Miethke, Jürgen, Mittelalterliche Politiktheorie. Vier Entwürfe des Hoch- und Spätmittelalters (= Würzburger Vorträge zur Rechtsphilosophie, Rechtstheorie und Rechtssoziologie 35). Nomos, Baden-Baden 2007. 45 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser, von 1984 bis 2003 ordentlicher Professor für mittlere und neuere Geschichte in Heidelberg, befasst sich in seinem im Druck vorgelegten Würzburger Vortrag vom 28. Juni 2006 innerhalb politischen Denkens mit politischer Theorie, wie sie aus zielgerichtetem Nachdenken über politisches Handeln erwächst. Unter individueller Auswahl aus zahlreichen mittelalterlichen Denkern konzentriert er sich auf den um 960 gestorbenen Bischof Atto von Vercelli, den so genannten normannischen Anonymus von der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, den 1268 gestorbenen englischen Richter an der King’s Bench Henry de Bracton und in lokalpatriotischer Rücksicht den Würzburger Offizial und späteren Bischof von Bamberg Lupold von Bebenburg († 1363). In gekonnter, auf knappen Raum beschränkter Erörterung gelangt er zu dem Schluss, dass auch politische Theorie des Mittelalters sich an konkreten Konflikten der Zeit entzündete, wobei trotz aller Verschiedenheiten das gemeinsame Ziel zu erkennen ist, die Probleme der jeweiligen Gegenwart durch einen Blick auf die Funktion und Legitimation der Herrschaftsträger besser zu erfassen und neue Lösungswege durch Neubesinnung auf Grundlagen zu öffnen.

 

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