Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldene Bulle 1356-1806, Aufsätze hg. v. Brockhoff, Evelyn/Matthäus, Michael. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2006. 320 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldene Bulle 1356-1806, Katalog, hg. v. Brockhoff, Evelyn/Gerchow, Jan/Gross, Raphael/Heuser, August. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main. 528 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Aus Anlass des 650. Jubiläums der von Kaiser Karl IV. 1356 gegebenen Goldenen Bulle veranstalteten das Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt am Main, das Dommuseum, das historische Museum und das jüdische Museum gemeinsam eine Ausstellung in Frankfurt am Main, das in der Goldenen Bulle als Ort der Königswahl festgeschrieben wurde. Bis zum Ende des heiligen römischen Reichs war Frankfurt damit zwar nicht Hauptstadt des hauptstadtlosen Reichs, aber doch einer der wichtigen, in unregelmäßigen Abständen im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehenden Orte. Wer auf reichen Ruhm zurückblicken kann, ruft die Erinnerung an Sternstunden gerne eindrucksvoll zurück.

 

Als plakatives Schlagwort wählten die Organisatoren das zwischen kaiserlos und Kaisermantel dem deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm noch unbekannte Kaisermacher. Als solche benennen sie nach Ausweis der kurzen Einleitung in den glanzvoll gestalteten Katalog die 1298 erstmals ausdrücklich genannten Kurfürsten, deren Rechte die Goldene Bulle festlegte. Die Wahl des deutschen Königs in Frankfurt hatte demgegenüber bereits am 5. März 1152 begonnen und zum Kaiser konnten die Kurfürsten den gewählten König während des Mittelalters niemals machen.

 

Die Ausstellung gliedert sich in vier Teile. Das Institut für Stadtgeschichte stellt das Frankfurter Exemplar der Goldenen Bulle in den Mittelpunkt, das historische Museum Machtspiele als weltliches Zeremoniell, das Dommuseum Reiches Heil als geistliches Zeremoniell, das Museum Judengasse die Frankfurter Juden als Kammerknechte des Kaisers. In prachtvollen Abbildungen werden die Ausstellungsstücke veranschaulicht, in überschaubaren Texten erklärt und in Glossar, Bibliographie sowie Personen- und Ortsregister erschlossen.

 

Ein gleichgestalteter, nicht ganz gleich gewichteter Aufsatzband vertieft den Gegenstand wissenschaftlich. Er bietet 101 Abbildungen. Zahlreiche bekannte Historiker tragen durch ihre Forschungen zur Sicherung glanzvoller Erinnerung bei.

 

Der erste Teil widmet sich wieder der Goldenen Bulle, doch beginnt Felicitas Schmieder mit der Pfalz Frankfurt, die ihr in allmählicher Entwicklung vom Ort der Versöhnung und Demonstration von Eintracht zur Wahlstadt des Reiches wird. Bernd-Ulrich Hergemöller schildert die Entstehung der Goldenen Bulle zu Nürnberg und Metz zwischen 1355 und 1357, Michael Matthäus das Frankfurter Exemplar der Goldenen Bulle. Am Ende stellt Michael Matthäus die Frage, ob die Urkunde in Wissenschaft und Literatur als ein Reichsgrundgesetz oder nur als ein nichtsnütziges Stück Pergament angesehen wurde.

 

Diesen insgesamt zwölf Beiträgen folgen neun Untersuchungen über Wahl und Krönung in Frankfurt, in deren Rahmen auch die Juden einbezogen werden. Johannes Fried beschreibt das Haus der Goldenen Bulle, Patricia Stahl die Krönungsbankette und Jochen A. Fühner die Kaiserinnenkrönung, die Maria Theresia 1745 nach der Wahl Franz Stephans von Lothringen als selbstregierende Königin von Ungarn und Böhmen dankend ablehnte. Mit den geistlichen Kurfürsten und der Liturgie befassen sich im dritten, von einem Verfassungsgarten abgeschlossenen Teil sechs weitere Beiträge.

 

Insgesamt eine eindrucksvolle Leistung. Alle Mitwirkenden haben sich um Frankfurt und das Reich verdient gemacht. Wer immer die Ausstellung gesehen hat, wird sie mit Hilfe beider Bände in bester Erinnerung behalten können.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler