KöblerDieköniglichpreußischeakademieimkaiserreich20081223 Nr. 12523 ZREG GA 127 (2010) 52

 

 

Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Kaiserreich, hg. v. Kocka, Jürgen unter Mitarbeit von Hohlfeld, Rainer/Walther, Peter Th. (= Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Forschungsberichte 7 Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Berliner Akademiegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert). Akademie, Berlin 1999. XVIII, 486 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler

 

Die Churfürstlich brandenburgische Sozietät der Wissenschaften wurde im Jahre 1700 gegründet. Unter dem Namen Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften konnte sie daher im Jahre 2000 auf eine dreihundertjährige Geschichte zurückblicken. Von dieser Zeit sind die ersten 150 Jahre durch Adolf von Harnacks Geschichte der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin aus dem Jahre 1900 so ausführlich erforscht, dass sich die Akademie für eine Konzentration auf die jüngere Geschichte der letzten 130 Jahre entscheiden konnte.

 

Allerdings sprachen die seit Harnack gewandelten Fragestellungen gegen eine bloße Weiterführung von Harnacks Akademiegeschichte. Andererseits genügte der bisherige Forschungsstand nicht für eine sachgerechte, bis zur Gegenwart reichende Monographie. Als vermittelnde Lösung wurden daher drei Symposien beschlossen, auf denen die neuere Geschichte erörtert werden sollte.

 

In zeitlicher Ordnung wurde zuerst ein Symposium über die Akademie im Kaiserreich abgehalten. Seine 16 Beiträge sind im vorliegenden Band zusammengefasst. Sie sind eingerahmt von einer Einleitung des Herausgebers und einem Resümee des Herausgebers und seiner Mitarbeiter.

 

Am Beginn stehen die Traditions- und Formationslinien im 18. und 19. Jahrhundert. Unter dieser Thematik beschreibt Rudolf Vierhaus die Organisation wissenschaftlicher Arbeit in gelehrten Sozietäten und Akademien im 18. Jahrhundert, nimmt Walter Rüegg eine Ortsbestimmung der königlich preußischen Akademie im Aufstieg der Universitäten in den ersten zwei Dritteln des 19. Jahrhunderts vor, während Conrad Grau Profildifferenzen und Profildifferenzierungen im 19. Jahrhundert behandelt. Lorraine Daston untersucht die Disziplinierung der Disziplinen, Rüdiger vom Bruch urban-elitäre Zirkel als kommunikative Schnittpunkte für Akademiemitglieder und Universitätsprofessoren.

 

Auf dieser Grundlage wenden sich vier Studien institutionellen Veränderungen in der anschließenden Kernzeit zu. Gegenstände sind dabei die Statutendebatte der Akademie (1874–1881), die als verschenkte Optionen gewerteten Herausforderungen durch neue Organisationsformen der Forschung um 1900 (Bernhard vom Brocke), die neuen Arbeitsteilungen (Hubert Laitko) und die internationale Zusammenarbeit (Brigitte Schroeder-Gudehus). Gerade für sie bedeutete der erste Weltkrieg eine tiefe Zäsur.

 

Im abschließenden dritten Abschnitt behandeln sieben Referate Einzelfragen hinsichtlich der Persönlichkeiten, Disziplinen und wissenschaftlichen Unternehmungen. Stefan Rebenich widmet sich den Altertumswissenschaften und der Kirchenväterkommission und damit als Persönlichkeiten Theodor Mommsen und Adolf Harnack. Wolfgang Neugebauer stellt das schwierige Verhältnis von Geschichts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften am Beispiel der Acta Borussica dar.

 

Das abschließende Resümee geht von der Vorgeschichte aus und ermittelt die wissenschaftliche und politische Bedeutung der Berliner Akademie im Kaiserreich. Der Anhang bietet ein Autorenverzeichnis und ein mehr als 1000 Personen umfassendes Namensverzeichnis. Wer immer nach der Beziehung eines Einzelnen zur auch mit der Savigny-Stiftung und dadurch mittelbar mit der Zeitschrift für Rechtsgeschichte verbundenen Akademie im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert fragen möchte, wird hier eine erste Antwort finden können.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler