4561 | Morgengabe ist spätestens seit dem Frühmittelalter eine Gabe (meist) des Mannes an die Frau nach der Hochzeitsnacht (z. B. Schmuck, Vieh, Leute, Grundstücke, Geld). Sie wird vielfach vom Mann verwaltet. Das an der M. entwickelte besondere Erbrecht schwindet zuerst in den Städten des hohen Mittelalters (vgl. aber § 1232 ABGB). Lit.: Hübner 665; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 88, 123; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechtes in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff.; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973, 45, 124 |
4562 | Morgensprache (F.) Zunftversammlung |
4563 | mors (F.) civilis (lat.) →bürgerlicher Tod Lit.: Borgmann, B., Mors civilis 1969; Borgmann, B., Mors civilis, Ius commune 4 (1972), 81 |
4564 | Mortgage ist im mittelalterlichen französischen Recht das zur Fruchtziehung am Pfandgrundstück berechtigende Pfandrecht. Lit.: Hübner 405; Viollet, P., Droit privé, 1905, 784 |
4565 | mortuarium (lat. N.) Sterbefallabgabe |
4566 | Mortuus redhibetur (lat.). Der Tote wird zurückgewährt (gemeint ist der zufällig untergegangene Sachgegenstand eines Aus-tauschgeschäfts). Lit.: Caemmerer, E. v., Mortuus redhibetur, FS K. Larenz, 1973, 621; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 21, 1, 31 § 11) |
4567 | Morus (More), Thomas Sir (London 7. 2. 1478-6. 7. 1535), Juristensohn, wird nach dem Studium der alten Sprachen und des Rechtes in London 1501 Rechtsanwalt, 1504 Parlamentarier im Unterhaus, 1510 undersheriff und 1529 als erster Laie Lordkanzler. Befreundet mit Erasmus von Rotterdam verfasst er, beeinflusst von der Entdeckung Amerikas, 1516 eine zeitkritische Beschreibung eines idealen Staates (Utopia, Nirgendland). Weil er nach der Scheidung Heinrichs VIII. von Katharina von Aragon und der daraufhin erfolgenden Trennung Englands von der katholischen Kirche einen Eid auf den anglikanischen König Heinrich VIII. verweigert, wird er 1535 wegen Hochverrats hingerichtet. Lit.: Chambers, R., Thomas More, 1935; Guy, J., Sir Thomas Morus, 1979; Trapp, J., Erasmus, Colet and More, 1991; Ackroyd, P., The Life of Thomas More, 1999; Thomas More’s Trial by Jury, hg. v. Kelly, H. u. a., 2011 |
4568 | mos (lat. M.) Sitte →mores (M. Pl.) Sitten Lit.: Gehrke, H., Römischer mos und griechische Ethik, HZ 258 (1994), 593; Mos maiorum hg. v. Linke, B. u. a., 2000 |
4569 | mosaisches Recht →biblisches Recht, jüdisches Recht Lit.: Smend, R., Mose als geschichtliche Gestalt, HZ 260 (1995), 1 |
4570 | Mosbach (976 Reichsabtei, um 1241 Siedlung im Reichssteuerverzeichnis) Lit.: Mosbacher Urkundenbuch, bearb. v. Krimm, K., 1986 |
4571 | Moser (von Filseck und Weilerberg), Johann Jakob (Stuttgart 18. 1. 1701-30. 9. 1785), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen außerordentlicher Professor in Tübingen (1720-1721), dann freier Berater, 1726 Regierungsrat, 1727 Titularprofessor in Tübingen, 1734 Regierungsmitglied, 1736 Universitätsdirektor in Frankfurt an der Oder, 1739 Privatgelehrter, 1745 Berater, 1745 geheimer Rat, 1749 Akademiegründer, 1751 Landschaftskonsulent, 1759 verhaftet und nach 1764 wieder Privatgelehrter. In 500 bis 600 Bänden sammelt er hauptsächlich staatsrechtliches Material (Teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1737ff., Neues teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1766ff.), wobei er die Geschichte als objektive Hilfswissenschaft für das Staatsrecht versteht. Das Völkerrecht gewinnt er vor allem aus Vertrag und Herkommen. Lit.: Moser, J., Grundriss der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reiches, 1735, 7. A. 1754, Neudruck 2001; Moser, J., Lebensgeschichte Johann Jacob Mosers, 1768; Schmid, A., Das Leben Johann Jacob Mosers, 1868; Wächter, O., Johann Jacob Moser, 1885; Schulze, H., Johann Jacob Moser, 1869; Leschhorn, A., Johann Jakob Moser und die Eidgenossenschaft, 1965; Rürup, R., Johann Jacob Moser, 1965; Schömbs, E., Das Staatsrecht Johann Jacob Mosers, 1968; Johann Mosers mömpelgardisches Staatsrecht, hg. v. Stein, W., 1983; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 258 |
4572 | Möser, Justus (Osnabrück 14. 12. 1720-8. 1. 1794), Kanzleidirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Göttingen Sekretär (1741), Rechtsanwalt (1744), Syndikus (1756), Justitiar (1762) und 1764 Konsulent im Osnabrückischen. Er wirkt in vielfältiger Weise als aufgeklärter konservativer Schriftsteller. Sein Hauptwerk sind seine patrioti-schen Phantasien (Bd. 1ff. 1774ff.). Lit.: Hatzig, O., Justus Möser, 1909; Brünauer, U., Justus Möser, 1933; Klassen, P., Justus Möser, 1936; Maußer, E., Das Rechtsdenken Justus Mösers, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1942; Möser, J., Sämtliche Werke, Bd. 1ff. 1943ff.; Fiebig, B., Justus Mösers Staatslehre, Diss. jur. Köln 1953; Sheldon, W., The intellectual development of Justus Möser, 1970; Schmidt, P., Studien über Justus Möser als Historiker, 1975; Schmelzeisen, G., Justus Mösers Aktientheorie, ZRG GA 97 (1980), 254; Schröder, J., Justus Möser als Jurist, 1986; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Welker, K., Rechtsgeschichte als Rechtspolitik, 1996; Möser-Bibliographie 1730-1990, hg. v. Woesler, W., 1997; Möser, J., Politische und juristische Schriften, hg. v. Welker, K., 2001; Oestmann, P., Wahre deutsche Denkungsart, ZRG GA 121 (2004), 283; Domack, O., Vorarbeit für eine historisch-kritische Ausgabe der Patriotischen Phantasien von Justus Möser, 2004 |
4573 | Mos (M.) Gallicus (lat.) (Tanner 1556 Gallica ratio) ist die zu Beginn des 16. Jh.s entstehende, den älteren mos Italicus (italienische Art) ablehnende gallische (französische) Art der Rechtswissenschaft, welche die römischen Quellen stärker humanistisch (sprachwissenschaftlich-geschichtlich) betrachtet und die einzelnen Stellen textkritisch untersucht (bessere Interpretation besserer Texte). Die bekanntesten Vertreter des m. G. sind →Alciatus (1492-1550), →Budaeus (1467-1540), →Cuiacius (1522-1590), →Donellus (1527-1591), Dionysius →Gothofredus (1549-1622) und Jacobus Gothofredus (1587-1652) sowie nach Vertreibung der führenden französischen, calvinistisch-hugenottischen Juristen (1562-1598) spätere niederländische Juris-ten (elegante Jurisprudenz). Bedeutung gewinnt dabei allmählich auch die Ermittlung allgemeiner Grundsätze und deren Verbindung zu einem systema-tischen Ganzen. Lit.: Köbler, DRG 143; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967 |
4574 | Mos (M.) geometricus (lat.) ist die geometrische oder mathematische Art der Darstellung und Beweisführung in Wissenschaftsfächern der frühen Neuzeit (Simon Grynaeus 1533). In der Rechtswissenschaft sprechen zuerst Budaeus 1557 und Valentin Forster (1613) diese Frage ansatzweise an. Eine umfassende Darstellung des Naturrechts →more geometrico erfolgt aber erst durch →Pufendorf (1672). Dem folgen →Leibniz und vor allem Christian →Wolff in leicht eingängiger Darstellungsform. Mit Wolff endet der m. g. ziemlich unvermittelt. Lit.: Kroeschell, DRG 3; Röd, W., Geometrischer Geist und Naturrecht, 1970; Stupp, H., Mos geometricus, Diss. jur. Köln 1970; Otte, G., Der sog. mos geometricus, Quaderni Fiorentini 9 (1979), 179 |
4575 | Mos (M.) Italicus (lat.) (Mopha 1541) ist die aus dem Mittelalter überkommene italienische Art der Rechtswissenschaft. Darunter ist die juristische Ausprägung des scholastischen Unterrichtssystems und des damit verbundenen wissenschaftlichen Begründungssystems und Erkenntnissystems zu verstehen. In ihrem Mittelpunkt stehen Worterklärungen, Herstellung logischer und systematischer Zusammenhänge in kleineren Bereichen, Zusam-menstellungen von Parallelstellen aus allen Teilen des römischen (lat.) corpus (N.) iuris civilis, Bildung von Parallelfällen, Auflösung von Widersprüchen und Sammlung von Argumenten für die dem Text entnommene Lösung. Der m. I. wird seit Beginn des 16. Jh.s vom →mos Gallicus abgelöst. Lit.: Kroeschell, DRG 2; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Carpintero, F., Mos italicus, Ius commune 6 (1977), 108 |
4576 | Moskau an der Moskwa erscheint 1147 als Landsitz und 1156 als eine mit einem Zaun befestigte Stadt. Nach ihrer Zerstörung durch die Mongolen (1237) wird sie 1263 Sitz eines Teilfürstentums, 1326 Sitz des Metropoliten von Russland und wenig später Vorort des Großfürstentums Moskau. 1755 erhält sie eine Universität. Lit.: Luppi, A./Biagi, E., Moskau, 1981; Crummey, R., The Formation of Muscovy, 1987; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007 |
4577 | mos maiorum (lat. [M.]) Sitte der Vorfahren (als Herkunftsangabe eines Rechtssatzes) |
4578 | Motivirrtum ist der unbeachtliche →Irrtum über den Beweggrund für eine Willenserklärung. Lit.: Kroeschell, DRG 3 |
4579 | Mozaraber ist der unter der Herrschaft der →Araber auf der iberischen Halbinsel lebende Christ. Lit.: Hitchcock, R., Mozarabs in medieval and Early Modern Spain, 2008 |
4580 | Mpalés, Geórgios (1879-1957) wird nach dem Rechtsstudium in Athen und Berlin 1925 Professor für Zivilrecht in Athen. Er beeinflusst das griechische Zivilgesetzbuch von 1940 maßgeblich und verfasst die führende Kommentierung. Lit.: Kallias, K., Geórgios Mpalés, 1960 |