Myops. Berichte aus der Welt des Rechts, hg. v. Kiesow, Rainer Maria/Lahusen, Benjamin/Ogorek, Regina/Simon, Dieter. Jahrgang 1 2007. Beck, München 2007. 78 S. Besprochen von Filippo Ranieri.

 

Warum in dieser Zeitschrift das erste Heft des neuen Periodikums des Beck Verlags angezeigt werden soll, findet die einzige Erklärung darin, dass es sich bei den Herausgebern wohl ausschließlich um Rechtshistoriker handelt. Hauptherausgeber und Leiter der Redaktion ist der Frankfurter Privatdozent Rainer Maria Kiesow, über den zu berichten es in dieser Zeitschrift schon Gelegenheit gab (siehe Germ. Abt., Bd. 124 [2007], S. 580-583). Neben ihm wirken der ehemalige Direktor am Frankfurter Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte und ehemaliger Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Dieter Simon, sowie die Frankfurter Rechtshistorikerin Regina Ogorek. Zu den Herausgebern gehört ferner auch der Berliner Referendar und Frankfurter Doktorand Benjamin Lahusen. Die Zeitschrift soll die Welt des Rechts kritisch beobachten und begleiten, und sie tritt wohl die Nachfolge des zwischenzeitlich eingestellten „Rechtshistorischen Journals“ an. Am besten sollten die Herausgeber selbst zu Wort kommen. »Myops ist eine Fliege,« – wird im Prospekt (S. 1) geschrieben – »Fliegen sind lästig, zumal dann, wenn sie einen Stachel haben. Myops hat einen Stachel und will ihn gebrauchen (…). Der heutige Myops hat es auf die Rechtslandschaft abgesehen (…). Normdeuter und Regelkundler will er mit kleinen, schmerzhaften Stichen um die schädliche Gemütlichkeit bringen. Beliebt wird auch dieser Myops nicht werden (…). Wer Sorge hat, jemandem auf die Füße zu treten, wird vielleicht über, aber nicht in Myops schreiben.« Aus den Beiträgen seien erwähnt Regina Ogorek, „Erst die Aktien, dann die Akten. Der Anwaltsberuf erfindet sich neu“ (S. 13-19) mit einigen auch historisch angereicherten Überlegungen zur Ökonomisierung und zum Funktionswandel der Anwaltschaft; Dieter Simon, „Pianisten“ (S. 21-25) mit einigen kritischen rechtstheoretischen Beobachtungen zu den Diskussionen über die Aufgabe des Richters, die ein Beitrag des Präsidenten des Bundesgerichtshofs Günther Hirsch ausgelöst hat; Hartmut Kilger, „Die Schimäre ‚Einheitsjurist’“ (S. 26-27) mit einigen, wohl aus der Interessenwarte der Anwaltschaft, längst bekannten Einwürfen zur derzeitigen Situation der deutschen Juristenausbildung. Ironie über dieselbe beabsichtigt der Beitrag der Berliner Jurastudentin Franziska Schulte-Ostermann, „Stichprobe: Kiel“ (S. 28-34), wo wohl in belustigender Absicht einige wörtliche Zitate und sonstige Beobachtungen aus den besuchten Lehrveranstaltungen an der Kieler Fakultät wiedergegeben werden. Einen historischen Beitrag bietet die Frankfurter Rechtshistorikerin Elena Bartert, „Von Station zu Station“ (S. 56-67) zu Otto Palandt und seiner Karriere als Kommentator des BGB und Präsident des Reichsjustizprüfungsamtes. Andere Beiträge bestehen aus Textfragmenten von einer halben bis eineinhalb Seiten, allerdings ergänzt durch Bilder und sonstige Zeichnungen. Fußnoten enthalten die erwähnten Beiträge nur ausnahmsweise. Soweit dieses erste Heft ein Urteil erlaubt, so beabsichtigen Herausgeber und Autoren, ihre kritischen Beobachtungen des Rechtssystems eher aus der Warte der Feuilleton-Publizistik als auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Literatur fortzusetzen.

 

Saarbrücken                                                                                       Filippo Ranieri