Große Flüsse auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, bearb. v. Borchers, Ulf (= Hydronymia Germaniae Reihe A, Supplementband). Steiner, Stuttgart 2006. 89 S.

 

Die von Hans Krahe begründeten, von Wolfgang P. Schmid fortgeführten und seit 1962 veröffentlichten Verzeichnungen der (europäischen bzw.) deutschen Gewässernamen sind mangels öffentlicher Förderungen zum 31. Dezember 2005 eingestellt. Deswegen erscheint als letztes Heft ein Supplementband. In ihm sollen zumindest im Bereich der großen Flüsse auf bundesdeutschem Gebiet die noch bestehenden Lücken geschlossen werden, während andere im Manuskript vorliegende Arbeiten der Reihe Hydronymia Europaea nicht mehr gedruckt werden können.

 

Erfasst werden dabei alle Flüsse, deren Länge um 100 Kilometer oder mehr beträgt. Dies betrifft zu einem erheblichen Teil bereits bearbeitete Gewässer, für die bezüglich der einzelnen Angaben dann nur auf den betreffenden Band der Hydronymia Germaniae verwiesen wird. Daneben sind aber mit vollständigen Sammlungen aller gedruckten Belege bis zum Jahre 1500 auch alle bisher nicht einbezogenen großen Flüsse im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland (z. B. Donau, Rhein) aufgenommen.

 

Im Einzelnen handelt es sich um Aller, Altmühl (zu 793), Ammer, Bode ([968]), Dahme (1336), Diemel, Donau (52 v. Chr.), Dosse, Eder, Eger (zu 805), Eider, Elbe, Elde (786 [12. Jh.]), Ems (um 20 n. Chr.), Enz, Erft (Anfang 8. Jh.), Fränkische Saale, Freiberger Mulde, Fulda, Hase (zu 783), Havel, Helme (979), Hunte, Iller, Ilm (968), Ilmenau, Inn (um 110), Isar, Issel, Istros = Donau (700 v. Chr.), Jagst, Kinzig, Kinzig, Kocher, Kyll (371), Lahn, Lech, Leine, Lenne, Lieser (371), Lippe, Loisach, Main, Mosel (um 110), Mulde (zu 781), Murg, Naab (Anfang 8. Jh.), Nahe, Neckar, Nidda, Nied, Niers (855), Ohre (zu 780), Oker, Oste, Paar, Peene (786), Pleiße (1021), Regen (Anfang 8. Jh.), Rhein (um 52 v. Chr.), Rott, Ruhr, Rur (Anfang 8. Jh.), Saale (20 n. Chr.), Saar, Salzach, Sauer (371), Schwarze Elster (1017/1018), Sieg, Spree (965), Tauber, Trave, Ucker (1168), Unstrut (6. Jh.), Vechte, Vils, Vils (983), Warnow (1171), Weiße Elster (um 1012), Werra, Wertach, Weser (um 20 n. Chr.), Wied, Wörnitz (zu 840), Wümme, Wupper, Zschopau (981). Leider sind die ursprünglich in der besonderen Reihe B vorgesehenen philologischen und etymologischen Erläuterungen seit Band 6 (1968) aufgegeben und fehlen dementsprechend bedauerlicherweise auch hier. Dennoch ist das schmale, alle (86) größeren, in einer mit dem Textteil nicht vollständig abgestimmten Karte (s. z. B. Pegnitz) auch graphisch dargestellten Flüsse der Bundesrepublik Deutschland (und damit leider nicht der Schweiz, Österreichs und anderer zumindest teilweise oder zeitweise auch deutschsprachiger Länder) an einer Stelle klar und knapp vereinigendes, das große nicht erreichbare Ziel der vollständigen Erfassung aller europäischen Gewässernamen wenigstens in einem Grundzug vertretende Bändchen ein wertvolles, durch seine Bibliographie dem Interessierten den vertieften Einstieg erleichterndes Hilfsmittel, für das dem Bearbeiter wie dem Herausgeber sehr zu danken ist, reichen doch Gewässernamen entstehungsgeschichtlich häufig weiter zurück als sonstige Ortsnamen oder gar Personennamen (vgl. Krahe, Hans, Unsere ältesten Flußnamen, 1964).

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler