Barth, Thomas, Adelige Lebenswege im alten Reich. Der Landadel der Oberpfalz im 18. Jahrhundert. Pustet, Regensburg 2005. 696 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die mit einem kaum sehr erhellenden Kartenausschnitt geschmückte Arbeit ist die von Albrecht P. Luttenberger betreute, 2002 vom Fachbereich III der Universität Regensburg zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie angenommene Dissertation des 1966 in Neunburg vorm Wald geborenen, nach dem Studium von Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften in unterschiedlichen Bereichen der politischen Bildungsarbeit tätigen Verfassers. Sie wurde im Rahmen des Graduiertenkollegs Regionale Identität(en) und politische Integration erstellt. Sie beruht nach den Eingangsworten auf vielen Jahren der archivalischen Recherche, Forschung und Zusammenstellung und gliedert sich nach digitalen Grundsätzen in 9 bzw. 10 Einheiten.

 

Nach dem kurzen Vorwort wendet sich der Verfasser dem Adel des 17. und 18. Jahrhunderts als einem Problem der bundesdeutschen Geschichtsschreibung zu. Nach Darstellung allgemeiner Entwicklungslinien betrachtet er Bayern und die Oberpfalz näher und fragt in methodischen Vorüberlegungen, ob der bayerische Löwe sich im Käfig der Postmoderne befinde. Er zeigt die Landesgeschichtsschreibung als historiographisches Problem. erkundet die methodischen Zugänge zum Landadel in Ostbayern im 18. Jahrhundert und beschreibt Untersuchungsgebiet, Untersuchungszeitraum, Methodik und Quellenbasis seines bisher wenig erforschten Sachgegenstands.

 

Im dritten Teil behandelt der Verfasser den landsässigen Adel im Kurfürstentum Bayern, in der Oberpfalz und in Pfalz-Neuburg. Dabei legt er mit Gerd Zang für das 18. Jahrhundert 933 Adelsfamilien in (ganz) Bayern zu Grunde. Danach erörtert er die bayerische und pfalz-neuburgische Adelspolitik im 17. und 18. Jahrhundert näher.

 

Der vierte Teil befasst sich mit der sozialen Struktur des landsässigen Adels und stellt dabei Kriegsgewinnler, Aufsteiger, Exulanten und Proselyten in den Vordergrund. Der fünfte Teil untersucht das Verhältnis zum Bürgertum unter der Frage: der Adelige als Feind?, während der sechste Teil die besonderen Verhältnisse in Pfalz-Neuburg darlegt und dabei auch fränkische Familien im Nordgau einbezieht.

 

Am Ende fasst der Autor das aristokratische Bewusstsein als Summe identitätsstiftender Merkmale der ständigen Gesellschaft unter der Überschrift Masken der Adeligkeit im 18. Jahrhundert zusammen. Insgesamt kommt er zu dem Schluss, dass der adelige Stand in Wirklichkeit nicht so festgefügt war, wie die kleine Lieblingsklasse der deutschen Gesellschaft gern gesehen werden wollte und vielfach auch gesehen wurde. Selbst in dem randständigen Nebenland Oberpfalz vollzogen sich vielfache Wechsel.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler