Waibel, Moritz, Josef Berchtold (1833-1894). Ein Leben gegen den Ultramontanismus (= Rechtshistorische Reihe 355). Lang, Frankfurt am Main 2007. 190 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Hermann Nehlsen betreute Dissertation des Verfassers, der im kurzen Vorwort auch der Familie Berchtold für die Einsichtnahme in ihre Familienchronik und den Bericht über eine wissenschaftlich-genealogische Forschung für die Familie Berchtold besonders dankt. In ihrem ersten Kapitel führt sie den geläufigen ursprünglichen Namen (Vornamen) und späteren Familiennamen zwar zutreffend, aber umständlich auf germanisch berhtaz und germanisch waldan zurück. Danach soll die Auseinandersetzung mit Leben und Werk seines Josef Berchtold, dessen Vorfahren bis zu Georg Berchtold (Graswang bei Ettal um 1590-Murnau um 1654) zurückverfolgt werden können und vorwiegend Brauer in Murnau waren, erweisen, ob er ein glänzender Herr oder ein mit Pracht Waltender war.

 

Zu diesem Zweck schildert er im ersten Kapitel die Herkunft des am 20. September 1833 geborenen Josef Berchtold aus einfachsten Verhältnissen, die philanthropische Förderung durch Walburga Müller in München, den ausgezeichneten Schulabschluss am Maximiliansgymnasium, und im zweiten Kapitel das Studium der Philosophie und danach des Rechts in München, die recht befriedigende juristische Schlussprüfung, den Vorbereitungsdienst bei Gericht, das examen pro gradu, den Wechsel nach Göttingen und Berlin und die Promotion zum Doktor beider Rechte am 31. Mai 1862 mit einer Untersuchung über die Landeshoheit in Österreich. Es folgen die Habilitation am 28. Juli 1863 über die Landeshoheit in Deutschland, die Ernennung zum außerordentlichen Professor für Kirchenrecht am 25. Oktober 1867 sowie die Beförderung zum ordentlichen Professor im Alter von vierzig Jahren am 16. April 1873 nach einem Ruf nach Prag.

 

Über seine Tätigkeit als Senator (1885-1887, 1893-1895) und als siebenjähriger Stipendienreferent (1886-1893) des Senats erreichte Berchtold am 18. Juli 1894 gegen Mitbewerber der eigenen Fakultät (von Bechmann, von Planck, von Sicherer) die Wahl zum Rektor. Leider währte das Rektorat nur eine Woche. Sieben Tage nach seiner Ernennung starb Berchtold am 22. Oktober 2003 (gemeint ist wohl 1894) an einem Darmgeschwür mit Bauchfellentzündung.

 

Im dritten Kapitel behandelt der Verfasser das Unfehlbarkeitsdogma und die altkatholische Reformbewegung, Dabei teilt er Josef Berchtold den (!) großen Verdienst zu, die bayerischen Altkatholiken mit seinem unermesslichen Einsatz als kirchenrechtlicher Berater auf dem Weg zur Privatkirchengesellschaft vertreten zu haben. Daneben hält er in seiner Würdigung fest, dass die zeitintensive Konzentration auf die Lehre eine Erklärung für die wenigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen Berchtolds ist.

 

Seine kurze Schlussbetrachtung endet mit dem Satz: In Anknüpfung an die Anleitung kann festegestellt (!) werden: Josef Berchtold wird seinen Nachrufen als Mensch, als Professor und als Altkatholik gerecht. Den 140 Seiten Text folgen 50 Seiten Anhang. Irgendwie werden vielleicht beide Beteiligte dieser anscheinend als gut bewerteten Arbeit einander möglicherweise gerecht.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler