Krämer, Klaus, Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland 1918 bis 1921 in österreichischen und deutschen Akten. Diss. phil. Hannover 2003. 359 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Matthias Riedel betreute, 2003 von der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Hannover angenommene philosophische Dissertation des Verfassers. Sie befasst sich auf der Grundlage ungedruckter und gedruckter Quellen und 23er Literaturtitel mit einer politisch für den deutschen Sprachraum gewichtigen Frage. Sie gliedert sich in insgesamt 11 Abschnitte, von denen die Abschnitte 4-7 den Schwerpunkt darstellen.

 

Die Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich erklärte bekanntlich  am 12. November 1918 durch Gesetzesbeschluss den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, was die Deutsche Nationalversammlung am 21. Februar 1919 einstimmig begrüßte. Die zwischen Februar und April 1919 in Berlin und Wien durchgeführten Anschlussverhandlungen beider Staaten wurden im Berliner Protokoll festgehalten und in der Unterkommission für Währungsangelegenheiten und der staatsfinanziellen Unterkommission vertieft. Die Friedensverträge von Versailles und Saint Germain verboten die Vereinigung nicht offiziell, machten sie jedoch von der Zustimmung des Völkerbunds abhängig.

 

Die daraufhin von der deutschösterreichischen Konstituierenden Nationalversammlung am 1. Oktober 1920 einstimmig beschlossene Volksabstimmung stieß auf den Widerstand der Entente-Mächte, die für den Fall der Durchführung mit der Einstellung der Hilfsaktion für Österreich drohten. Gleichwohl stimmten wenig später in Tirol 98,8 Prozent und in Salzburg 99,1 Prozent der Abstimmungsberechtigten für den Anschluss an das Deutsche Reich. Dabei ergab die detaillierte Untersuchung des Verfassers, dass die staatliche Vereinigung von allen Parteinen in beiden Staaten angestrebt wurde, so dass diese Zielsetzung als überparteilich eingeordnet werden kann und nicht in bestimmte politische Lager verwiesen werden darf.

 

Allerdings benötigte Österreich dringend eine Anleihe des Völkerbundes. Dieser verlangte als Voraussetzung der Gewährung den Verzicht auf den Anschluss an das Deutsche Reich. Diese in den Genfer Protokollen des Jahres 1922 verankerte Bedingung ließ das vom Verfasser umsichtig durchleuchtete Vorhaben im Ergebnis scheitern.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler