Raberg, Frank, Eugen Bolz. Zwischen Pflicht und Widerstand (= Prägende Köpfe aus dem Südwesten 3). DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2009. 141 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Eugen Anton Bolz wurde am 15. Dezember 1881 als zwölftes Kind und erster Sohn des Kolonialwarenhändlers Joseph Bolz (1832-1899) und der Kornhändlerstochter Maria Theresia Huber (1841-1918) in Rottenburg am Neckar geboren. Nach dem Besuch der Volksschule, der in der Gegenwart Eugen-Bolz-Gymnasium genannten Lateinschule in Rottenburg und des Karlsgymnasiums in Stuttgart studierte Bolz seit dem Wintersemester 1900/1901 in Tübingen, Bonn, Berlin und Tübingen Rechtswissenschaft und bestand danach die beiden Staatsprüfungen als einer der besten Kandidaten. Im Juli 1909 begann er eine Laufbahn als Beamter im Justizdienst Württembergs bei der Staatsanwaltschaft in Ulm, in deren Rahmen er 1916 Amtsrichter in Stuttgart wurde.

 

Bereits 1911 kandidierte der strenggläubige Katholik Bolz für die Zentrumspartei, errang am 12. Januar 1912 mit deutlicher Mehrheit einen Sitz im Reichstag und gewann am 16. November 1912 auch ein Landtagsmandat. Am 24./29. Oktober 1919 wurde er Justizminister Württembergs, am 2. Juni 1923 Innenminister, 1924 auch Finanzminister, am 8. Juni 1928 Staatspräsident des freien Volksstaats Württemberg. Am 8. März 1933 beanspruchte aber der Reichstagsabgeordnete der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Dietrich von Jagow als Reichskommissar von Bolz die Übernahme der Befugnisse der obersten Landesbehörden auf der Grundlage der Notverordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, wonach Bolz und seine Partei am 15. März 1933 dazu beitrugen, durch die Unterstützung der Wahl des Gauleiters Wilhelm Murr zum Staatspräsidenten im Landtag der Machtübernahme in Württemberg „ein legalistisches Mäntelchen überzuwerfen“.

 

Der entmachtete Staatspräsident Bolz blieb zwar Mitglied des Reichstags, wurde aber am 19. Juni 1933 bis 12. Juli 1933 in Schutzhaft genommen. Danach zog er sich zurück wandte sich aber allmählich dem Widerstand zu. Am 23. Januar 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee unter dem Fallbeil hingerichtet.

 

Der als Politologe und Historiker freiberuflich tätige Verfasser zeichnet insgesamt ein eindringliches Bild des Lebenswerkes des Zentrumspolitikers Eugen Bolz, dessen demokratisches Vermächtnis nach dem Ende des zweiten Weltkriegs vielfach beschworen wurde. Insbesondere legt das verdienstvolle Werk das Verhältnis des Gewürdigten zum Nationalsozialismus und den Weg in den Widerstand klar dar. Dabei erweist sich zwar der Widerstand als zunächst tatsächlich erfolglos, vermag aber späteren Betrachtern auf Dauer als mahnendes Vorbild zu dienen.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler