4821 | Novemberrevolution ist die Revolution im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn im November 1918, durch welche die Monarchien in Republiken umgewandelt werden. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Elben, W., Das Problem der Kontinuität in der deutschen Revolution, 1965; Kittel, E., Novembersturz 1918, Bll. f. dt. LG. 104 (1968), 42; Görlitz, W., November 1918, 1968; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Das waren Wintermonate voller Arbeit, Hoffen und Glück, hg. v. Beutin, H. u. a., 2010 |
4822 | Nowgorod Lit.: Novgorod – Markt und Kontor der Hanse, hg. v. Angermann, N./Friedland, K., 2002 |
4823 | Noxae datio (lat. [F.], auch noxae deditio) ist bereits im altrömischen Recht die Hingabe des Schädigers (z. B. Hauskind, Sklave, Tier), durch die sich der Hausvater (außer durch Leistung) von seiner grundsätzlich bestehenden Haftung für einen auf deren Verhalten beruhenden Erfolg befreien kann (Noxalhaftung). Sie wird in der Spätantike bei Hauskindern und Sklaven eingeschränkt, im Hochmittelalter nicht aufgenommen. Lit.: Kaser §§ 7 I 1e, 15 I 4d, 36 V, 50 II 4a; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 49, 65; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972 |
4824 | NS (Nationalsozialismus) |
4825 | NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) Lit.: Pätzold, K., Geschichte der NSDAP, 1998; Block, N., Die Parteigerichtsbarkeit der NSDAP, 2002 |
4826 | nuda proprietas (lat. [F.]) bloßes Eigentum Lit.: Köbler, DRG 124 |
4827 | nudum pactum (lat. [N.]) bloßer Vertrag (ohne besondere Formen) |
4828 | Nulla poena sine culpa (lat.). Keine Strafe ohne Schuld. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 |
4829 | Nulla poena (F.) sine lege, nullum crimen sine lege (lat.) ist der strafrechtliche Grundsatz, dass niemand bestraft werden darf, wenn nicht zuvor ein Gesetz Verhalten der entsprechenden Art mit einer Strafe bedroht hat. Das Verbot der Rückwirkung von neuen oder veränderten Strafgesetzen zum Nachteil des Täters ist dabei bereits ansatzweise dem klassischen römischen Recht bekannt und wird in der Spätantike durch kaiserliche Gesetze mit gewissen Einschränkungen sogar ausgesprochen. Dem folgen an sich auch das Mittelalter und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532), während das gemeine Recht den Grundsatz bis zum ausgehenden 18. Jh. nur wenig beachtet. Erst mit der Aufklärung entsteht der Grundsatz in voller Gestalt des Rückwirkungsverbots, des Analogieverbots und des Bestimmtheitsgebots (Ver-einigte Staaten von Amerika bis 1787, Frankreich, Josephinisches Gesetzbuch 1787, preußisches Allgemeines Landrecht 1794, Feuerbach, Weimarer Reichsverfassung 1919, →Grundgesetz 1949), wobei die Vorstellung besonderes Gewicht erhält, dass ein Eingriff des Staates in die Freiheit des Bürgers die Gestattung durch Gesetze voraussetzt. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 204; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, (Ulpian, um 170-223, Digesten 50, 16, 131, § 1 S. 1 Halbsatz 2); Bopp, G., Die Entwicklung des Gesetzesbegriffs, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1966; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rückwirkungsverbotes, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Schünemann, B., Nulla poena sine lege?, 1978; Bohnert, J., P. J. A. Feuerbach, 1982; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983 |
4830 | Nulli res sua servit (lat.). Niemand dient die eigene Sache. Lit.: Kaser § 28 I 3; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten, 8, 2, 26 |
4831 | nullum crimen sine lege →nulla poena sine lege Lit.: Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983 |
4832 | Nullum crimen sine poena (lat.). Kein Verbrechen ohne Strafe. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 |
4833 | Numerius Negidius (N. N.) ist der abstrakte Beklagte des römischen Verfahrensrechts. Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 33 |
4834 | numerus (M.) clausus (lat.) geschlossene Zahl (z. B. der Ausbildungsplätze oder der zulässigen Sachenrechte [im römischen Recht Eigentum, Servituten, Pfandrecht, Erbpacht und Erbbaurecht], im römischen Schuldrecht sind nur contractus mit Klagbarkeit versehen, Typengebundenheit, aber Möglichkeit der Stipulation]) Lit.: Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623 |
4835 | Numismatik (Münzkunde) →Münze Lit.: Göbl, R., Numismatik, 1987; Morrisson, C., La numismatique, 1992; Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, hg. v. Albert, R. u. a., 1995; Bompaire, M./Dumas, F., Numismatique médiévale, 2000; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Kluge, B., Numismatik des Mittelalters, 2007; Kampmann, U., Numismatisches Wörterbuch, 2012 |
4836 | nummo uno (lat.) mit einer →Münze Lit.: Köbler, DRG 25 |
4837 | nuncupatio (lat. [F.]) Verkündung Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 67 I 2b; Söllner § 8; Köbler, DRG 38 |
4838 | Nuntius (zu lat. [M.] nuntius, Bote) ist seit dem ausgehenden Spätmittelalter der ständige Gesandte des Heiligen Stuhles bei einem anderen Staat. Lit.: Kaser §§ 11 II, 58 III 2; Pieper, A., Zur Entstehungsgeschichte der ständigen Nuntiaturen, 1894; Biauchet, H., Les nonciatures apostoliques, 1910; Walf, K., Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschaftswesens, 1966; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 553; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975 |
4839 | Nürnberg ist die um eine 1050 erstmals erwähnte, anscheinend vorsalische Grundlagen aufweisende Reichsburg auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden an der Pegnitz erwachsende Reichsstadt. In der →Goldenen Bulle von 1356 belohnt Kaiser Karl IV. die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in N. abzuhalten. Von 1424 (Privileg vom 19. 9. 1423) bis 1796 und von August 1938 bis 1945 (Anfang 1946) ist N. Aufbewahrungsort der Reichskleinodien (Reichserzschatzkästlein). 1479/1484 erneuert N. durch die römisches Recht gemäßigt aufnehmende (Neue) →Reformation sein Stadtrecht. Im Dritten Reich hält Adolf Hitler in N. die Reichsparteitage ab. 1935 werden in N. auf dem Reichsparteitag vom nach Nürnberg einberufenen Reichstag die gegen die Juden gerichteten sog. Nürnberger Gesetze verabschiedet (Reichsbürgergesetz vom 15. 9. 1935, Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. 9. 1935) (und am folgenden Tag im Reichsgesetzblatt verkündet). Vom 18. 10./14. 11. 1945-1. 10. 1946 finden in N. die Prozesse gegen (24 bzw.) 22 nationalsozialistische Hauptkriegsverbrecher wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation statt ([12] Todesurteile durch Hängen für Hermann Göring, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Alfred Jodl, Arthur Seyß-Inquart, Martin Bormann]), denen bis 11. 4. 1949 12 weitere Verfahren in N. gegen 182 Angeklagte folgen (24 Todesurteile). Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 139; Bremer, F., Dr. Claudius Cantiunculas Gutachten über das Nürnberger Stadtrecht, ZRG GA 15 (1894), 123; Knapp, H., Das alte Nürnberger Kriminalrecht, 1896; Werminghoff, A., Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg, 1921; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Franz, E., Nürnberg, Kaiser und Reich, 1930; Nordmann, C., Nürnberger Großhändler im spätmittelalterlichen Lübeck, 1933; Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Bd. 1ff. 1947ff., Neudruck 1984; Ellinger, W., Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg, (in) Genealogica, Heraldica, Juridica, 1954; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955, Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Schultheiß, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechtes, 1957; Gedeon, A., Zur Rezeption des römischen Privatrechts in Nürnberg, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, Bd 1ff. 1959ff.; Schultheiß, W., Die Acht-, Verbots- und Fehdebücher von 1285-1400, 1960; Das Urteil von Nürnberg 1946, 1961; Gilbert, G., Nürnberger Tagebuch, 1962, 14. A. 2012; Satzungsbücher und Satzungen, hg. v. Schultheiß, W., 1963; Kunstmann, H., Zauberwahn und Hexenprozess in der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Geschichte Nürnbergs in Bilddokumenten, hg. v. Pfeiffer, G., 1970; Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971; Nürnberg – historische Entwicklung einer deutschen Stadt in Bildern, 4. Aufl. 1971; Nürnberg, hg. v. Pfeiffer, G., 1971; Hirschmann, G., Das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern, 1971; Wachauf, Helmut, Nürnbergs Bürger als Juristen, 1972 (141 urkundlich nachgewiesene Juristen); Schmid, Hans-Dieter, Täufertum und Obrigkeit in Nürnberg, 1972; Die Nürnberger Bürgerbücher 1 (1302-1448), hg. v. Stadtarchiv Nürnberg, 1974; Pütz, K., Heischurteile, 1977; Leiser, W., (Die Stadtrechtsreformation der Stadt Nürnberg), Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 67 (1980); Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Nürnberg - Kaiser und reich (Ausstellung), 1986; Schüßler, M., Statistische Untersuchung des Verbrechens in Nürnberg im Zeitraum von 1285 bis 1400, ZRG GA 108 (1991), 117; Jung, S., Die Rechtsprobleme der Nürnberger Prozesse, 1992; Endres, R., Grundzüge der Verfassung der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Rethmeier, A., „Nürnberger Rassegesetze“, 1995; Wirtschaft, Gesellschaft und Staat im Umbruch, hg. v. Schachtschneider, K., 1995; Taylor, T., Die Nürnberger Prozesse, 3. A. 1997; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Kastner, K., Von den Siegern zur Rechenschaft gezogen, 2001; Essner, C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Henselmeyer, U., Ratsherren und andere Delinquenten, 2002; Schubert, A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Nürnberg und das Griechentum, hg. v. Konstantinou, E., 2003; Hamm, B., Lazarus Spengler (1479-1534), 2004; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, JURA 27 (2005), 161; Hansmann, U., Die Nürnberger Rassegesetze vom 15. September 1935, NJW 2005, 2648; Kastner, K., Die Völker klagen an, 2005; Meyer, C., Die Stadt als Thema, 2009; Heller, K., The Nurenberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law, 2012; Die Nürnberger Militärtribunale, hg. v. Priemel, K. u. a., 2013 |
4840 | Nutzpfand oder Nutzungspfand (sog. ältere Satzung) ist im Hochmittelalter das Pfand, bei dem der Gläubiger unmittelbaren Besitz an der verpfändeten Sache (Grundstück) hat und die Nutzungen aus ihr ziehen darf. Lit.: Kaser § 31 III 5a; Hübner 402; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966, 784; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936 |