„ … fühlte ich mich durchaus als Deutscher …“ - das Schicksal der Mainzer Anwälte jüdischer Herkunft nach 1933, hg. v. d. Rechtsanwaltskammer Koblenz, bearb. v. Krach, Tillmann. Luchterhand, Köln 2007. 75 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Wie Norbert Westenberger als Präsident der Rechtsanwaltskammer für den Oberlandesgerichtsbezirk Koblenz in seinem kurzen Vorwort darlegt, gab es zu Beginn des Dritten Reiches in Deutschland etwa 20000 Rechtsanwälte. Ungefähr ein Viertel davon waren Juden. Die meisten von ihnen wurden ermordet, einige konnten rechtzeitig ins Exil gehen, das Schicksal vieler ist ungeklärt.

 

Die Ausstellung „Anwalt ohne Recht“ will nach den weiteren Ausführungen dazu auffordern, sich mit dem Schicksal dieser Kollegen zu befassen, an jedem Ort, an dem sie gezeigt wird, Mittlerweile in drei Weltsprachen übersetzt, wurde sie, außer in Deutschland, auch bereits in vielen Städten in Nordamerika und Südamerika und Kanada gezeigt und hat dort zu weiteren Forschungen über das Lebensschicksal jüdischer Kollegen geführt und jeweils eine Erweiterung der Ausstellung um einige Tafeln mit den Schicksalen dieser Kollegen bewirkt. Für Mainz hat sich dabei Tillmann Krach besonders verdient gemacht.

 

Deswegen ist seine eindringliche Studie über die Verfolgung und Ermordung der Mainzer Anwälte jüdischer Herkunft in den Mittelpunkt des schmalen Bandes gestellt, dessen Titel dem in den Lebenserinnerungen Paul Simons (1884-1977) enthaltenen Satz „Als ich aufwuchs in Mainz, fühlte ich durchaus als Deutscher.“ entnommen ist. Veranschaulicht ist das Geschehen durch ein Faksimile eines Fragebogenteils auf dem Umschlag. Im Einzelnen bietet die Untersuchung Portraits von Siegfried Drucker (1887-1956), Julius Guthmann (1875-1956) Alfred Haas (1897-1964), Josef Kahn (1905-1986), Franz Kallmann (1894-1982), Emil Kramer (1878-1960), Siegmund Levi (1864-1943), Otto Neumann (1885-1964), Paul Simon (1884-1977), Fritz Straus (1902-1990) und Max Tschornicki (1903-20. 04. 1945) sowie Kurzportraits von Ludwig Baum (1882-?), Franz Carlebach (1883-1942), Eduard Herz (1889-?, 1937 in die Vereinigten Staaten von Amerika emigriert), Arnold Hans Horch (1886-1937, Todesursache unbekannt), Otto Lichten (1861-1936), Berthold Mannheimer (1855-?), Herbert Mannheimer (1901-1943), Ernst Reinach (1860-1942), Bertram Sichel (1861-1940), Sigwart Süssel (1894-1979) und Heinrich Winter (1882-1961), deren ehrenvolles Gedenken auf diese Weise Eingang in die deutsche Rechtsgeschichte wie die Unrechtsgeschichte der nationalsozialistischen Herrschaft finden kann.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler