4581 | Msida auf Malta erhält 1572 bzw. 1769 eine Universität. |
4582 | Mucius Scaevola, Quintus (um 140-82 v. Chr.), Rechtskundigensohn, Konsul 95 v. Chr., ist ein bedeutsamer Vertreter der vorklassischen römischen Rechtswissenschaft. Sein Hauptwerk sind 18 Bücher (lat.) De iure civili (Vom römischen Recht), in denen er das Recht der römischen Bürger systematisch zusammenfasst. Auf ihn zurückgeführt werden die (lat.) →cautio (F.) Muciana, die eine unter der Bedingung, etwas Bestimmtes nicht zu tun, ausgesetzte Zuwendung absichern soll, und die (lat.) →praesumptio (F.) Muciana, nach der bis zum Beweis des Gegenteils alles Vermögen einer Ehefrau als vom Mann herrührend gilt. Auf M. S. greift vor allem →Sabinus wieder zurück. Lit.: Köbler, DRG 29; Behrends, O., Die Wissenschaftslehre im System des Quintus Mucius Scaevola pontifex, 1976; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 597 |
4583 | Mühldorf Lit.: Stahleder, H., Mühldorf, 1976 |
4584 | Mühle ist die Vorrichtung zum mechanischen Zerkleinern von Gegenständen, vor allem von Pflanzenteilen (Getreidekörnern). Die tech-nisch der einfachen Handmühle überlegene Wassermühle ist bereits dem römischen Altertum bekannt und gelangt von dort nach Germanien. Seit dem 12. Jh. wird die ursprüngliche Freiheit der Errichtung einer M. von einem landesherrlichen Mühlenregal überlagert. Dementsprechend entstehen in der frühen Neuzeit besondere Mühlenordnungen (z. B. Hessen 1615). Die M. genießt eigenen Friedensschutz. Das Gewerbe des Müllers gilt seit dem Spät-mittelalter vielfach als unehrlich. Lit.: Koehne, C., Das Recht der Mühlen, 1904; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Schulte, E., Das Gewerberecht, 1909; Kisch, G., Das Mühlenregal im Deutschordensgebiete, ZRG GA 48 (1928), 176; Wiemann, H., Beiträge zur Geschichte des Mühlenrechts, ZRG GA 66 (1948), 477; Moldenhauer, R., Mühlen und Mühlenrecht in Mecklenburg, ZRG GA 79 (1962), 195; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Kropač, I., Mühlen und Mühlenrecht in der Steiermark, 1981; Holt, R., The Mills of Medieval England, 1988; Stürmer, S., Mühlenrecht im Herzogtum Zweibrücken, 1998; I mulini nell’Europa medievale, hg. v. Galetti, P. u. a., 2003; Droste, P., Wasserbau und Wassermühlen an der mittleren Rur, 2003; Langdon, J., Mills in the Medieval Economy, 2004 |
4585 | Mühlhausen (Reichsstadt in Thüringen, 967 Mulinhuson, 11. Jh. Marktsiedlung, 1135 villa regia, Stadtrecht, um 1200 Stadtmauer, 1251 freie Reichsstadt, 1286 Mitglied der Hanse, Erwerb von etwa 60 umliegenden Dörfern, 1524, 1542 und 1557 reformiert, 1802 Mediatisierung in Preußen, 1. 7. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt, dadurch 1945 zur sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zur Deutschen Demokratischen Republik und dabei von 1945 bis 1952 und ab 1990 zu Thüringen) s. Mühlhäuser Reichsrechtsbuch |
4586 | Mühlhäuser Reichsrechtsbuch ist das um 1225 (1224-1230 oder nach 1231?) in Mühlhausen in Thüringen von einem unbekannten Verfasser in mittelmitteldeutscher Sprache hergestellte, in 3 Handschriften überlieferte Stadtrechtsbuch mit zahlreichen fränkischen Rechtssätzen, das auch Landrecht einbezieht und unterschiedliche Sachgebiete (Delikte, Verfahren, Gewere, Gericht, Schaden) erfasst. Es wird in Nordhausen und teilweise in Eschwege (nach 1344) aufgenommen. Daneben sind seit der zweiten Hälfte des 13. Jh.s Statuten aufgezeichnet (1401 letzte mittelalterliche Statutenredaktion [erhalten in Abschrift der 1. Hälfte des 16. Jh.s], 1566 neue Statuten durch Apollo Wiegand) und ist 1351 ein Satzungsbuch angelegt. Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Herquet, K., Urkundenbuch der Richsstadt Mühlhausen/Th., hg. v. Herquet, K., Neuduruck 2009; Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 1923, 2. A. 1934, 3. A. 1936, Neudruck 1969; Adenauer, G., Das Ehe- und Familienrecht im Mühlhauser Reichsrechtsbuch, Diss. jur. Bonn 1963; Günther, G./Korf, W., Mühlhausen, 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003; Thiele, M., Vae victis. Mühlhausen unter sowjetischer Besatzungsdiktatur 1945-1953, 2004 (unwiss.); Bühner, P., Mühlhausen, Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. 61 (2007), 59ff. |
4587 | Mülhausen im →Elsass ist ein 803 erstmals erwähnter Ort, der nach 1221 →Reichsstadt wird. Seit 1515 ist M. zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz. 1798 schließt es sich Frankreich an. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,454; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse, 1977 |
4588 | Mulefe Lit.: Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291 |
4589 | Mulier taceat in ecclesia (lat.). Die Frau schweige in der Kirche. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Apostel Paulus, † 64 n. Chr., 1. Korinther 14,34) |
4590 | Müll ist der trockene Abfall, dessen Beseitigung seit dem 19. Jh. ein allgemeines Verwaltungsproblem wird. Lit.: Kroeschell, DRG 3 |
4591 | Müller-Arnold-Prozess ist der Prozess des Wassermüllers Christian Arnold (und seiner Frau) im Kreis Züllichau, der 1774 gegen seinen Erbverpächter (Graf Schmettau) auf Erlass der Mühlenpacht wegen Schwächung des Zuflusses durch einen Oberlieger (Landrat von Gersdorff) klagt und 1778 die Mühle durch Versteigerung (an Graf Schmettau) verliert. Am 11. 12. 1779 bzw. 1. 1. 1780 greift König Friedrich der Große von Preußen auf Grund eines Bittgesuchs selbst in die Angelegenheit ein, lässt Räte des 1779 tätigen Justiz-kollegiums verhaften, verurteilt sechs zu Festung, weist den Müller und seine Frau wieder in die Mühle ein, begnadigt aber die verurteilten Richter bald. Sein Nachfolger entschädigt die Räte, belässt aber die Mühle dem Müller. Der königliche Machtspruch wird nunmehr als Missbrauch der Herrschaftsgewalt verstanden, obwohl sich nicht mehr sicher feststellen lässt, ob der Müller Recht oder Unrecht hat, der Machtspruch also Recht oder Unrecht schafft. Im 19. Jh. setzt sich die dadurch in jedem Fall beeinträchtigte Unabhängigkeit der Gerichte durch. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Schmidt, E., Rechtssprüche und Machtsprüche, 1943; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984 |
4592 | München an der Isar, dessen Name auf eine Beziehung zu einem bisher nicht sicher bekannten Kloster (Schäftlarn?) deutet und für das sich keine vorstädtische Besiedlung sicher nachweisen lässt, erhält 1157/1158 von Herzog Heinrich dem Löwen einen Markt, wird seit 1255 allmählich Sitz des Herzogtums Oberbayern bzw. Bayern und erlangt 1840 von Landshut die ursprünglich in Ingolstadt eingerichtete Universität. Sein Recht wird 1340 von Ludwig dem Bayern bestätigt. Am 29./30. 9. 1938 wird in München zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien, Italien und Frankreich das Münchener Abkommen geschlossen, das die deutschsprachigen Sudetengebiete der Tsche-choslowakei (28643 qkm, 3,63 Mill. Menschen) dem Deutschen Reich zuteilt und dadurch die Kriegsgefahr in Mitteleuropa für kurze Zeit bannt. Im Sommer 1947 gelangt eine gesamtdeutsche Ministerpräsidentenkonferenz in M. zu keiner Einigung. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, 20. Jh.; Rehme, P., Geschichte des Münchener Grundbuchs, FS Hermann Fitting, 1903; Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs von Bayern, 1911; Denkmäler des Münchner Stadtrechts, hg. v. Dirr, P., Bd. 1f. 1934ff; Reinecke, G., Münchener Privatrecht im Mittelalter, 1936; Bärmann, J., Die Verfassungsgeschichte Münchens im Mittelalter, 1938; Müller-Faßbender, R., Die Rechtsstellung der städtischen Amtsträger in München, Diss. jur. München 1960; Das Abkommen von München, hg. v. Král, V., 1968; Dölker, W., Das Herbergsrecht in der Münchner Au, 1969; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Schattenhofer, M., Das alte Rathaus in München, 1972; Kempter, F., Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät Ingolstadt - Landshut - München, Diss. jur. Mannheim 1976; Rauschhofer, H., Völkerbund und Münchener Abkommen, 1976; München, hg. v. Prinz, F. u. a., 1988; Maier, L., Stadt und Herrschaft, 1989; Zerback, R., Stadt und Bürgertum in München, 1997; Bauer, R., Geschichte Münchens, 2003; Die Universität München im Dritten Reich, hg. v. Kraus, E., 2006; Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; Lidman, S., Zum Spektakel und Abscheu, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008; Ludyga, H., Das Oberlandesgericht München, 2012 |
4593 | Mund ist der zum Essen, Trinken und Sprechen nötige menschliche Körperteil, der in der Paarformel Mund und Hand für zusprechende Wörter steht. Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994 |
4594 | Mündel (Wort vielleicht um 750 belegt) ist der unter Vormundschaft stehende Mensch. Lit.: Hübner; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
4595 | Mündelgut ist das Vermögen des →Mündels. Es wird vom Vormund verwaltet und meist auch genutzt. Nach einem mittelalterlichen Rechtssprichwort soll M. (während der Verwaltung) weder wachsen noch schwinden. Über bewegliche Sachen (Fahrnis) darf der Vormund frei verfügen, über unbewegliche Sachen (Liegenschaften) nur mit Zustimmung des Mündels oder gar nicht. Bei Erreichung der Mündigkeit kann der Mündel ein von ihm oder vom Vormund vorgenommenes Geschäft widerrufen. Seit dem Spätmittelalter wird der Vormund zu einem der Vormundschaftsbehörde verant-wortlichen Vertreter des Mündels, der für und gegen den Mündel rechtsgeschäftlich handeln kann. Zum Ausgleich dafür wird die behördliche Aufsicht verstärkt. Lit.: Kaser §§ 23 II 2, 62 III 3; Hübner, 729; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 2 1847; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff. |
4596 | mundiburdium →mundoburdium |
4597 | Mündigkeit (Wort 1369, mündig 1250) ist der Zustand der Eigenverantwortlichkeit. Im altrömischen Recht verschafft der Eintritt der (lat.) pubertas (F.) (Geschlechtsreife) die volle Geschäftsfähigkeit und Deliktsfähigkeit, bis um 200 v. Chr. eine (lat.) lex (F.) Laetoria die mündigen, noch nicht 25jährigen gegen Übervorteilung zu schützen beginnt. Die M. wird dabei zunächst bei Männern von Fall zu Fall beurteilt, von der Schule der Prokulianer aber mit Vollendung des 14. Lebensjahrs anerkannt, bei Frauen schon von Anfang an mit Vollendung des 12. Lebensjahrs angenommen. Dem entspricht wohl im Kern auch das germanische Recht. Im Frühmittelalter werden als fester Zeitpunkt der M. die Vollendung des 12. oder 10. oder auch 14. Lebensjahrs genannt. Im Laufe des Mittelalters rückt die Zahl (auf 18, 20, 21, 24 oder) bei Aufnahme des späteren römischen Rechtes (der Minderjährigkeit) auf 25 Lebensjahre hinauf. Volle Eigenverantwortlichkeit erlangen dabei nur die vaterlosen Waisen. Bei den übrigen tritt die M. mit Abschichtung (bzw. Eheschließung) ein. Seit dem Spätmittelalter setzen sich die Altersstufen des römischen Rechtes durch. Zwischen sieben und 25 wird der Mensch im Wesentlichen gleich behandelt. Deswegen wird die M. vielfach mit der Volljährigkeit gleichgesetzt und danach von dieser weitgehend verdrängt (anders Ehemündigkeit, Eidesmündigkeit). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) unterteilt in unmündige Minderjährige (7-14) und mündige Minderjährige (14-24), wobei die mündigen Minderjährigen über durch Fleiß erworbenes Einkommen und nach erreichter Mündigkeit zum Gebrauch erhaltene Sachen frei verfügen dürfen (§ 151 ABGB). Lit.: Kaser § 14 II 2, 58 IV 1; Köbler, DRG 88, 120, 160; Distel, T., Zur Mündigkeit in Sachsen a. L. (1537, 1541), ZRG GA 16 (1895), 216; Ebersold, G., Mündigkeit, 1980; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
4598 | mundium (lat.-afrk.) →munt |
4599 | Mündlichkeit ist die durch Sprechen und Hören im Gegensatz zu Schreiben und Lesen geprägte Kennzeichnung. Deshalb unterliegt das gesamte Recht anfangs der M. Mit der Erfindung und Verallgemeinerung der Schrift wird die M. aber zurückgedrängt. Dabei können nach dem Schwinden der Schriftkultur des Altertums im Frühmittelalter nur wenige Geistliche schreiben. Im 13. Jh. steigt die Schriftlichkeit sprunghaft an. Erst im 19. Jh. wird demgegenüber der Versuch unternommen, der M. im Verfahrensrecht bewusst wieder einen festen Platz zu sichern (z. B. Code de procédure civile 1806, österreichisches Verfahren in Ehesachen 1819, österreichisches Verfahren in summarischen Sachen 1845, Hannover 1850, Baden 1864, Württemberg 1868, österreichisches Verfahren in Rechtsstreitigkeiten mit geringem Streitwert 1873, Reichszivilprozessordnung des Deutschen Reiches 1877/1879). Lit.: Kaser § 80 I 2, 87 I 6; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 155, 201f.; Scholz, M., Hören und Lesen, 1980; Eichler, F., Recht ohne Schrift, 2010 |
4600 | mundoburdium (lat.-afrk. N.) Schutzgewalt, Vormundschaft |