Die Vereinten Nationen sechs Jahrzehnte nach ihrer Gründung. Bilanz und Reformperspektiven, hg. v. Münk, Hans J. Lang, Frankfurt am Main 2008. XVIII, 168 S. Besprochen von Dieter Kugelmann.

 

Der Titel des Sammelbandes verspricht mehr, als er halten kann. Die Beiträge wurden überwiegend in einer Ringvorlesung an der Universität Luzern gehalten und werfen Schlaglichter auf einige Aspekte der Vereinten Nationen. Eine Bilanz ist in diesem Rahmen kaum realisierbar. Der Vortragsstil wurde in fast allen Beiträgen beibehalten. Dies hat sicher auch mit dem Erscheinungstermin 2008 zu tun, der deutlich nach dem 60jährigen Jubiläum des Jahres 2005 liegt. Eine Ausnahme bildet der sorgfältig bearbeitete Beitrag E. Kleins und M. Breuers, der die Reformbestrebungen zum Sicherheitsrat und die Schaffung des Menschenrechtsrates behandelt. Mit klarer Strukturierung veranschaulichen die beiden Autoren, dass Reformen im Rahmen der Vereinten Nationen überaus mühsam sind. Dabei werden die politischen Rahmenbedingungen in die Beurteilung einbezogen. Ertragreich ist auch die eingehende Auseinandersetzung M. Caronis und T. Meyers mit der Entstehung und den Gründungszielen der Vereinten Nationen. Er nimmt eine historische Perspektive ein und zeichnet die Motive und Hintergründe nach, die bei der Gründung der Vereinten Nationen eine Rolle spielten. In gut lesbarer Weise werden die Friedenssicherung und der Schutz der Menschenrechte als grundlegende Ziele der Vereinten Nationen schon während der Entstehungsphase geschildert und punktuell in ihrer Realisierung bis zur Suez-Krise von 1956 und der Uniting for peace Resolution weiter verfolgt. Die gehaltvollen und interessanten Vorträge F. Bommers zu Strafzwecken im Völkerrecht und F. Jeßbergers zur universellen Strafgerichtsbarkeit folgen dem gesprochenen Wort und beleuchten spannende Einzelfragen. Auch die Beiträge E. Rudolphs zum Weltbürgertum und R. Stichwehs zum Weltstaat behandeln interessante Grundlagenfragen. Dennoch wirkt der Band etwas bunt gemischt, weil eine erhebliche konzeptionelle und stilistische Vielfalt nicht zu verkennen ist. Die im Anhang abgedruckten Statements von Praktikern verstärken diesen Eindruck eher noch. Immerhin spiegelt die Bandbreite der Beiträge auch die Bandbreite der Diskussionen in den und über die Vereinten Nationen wider.

 

Münster                                                                                             Dieter Kugelmann