Schmid, Hans Ulrich, Einführung in die deutsche Sprachgeschichte. Lehrbuch Germanisitik. 2009. J. B. Metzler, Stuttgart 2009. IX, 299 S., 32 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1952 geborene, am Gymnasium Niederaltaich und der Universität Regensburg von guten Lehrern (Bernhard Strobel, Klaus Matzel) ausgebildete, 1984 mit einer Dissertation über althochdeutsche und frühmittelhochdeutsche Bearbeitungen lateinischer Predigten des „bairischen Homiliars“ in Regensburg promovierte und 1994/1995 mit vergleichenden Untersuchungen zu Herkunft, Entwicklung und Funktion der (althochdeutschen) lih-Bildungen habilitierte Verfasser ist für historische deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Leipzig tätig. Er begründet die Beschäftigung mit der Sprachgeschichte überzeugend hauptsächlich damit, dass zahlreiche scheinbar regellose Gegebenheiten des heutigen Deutschen erst bei geschichtlicher Betrachtung (wirklich) verständlich werden. Bei seinem hierauf gegründeten Versuch, Strukturen in ansprechender Kürze zu erklären, muss er freilich den Gegenstandsbereich notweendigerweise einengen und Schwerpunkte auswählen.

 

Dementsprechend bietet der Verfasser nach einer kurzen Aussage zu diesem Buch im zweiten der insgesamt sieben Teile einen klaren, grundsätzlich chronologisch geordneten Überblick über die Perioden der deutschen Sprachgeschichte (Indogermanisch, Urgermanisch, Althochdeutsch, Altniederdeutsch bzw. Altsächsisch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch, Mittelniederdeutsch), wobei er sich vor allem auf die Zeit zwischen dem 7. und dem 17. Jahrhundert konzentriert, weil in diesem Jahrtausend auf allen grammatischen Systemebenen die Weichenstellungen in Richtung auf die deutsche Gegenwartssprache erfolgt sind. Im Anschluss hieran gliedert er seinen Gegenstand in erster Linie nach Sprachebenen. Es folgen deshalb Laut und Schrift (Allgemeines, die Anfänge der Schriftlichkeit im germanisch-deutschen Kulturraum, Vorgeschichte des deutschen Lautsystems bis zum Frühneuhochdeutschen, Dialekte, Lautwandel), Wortformen (Verb, Substantiv, Adjektiv, Pronomina, Zahlwörter, morphologischer Wandel), Satzbau (einfacher Satz, komplexe Sätze, Negation, syntaktischer Wandel) und Wortschatz (indogermanische Wortschicht, germanische Wortschicht, althochdeutsche Entwicklungen, mittelhochdeutsche Entwicklungen) aufeinander. Am Ende beantwortet der Verfasser die Frage, warum sich der Wortschatz ändert, mit der unsichtbaren Hand.

 

Alle Darlegungen sind kurz und klar und deshalb leicht lesbar und gut verständlich. Schemata, Abbildungen, Tabellen und zahlreiche kommentierte Textbeispiele erleichtern Zugang und Erinnerung. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis ermöglicht die eigene Vertiefung, ein Register das rasche Auffinden der behandelten Einzelheiten, so dass die Einführung in die deutsche Sprachgeschichte jedermann ein hilfreicher Wegweiser zum besseren Verständnis des in langer geschichtlicher Entwicklung allmählich entstandenen und sich auch in der Gegenwart an vielen Stellen ändernden Deutschen sein kann.

 

Innsbruck                                                                                                                  Gerhard Köbler