Paston Letters and Papers of the Fifteenth Century, Part III, hg. v. Beadle, Richard/Richmond, Colin (= Early English Text Society, Supplementary Series 22). Oxford University Press, Oxford 2005. CIII; 319 S., 6 Abb. Besprochen von Susanne Jenks.

 

Die Familie Paston aus der Grafschaft Norfolk stieg durch den am 15. Oktober 1429 zum Chief Justice of the Common Pleas berufenen William (I) Paston (* 1378, † 13. August 1444) aus bescheidenen Anfängen in die Gentry auf. Sie gelangte – unter anderem durch vorteilhafte Eheschließungen – zeitweise zu beachtlichem Wohlstand. Das wechselhafte Schicksal dieser Familie ist der Nachwelt vor allem aufgrund ihrer zahlreichen überlieferten Briefe bekannt. Diese zwischen ca. 1420 und ca. 1500 verfassten Schriftstücke sind eine exzellente Quelle für Studien über die Gentry im 15. Jahrhundert.

 

Der hier zu besprechende Band ist der lang ersehnte dritte Teil der von Norman Davis in den 1970er Jahren begonnenen, infolge seines Todes 1989 unvollendet gebliebenen Edition. Der erste Teil enthielt 421 familieninterne Briefe. Im zweiten Teil waren 444 Briefe von und an den größeren Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis der Familie enthalten. Der hier vorliegenden Band umfasst 120 Schreiben: neben 20 größtenteils bislang ungedruckten Briefen von William (I), John (I), William (II) und Margaret Paston weitere 100 erstmalig (beziehungsweise erstmalig vollständig) veröffentlichte Briefe an und von Sir John Fastolf, ein angeheirateter Verwandter John (I) Pastons, und Personen aus dem Umfeld. Gerade seine Briefe sind aus rechtsgeschichtlicher Sicht höchst interessant, geben sie doch einen unverblümten Blick auf das normalerweise Verborgene: die vielfältige Einflussnahme auf laufende Gerichtsverfahren. So wurde Lobbyarbeit beim vorsitzenden Richter über gemeinsame Freunde oder Verwandte betrieben (Brief Nr. 1035: your fadir, and other Þe Kynges juges of Þe Kynges Benche; I prey aow hertily Þat ye wille have in remembraunce for to recomaund me to hym whan ye speke with hym) oder Jurymitglieder ,bearbeitet’ (Brief Nr. 1008: that I may haue warnyng a monyth or iij wekys at the lest be fore, for to laboure the juré etc.). Wenn als notwendig erachtete Beweise noch nicht vorlagen, wurde angewiesen, Verfahren zu verzögern (Brief Nr. 989: and delay it be-cause my evidenses were not heere). Klagen über Parteilichkeit von Richtern (Brief Nr. 1008: God reforme such parcialté) sind ebenso zu finden wie Weigerungen, Prozesskosten zu übernehmen (Brief Nr. 1015: And therfor y ought not ne wolle not pay for you; Brief Nr. 1016: if ye so haue don through necligence hit is not myn parte to bere you ought, ner non othir in wronge). Dass Verfahren emotional belastend sein konnten, belegen andere Briefe (Brief Nr. 1004: And in especyall for-gete not that old shrew Dallyng, for he is sore at my stomak).

 

Darüber hinaus enthält der Band Zusätze und Errata der ersten beiden Teilbände, eine nützliche ,working chronology’ der Briefe und Unterlagen, eine Konkordanz mit früheren Editionen (Fenn, Gairdner) und den Originalquellen, eine Auswahlbibliographie, ein außerordentlich hilfreiches Glossar mit vornehmlich obsoleten Begriffen und einen kombinierten Namens-, Orts- und Sachindex. Die Lektüre dieser Quelle ist wärmstens zu empfehlen. Die beiden ersten Bände kosten je £50, der dritte Band £65.

 

Fürth                                                                                                                         Susanne Jenks