Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, hg. v. Ade, Dorothee/Rüth, Bernhard/Zekorn, Andreas. Theiss, Stuttgart 2008. 207 S., 220 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zwischen dem 13. April 2008 und dem 24. Mai 2009 wurde an sechs Standorten Baden-Württembergs die seit 1997 vorbereitete, von Elektrizitätswerken und Sparkassen mäzenatisch unterstützte Ausstellung Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau gezeigt. Der Anstoß dazu ging vom Landratsamt Rottweil aus und wurde vom Alb-Donau-Kreis, dem Zollernalbkreis und den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen und Tuttlingen übernommen. Gemeinsam wurde in gefälliger Ausstattung ein Begleitband vorgelegt, der im Eingang zahlreiche alamannische Siedlungen und Gräber kartographisch dokumentiert, mit einer bekannten Handschrift der Lex Allamannor(um) einsetzt und mit einem ebenso schönen Urkundenfaksimile schließt.

 

Gegliedert sind die mehr als 60 kurzen Einzelbeiträge in 7 Abteilungen. Dabei eröffnet Dieter Geuenich die Frage, wer waren die Alamannen mit einem sachkundigen Überblick über die Alamannen von ihrer Ethnogenese bis zum Untergang des Herzogtums (746). Die Antwort ist ihm nicht einfach und heftig umstritten, doch rät er zur Aufgabe einer Wanderung als geschlossene Einheit von der Elbe an den Oberrhein zu Gunsten eines längeren Eindringens unterschiedlicher Personenverbände mit einer Ersterwähnung zum Jahre 213 oder 289.

 

Es folgt die Frage, wer kam, als die Römer gingen? Danach wird die Alamania etwa an Hand des Gräberfelds von Villingendorf, des Gräberfelds von Horb-Altheim oder des runden Bergs bei Urach konkretisiert. Dem schließt sich die Betrachtung der fränkischen Herrschaft an.

 

Sehr ausführlich werden die Lebensformen dargelegt (Siedlungen, Gärten, Felder, Haustiere, Kleidung, Handel, Töpfe, Holzhandwerk, Metallhandwerk, Textilhandwerk, Lederhandwerk, Begräbnisformen). Eigens abgesetzt wird der Übergang von Wotan zu Christus. Den Beschluss bildet die karolingische Herrschaft mit den wohl außerhalb des Gebiets zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau liegenden Klöstern Lorsch und Sankt Gallen und den Königshöfen in Ulm und Rottweil.

 

Insgesamt ergänzen sich Texte und Bilder des für ein breiteres Publikum gedachten, mit umfangreichen Literaturhinweisen versehenen, aber eines Registers entbehrenden Bandes in gelungener Art und Weise. Zahlreiche neue Einzelerkenntnisse werden dabei allgemein zugänglich gemacht. Freilich muss dafür wohl davon Abstand genommen werden, die Geschichte der Alamannen des 3. bis 8. Jahrhunderts bis zu den südbadischen Bauern des 19. Jahrhunderts als Geschichte eines lebendigen Volkes zu verlängern, wozu freilich wohl auch noch die DNA-Analyse befragt werden könnte, und das alemannische Bauernhaus, die alemannische Fasnet, den alemannischen Dialekt oder gar die alemannische Mentalität vom völkerwanderungszeitlichen Stamm der hochgemuten Alemannen abzuleiten.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler