Andernacht, Dietrich, Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1520 bis 1616, aus dem Nachlass hg. v. Andernacht, Helga u. a. (= Forschungen zur Geschichte der Juden, Abteilung B Quellen 2) Hahnsche Buchhandlung, Hannover. 2007. IX, 1-720, VII, 721-1419 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Bereits im Jahre 1996 erschienen von Dietrich Andernacht in drei Teilen (1401-1455, 1456-1496, 1496-1519) mit vier Bänden herausgegebene Regesten zur Geschichte der Juden in Frankfurt am Main (4262 Regesten). Im gleichen Jahr verstarb der Herausgeber (26. 12. 1921-7. 11. 1996). Erfreulicherweise ist nunmehr eine sehr wesentliche Ergänzung gelungen, mit der die Publikation des bedeutendsten Werkes Dietrich Andernachts abgeschlossen wird.

 

Im Vorwort des Werkes schildert Alfred Haverkamp mit bewegenden Worten Person und Leistung des Herausgebers, der bereits in jungen Jahren zu den frühesten und wichtigsten deutschen Ansprechpartnern israelischer Historiker zählte. Mit unermüdlicher Hingabe hat Dietrich Andernacht das bis dahin von deutschen Historikern nichtjüdischer Herkunft völlig vernachlässigte Forschungsgebiet bearbeitet. Als Ergebnis ist die bisher umfassendste Erschließung von Quellen zur mitteleuropäischen Geschichte der Juden des Mittelalters und der Frühneuzeit gelungen.

 

Nach dem Tode des Herausgebers hat seine Gattin Helga Andernacht die in Karteikarten festgehaltenen Texte digital aufgenommen und ein Personenregister vorbereitet. Andreas Göller hat als Mitarbeiter des Trierer Arye Maimon-Instituts für Geschichte der Juden die Register vervollständigt bzw. angefertigt. Auf diese Weise konnte schließlich die Lebensleistung des Herausgebers der Öffentlichkeit in beeindruckender Form vollständig zur Verfügung gestellt werden.

 

Die jetzt veröffentlichten beiden Bände beginnen mit dem Schriftwechsel mit Gerlach, Herrn zu Isenburg und Grenzau, Oberamtmann der Niedergrafschaft Katzenelnbogen, der sich 1520 für Kilgen Joil, Schultheißen zu Langenschwalbach, gegen Hayum (von Friedberg) verwendet. Sie enden mit einer Zeugenaussage zu dem Gerücht, dass den Juden 1616 vor der Plünderung einige Geschütze in die Gasse geliefert worden seien. Erfasst sind im Hauptteil 4291 Regesten, zu denen noch mehrere hundert ergänzende Dokumente hinzugefügt sind. Personen- und Ortsregister, Sachregister und ein besonderes Register zum „Fettmilch-Aufstand“ erschließen das für die Geschichte der Juden in Frankfurt am Main und weit darüber hinaus grundlegende Regestenwerk vorzüglich.

 

Innsbruck                                                                                                                                          Gerhard Köbler