Elmshäuser, Konrad, Geschichte Bremens (= Beck’sche Reihe, Wissen 2605). Beck, München 2007. 128 S. Besprochen von Gerold Neusser.

 

Dem Verfasser, durch viele eigene Arbeiten ausgewiesener Direktor des Bremer Staatsarchivs, ist es gelungen, mehr als 1200 Jahre vielschichtiger und reicher bremischer Geschichte, die bislang nur in ausführlichen mehrbändigen Darstellungen zusammengefasst waren, in einem schmalen und gut lesbaren Band der angesehenen Reihe „einzufangen“, eine beachtliche Leistung. Für jedes der deutschen Bundesländer ist ein solcher Band vorgesehen, mit dem vorliegenden sind nun bereits sechs erschienen. Damit wird nicht nur wissenschaftliches Anliegen befriedigt, sondern auch den Bürgern, jungen zumal, die Möglichkeit gegeben, sich auf seriöser wissenschaftlicher Basis über die Geschichte ihres Landes zu informieren. Dies ist gerade heutzutage von besonderer Bedeutung, da die Zahl derjenigen, die das Werden der deutschen Länder und der Bundesrepublik Deutschland miterlebt haben, zusehends abnimmt, andererseits politische Entscheidungen - auf allen Ebenen - nach wie vor, ja mehr denn je, historische Kenntnis erfordern. Jeder, der solche Kenntnis über Bremen neu gewinnen will, wird künftig mit Elmshäusers Buch beginnen müssen. Deutlich wird: Bremen trat in die bekannte Geschichte mit den Sachsenkriegen Karls des Großen und der Furt über die Weser, auf deren höchster Düne dann die Domkirche des Bischofs Willehad errichtet wurde, neben der sich später die Handelssiedlung entwickelte. Diese Bipolarität sollte Jahrhunderte lang die Entwicklung der Stadt - auch zur Reichsfreiheit - ebenso behindern, wie die Interessen der norddeutschen Nachbarn die Bildung eines bedeutenden Territoriums - wie dies süddeutschen Städten wie Ulm und Nürnberg gelang - verhinderten. Immerhin konnte Bremen die Skandinavien-Mission durch bedeutende Bischöfe (Ansgar als „Apostel des Nordens“) vorantreiben und nach der Zerstörung Hamburgs durch die Dänen Sitz des Erzbischofs werden. Freilich lag die Zukunft der Stadt im Handel, zu dessen Sicherung - auch seiner Wege zu Wasser und zu Land wie der Häfen - sie durch die Jahrhunderte stets besondere diplomatische und ökonomische Anstrengungen unternahm; große Bedeutung gewann im 18. und 19. Jahrhundert vor allem der überseeische Handel. Der Stadt Bremen gelang auch, nachdem sie 1646 förmlich noch Reichsstadt geworden war und danach die Umklammerung durch die Nachbarn im Wege friedlicher Verhandlungen und durch Geldzahlungen abschütteln konnte, ihre Selbständigkeit im Deutschen Bund und im Deutschen Reich, schließlich auch in der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten. So kann Bremen auch heute noch - wie Hamburg - im deutschen Gesamtstaat selbstbewusst republikanische Traditionen bewahren, auf die deutsche Flächenstaaten nicht in gleichem Maße zurückblicken können.

 

Bremen                                                                                              Gerold Neusser