Vogtherr, Thomas, Urkundenlehre. Basiswissen (= Hahnsche Historische Hilfswissenschaften 3). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2008. 125 S., Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Berlin 1955 geborene, nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und osteuropäischen Geschichte in Kiel 1982 mit der Arbeit Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im Lüneburger Landadel während des Spätmittelalters promovierte, danach an der Archivschule in Marburg zum Archivar ausgebildete, 1990 in Kiel habilitierte, 1993 nach Leipzig und 2001 nach Osnabrück berufene Verfasser ist den Lesern bereits durch verschiedene Rezensionen gut bekannt. Seine Urkundenlehre ist als kurze, Grundwissen vermittelnde Einführung gedacht. Sie will den Interessenten Wege zum Gegenstandsbereich, zu den Fragestellungen, Methoden und Ergebnissen moderner Diplomatik vor allem auf der Grundlage der urkundlichen Überlieferung im fränkisch-ostfränkisch-deutschen Reich des Mittelalters sowie der Papsturkunden weisen.

 

Nach einem kurzen Vorwort gliedert der Verfasser seinen Text in insgesamt 10 Einheiten. Er fragt zunächst, was eine Urkunde ist, behandelt danach die Geschichte der Diplomatik als Wissenschaft von Mabillon und Papebroch über Gatterer und Gruber bis zu Sickel und Bresslau, unterscheidet zwischen Diplomatikern und Urkundenforschern, verfolgt die Entwicklung des Urkundenwesens von der Spätantike bis ins frühe Mittelalter und geht danach auf die Entstehung der Urkunde vom Wunsch nach Beurkundung bis zur Aushändigung an den Empfänger, die äußeren Merkmale der Urkunde (Beschreibstoff, Layout, Schrift, graphische Zeichen und Beglaubigungsmittel), innere Merkmale (Königsurkunde, Papsturkunde, Privaturkunde), die Urkundensprache (auf dem Weg vom Latein zu den Volkssprachen), die Überlieferung der Urkunden und auf Urkundenfälschungen ein, wobei er seine allgemeinen Überlegungen an drei Fallstudien zur konstantinischen Schenkung, zum privilegium maius und zu den Urkundenfälschungen Georg Friedrich Schotts konkretisiert.

 

Nur kurz streift er das neuzeitliche Urkundenwesen. Im Anhang bietet er Literaturhinweise zu den einzelnen Abschnitten. Zehn einfache Abbildungen veranschaulichen das nützliche, leicht verständlich dargestellte Basiswissen, für das ein Index rund 300 Positionen von abbreviator bis Zeugen nachweist.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler