Bezler, Evelyn, Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH. Eine rechtswissenschaftliche Untersuchung an Hand der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der GmbH, der dogmatischen Grundlagen und der praktischen Funktion des Stammkapitals (= Augsburger Schriften zur Rechtsgeschichte 17). LIT, Münster 2009. 241, XXIII S. Besprochen von Werner Schubert.

 

Während die Aktiengesellschaft erst seit dem Aktiengesetz von 1937 über ein Mindeststammkapital verfügen musste, schrieb das GmbHG von 1892 von vornherein ein Stammkapital von mindestens 20.000 M (zurzeit 25.000 Euro) vor. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen von 2008 besteht auch die Möglichkeit, sog. Unternehmergesellschaften (haftungsbeschränkt) mit einem geringeren Stammkapital als 25.000 Euro zu gründen. In einem ersten Teil, der drei Viertel des Werkes umfasst, werden die „Wurzeln der GmbH, ihre Entstehung und Entwicklung“ (S. 21ff.) vor allem im Hinblick auf das Erfordernis eines Stammkapitals, auf die Kapitaleinbringung und die Kapitalerhaltung behandelt. Insgesamt geht es um die historischen Grundlagen des GmbH-Rechts im Recht der Kolonialgesellschaften und der Aktiengesellschaften. Es folgt ein breiter Abschnitt über die Entstehung des GmbHG von 1892 und über das GmbHG im „Wandel der Zeit“. In diesem Zusammenhang geht Bezler auf die unter dem Nationalsozialismus geplante GmbHG-Reform, den Referentenentwurf von 1969, die GmbHG-Novelle von 1980 sowie auf die Änderungen von 2005 (Mindestkapitalgesetz) und von 2008 ein.

 

Im Anschluss an die chronologische Darstellung zeigt Bezler die „gesetzlichen Grundlagen“ und „den Normzweck des Stammkapitals und seiner Schutzvorschriften im Spiegel der historischen Grundlagen der GmbH“ auf (S. 148ff.). Teil 2 befasst sich mit der rechtsdogmatischen Begründung des Stammkapitals als Rechtfertigung des Haftungsprivilegs und der Bedeutung des Vermögens für die juristische Person (S. 185ff.). In Teil 3 geht Bezler der Funktion des Stammkapitals der GmbH nach u. a. als Gründungsbarriere, als Anreiz zur sorgfältigen Geschäftsführung und als Mindesthaftungsfonds (S. 217ff.). In dem im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand vielleicht etwas zu breit geratenen historischen Teil hat Bezler herausgearbeitet, dass bereits zur Zeit der frühen Kolonialgesellschaften (ab 1602) das Stammkapital für die erfolgreiche Führung eines Unternehmens von großer Bedeutung gewesen sei. In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass Bezler die Originaltexte niederländischer, französischer und englischer Octrois und Statuten herangezogen hat. Während die ausländische Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts zum Aktienrecht vergleichend herangezogen wird, hat Bezler auf eine historisch ausgerichtete Rechtsvergleichung für das 20. Jahrhundert insbesondere mit ausländischen GmbH-Gesetzen weitgehend verzichtet.

 

Insgesamt hat Bezler wichtige Aspekte der Vorgeschichte sowie der Entstehungs- und vor allem der Entwicklungsgeschichte der GmbH seit 1945 herausgestellt, deren weitere historische Aufarbeitung erwünscht wäre.

 

Kiel

Werner Schubert