Urkunden und Regesten des Klosters Flechtdorf, hg. v. Schwersmann, Aloys †/Mötsch, Johannes unter Mitarbeit von Ritzerfeld, Ulrich (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 9 Klosterarchive 10). Historische Kommission für Hessen, Marburg 2022. XXIII, 398 S. Angezeigt von Gerhard Köbler.

 

Fliathorpe an der frühmittelalterlichen Grenze zwischen den Sachsen und den Franken wird zwischen 826 und 876 in Notizen Corveys erstmals bezeugt. 1104 verlegte Graf Erpo von Padberg das von ihm und seiner Ehefrau Beatrix von Itter auf deren als Mitgift erlangtem Allodialgut 1101 gegründete, angeblich 836 mit Reliquien des heiligen Landelin aus dem Kloster Crespin bei Cambrai ausgestattete Benediktinerkloster Boke an der Lippe wegen Erbansprüchen der Brüder nach dem kinderlosen Tod der Stifterin auf Eigengut in Flechtdorf. Nach wechselvoller Folgezeit verfiel das Kloster in der Grafschaft Waldeck seit dem Eindringen der Reformation ab 1525, wobei nach dem Tode des letzten Mönches 1598 die Grafen von Waldeck 1602 das Vermögen des Klosters einzogen, das Klostergut als Domäne führten und die Klostergebäude 1702 als Landeshospital für Arme, Alte und Kranke und die Kirche als evangelische Gemeindekirche nutzen ließen.

 

1984 veröffentlichte der in Marburg in Geschichtswissenschaft ausgebildete Aloys Schwersmann seine von Walter Heinemeyer angeregte und betreute, 1982/1983 von dem zuständigen Fachbereich angenommene Dissertation über das Benediktinerkloster Flechtdorf. Nach dem Besuch der Archivschule in Marburg zwischen 1984 und 1986 war er zusammen mit Johannes Mötsch an dem Landeshauptarchiv Koblenz tätig, bis er 1996 an das Staatsarchiv Marburg wechselte, wo er die für die Dissertation angefertigte umfangreiche Quellensammlung über seine Pensionierung des Jahres 2010 hinaus bis zu seinem Tode an dem 19. Dezember 2017 auf etwa 300 fertige Texte und weitere 200 Kopien oder Inhaltsangaben erweiterte. Seine Witwe Ursula Braasch-Schwersmann († 2021) bat als Leiterin des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde in dem Frühjahr 2018 Johannes Mötsch um Fertigstellung des Manuskripts und der Materialsammlung für den Druck, die in kurzer Zeit gelangen.

 

Der vorliegende Band schildert nach einer kurzen Einleitung die archivalischen Quellen, von denen wegen des mehrfachen Wechsels des Aufbewahrungsorts heute nur noch ein relativ kleiner Bestand erhalten ist, und bietet ein rund siebenseitiges Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur. Die Edition setzt mit der Tradition Hunwards in Fliathorpe in der Amtszeit Abt Warins (826-856) für Corvey ein und endet in der Nummer 504 von dem 24. März 1598, nach welcher der Hausschreiber des Klosters Flechtdorf den Tod des Konventualen Hubert Figge in der Nacht von dem 23. auf den 24. März 1598 mitteilt. Ein umfangreiches Register von Aachen bis Zwiste erschließt auf mehr als 60 Seiten den eine in der Geschichte Waldecks wesentliche Lücke füllenden Band, acht farbige Tafeln bilden einzelne Siegel ab.

 

Innsbruck                                                       Gerhard Köbler