Weseler Edikte 1324-1600, Band 1, Band 2, bearb. v. Roelen, Martin Wilhelm/Wolsing, Erich. Historische Vereinigung Wesel e. V., Wesel 2005. 1-646, 465-904 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Gebiet der späteren Hansestadt an der Mündung der Lippe in den unteren Niederrhein ist bereits bronzezeitlich, eisenzeitlich und römerzeitlich besiedelt, doch haben die häufigen Überschwemmungen die meisten Spuren verwischt. Als Keimzelle des im frühen 8. Jahrhunderts in einem Zeugnis aus Echternach als Wesele erstmals erwähnten Ortes wird ein fränkischer Hof im Bereich des modernen Kornmarkts vermutet, in dessen Nähe auch eine Fachwerkkirche des 8. Jahrhunderts ergraben wurde. Von Echternach gelangte Wesel am Beginn des 12. Jahrhunderts an die Grafen von Kleve, die im September 1241 den Ort mit Freiheiten begabten.

 

Bereits 1998 wurden für die in der Gegenwart rund 60000 Einwohner zählenden Ort von Erich Wolsing unter Mitarbeit Theresia Schachtschneiders und mit freundlicher Unterstützung Martin Wilhelm Roelens Weseler Edikte 1600-1769 herausgegeben. Dies legte es nahe, diese Edition für die ältere Zeit fortzuführen. Dies ist in erfreulich kurzer Zeit auch tatsächlich gelungen.

 

In der Einleitung nennen die Bearbeiter als Quellen für die ältesten Weseler Edikte oder Plebisziten vor allem das ältere, überwiegend im 14. Jahrhundert entstandene Bürgerbuch, dem sie sieben Edikte entnehmen konnten, das sammelnde jüngere Bürgerbuch und das von 1401 bis 1538 reichende Plebiszitenbuch. Hinzu kommen hauptsächlich Ersatzüberlieferungen für die heute fehlenden Ratsprotokolle. Das Wort Edikt erscheint dabei in Weseler Quellen erstmals 1530.

 

Bei der Auswahl und der Wiedergabe sind die Bearbeiter großzügig verfahren. Sämtliche Originaltexte sind abgedruckt und ins Neuhochdeutsche übertragen. Dadurch werden die Quellen ungeachtet aller damit verbundenen sprachlichen und sachlichen Schwierigkeiten für jedermann leicht zugänglich.

 

Das älteste Edikt über die neuen Akzisen (De libra et de rebus pertinentibus ad eandem de quibus solvuntur assisie). stammt aus dem Zeitraum zwischen 1324 und 1329. Die Sammlung endet mit einem Edictum betreffend die Sonntagsruhe vom 24. August 1600 bzw. der nachgetragenen erneuerten Weseler Waagordnung vom August 1680. Beide Bände zusammengenommen erfassen die Bearbeiter für diesen Zeitraum nahezu 1000 Edikte (960) mit den unterschiedlichsten Sachgegenständen.

 

Ein Glossar von ainschate bis zielen macht heute ungebräuchliche Bezeichnungen verständlich. Ausgewählte Schriftproben veranschaulichen das Ausgangsmaterial. Insgesamt haben sich die Bearbeiter mit dieser auf ansehnlichem Papier veröffentlichten Leistung um die Geschichte Wesels und aller Ordnungen oder Edicte von 1324 bis 1769 sehr verdient gemacht und einen Bestand jedermann eröffnet, um den viele andere Orte Wesel beneiden dürften.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler