5901 | Res (F.) extra commercium (lat.) (Sache außerhalb des Rechtsverkehrs) ist im römischen Recht die nichtprivatrechtsfähige Sache (z. B. [lat.] res divini iuris (Sache göttlichen Rechtes wie Tempel), res communis omnium (gemeinsame Sache aller wie Luft, Meer), res publica (öffentliche Sache wie Straße, Wasserleitung). Lit.: Kaser § 18 I 2; Evans Jones, R./MacCormack, G., The sale of the res extra commercium, ZRG RA 112 (1995), 330 |
5902 | res (F.) incorporalis unkörperliche Sache (z. B. Recht, Erbschaft →Gaius |
5903 | res (F.) iudicata (lat.) ausgeurteilte Sache, entschiedener Rechtsstreit Lit.: Kaser § 84 II 1 |
5904 | Res (F.) mancipi (lat.) ist seit dem altrömischen Recht die (in der Spätantike aufgegebene) handhabbare Sache (italisches Grundstück, Sklave, Rind, Pferd, Esel, Maulesel, Feldservitut [iter, actus, via, aquaeductus, Weg, Trift, Fahrweg, Wasserleitung]). Nur für die r. m. ist die (lat. F.) →mancipatio (Handgreifung, Übertragung im Verfahren der Handgreifung) möglich. Formlose Übergabe (lat. [F.] traditio) begründet nur bonitarisches Eigentum. Lit.: Kaser §§ 7 I 1c, 18 I 3a, 22 II 2b; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 40, 60 |
5905 | Res (F.) nec mancipi ist seit dem altrömischen Recht jede Sache, die nicht →res mancipi ist. Sie wird durch (lat. F.) →traditio (Übergabe) erworben. Lit.: Kaser § 18 I 3a; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 60 |
5906 | res (F.) nullius (lat.) herrenlose Sache (z. B. wildes Tier in Freiheit [bis etwa 1985], derelinquierte Sache |
5907 | Res (F.) privata (lat.) ist im spätantiken römischen Recht das Staatsland, an dem ein unbefristetes Pachtverhältnis begründet werden kann. Lit.: Kaser § 30 I 2 |
5908 | Res (F.) publica (lat.) ist im römischen Recht die Gesamtheit der Römer und die im Eigentum des Staates stehende Sache (z. B. Straße, Fluss, Wasserleitung). →Republik Lit.: Kaser §§ 17 II 1a, 18 I 2c |
5909 | Res (F.) religiosa (lat.) ist im römischen Recht die in gewisser Weise nichtprivatrechtsfähige Grabstätte. Lit.: Kaser § 18 I 2a |
5910 | Res (F.) sacra (lat.) ist im römischen Recht die nichtprivatrechtsfähige geweihte Sache (z. B. Tempel). Nach katholischem Kirchenrecht darf die r. s. nicht zu weltlichem Gebrauch verwendet werden. Lit.: Kaser § 18 I 2a; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 274 |
5911 | Res (F.) sancta (lat.) ist im römischen Recht die unter göttlichem Schutz stehende weltliche Sache (z. B. Stadttor, Grenzrain). Lit.: Kaser § 18 I 2a |
5912 | Rescriptum (lat. N.) ist im nachchristlichen römischen Recht die Antwort des Prinzeps auf eine Anfrage, die bald als gesetzesgleich gilt. Lit.: Kaser § 2 II 3a; Köbler, DRG 31 |
5913 | reservatio (F.) mentalis (lat.) geheimer Vorbehalt bzw. →Mentalreservation Lit.: Kaser § 8 III |
5914 | Reservatrecht ist in der frühen Neuzeit das dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches vorbehaltene Recht. Lit.: Köbler, DRG 147; Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, 1958 |
5915 | Reservatum (N.) ecclesiasticum (lat.) ist der geistliche Vorbehalt, dass bei einem Religionswechsel eines geistlichen Landesherrn der frühen Neuzeit der Grundsatz (lat.) →cuius regio, eius religio (Wessen Gebiet, dessen Religion) nicht gilt. Lit.: Köbler, DRG 130 |
5916 | Residenz (F.) Wohnort, Hauptstadt Lit.: Residenz, hg. v. Andermann, K., 1992; Südwestdeutsche Bischofsresidenzen außerhalb der Kathedralstädte, hg. v. Press, V., 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien, hg. v. Neitmann, K. u. a., 2009 |
5917 | Reskript (zu lat. [N.] rescriptum) ist das eine Rechtsansicht zu einer Rechtsanfrage enthaltende Schreiben des römischen Kaisers (in einem Einzelfall). Es wird im 5. Jh. vom Papst übernommen und bis in die Gegenwart beibehalten. Im weltlichen Recht wird das R. dagegen später nur ganz vereinzelt verwendet (z. B. Reskriptprozess vor dem Reichshofrat). Lit.: Kaser § 87 IV; Söllner § 15; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’église, 2. A. 1979; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 181 |
5918 | Resozialisierung ist die Wiedereingliederung eines gegen Straftatbestände als Gesellschaftsregeln verstoßenden Straftäters in die Gesellschaft. Die R. als Strafzweck wird nach älteren frühneuzeitlichen Ansätzen in England und in den Niederlanden (→Zuchthaus) von Franz von →Liszt im Marburger Programm (1882) für verbesserliche Zustandstäter aufgegriffen. Seitdem gewinnt sie erheblich an Bedeutung, ohne andere Straf-zwecke vollständig verdrängen zu können. Lit.: Köbler, DRG 204, 264, 265; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007 |
5919 | Respondierjurist ist im römischen Recht der vom Prinzeps durch das Recht, auf eine Anfrage in seinem Namen eine gutachtliche Antwort (lat. N. responsum) zu geben (lat. ius [N.] respondendi), hervorgehobene Rechtskundige. Lit.: Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 30; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988 |
5920 | responsum (lat. [N.]) Antwort, Gutachten |