Thorau, Peter, Die Kreuzüge (= C. H. Beck Wissen in der Beck’schen Reihe 2338). Beck, München 2004. 128 S., 7 Abb., 3 Kart. Besprochen von Alfons Gerlich.

 

Über die Kreuzzüge als stark in das historische Gedächtnis des Abendlandes und des Orients einschneidendes Phänomen gibt es Untersuchungen in größter Breite seit mehr als zweihundert Jahren. Auf die Fülle der Kontroversen braucht nicht eingegangen zu werden. Wenn nun in der Reihe umfangsgedrängter Kleinfassungen des Beck-Verlages eine knappe Darstellung der Kreuzzüge erscheint, kann man das nur begrüßen als probate Einführung in die Komplexität der Ereignisse und ihrer wissenschaftlichen Würdigungen, von denen das Schriftenverzeichnis Zeugnis gibt. Der Verfasser, Kenner der Geschichte Ägyptens im Mittelalter und der Unterschiede der Kriegsführung von Kreuzfahrern und Muslimen, bringt zunächst eine gedrängte Schau über die Ausgangssituationen im Orient und Abendland. Dann beschreibt er den ersten Kreuzzug, wobei er sich nicht mit der Schilderung des militärischen Ablaufs begnügt, sondern eingängig die Wirkung der religiösen Appelle auf eine in Westeuropa sich wandelnde und von agrarwirtschaftlichen Schwierigkeiten bedrängte Gesellschaft beschreibt. Der Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II. konnte nur in einem derartigen Umfeld seine erstaunliche Wirkung entfalten. Klar geschieden wird der wirre Volkskreuzzug des Peter von Amiens und anderer Schwärmer vom militärisch geordneten eigentlichen Kreuzzug der Ritter. - Die zweite Hälfte der Darstellung ist den späteren Unternehmen und Kreuzfahrerstaaten gewidmet. Im Umfeld der arabischen Welt steht Saladin als signifikante Gestalt und Verhandlungspartner Kaiser Friedrich Barbarossas, auf die so genannten ‚fränkischen’ Machthaber in den von wechselvollen Schicksalen gezeichneten Staatswesen wird trefflich hingewiesen. Die Rolle der Ritterorden, insbesondere der Templer, wird hervorgekehrt. Der Aufstieg der Mamluken und der Fall von Akkon 1291 brachten das Ende der Kriege. In die Kapitel eingeflochten sind die Hinweise auf die unterschiedlichen Rechtsanschauungen und die Verfassungen der Staaten.

 

Wiesbaden                                                                                                                Alois Gerlich