Merki, Christoph Maria, Verkehrsgeschichte und Mobilität (= UTB 3025). Ulmer Stuttgart (Hohenheim) 2008. 123 S., Ill., graph. Darst. Besprochen von Werner Schubert.

 

Die Verkehrsrechtsgeschichte gehört immer noch zu den stark vernachlässigten Materien der Rechtsgeschichte. Hier kommt das Werk Merkis gerade zur rechten Zeit, da dieses mittelbar auf die Defizite in der rechtshistorischen Erforschung der Probleme des modernen Verkehrs aufmerksam macht. Mit Recht stellt Merki fest, dass es ohne die Steigerung der Mobilität weder eine Industrialisierung noch eine Globalisierung gegeben hätte. Das Lehr- und Überblicksbuch Merkis, der 2002 eine Geschichte der Motorisierung des Straßenverkehrs in Frankreich, Deutschland und der Schweiz (Der holprige Siegeszug des Automobils, 1895-1930, Wien) vorgelegt hat, ist aus einer Vorlesung an der Universität Bern im Wintersemester 2006/07 hervorgegangen. Es bringt einen Überblick über die Entwicklung der Mobilität seit der Mitte des 18. Jahrhunderts besonders in West- und Mitteleuropa unter Berücksichtigung auch der Vereinigten Staaten von Amerika. In Teil 1 befasst sich Merki mit den Zusammenhängen, die zwischen dem Verkehr einerseits und der Urbanisierung, Nationalisierung und der Globalisierung bestehen. Es folgt ein umfangreicher Abschnitt über die Innovationen zu Wasser, zu Lande und in der Luft (Schiff, Häfen/Flüsse/Kanäle, Eisenbahn, Fahrrad, Automobil/Straße, Ballon/Luftschiff sowie Flugzeug/Flughafen und Raumfahrt). Im nächsten Abschnitt wird die Modernisierung der Mobilität im Einzelnen beschrieben (schneller, öfter, weiter, mehr, bequemer, billiger und sicherer). Anschließend wird danach gefragt, wie nachhaltig der moderne Verkehr sei (soziale Kosten, Mobilität und Energieverbrauch sowie Landverschleiß). Bei der „Organisation des Verkehrs“ geht es vor allem um die Frage der Organisationsform des Verkehrs (privat oder staatlich?, Verstaatlichung und Privatisierung). Mit Recht macht Merki auch auf die Wechselwirkungen zwischen Mobilitätsgeschichte und Militärgeschichte aufmerksam. Endlich weist er im Abschnitt über „Mobilität als sozial räumliches Gefüge“ auf Fragen der Konkurrenz und Komplementarität der Verkehrsmittel sowie auf die Wechselwirkungen zwischen Lebensstil und Raum hin. Merki spricht durchgehend die rechtlichen Probleme an, die der moderne Verkehr mit sich brachte (vgl. S. 38, 40, 45, 52, 59, 70, 58), ohne allerdings detaillierter darauf einzugehen (vgl. zu neueren Verkehrsrechtsgeschichte W. Schubert, ZG GA 122 [2005], S. 195 ff., 123 [2006], S. 218 ff.; K. Bethkenhagen, Die Entwicklung des Lufrechts bis zum Luftverkehrsgesetz von 1923, 2004; O. v. Gadow, Die Zähmung des Automobils durch die Gefährdungshaftung, 2002). Es ist zu wünschen, dass sich die Rechtsgeschichte dieses Rechtsgebiets stärker als bisher sowohl aus privatrechtlicher als auch aus öffentlichrechtlicher und rechtsvergleichender Sicht annimmt.

 

Kiel

Werner Schubert