Fowler-Magerl, Linda, Clavis canonum. Selected canon law collections before 1140. Access with data processing (= Monumenta Germaniae Historica, Hilfsmittel 21). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2005. 282 S., CD-ROM. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Buch ist eine erweiterte Fassung des zuerst 1998 und danach 2003 veröffentlichten Textes. Gegenüber der vorangehenden, mehr als 80000 canones aus Kanonessammlungen zwischen 1000 und 1140 enthaltenden Fassung sind nunmehr ungefähr 20000 canones aus der Zeit vor 1000 hinzugekommen. Dadurch sind Rahmen und Umfang vorteilhaft erweitert.

 

In der knappen Einleitung schildert die Bearbeiterin die Entstehungsgeschichte, die auf ein am Ende des Jahres 1971 von Peter Landau in die Wege geleitetes Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die Quellen von Gratians Concordantia discordantium canonum zurückgeht. Unmittelbares Ziel war eine Kartothek der Incipits der canones aller vorgratianischen Kanonessammlungen, die allgemein zur Verfügung stehen sollte. Bereits 1975 waren in diesem Zusammenhang von Herbert Hees alle gedruckten Sammlungen ausgewertet.

 

Mit dem Wechsel der Bearbeiterin aus der Arbeitsgruppe Legistik des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte nach Regensburg zu Peter Landau hielt die von Gero Dolezalek bereits verwendete elektronische Arbeitstechnik auch in das kirchenrechtliche Unternehmen Einzug. Mit ihrer Hilfe war die Aufnahme der Incipits, Explicits, Inskriptionen und Rubriken grundsätzlich aller in Latein vor 1140 verfassten systematisch geordneten Sammlungen möglich, so denen wenige chronologisch geordnete Sammlungen hinzukommen. Wünschenswert schiene der Bearbeiterin eine Ergänzung um die andernorts überlieferten canones.

 

Im Anschluss an die Einführung bietet die Bearbeiterin zur Erleichterung der Datenbanknutzung eine grundsätzlich chronologisch geordnete Beschreibung der Sammlungen, die mit den ersten Sammlungen des lateinischen Westens im 3. und 4. Jahrhunderts beginnt, bis zur Collectio canonum Pragenis oder der Collectio CCXIV capitulorum reicht und etwas mehr als 100 Stücke umfasst. Auf einen Nachweis aller erhaltenen Handschriften ist einleuchtenderweise verzichtet. In Arbeitsteilung mit der 1999 von Lotte Kéry veröffentlichten Bibliographie aller vorgratianischen Kanonessammlungen zwischen 400 und 1400 (Canonical collections of the early Middle Ages [ca. 400-1400)] – a bibliographical guide to the manuscripts and literature) sind die Literaturangaben auf die seit 1993 erschienenen Veröffentlichungen beschränkt.

 

Am Ende des Werkes sind Benutzungshinweise für die elektronische Fassung angefügt. Ein Handschriftennachweis und ein Verweisverzeichnis runden die vorzügliche Leistung angenehm ab. Sie wird jedem Mediävisten ein außerordentlich wertvolles Hilfsmittel sein können, für das der Bearbeiterin und ihren Förderern außerordentlicher Dank gebührt.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler