Sensburg, Patrick Ernst, Die großen Juristen des Sauerlandes. 22 Biographien. Becker, Arnsberg 2002. 276 S. Besprochen von Gunter Wesener.

 

Der Verfasser, Rechtsanwalt in Köln, nunmehr Professor an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen, erforscht seit mehreren Jahren die Biographien bedeutender Juristen aus dem Sauerland, einer Region im südöstlichen Westfalen. Nunmehr liegt ein Band mit zweiundzwanzig Lebensbildern solcher Juristen vor. Behandelt werden nicht nur so berühmte Juristen wie Johannes Althusius aus Diedenshausen, Johann Stephan Pütter aus Iserlohn, Johann Suibert Seibertz aus Brilon, Karl Ludwig Arndts (von Arnesberg) aus Arnsberg, Heinrich Eduard Pape aus Brilon, Johann Friedrich von Schulte aus Winterberg und Carl Schmitt aus Plettenberg, sondern auch weniger bekannte wie Franz Wilhelm von Spiegel aus Canstein, Kaspar Joseph Frhr. von Biegeleben aus Arnsberg, Johann Friedrich Josef Sommer aus Kirchhundem, Balthasar von Linde aus Brilon, Johann Matthias Gierse aus Gellinghausen, Hermann Gerlach aus Marsberg, Erwin Grueber aus Arnsberg, Ferdinand Frhr. von Lüninck aus Ostwig, Hermann Grashof aus Brilon, Rudolf Carl Ulrich aus Arnsberg, August Overweg aus Iserlohn, Karl Eduard Friedrich Lehr aus Meschede, Fritz Thomée aus Werdohl, Gustav Karl Ebbinghaus aus Iserlohn und Rudolf zur Bonsen aus Fredeburg.

 

Verbindungsglied dieser Juristen ist die gemeinsame Herkunft aus dem Sauerland. Von Interesse ist es zu sehen, welche Fülle an bedeutenden Juristen ein bestimmte Region hervorgebracht hat. Jeder Biographie ist ein Werkverzeichnis und ein umfassendes Literaturverzeichnis beigegeben. Aufgezeigt werden die Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse der einzelnen Juristenfamilien (S. 266-268). Eine zentrale Stellung nimmt die Familie Arndts ein, die seit dem Ende des 17. Jahrhunderts ihren Sitz in Arnsberg hatte (S. 123).

 

In österreichischer Sicht sind vor allem Johann Friedrich (Ritter von) Schulte (1827 – 1914), von 1854 bis 1873 Professor für Kirchenrecht und deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte in Prag, sowie Karl Ludwig Arndts (Ritter von Arnesberg) (1803 – 1878), Professor der römischen Rechts an der Wiener Juristenfakultät von 1855 bis 1874, von Interesse. Beiden kommt ein wesentlicher Anteil daran zu, die Historische Rechtsschule und die Pandektenwissenschaft in Österreich heimisch gemacht zu haben.

 

Westfälischer Herkunft sind noch mehrere andere Juristen und Juristenfamilien, die für Österreich von Bedeutung wurden, so Johann Bernhard Horten, geb. 1735, gest. 1786 in Wien, der Verfasser der ersten Umarbeitung des Codex Theresianus[1], Raban Freiherr von Canstein (1845-1911), seit 1879 Professor für Zivilprozess, Handels- und Wechselrecht an der Grazer Universität[2], ferner Anton Rintelen (1876-1946), Professor für Zivilprozessrecht und langjähriger Landeshauptmann der Steiermark[3] sowie sein Bruder Max Rintelen (1880-1965), Professor für deutsche Rechtsgeschichte und österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte an der Universität Graz[4].

 

Graz                                                                                       Gunter Wesener



[1] Vgl. Ph. Harras v. Harrasowsky, Geschichte der Codification des österreichischen Civilrechtes, Wien 1868, 125 ff.; A. Ehrenzweig, Die österreichische Erbfolgeordnung, in: Zs. f. Notariat u. freiw. Gerichtsbarkeit in Österreich 45 (1903) N. 2 S. 9 f.

[2] Vgl. Familienartikel Canstein, in: NDB 3 (1957) 136; G. Wesener, Anfänge und Entwicklung der „Österreichischen Privatrechtsgeschichte“ im 19. und frühen 20. Jahrhundert, in: ZNR 28 (2006) 364-408, hier 402 Fn. 331.

[3] D. A. Binder, in: NDB 21 (2003) 641 f.

[4] G. Wesener, in: NDB 21 (2003) 642 f.