Koch, Ernst, Prinz Rosa-Stramin, hg. v. Eckhardt, Wilhelm A. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 46, 9). Elwert, Marburg 2008. XXXVI, 300 S., 36 Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Ernst Koch (1808-1858), Sohn eines hessischen Verwaltungsbeamten, studierte Rechtswissenschaft in Marburg und Göttingen, u. a. als Schüler Sylvester Jordans, des „Vaters der kurhessischen Verfassung von 1831“, wurde 1829 in Marburg mit einer pandektistischen Arbeit promoviert, wollte sich dann - wahrscheinlich bei Savigny („der ihn immmer gern hatte“) – in Berlin habilitieren, kehrte aber wegen der Unruhen in Kurhessen, die schließlich zur Einberufung der Stände und zur Verfassungsgebung führten, noch 1830 nach Kassel zurück. Dort wurde er Referendar am Obergericht, wurde 1832 abgeordnet als Sekretär des Landtagskommissars, dann als außerordentlicher Referent im Ministerium Hassenpflug und wurde 1834 an das Obergericht zurückversetzt, um sich für die zweite Staatsprüfung vorzubereiten. Stattdessen kam er jedoch aus der Bahn, landete in der Fremdenlegion und endete nach einem abenteuerlichen Leben als Professor für deutsche Sprache und Literatur am Athenäum in Luxemburg.

 

Kochs literarisches Hauptwerk, der „Prinz Rosa-Stramin“, erschien im Sommer 1834 in Kassel, ehe der Verfasser am Ende des Jahres fluchtartig das Land verließ. Es zeigt deutliche Einflüsse Jean Pauls einerseits und Heinrich Heines andererseits, für die Koch als Schüler bzw. als Student geschwärmt hatte, bietet aber zugleich interessante Einblicke in das kleinbürgerliche Leben und in das politische Stammtischdenken im kurhessischen Vormärz. In unnachahmlicher Weise parodiert der Dichter im 24. Kapitel die Auswirkungen des Bürgergardengesetzes von 1832 und zeigt sich bei seinen Gedanken über Eheverlöbnisse im 20. Kapitel als geschulter Jurist, der Digesten und Codex trefflich zu zitieren weiß.

 

Der Herausgeber Wilhelm A. Eckhardt, von 1982 bis 1994 Direktor des Hessischen Staatsarchivs Marburg, hat Erinnerungen von Kochs damaliger Braut Henriette von Bosse beigefügt. Sie wurden von ihr als verwitweter Frau Treusch von Buttlar - unter dem Pseudonym Ernestine von L. - in ihrem Buch „Palast und Bürgerhaus - Eines Dichters Liebe“ 1872 veröffentlicht. Durch diese Art „Gegenüberlieferung“ wird manches klarer und lebendiger.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler