. Jh. dem Papier. Lit.: Pergament, hg. v. Rück, P., 1991 |
5147 | Periculum (lat. [N.]) ist im römischen Recht die Gefahr der Tragung eines Verlustes. Insbesondere trägt der Käufer die Gefahr des zufälligen Untergangs der Kaufsache nach Vertragsabschluss (bzw. Perfektion), so dass er zahlen muss, auch wenn er nichts erhält. Lit.: Kaser §§ 34 III 2, 41 IV, 42 II 2, 62 IV 4; Köbler, DRG 46; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998 |
5148 | Periculum est emptoris (lat.). Die Preisgefahr trägt der Käufer. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten 18, 6, 8, pr.) |
5149 | Perneder, Andreas (Ried um 1499-München 1543) wird nach dem Rechtsstudium in Ingolstadt Richter und Rat in München. Sein Versuch eines großen praktischen Handbuchs des geltenden Rechtes ist nicht ganz vollendet. Dazu gehören deutsche (F.Pl.) Institutiones (unter Berücksichtigung des deutschen allgemeinen Rechtes, des bayerischen Landrechts und der Stadtrechtsreformationen von Nürnberg, Worms und Freiburg im Breisgau), Gerichtlicher Prozess, Lehenrecht, Von straff und Peen und schließlich (lat.) Summa (F.) Rolandina (Bearbeitung der Summa artis notariae des Rolandus Passagerii). Sie werden anscheinend 16mal aufgelegt. Dennoch unterliegen sie letztlich der lateinisch bleibenden Rechtsliteratur. Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 172; Söllner, A., Die Literatur zum gemeinen und partikularen Recht, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1 1977, 556; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977, 167 |
5150 | Perpetuatio (F.) obligationis ist im römischen Recht die noch von den Juristen des ersten Jh.s entwickelte Fiktion der Fortdauer einer Verbindlichkeit trotz Untergangs der geschuldeten bestimmten Sache für den Zeitpunkt der (lat.) litis contestatio (F.). Lit.: Kaser § 37 I, II |
5151 | Perser ist der Angehörige des persisch sprechenden, aus den Indogermanen hervorgegangenen, westlich Indiens ansässigen Volkes. Lit.: Winter, E./Dignas, B., Rom und das Perserreich. 2001; Klinkott, H., Der Satrap, 2005; Baykal, H., Vom Perserreich zum Iran, 2007 |
5152 | Person (Wort 1170 belegt) ist, wer Träger von Rechten und Pflichten sein kann. Seit neben dem Menschen auch weitere Träger von Rechten und Pflichten anerkannt werden, entwickelt sich P. zu einem Oberbegriff sowohl des Menschen als der natürlichen P. wie auch der juristischen P. In diesem Sinn spricht Papst Innozenz IV. 1245 erstmals von einer (lat. [F.]) persona ficta (erdachten P.) der (lat. [F.]) →universitas, die aber noch keine vollständige P. ist. Im 16. Jh. entsteht aus lateinisch persona der allgemeine Begriff der P. Lit.: Kaser § 13 I; Hübner; Köbler, DRG 121; Coing, H., Zur Geschichte des Privatrechtssystems, 1962; Watson, A., The Law of Persons, 1967; Henkel, W., Zur Theorie der juristischen Person im 19. Jahrhundert, 1973; Der beurkundete Mensch, hg. v. Füchtner, H., 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Köbler, G., Mercatores personati, FS L. Carlen, 1989, 157; Ueberschär, E., Die Entwicklung der bürgerlichen Rechtsperson, Diss. jur. Jena 1993; Kobusch, T., Die Entdeckung der Person, 1993; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Palm, U., Person im Ertragsteuerrecht, 2013; Person und Milieu, hg. v. Westermann, A. u. a., 2013 |
5153 | persona (lat. [F.]) Person |
5154 | Personalarrest ist die vorläufige Festnahme eines Menschen zur vorläufigen Sicherung einer gefährdeten Vollstreckung in das Vermögen. Der P. als ein Fall des →Arrestes entwickelt sich aus dem Handhaftverfahren. Er wird seit dem Hochmittelalter sichtbar. In der Gegenwart ist der P. statthaft, wenn der Gläubiger glaubhaft macht, dass die Zwangsvollstreckung in vorhandenes Vermögen gefährdet wird. Lit.: Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922, 25 |
5155 | Personalfolium ist das über mehrere Grundstücke desselben Eigentümers, deren Grundbücher von demselben Grundbuchamt geführt werden, geführte gemeinschaftliche Grundbuchblatt. Es ist gegenüber anderen Grundsätzen der Grundbuchführung (→[ Realfolium) die Ausnahme. Lit.: Hübner 235 |
5156 | Personalitätsprinzip ist der auf personale Merkmale im Gegensatz beispielsweise zu territorialen Gegebenheiten abstellende Grundsatz. Das P. gilt im römischen Recht, doch unterstehen die Rechtsbeziehungen zwischen Römern und Fremden, zwischen Fremden verschiedener Völker und zwischen den Abkömmlingen unterworfener Völker (lat. [M.Pl.] dediticii) dem römischen (lat.) ius (N.) gentium (Fremdenrecht). Vielleicht bei den Germanen, jedenfalls im Frühmittelalter gilt ebenfalls meist das P. (der →Volksrechte). Seit dem 12. Jh. wird dieses aber zunehmend vom Grundsatz der Territorialität (der →Landrechte) abgelöst. Es wirkt jedoch im Personalstatut des internationalen Privatrechts fort. Lit.: Kaser § 3 III 2a; Söllner §§ 18, 25; Kroeschell, DRG 1; Stouff, L., Ètude sur le principe de la personnalité des lois, 1894; Schönbauer, E., Studien zum Personalitätsprinzip im antiken Recht, ZRG RA 49 (1929), 345; Gualazzini, U., La fine della personalità della legge nel cremonese, Bollettino storico cremonese 2, 1, (1931), 94; Gutermann, S., The Principle of the Personality of Law, University of Miami Law Review 21 (1966), 259; Köbler, G., Land und Landrecht im Frühmittelalter, ZRG GA 86 (1969), 2, 30; Guterman, S., The Principle of the Personality of Law, 1990 |
5157 | Personalkredit ist das personal gesicherte Darlehen. Die Sicherung durch einen →Bürgen oder durch →Einlager reicht dabei weit zurück. Eine starke Belebung erfährt der P. seit dem 19. Jh. Lit.: Les suretés personelles, Recueils de la société Jean Bodin 29ff. 1971ff. |
5158 | personal property (N.) Fahrnis, bewegliche Sache |
5159 | Personalservitut ist die nur einer bestimmten Person zustehende persönliche, mit dem Tod des Berechtigten endende →Dienstbarkeit (beschränktes dingliches Recht z. B. Gebrauch [usus], Wohnung [habitatio] oder Gebrauch und Fruchtziehung [ususfructus] im Gegensatz zum Realservitut (Grunddienstbarkeit). Im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811) wird auch die unregelmäßige persönliche Dienstbarkeit anerkannt (§ 479 ABGB), im Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) die beschränkte persönliche Dienstbarkeit (§§ 1090ff. BGB). Lit.: Kaser §§ 28 I 1, 29 I |
5160 | Personalunion ist die (rechtlich zufällige, seit dem 18. Jh. als solche erkannte) politische Verbindung zweier oder mehrerer monarchischer, rechtlich von einander unabhängiger selbständiger →Staaten unter einem Herr-scher (z. B. Spanien/Heiliges römisches Reich 1519-1556, Sachsen/Polen 1697-1763, Großbritannien/Hannover 1714-1837, Niederlande/Luxemburg 1815-1890, Preußen/Neuenburg 1707-1857). →Staatslehre Lit.: Jellinek, G., Allgemeine Staatslehre, 1900, 2. A. 1905, 3. A. 1914, Neudruck 1959, 759; Lewy, H., Personalunion und Realunion, Diss. jur. Greifswald 1918; Favre, H., Neuenburgs Union mit Preußen, 1932 |