4541 | Monopol ist die Marktform, bei der Angebot (Angebotsmonopol) oder Nachfrage (Nachfragemonopol) in einer Person vereinigt sind. Das M. wird in der frühen Neuzeit zum Rechtsproblem, mit dem sich die Gesetzgebung des Heiligen römischen Reiches befasst. Der Libe-ralismus wendet sich gegen das M. Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 150; Höffner, J., Wirtschaftsethik und Monopole, 2. A. 1969; Mertens, B., Im Kampf gegen die Monopole, 1996 |
4542 | Montanunion ist die zwecks Kontrolle der Rüstungsindustrie Deutschlands 1951/1952 von Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg begründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EKGS), in der eine besondere Form der →Mitbestimmung gilt. Der am 18. 4. 1951 abgeschlossene, am 23. 7. 1952 in Kraft getretene Vertrag ist nach fünzigjähriger Laufzeit 2002 ausgeläufen. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Gillingham, J., Coal, Steel and the Rebirth of Europe, 1991; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Anfänge und Auswirkungen der Montanunion auf Europa, hg. v. Rasch, M. u. a., 2007 |
4543 | Montenegro (Name seit dem 16. Jh. gebräuchlich) ist das unzugängliche Gebirgsland östlich der mittleren Adria, das seit dem 13./14. Jh. als 1389 von Serbien getrennte Einheit erscheint, bis es 1499 förmlich und 1528 tatsächlich an die Osmanen (Türkei) fällt. Hier wird es unter einem Metropoliten verhältnismäßig selbständig. 1798 erhält es ein Staatsgesetz. Im von Österreich verwalteten Küstengebiet (Dalmatien) tritt zum 1. 1. 1812 das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft (bis 1946). 1852 wird M. weltliches Fürstentum. 1878 wird M. auf dem Berliner Kongress unabhängig (Allgemeines Vermögensgesetzbuch von Montenegro 1888, 1905 Verfassung), 1910 Königreich. 1918 schließt es sich dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (1929 Jugoslawien) an, bei dem es nach 1990 unter stärkererer Autonomie zunächst verbleibt, bis es sich nach einer Volksabstimmung zum 3. 6. 2006 (mit 620000 Einwohnern auf 14000 Quadratkilometern) wieder verselbständigt (19./22. 10. 2007 Verfassung). 2007 wird ein Familiengesetzbuch, 2008 ein Gesetz über das Erbrecht und 2009 ein Gesetz über die sachenrechtlichen Verhältnisse angenommen. Lit.: Istorija Crne Gore, Bd. 1f. 1967ff.; Petit, C., The Code and the goats, ZNR 1998, 212; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechtsentwicklung in Montenegro (in) Spomenica Valtazara Bogisšića, 2011, 315 |
4544 | Montesquieu, Charles Louis de Secondat Baron de la Brède et de (La Brède 18. 1. 1689-Paris 10. 2. 1755) wird nach dem Rechtsstudium in Bordeaux 1714 Rat und 1726 Parlamentspräsident. Seit 1721 kritisiert er in den anonymen persischen Briefen (Lettres persanes) die politischen und gesellschaftlichen Zustände Frankreichs. 1748 entwickelt er in seinem anonym veröffentlichten Hauptwerk De l’esprit des lois (Vom Geist der Gesetze) zum Schutz der persönlichen Freiheit des Einzelnen gegen ein Gewaltmonopol auf Grund des englischen Vorbildes die Lehre von der Dreiteilung der Staatsgewalt (→Gewaltenteilung) in Ausführung (Exekutive), Gesetzgebung (Legislative) und Rechtsprechung (Judikative). Das an die Zustimmung des Volkes gebundene und damit Willkür ausschließende Gesetz soll der Gerechtigkeit entsprechen, vom gesamten jeweiligen Volk verstanden werden, für alle einheitlich sein und den gesamten Stoff umfassen (Kodifikation). Weil Religion, Sitten und Geschichte des jeweiligen Volkes sowie Lage und Klima des besonderen Landes zu beachten seien, lehnt M. ein absolutes, überall in gleicher Weise geltendes →Naturrecht ab. M. bejaht die Gesetzmäßigkeit der geschicht-lichen Entwicklung. Er bereitet die französische Revolution geistig vor. Lit.: Köbler, DRG 139, 146, 190, 199; Shackleton, R., Montesquieu, 1961; Montesquieu, C., Vom Geist der Gesetze, hg. v. Forsthoff, E., 2. A. 1992; Desgraves, L., Montesquieu, 1986; Gewaltentrennung im Rechtsstaat, hg. v. Merten, D., 1989; Schlosser, H., Montesquieu, 1990; Herdmann, F., Montesquieurezeption in Deutschland, 1990; Goyard-Fabre, S., Montesquieu, 1993; Kondylis, P., Montesquieu und der Geist der Gesetze, 1996; Desgraves, L., Montesquieu, 1996; Mass, E., Der Einfluss Montesquieus, (in) Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein, 1999, 107; Cattaneo, M., Montesquieus Strafrechtsliberalismus, 2002; Montesquieu-Traditionen in Deutschland, hg. v. Mass, E. u. a., 2005; Montesquieu zwischen den Disziplinen, hg. v. Mass, E., 2010 |
4545 | Montgelas, Maximilian Joseph Freiherr von (München 12. 5. 1759-14. 6. 1838), Generalssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Straßburg Hofrat in München, 1799 Außenminister in Bayern. Er gestaltet eine moderne, einheitliche und zentralisierte Verwaltung nach dem Vorbild Frankreichs in Bayern. In der Konstitution von 1808 beseitigt er die ständischen Vorrechte. Lit.: Weis, E., Montgelas, 1971ff.; Weis, E., Maximilian Graf von Montgelas, JuS 2009, 772 |
4546 | Montpellier in Südfrankreich ist seit etwa 1170 Ort rechtlicher Lehrveranstaltungen (→Placentinus), seit dem 13. Jh. Sitz einer Universität, später dreier Universitäten. Lit.: Köbler, DRG 100; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Histoire de Montpellier, hg. v. Cholvy, G., 1984; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 123 |
4547 | Monumenta (N.Pl.) Germaniae Historica (lat.) (1819 von Freiherr Karl vom Stein ins Leben gerufene Veröffentlichungsreihe der bedeutendsten älteren) deutsche(n) Geschichtsquellen (Denkmäler deutscher Geschichte) http://www.mgh.de/dmgh (retrospektive Digitalisierung) Lit.: Köbler, DRG 6; Breßlau, H., Geschichte der Monumenta Germaniae historica, 1921; Grundmann, H., Monumenta Germaniae Historica, 1969 |
4548 | Monzambano, Severinus de (Pseudonym Samuel →Pufendorfs 1667) |
4549 | Moorleiche ist die im Moor aufgefundene Leiche. Sie kommt als rechtsgeschichtliche Erkenntnisquelle in Betracht (→Sittlichkeits-verbrechen). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jh.s werden infolge des Übergangs von der händischen Torfgewinnung zum Einsatz von Maschinen Moorleichen kaum mehr gefunden. Lit.: Pappenheim, M., Moorleichen, ZRG GA 22 (1901), 354; Eckhardt, K., Ein neuer Moorleichenfund, ZRG GA 60 (1940), 252; Dieck, A., Die europäische Moorleichenfunde, 1965; Brock, T., Moorleichen, 2009 |
4550 | Moosburg Lit.: Hiereth, S., Mossburg 1950; Hiereth, S., Moosburg, 1986 |
4551 | mora (lat. F.) Verzug Lit.: Kaser §§ 37 III 1, 51 I 4; Köbler, DRG 44 |
4552 | Moral (F.) Gesamtheit der Sitten Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863; Rohls, J., Geschichte der Ethik, 1991; Baurmann, M., Der Markt der Tugend, 1996; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Glinka, H., Zur Genese autonomer Moral, 2012 |
4553 | moralisch (Adj.) sittlich, den Sitten (lat. mores) entsprechend (z. B. moralische Person Preußen 1784) Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
4554 | Morastein ist der südöstlich Uppsalas gelegene Ort (Steinring) der Erhebung der mittelalterlichen Könige in Schweden. Lit.: Holmgren, G., Gamla Uppsala och Mora äng, 1937; Hoffmann, E., Königserhebung und Thron-folgeordnung, 1976 |
4555 | Moratorium (N.) Zahlungsaufschub Lit.: Kaser § 53; Oberndorff, L. Graf v., Das vom Landesherrn oder von Staatswegen erteilte Moratorium, Diss. jur. Greifswald 1905; Eberle, H., Die Begründung des Moratoriums, Diss. jur. Jena 1937 |
4556 | Mord ist die Tat des Mörders. Der M. ist ein Fall qualifizierter Tötung eines anderen Menschen. Im Frühmittelalter und vermutlich auch in germanischer Zeit ist M. die beispielsweise durch Zudecken verheimlichte Tötung. Seit dem Spätmittelalter ist M. die vorbedachte, in bestimmter Weise besonders qualifizierte Tötung (anders Österreich). 1941 werden aus einem Entwurf Karl Stooß’ (für die Schweiz) besondere Tatbestandsmerkmale in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches übernommen. In Österreich ist Mord die Tötung eines (anderen) Menschen. Lit.: Söllner §§ 8, 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 119, 158; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 76, Neudruck 1964, Bd. 2 1935, 90; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Der Mord der Juden, hg. v. Jäckel, E., 1985; Thomas, S., Geschichte des Mordparagraphen, 1985; Gschwend, L., Der Studentenmord von Zürich, 2002; Reuber, I., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Wittke, M., Mord und Totschlag? 2002; Nolde, D., Gattenmord, 2003; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; David, A., Die Entwicklung des Mordtatbestands im 19. Jahrhundert, 2009; Schroeder, F., Der Blitz als Mordinstrument, 2009; Politische Morde in der Geschichte, hg. v. Schild, G. u. s., 2012 |
4557 | Mordbrand ist die heimlich verübte →Brandstiftung, als deren Strafe im Sachsenspiegel (1221-1224) das Rädern erscheint. Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964 |
4558 | More geometrico (lat.) auf geometrische Art (z. B. durch Pufendorf 1672 erfolgende Rechtswissenschaft) →mos geometricus Lit.: Köbler, DRG 146 |
4559 | Mores (lat. M.Pl., Sg. mos) sind im römischen Recht die (hergebrachten) Sitten (der Väter lat. maiorum). Sie beeinflussen vor allem das altrömische Recht. Lit.: Söllner § 6; Köbler, DRG 17, 51; Kaser, M., Mores maiorum und Gewohnheitsrecht, ZRG RA 59 (1939), 52; El Beheiri, N., Das regimen morum der Zensoren - Die Konstruktion des römischen Gemeinwesens, 2012 |
4560 | Morganatisch ist eine von der →Morgengabe abgeleitete Bezeichnung. Die morganatische Ehe (Ehe zur linken Hand) ist eine zuerst im spätmittelalterlich-oberitalienischen Recht (Mailand) bezeugte, bis 1875/1918 (für den Adel) zulässige Form der →Ehe. Zwischen Mann und Frau tritt (vor allem wegen Standesungleichheit gewollt) keine Rechtsgemeinschaft ein. Die Kinder werden, obwohl der Vater die väterliche Gewalt über sie hat, nur der Mutter zugerechnet. Lit.: Geschichte morganatischer und legitimierter Fürsten- und Grafenehen in Deutschland, 1874; Weyhe-Eimke, A. v., Die rechtmäßigen Ehen des hohen Adels, 1895; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972 |