Mäkeler, Hendrik, Reichsmünzwesen im späten Mittelalter. Teil 1 Das 14. Jahrhundert (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 209). Steiner, Stuttgart 2010. 328 S., 6 Tab. 3 Diagr., 13 Kart., 2 Münztaf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wer täglich mit eigenen Augen sieht, wie das Geld die Welt regiert, wird immer Interesse für den Weg haben, auf dem das Geld in vielen kleinen Einzelschritten zu dieser seiner Rolle gelangt ist. Nach dem Vorwort der einen zu erwartenden zweiten Teil andeutenden Studie geht die Beschäftigung des Verfassers auf einen Vorschlag Frank Bergers in der Ciudad Universitaria de Madrid an einem warmen Septemberabend des Jahres 2003 zu Konrad von Weinsberg (IX.) (1370-1448?) als Reichserbkämmerer der Könige Sigismund und Albrecht bei einer kühlen cerveza zurück. Hieraus entstand an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Universität Kiel eine seit 2006 von Gerhard Fouquet betreute Dissertation unter vorläufiger Beschränkung auf das 14. Jahrhundert.

 

In seiner kurzen Einleitung stellt der Verfasser die zentrale Rolle des Geldes in der Gesellschaft, die bisherige Forschungslage und seine eigene, Lücken schließende Fragestellung dar und äußert sich zu geographischer und inhaltlichen Abgrenzung sowie zur methodischen Ausrichtung unter Verbindung von Sachgeschichte mit Überlieferungsgeschichte. In seinem zweiten Kapitel bietet er Grundlagen zu Geldtheorie und Geldverständnis von Aristoteles bis zu Tholomeus von Lucca und Nicolas Oresme und zeigt den Wandel der Geldpolitik im 14. Jahrhundert einschließlich moderner (geld-)theoretischer Ansätze. Detailliert behandelt er danach die Zeit Ludwigs des Bayern und Friedrichs des Schönen, Karls IV. und König Wenzels und damit die vielen Jahre zwischen 1314 und 1400.

 

Den eindrucksvollen Ausgangspunkt bilden dabei englische Subsidienzahlungen König Edwards III. und die darauf gestützte Einführung von Goldmünzen, die der Verfasser in Antwerpen, Frankfurt am Main und Lübeck sorgfältig betrachtet und um die Silbermünzprägung ergänzt. Unter Karl IV. stehen die Verleihung von Münzprivilegien und die gescheiterte Politik im Mittelpunkt. Unter König Wenzel setzen sich als Folge die regionalen Münzvereine durch.

 

Insgesamt erweist der Verfasser, wie die Politik während seiner Untersuchungszeit zunehmend monetarisiert wird und Geldzahlungen zu einem besonders wichtigen Machtmittel werden und ihrerseits Geldtheorie und Prägeorganisation beeinflussen. Dies führt von oben nach unten allmählich auch zu erkennbaren Auswirkungen der Geldeinstellung weiter Bereiche der gesamten Bevölkerung. Im Ergebnis kann der Bearbeiter am Ende seiner überzeugenden Untersuchung unter Verwendung des Münzwesens als Anzeigegerät vom Zerfall des Reiches im Laufe des 14. Jahrhunderts sprechen.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler