Schott, Clausdieter, Kindesannahme - Adoption - Wahlkindschaft. Rechtsgeschichte und Rechtsgeschichten. Metzner, Frankfurt am Main 2009. 255 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Freiburg im Breisgau einst bei Hans Thieme und Ernst von Caemmerer tätige, 1975 als Nachfolger Karl Siegfried Baders nach Zürich berufene, durch zahlreiche Veröffentlichungen hervorgetretene Verfasser hat sich schon nach seiner Dissertation über Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau und vor seiner Habilitation über den Träger als Treuhandform besonders für das Familienrecht interessiert. Deswegen hat er beispielsweise 1969 Trauung und Jawort erörtert und danach Arbeiten über den Zweck der Ehen, Ordnung in Ehesachen oder die Berechnung der Ehegrade herausgegeben. Auch nach seiner Emeritierung ist er in diesem Bereich mit großem Erfolg tätig.

 

Zum hundertsten Geburtstag des Verlegers Wolfgang Metzner (1909-1992) hat er ein Werk über ein modernes Rechtsinstitut mit tief reichenden historischen Wurzeln vorgelegt, in dem er unter begreiflichem Verzicht auf Vollständigkeit zeigen kann, dass viele Aspekte, die einer Gesetzgebung des 21. Jahrhunderts als selbstverständlich erscheinen mögen, im entsprechenden Kontext bereits den ältesten Rechtskulturen bekannt waren. Mit dem Verleger verband den Verfasser seit 1965 ein freundschaftliches Verhältnis, aus dem eine Edition Wolfgang Metzler hervorging. Das vorliegende Buch versteht sich als postume Fortsetzung dieser erfolgreichen Zusammenarbeit.

 

Beginnend mit der Geschichte vom Schneewittchen nähert der Verfasser sich seinem Thema über Adoption, Anwünschung und Ankindung. Danach wendet er sich interdisziplinär Formen, Gebärden und Ritualen zu. Die Suche nach Begriffen und Motiven schließt den allgemeinen Teil gewissermaßen ab.

 

In der Folge greift der Verfasser souverän auf den Codex Hammurapi und Babylon, das pharaonische Ägypten, die Bibel, Griechenland, das römische Recht, germanische Gesetze, das Mittelalter, den Norden, Stiefkinder, Einkindschaft und Morgengabskinder, die Rezeption der Adoption, die Kodifikationen der Aufklärung und den Code Napoléon Frankreichs aus. Auf dieser Grundlage zeichnet er die Entwicklungen im 19. und 20. Jahrhundert nach und bezieht schließlich auch die Adoption im fernen Osten und in der Schlussbemerkung selbst den Islam ein. Insgesamt gelingt ihm dabei eine gut lesbare, eingängige Darstellung einer wichtigen, in der Gegenwart immer größere Bedeutung erlangenden, fremde Menschen rechtlich verbindenden und damit dem allgemeinen Wohl dienlichen Einrichtung, wobei zahlreiche Abbildungen und angefügte Anmerkungen den Leser über den ansprechenden Text von Geschichte und Geschichten hinaus zusätzlich bereichern.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler