5581 | Raubritter ist der im Spätmittelalter nach Verlust seiner Bedeutung im Heereswesen Raub als Unterhaltsgewinnungsmittel betreibende Ritter (z. B. Eppelein von Gailingen in Franken). Lit.: Kroeschell, DRG 2; Rösener, W., Zur Problematik des spätmittelalterlichen Raubrittertums, FS B. Schwineköper, 1982, 469; Görner, R., Raubritter, 1987; Andermann, U., Ritterliche Gewalt und bürgerliche Selbstbehauptung, 1991; Raubritter, hg. v. Andermann, K, 1997 |
5582 | Raumordnung ist die planerische Ordnung des Raumes durch den Staat. die am Anfang des 20. Jh.s beginnt. Lit.: Leendertz, A., Ordnung schaffen, 2008; Jureit, U., Das Ordnen von Räumen, 2012 |
5583 | Ravanis →Jacobus de Ravanis |
5584 | Ravenna im Mündungsdelta des Po ist im 5. Jh. Residenz des weströmischen Kaisers und seiner Nachfolger (u. a. Theoderichs des Großen). Vielleicht besteht dort im 11. Jh. eine Rechtsschule. 1440 gelangt R. an Venedig, 1509 an den Kirchenstaat und 1870 an →Italien (1861). Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1 2. A. 1834, 337; Deichmann, F., Ravenna, Bd. 1ff. 1969ff.; Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997 |
5585 | Ravensberg Lit.: Riepenhausen, H., Die bäuerliche Siedlung des Ravensberger Landes bis 1770, 1938 |
5586 | Ravensburg an der Schussen wird vielleicht schon vor 1276 Reichsstadt. Zwischen 1380 und 1530 ist R. Sitz der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat, die Leinwandhandel im Süden und Westen Europas betreibt. Sie unterliegt am Beginn der Neuzeit der neueren Wirtschaftsgesinnung der Augsburger Kauf-leute. Lit.: Heyd, W., Beiträge zur Geschichte des deutschen Handels, 1890; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1ff. 1923, Neudruck 1964; Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, bearb. v. Müller, K., 1924; Rehme, P., Das rechtliche Wesen der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, ZRG GA 47 (1927), 487; Steiner, H., Das Familien- und Erbrecht der Stadt Ravensburg, Diss. jur. München 1959; Dreher, A., Geschichte der Stadt Ravensburg, 1972; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Eitel, P., Die große Ravensburger Handelsgesellschaft, 1985; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005 |
5587 | Raymundus de Penyafort (Raimund von Peniaforte) (Villafranca de Penades bei Barcelona um 1180-Barcelona 6. 1. 1275), hochadliger Katalane, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Rechtslehrer in Bologna, Dominikaner und Pönitentiar an der Kurie, 1238 Generalmagister der Dominikaner. 1222/1229 verfasst er eine (lat.) Summa (F.) de casibus conscientiae (Summe über Fälle des Gewissens) bzw. Summa de poenitentia (Summe über die Reue), mit der er die Entwicklung des Strafrechts beeinflusst, und 1230/1234 den die nachgratianischen →Dekretalen der Päpste sammelnden (lat.) →Liber (M.) extra. Lit.: Köbler, DRG 102; Schwertner, T., St. Raymond of Pennafort, 1935; Valls Taberner, F., San Ramon de Peniaforte, 1936; Kuttner, S., Zur Entstehungsgeschichte der Summa de casibus poenitentiae, ZRG KA 70 (1953), 419; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 287 |
5588 | Raymund von Wiener Neustadt (?) ist der unbekannte(, möglicherweise unter der Herrschaft der Anjou von Italien nach Ungarn gezogene) Verfasser einer (lat.) Summa (F.) legum brevis levis et utilis (Kurze, leichte und nützliche Gesetzessumme) des ausgehenden 13. oder frühen 14. Jh.s, die das römische Privatrecht, Staatsrecht, Strafrecht und Strafverfahrensrecht im dreigeteilten Schema (des Gaius) von Personen, Sachen und Klagansprüchen populär darstellt und auf ein davon abweichendes (ostmit-teleuropäisches) Recht hinweist. Die Summe stammt vielleicht aus Italien (Neapel?). Die Mehrheit der in der Gegenwart bekannten 15 Handschriften ist im polnisch-slowakischen Gebiet erhalten, zu dem auch sachlich gewisse Bezüge bestehen könnten. Lit.: Tomaschek, J., Über eine in Österreich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschriebene Summa legum, 1883; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Die Summa legum brevis levis et utilis, hg. v. Gál, A., 1926 |
5589 | real (Adj., zu lat res, F., Sache) sachlich, körperlich, tatsächlich |
5590 | Realfolium ist das für ein Grundstück unabhängig von der Person des jeweiligen Eigentümers angelegte Blatt des →Grundbuchs. Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125 |
5591 | Realkontrakt →Realvertrag |
5592 | Reallast (Wort 1636) ist die dingliche Belastung eines Grundstücks mit aus dem Grundstück zu entrichtenden wiederkehrenden Leistungen (z. B. Verköstigung, Geld). Sie ist zwar dem klassischen römischen und justinianischen Privatrecht unbekannt, findet sich aber im gesamten römischen öffentlichen Recht und auch im Frühmittelalter in Herrschafts-verhältnissen, in deren Rahmen Leistungspflichten als mit Grundstücken verbunden betrachtet werden. Seit dem Spätmittelalter nähert sich die R. der Darlehenshypothek. In der frühen Neuzeit wird die R. teilweise als hypothekarisch gesichertes Forderungsrecht angesehen, teils als deutschrechtliche →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus iuris Germanici). In Frankreich wird die mit feudalem Herrschaftsrecht zusammenhängende R. durch Dekret vom 17. 7. 1793 entschädigungslos aufgehoben. Im Gegensatz zum österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (1811/1812) nimmt das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (1900) die R. als beschränktes dingliches Recht auf. In Österreich wird die R. in dem Grundbuchsgesetz (1871) und in der Exekutionsordnung (1896) berücksichtigt. Lit.: Kaser § 28 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 125, 213; Schwind, E. v., Die Reallastenfrage, Jh. Jb. f. d. Dogmatik 33 (1894), 1; Rehme, P., Die Lübecker Grundhauern, 1905; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Beutler, J., Die Reallast im Spannungsfeld, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010 |
5593 | Reallexikon (Sachlexikon) Lit.: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungsbände) |
5594 | real property (engl. [N.]) Liegenschaft, unbewegliche Sache |
5595 | Realservitut ist die Belastung eines Grundstücks mit einer Dienstbarkeit (Servitut) zu Gunsten eines anderen Grundstücks (Grunddienstbarkeit z. B. Wegerecht). Das römische Recht unterscheidet zwischen älteren Feldservituten (auf dem Land) und jüngeren Gebäudeservituten (in der Stadt), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs zwischen Feldservituten und Hausservituten (§§ 474ff.). |
5596 | Realteilung (F.) tatsächliche Aufteilung |
5597 | Realunion ist die verfassungsmäßig festgelegte Vereinigung zweier selbständiger Staaten unter einheitlichem Staatsoberhaupt und mit gemeinschaftlichen Einrichtungen bzw. Organen (z. B. Norwegen-Island seit 1263, Österreich-Ungarn 1867-1918, Norwegen-Schweden 1815-1905, Dänemark-Island 1918). Sie ist von der bloßén zufälligen Personalunion zu unterscheiden. Bedeutsam hierfür sind gemeinsame Organe. Lit.: Jellinek, G., Die Lehre von den Staatenverbindungen, 1882; Hatschek, J., Das Recht der modernen Staatenverbindung, 1909; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007 |
5598 | Realvertrag oder Realkontrakt ist im klassischen römischen Recht und dem ihm folgenden Rechten der durch (Willensübereinstimmung und) Hingabe einer Sache erst wirklich zustande kommende →Vertrag (Darlehen, Leihe, Verwahrung, Pfand, im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 auch der Trödelvertrag, § 1086). Lit.: Kaser § 38 II 1a; Köbler, DRG 45, 74, 91, 126, 208 |
5599 | Rebus sic stantibus omnis promissio intellegetur (lat.). Bei jedem Versprechen wird davon ausgegangen, dass die Umstände gleichbleiben werden. Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Seneca, 4-65 n. Chr., De beneficiis 4, 34, 3-4, 35, Thomas von Aquin, 1225?-1274, Summa theologica 2, 2, 110, 3, rat. 5) |
5600 | receptum (lat. N.) Garantieerklärung, Versprechen, Verpflichtung (z. B. des Bankiers [r. argentarii], des Wirtes, des Schiffers oder des Stallwirtes) Lit.: Kaser §§ 37 III 2, 46 III; Köbler, DRG 47, 64 |