Fietz, Jana, Nordische Studenten an der Universität Greifswald in der Zeit von 1815 bis 1933 (= Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald 5). Steiner, Stuttgart 2003. 265 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Dörte Putensen betreute, im Sommersemester 2001 an der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald angenommene, für die Drucklegung intensiv überarbeitete Dissertation der Verfasserin. Sie greift weit über die Rechtswissenschaft aus. Dennoch ist sie angesichts der modernen Europäisierung des Rechts grundsätzlich auch für die Rechtsgeschichte interessant.

 

Gegliedert ist die mit der Kopie eines Schreibens des preußischen Ministers der Wissenschaft, Kunst und Volksbildung vom 23. Juni 1923 bezüglich des außerordentlichen Rückgangs der im nordischen Institut arbeitenden skandinavischen Studierenden geschmückte Untersuchung nach einer unnummerierten Einleitung in vier weitere Teile. Davon betrifft der zweite Teil die Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den nordischen Staaten im Allgemeinen. Der dritte Teil behandelt die Studenten der nordischen Länder in Greifswald und der vierte Teil schließt sie nach Fakultäten auf.

 

Im untersuchten Zeitraum studierten 329 Nordeuropäer in Greifswald, davon 17 Prozent Frauen. 178 waren Schweden, 116 Norweger, 19 Dänen und 16 Finnen. Sehr auffällig ist dabei, dass sich in den ersten hundert Jahren des Untersuchungszeitraums (bis 1918) nur 62 Studierende einschrieben, während allein in den anschließenden wenigen Jahren der Weimarer Republik - trotz des ministeriellen Schreibens - 300 nordische Studierende nach Greifswald kamen, was die Verfasserin vor allem auf die Inflation zurückführt.

 

Die Verteilung auf die verschiedenen Fakultäten zeigt eine deutliche Ungleichmäßigkeit. 246 nordische Studenten immatrikulierten sich in der medizinischen Fakultät, 55 in der philosophischen Fakultät, je zehn in der Theologie und in der Jurisprudenz. Auch wenn von den zehn Juristen drei in Greifswald auch in den Rechts- und Staatswissenschaften promovierten (H. Ladwig, J. Lönnegren, R. Weisflog), erweist die gründliche Recherche der Verfasserin damit die Verbindungen zwischen Greifswalder Rechtswissenschaft und nordischen Studierenden nicht als besonders gewichtig.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler