5081 | Parlament de Paris →Parlament, Paris Lit.: Rogister, J., Louis XV and the Parlament of Paris, 1995 |
5082 | Parma am Nordfuß des Apennins kommt über Etrusker, Römer und Langobarden an die Franken. Im 12. Jh. erlangt es gewisse Selbständigkeit, fällt aber 1322 an den päpstlichen Kirchenstaat. 1545 wird es Teil des von Papst Paul III. geschaffenen Herzogtums Parma und Piacenza, das 1860 Sardinien-Piemont und 1861 damit →Italien eingegliedert wird. Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pighini, G., Storia di Parma, 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff., 2, 2, 183, 3, 1, 254, 3, 2, 2361 |
5083 | Parömie (F.) Sprichwort, Regel |
5084 | parricidium (lat. [N.]) arge Tötung Lit.: Kaser § 36 II 2; Söllner § 8; Köbler, DRG 28, 34, 35 |
5085 | pars (F.) sanior (lat.) klügerer Teil (bei einer Abstimmung), →Mehrheit |
5086 | Parsberg Lit.: Jehle, M., Parsberg, 1981 |
5087 | Partei ist im Verfassungsrecht die Vereinigung von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung Einfluss nehmen und an der Vertretung des Volkes im Parlament teilnehmen wollen, wenn sie nach dem Gesamtbild der Verhältnisse eine ausreichende Gewähr für die Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bietet. Im Verfahrensrecht ist P., von wem und gegen wen Rechtsschutz begehrt wird. Im Privatrecht ist P. des Schuldverhältnisses der Gläubiger und der Schuldner. Der Begriff der P. ist ansatzweise bereits im Altertum vorhanden (lat. [F.] factio), im Verfahrensrecht und im Schuldrecht stehen sich Parteien von Anfang an gegenüber. Als Fremdwort erscheint P. als Übernahme aus dem Altfranzösischen im Mittelhochdeutschen. In England sind um 1680 Tories und Whigs ne. parties, in Deutschland 1784. Die politische P., der seit dem 17. Jh. parteiähnliche Vorläufer (Vereine, z. B. Sprachgesellschaften, verstärkt seit der Mitte des 18. Jh.s z. B. patriotische Gesellschaften, Lesegesellschaften, Geheim-bünde wie die Illuminaten, Freimaurer, Goldkreuzer, Rosenkreuzer, politische Diskussionskreise wie die Berliner Mittwochsgesellschaft von 1783 oder studentische Reformbewegungen) vorausgehen, bestimmt seit dem 19. Jh. maßgeblich das öffentliche Leben (England Carlton Club 1832, Reform Club 1836, Complete Suffrage Union 1865, im Deutschen Bund örtliche Vereinigungen zur Unterstützung von Kandidaten bereits vor 1848, fraktionsähnlliche Clubs erst in der Frankfurter Paulskirchenversammlung von 1848, Österreich Ende 19. Jh.s [nach dem Vereinsgesetz vom 15. 11. 1867]). Ab etwa 1860 werden die von 1832 bis 1848 verbotenen, 1848/1849 eine Zahl von 2000 mit vielleicht 800000 Mitgliedern erreichenden, danach aber für einige Zeit wieder zurücktretenden politischen Vereine als P. bezeichnet. Im Deutschen Reich sehen die Parteien bis 1890 Politik als Suche eines persönlichen Zugangs zu Otto von Bismarck, während sie später politische Vorhaben mittels Bündnissen und Kompromissen zu erreichen versuchen. Die wichtigsten politischen Parteien vertreten liberale, konservative, sozialdemokratische, kommunistische oder am Ende des 20. Jh.s ökologische Zielsetzungen. Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 18 IV, 27 IV; Kroeschell, 20. Jh.; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 735; Bachem, K., Vorgeschichte, Geschichte und Politik der deutschen Zentrumspartei, Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1968; Mommsen, W., Deutsche Parteiprogramme, 1952; Deutsche Parteiprogramme 1861-1956, hg. v. Treue, W., 1954, 4. A. 1968; Bergsträßer, L./Mommsen, W., Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, 11. A. 1965; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Boldt, W., Die Anfänge des deutschen Parteiwesens, 1971; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1974; Ritter, G., Die deutschen Parteien 1830-1914, 1985; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, 1986, 97; Lang, J. v., Die Partei, 1989; Lösche, P., Kleine Geschichte der deutschen Parteien, 2. A. 1994; Dittmer, L., Beamtenkonservatismus und Modernisierung, 1992; Fenske, H., Deutsche Parteiengeschichte, 1994; Soug, S., Politische Parteien und Verbände, 1996; Stein, K., Parteiverbote, 1999; Parteien im Wandel vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, hg. v. Dowe, D. u. a., 1999; Olzog, G., Die politischen Parteien, 25. A. 1999; Grießmer, A., Massenverbände und Massenparteien im wilhelminischen Reich, 2000; Stalmann, V., Die Partei Bismarcks, 2000; Alexander, M., Die freikonservative Partei 1890-1918; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Richter, L., Die Deutsche Volkspartei 1918-1933, 2002; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Deutsch, A., Lizenz zum Töten, 2010; Mende, S., Nicht rechts, nicht links, sondern vorn. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2010; Heidemeyer, H., (Grüne) Bewegung im Parlament, HZ 291(2010), 71; Mende, S., Nicht rechts, nicht links, 2011; Populismus in der modernen Demokratie, hg. v. Wielenga, F. u. a., 2011; Reibel, C., Bündnis und Kompromiss, HZ 293 (2011), 69 |
5088 | Parteibetrieb ist das Betreiben eines Verfahrens durch eine →Partei. Der Verfahrensgrundsatz des Parteibetriebs beherrscht das Verfahren von Anfang an. Vor allem im Strafverfahren ist der P. aber vom Amtsbetrieb weitgehend verdrängt. Lit.: Kroeschell, 20. Jh.; Köbler, DRG 201; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975 |
5089 | Parteieid ist der von der →Partei zu leistende Eid. Er ist ein problematisches Aussagebekräftigungsmittel. Dennoch findet er sich sowohl im römischen Recht wie auch im deutschen Recht. →Reinigungseid Lit.: Kaser; Kroeschell, DRG 2; Cappelletti, M., La testimonianza della parte, 1962; Münks, A., Vom Parteieid zur Parteivernehmung, 1991 |
5090 | Parteivernehmung ist das seit 27. 10. 1933 zulässige Beweismittel der Vernehmung einer Partei im deutschen Zivilprozess. |
5091 | Partenreederei ist die →Reederei, bei der das einzelne Schiff im anteiligen Eigentum mehrerer Reeder steht. Die P. wird im römischen Recht als (lat. [F.]) societas angesehen. Sie ist im Mittelalter allgemein verbreitet. Das →Consolat (N.) del Mar (Barcelona 1348) regelt sie sehr ausführlich. Besonders zum Ende des 19. Jh.s wird die P. überwiegend als Innengesellschaft betrieben, bei der nach außen nur einer der Reeder auftritt. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) ist die P. eine Gesellschaft, deren Gesellschaftsvermögen ein Schiff voraussetzt und deren Anteile (Parten) nach festen Quoten bemessen und grundsätzlich veräußerlich und vererblich sind. Diese Gesellschaft ist regelmäßig Außengesellschaft. Lit.: Ruhwedel, E., Die Partenreederei, 1973 |
5092 | partilular, Adj., einen Teil (lat. [F.] pars) betreffend |
5093 | Partikularismus ist der Zustand, in dem innerhalb eines Ganzen stets der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird. Lit.: Rörig, F., Ursachen und Auswirkungen des deutschen Partikularismus, 1937 |
5094 | Partikularrecht (Wort 18. Jh.) ist das in einem beschränkten Bereich geltende Recht im Gegensatz zu einem allgemeinen Recht. Schon im Frühmittelalter stehen im fränkischen Reich die verschiedenen Volksrechte (Franken, Sachsen, Alemannen, Bayern, Thüringer, Friesen, Langobarden u. s. w.) nebeneinander. Seit dem Hochmittelalter werden sie allgemein durch zahlreiche Landrechte, Stadtrechte und auch Dorfrechte abgelöst. 1495 stellt die Reichskammergerichtsordnung den (einheitlichen) gemeinen Rechten des Reiches die (grundsätzlich vorrangigen, aber beweisbedürftigen, unterschiedlichen) redlichen, ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohnheiten der (zahlreichen) Fürstentümer, Herr-schaften und Gerichte gegenüber. Seit dem 17. Jh. versucht die Wissenschaft, das einheimische P. zu einem gemeinen deutschen (Privat-)Recht zusammenzu-fassen, das sich aber weder gegenüber dem P. noch gegenüber dem gemeinen (römischen) Recht durchzusetzen vermag. Am Ende des 19. Jh.s gilt für etwa 20 Millionen Deutsche das Allgemeine Landrecht Preußens, für etwa 17 Millionen das gemeine Recht, für etwa 8 Millionen das französische Recht (Code civil), für etwa 3,5 Millionen das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens und für weniger als 0,5 Millionen sonstiges Recht. Seit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) ist das P. im Bereich des bürgerlichen Rechtes bis auf geringe Reste zugunsten einer neuen Rechtseinheit beseitigt (ähnlich im Strafrecht, Strafprozessrecht und Zivilprozessrecht), doch besteht das Grundproblem auf europäischer Ebene fort. Lit.: Köbler, DRG 137; Nahmer, W. v. d., Handbuch des rheinischen Partikularrechts, Bd. 1ff. 1831ff.; Bluhme, F., Übersicht der in Deutschland geltenden Rechtsquellen, 1847, 2. A: 1854, 3. A. 1863, 162; Deutsche Rechts- und Gerichtskarte 1896, Neudruck 1996; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 189; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 586; Kroeschell, K., Universales und partikulares Recht, (in) Vom nationalen zum transnationalen Recht, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1995, 265; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002 |
5095 | Partnerschaft ist eine seit 1994 zulässige registerfähige Gesellschaft für die gemeinsame Berufsausübung mehrerer freiberuflich tätiger Menschen (z. B. Rechtsanwälte). Lit.: Seibert, U., Die Partnerschaft, 1994 |
5096 | Partnership Act (1980) ist das das Gesellschaftsrecht ordnende Gesetz des englischen Rechtes. |
5097 | Partsch, Joseph (Breslau 2. 9. 1882-Berlin 30. 3. 1925), Sohn eines Geographen, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Genf, Breslau und Leipzig (Mitteis, Strohal) 1906 außerordentlicher Professor in Genf, 1910 Professor in Göttingen, 1911 in Freiburg im Breisgau, 1920 in Bonn und 1921 ordentlicher Professor in Berlin. Wissenschaftlich widmet er sich unterschiedlichen Gegenständen der Rechtsgeschichte des Altertums. Lit.: Lenel, O., Josef Partsch, ZRG RA 45 (1925), V |
5098 | pascuarium (lat. [N.]) Weideabgabe |
5099 | Pass ist die zum Ausweis eines Menschen bei Einreise, Ausreise und Aufenthalt im Ausland grundsätzlich erforderliche öffentliche Urkunde. Der P. ist dem Altertum und dem Mittelalter im Ansatz bekannt (746 König Ratchis der Langobarden mit persönlichem Brief für fremde Reisende). Seit dem Hochmittelalter gewinnt er mit der Territorialisierung des Rechtes an Bedeutung. Besonders gefördert wird der P. in Frankreich (1464 passeport für Briefboten, später auch Soldaten), wo er seit 1791 ausgebaut und mit Passzwang versehen wird. Seit 1815 ist auch im Deutschen Bund im Gegensatz etwa zu England der P. rechtstatsächlich nahezu unabdingbar. Seit dem ersten Weltkrieg herrscht allgemein Passzwang, doch wirkt die europäische Einigungsbewegung erneut auf Beseitigung der damit verursachten Einschränkungen hin (u. a. Abkommen von Schengen). Der Inhaber eines Passes steht im Ausland unter diplomatischem und konsularischem Schutz. Daneben ist Pass auch der Übergang über ein Gebirge. Lit.: Hübner § 11; Laur-Belart, R., Studien zur Eröffnungsgeschichte des Gotthardpasses, 1924; Krause, J., Das deutsche Passrecht, 1925; Medert, K./Süßmuth, W., Pass- und Personalausweisrecht, 2. A. 1992; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Fahrmeir, A., Passwesen und Staatsbildung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, HZ 271 (2000), 57; Groebner, V., Der Schein der Person, 2004; Reisen, A., Der Passexpedient, 2012 |
5100 | Passau Lit.: Maidhof, A., Das Passauer Stadtrecht, 1927; Maidhof, A., Das Passauer Gültenwesen, Die ostbairischen Grenzmarken 16 (1927), 313, 358; Veit, L., Passau. Das Hochstift, 1978; Breinbauer, J., Otto von Lonsdorf, 1992; Passau in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Passau – Quellen zur Stadtgeschichte, hg. v. Boshof, W. u. a., 2004; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006; Erkens, F., Die Fälschungen Pilgrims von Passau, 2011 |