Waltoś, Stanislaw, Die Abschaffung der Folter im Jahre 1776 in Polen und Litauen – Hintergründe und Wirkungen (= Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Vorträge G 392). Schöningh, Paderborn 2004. 24 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1932 geborene, 2002 emeritierte Krakauer Strafrechtsgeschichtler weist in seinem Akademievortrag eingangs darauf hin, dass kein westlicher Bearbeiter Polen im Rahmen der Geschichte der Abschaffung der Folter erwähnt, obwohl bereits im 16. Jahrhundert sich Johannes Cerasinus Kirstein als Richter im Rathaus in Krakau in Traktaten als Gegner der Folter offenbarte. Deswegen geht er auf Ereignisse in Polen ein, die der polnischen Übersetzung Cesare Beccarias Die delitti e delle pene (1772) folgten. Sie kulminieren in dem Gesetz vom 23. Oktober 1776 über Beurteilungen in Strafsachen, das der Verfasser in die Geschichte der Abschaffung der Folter in anderen Staaten Europas angemessen einreiht (Schottland 1709, Schweden 1734, Preußen 1740, Österreich 1776 einerseits, Sachsen-Weimar 1783/1819, Toskana 1786, Holland 1798, Russland 1801, Württemberg 1806, Bayern 1806, Spanien 1812 usw. andererseits).

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler