Hlawitschka, Eduard, Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk. Band 1 911-1137 in zwei Teilbänden (= Monumenta Germaniae Historica, Hilfsmittel 25). Hahn, Hannover 2006. CXI, 770 S., 32 Taf. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im ungeschriebenen Buch des Lebens sind alle einzelnen Lebewesen verzeichnet. Vielleicht setzt sich eines Tages die Erkenntnis durch, dass eine Gendatei aller gegenwärtiger und künftiger Menschen nicht nur Gefahren in sich birgt, sondern auch Vorteile mit sich bringen könnte. Für die Geschichtswissenschaft ist jedenfalls die Genealogie vor allem der bedeutenden Menschen schon oft Gegenstand von Forschung, Vermutung und Auseinandersetzung gewesen.

 

Wie der Verfasser zu Recht in seiner kurzen Einleitung betont, ist ein kommentiertes Tafelwerk zu den Ahnen der hochmittelalterlichen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen, wie manches andere, bis zur Gegenwart ein Desiderat geblieben. Trotz der unbestreitbaren Bedeutung der Verwandtschaft beispielsweise für das Erbrecht hat doch die Erstellung von Ahnentafeln keine Konjunktur. Wenn überhaupt, so liegen nur neuere Deszendenztafeln etwa von W. Trillmich, A. Thiele, W. K. Prinz von Isenburg (2 Bände), F. Baron Freytag von Loringhoven (weitere zwei Bände) und D. Schwennicke (21 Bände) vor, während die Aszendenz nur selten und vor längerer Zeit von F. Curschmann (1921) und W. K. Prinz von Isenburg (1935) und Hlawitschka (1965) verfolgt wurde.

 

Zudem bieten die bisher vorliegenden Tafelwerke zumeist keine leicht überprüfbaren Hinweise auf ihre Quellen. Deswegen kann der Nutzer nicht ohne Weiteres feststellen, ob die mitgeteilten Zusammenhänge sicher feststehen oder ob und wie überzeugend sie erschlossen oder vermutet sind. Dem will der Verfasser abhelfen, weshalb er für jede Vorfahrentafel einen mehr oder weniger ausführlichen Kommentar erstellt.

 

Gegenüber W. K. Prinz von Isenburgs Ahnen der deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen bietet das Werk damit im Rahmen der vom Verfasser selbst genannten methodischen Grundsätze eine wertvolle Quellengrundlage. Weiter berichtigt es dort vorhandene Fehler. Hinzukommen einige neue Ahnentafeln von Konrad I. bis Otto II. und ihren Gemahlinnen, wobei im Idealfall jeweils aus 6 Generationen 63 Menschen in Beziehung zu einander gesetzt werden sollten.

 

Berücksichtigt sind im Einzelnen in 32 Tafeln Konrad I., Kunigunde, Heinrich I., Hatheburg, Mathilde, Otto I., Edgitha (von England), Adelheid (von Burgund), Otto II., Theophanu (von Byzanz), Otto III., Heinrich II., Kunigunde (von Luxemburg), Konrad II., Gisela (von Schwaben), Heinrich III., Kunigunde (von Dänemark), Agnes (von Poitou), Heinrich IV., Berta (von Turin), Eupraxia (von Kiew), Rudolf (von Rheinfelden), Mathilde, Adelheid (von Turin), Hermann (von Luxemburg), Sophie (von Formbach), Konrad (III.), Maximilla (von Calabrien und Sizilien), Heinrich V., Mathilde (von England), Lothar III., Richenza (von Northeim). Für den zweiten Band sind Konrad III., Gertrud (von Sulzbach), Heinrich, Friedrich I., Adela (von Vohburg), Beatrix (von Burgund), Heinrich VI., Konstanze (von Sizilien), Philipp (von Schwaben), Irene (von Byzanz), Otto IV., Beatrix (von Hohenstaufen), Maria (von Brabant), Friedrich II., Konstanze (von Aragon), Isabella (von Brienne), Bianca Lancia und Isabella (von England) vorgesehen. Ein sehr umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis und ein Orts- und Personenregister von Aachen bis Zwentibold runden das seit vielen Jahrzehnten vorbereitete, wichtige Werk sehr vorteilhaft ab.

 

Innsbruck                                                                                                                              Gerhard Köbler