5121 | Paulskirchenverfasssung ist die von der in der Frankfurter Paulskirche tagenden verfassunggebenden Nationalversammlung beschlossene Verfassung. Sie enthält einen am 27. 12. 1848 verabschiedeten Katalog der Grundrechte (Reichsbürgerrecht, Unverletzlichkeit, Meinungsfreiheit, Glaubens-freiheit, Gewissensfreiheit, Gewerbefreiheit, Berufsfreiheit, Lehrfreiheit, Wis-senschaftsfreiheit, Vereinsfreiheit, Petitionsrecht, Eigentumsschutz, Wohnungs-schutz, Schwurgericht). Der organisatorische Teil vom 27. 3. 1849 sieht einen Bundesstaat mit einem erblichen Kaiser (am 3. 4. 1849 Annahme vom König von Preußen abgelehnt) und einen Reichtstag mit Staatenhaus und Volkshaus vor. Lit.: Köbler, DRG 194; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 2. A. 1998; Die finanz- und steuerverfassungsrechtlichen Vorschriften der Paulskirchenverfassung, hg. v. Kempny, S., 2010; Kempny, S., Auf dem Weg zum deutschen Bundesstaat, ZRG GA 129 (2012), 391 |
5122 | Paulus, Iulius (3. Jh. [† 222-235]), ein Schüler des Cervidius Scaevola, erscheint zuerst als Advokat, dann (neben →Ulpian) als Assessor des Gardepräfekten →Papinianus und als Leiter einer kaiserlichen Kanzlei und Mitglied des kaiserlichen Rates. Seiner sammelnden, sichtenden und einheitlich darstellenden, oft eigene Ansichten äußernden Tätigkeit werden 86 Titel mit 305 bzw. 320 Büchern zugeschrieben, von denen Kommentare zum prätorischen Edikt (80 Bücher), zu den drei Büchern Zivilrecht des Sabinus (16 Bücher), Responsen (23 Bücher) und Quaestionen (26 Bücher) die wichtigsten sind. Nicht von ihm stammen die sog. →Paulussentenzen. P. ist einer der fünf Zitierjuristen des Zitiergesetzes (426). Die →Digesten bestehen zu einem Sechstel aus (mehr als 2000) Auszügen aus seinen Werken. Lit.: Söllner §§ 15, 16, 19; Köbler, DRG 30, 52, 53; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Schmidt-Ott, J., Pauli Quaestiones, 1993; Spengler, H., Dogmatik, Systematik, Polemik, 2000 |
5123 | Paulus de Castro (Castro westlich des Lago de Bolsena 1360/1362-20. 7. 1441) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia (Baldus) und Pavia Professor in Avignon, Siena, Florenz, Bologna und Padua. Von ihm stammen Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie viele Gutachten. Lit.: Lange, H., Die Rechtsquellenlehre in den Consilien Paul de Castros, Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 421; Romano, A., La giurisprudenza consulente e Paolo di Castro, (in) Rivista di storia del diritto italiano 61 (1988), 141; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 813 |
5124 | Paulussentenzen (lat. Pauli sententiae [F.Pl.]) sind eine im späten 3. Jh. oder im 4. Jh. entstandene, dem Juristen →Paulus fälschlich zugeschriebene, aber aus seinen Werken hervorgehende einflussreiche früh-nachklassische Juristenschrift in fünf Büchern, von der Bruchstücke vor allem in den →Digesten Justinians und in der (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum erhalten sind. Lit.: Kaser § 2 II 5a; Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2 a; Kaser, M./Schwarz, F., Die Interpretatio zu den Paulussentenzen, 1956 |
5125 | pauperies (lat. [F.]) Armut, der von einem vierfüßigen Tier verursachte Schaden |
5126 | Pauperismus ist die Bezeichnung für die im späteren 18. Jh. aus dem Bevölkerungswachstum bei stagnierender Wirtschaft infolge kräftiger Preissteigerungen bei geringer Reallohnzunahme entstehende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Lit.: Köbler, DRG 135; Matz, K., Pauperismus und Bevölkerung, 1980; Labande, E., Pauper et peregrinus, 2004 |
5127 | Pavia am Tessin wird nach Umbenennung aus Ticinum 572 von den Langobarden erobert und allmählich zur Hauptstadt des langobardischen Reiches gemacht. Vielleicht aus einer Schule der freien Künste (825) entwickelt sich eine spärlich bezeugte Rechtsschule, in der (lat.) →Liber (M.) Papiensis (11. Jh.), (lat. [F.]) →Lombarda (Ende 11. Jh.) und (lat.) Expositio (F.) ad librum papiensem (Erläuterung zum Pavianer Buch) um 1100) entstehen, die aber die rechtswissenschaftliche Tätigkeit in →Bologna kaum beeinflusst. 1356 gelangt P. an Mailand. 1361 wird eine Universität errichtet. 1393 werden 1470 überarbeitete (lat.) Statuta (N.Pl.) regiminis potestatis Papiensis (Statuten der Herrschaft in Pavia) aufgezeichnet. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 102; Storia della Università di Pavia, 1925; Vaccari, P., Pavia, 1956; Vaccari, P., Storia della università di Pavia, 2. A. 1957; Zorzoli, M., Le tesi legali all’ università di Pavia, 1980; Storia di Pavia, 1987ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34 |
5128 | pax (lat. [F.]) Friede, →Gottesfriede, Landfriede |
5129 | pax (F.) Dei (lat.) Friede Gottes |
5130 | pecia (lat. [F.]) Handschriftenteil als Schreibvorlage im 12.-14. Jh. Lit.: Destrez, J., La pecia, 1935; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 67,153 |
5131 | Peculium (lat. [N.], Kleintierherde) ist schon im altrömischen Recht das vom Herrn eines Sklaven diesem zur tatsächlichen Bewirtschaftung überlassene oder vom Gewaltunterworfenen selbst gewonnene Sondergut. Der Gewalthaber kann Besitz ohne eigenen Besitzwillen begründen und haftet für Geschäftsschulden bis zum Wert des p. Lit.: Kaser §§ 11 II 1a, 12 III, 15 I 3, 49 II, 60; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21; Wesener, G., Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut, (in) Iuris vincula Studi in onore di M. Talamanca, 2002, 393 |
5132 | pecunia (lat. [F.]) Geld Lit.: Kaser § 32 II 2b; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983 |
5133 | peer (engl., zu lat. par, gleich) Adliger, Lord (14. Jh.) |
5134 | peinlich (zu lat. [F.] poena, Strafe) die Strafe vor allem an Leben und Leib betreffend, z. B. peinliche Frage im Inquisitionsverfahren Lit.: Köbler, DRG 115, 119; Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1800; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe, FS A. Erler, 1977, 273 |
5135 | Peinliche Gerichtsordnung Karls V. →Constitutio Criminalis Carolina Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 138, 156, 158; Meier, A., Die Geltung der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V., 1929; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288 |
5136 | Peira, Pira (griech. [F.], Erprobung, Unternehmen, Kenntnis) ist ein zu Beginn des 11. Jh.s entstandenes, aus 75 unsystematischen Titeln gebildetes praktisches Lehrbuch des byzantinischen Rechtes. Die P. beruht teilweise auf Gutachten, Urteilen und Abhandlungen des Richters am byzantinischen Hofgericht Eustathios Rhomaios, die sein Sekretär verarbeitet (lat. Practica [F.] ex actis Eustathii Romani, Praktisches aus den Akten des Eustathius Rhomaius). Sie ist noch im 14. Jh. (→Harmenopulos) bekannt. Lit.: Oikonomides, N., The Peira of Eustathios Rhomaios, (in) Fontes minores, hg. v. Simon, D., 7 1986, 169; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 3. A. 2006 |
5137 | Peloponnes ist die griechische Halbinsel südlich der Landenge von Korinth. In griechischer Zeit sind Argos, Korinth und Sparta die wichtigsten Orte. 395 n. Chr. wird der P. Teil Ostroms, in der ersten Hälfte des 15. Jh.s fällt er weitgehend an die Osmanen, gegen die 1821 ein Unabhängigkeitskrieg beginnt. →Griechenland |
5138 | Pene →lat. (F.) poena |
5139 | Pension (F.) Ruhegehalt des Beamten, Unterkunft |
5140 | L.: Birnbaum, C., Die Pensionslüge, 2012 |