Die Regesten des Regnum Italiae und der burgundischen Regna. Teil 3 Das Regnum Italiae vom Regierungsantritt Hugos von Vienne bis zur Kaiserkrönung Ottos des Großen (926-962), bearb. v. Zielinski, Herbert (= Böhmer, J. F., Regesta imperii, Reihe 1 Die Regesten des Kaiserrreichs unter den Karolingern 751-918 [926/962] 3, 3). Böhlau, Köln 2006. XII, 503 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Geschichte der Menschheit zeigt vielfältige Bewegung, bis zur eigenen Gegenwart grundsätzlich auf den eigenen Planeten beschränkt. Anscheinend gingen die ersten Züge von einem Ausgangspunkt in der Wärme Afrikas aus. In die Kälte des Nordens hineingelangt sehnten sich jedenfalls die Germanen in geschichtlicher Zeit nach etwas Wärme des Südens zurück und gelang in Verfolgung dieses Zieles Karl dem Großen die Eingliederung Oberitaliens in das fränkische Reich, dessen Nachfolger in loser Weise immer mit Italien in Verbindung blieben, so dass zur deutschen Geschichte Italien stets in gewisser Hinsicht dazuzählt.

 

Dementsprechend gehört zu den Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern ein Band 3, der die Regesten des Regnum Italiae und der burgundischen Regna erfasst. Von ihm ist der erste Teil (Die Karolinger im Regnum Italiae 840-887 [888]) 1991 von Herbert Zielinski vorgelegt worden, der zweite Teil (Das Regnum Italiae in der Zeit der Thronkämpfe und Reichsteilungen 888 [850]-926) 1998 und der dritte Teil soeben. Damit sind die italischen Reichsregesten als gewichtiger Teil der ergänzenden Neubearbeitung des Regestenwerks Böhmer/Mühlbachers (Böhmer, Regesta Karolorum 1833 enthält die italienischen Karolinger bis einschließlich Berengar II., der von Mühlbacher vorbereitete, nie fertiggestellte Band seiner Karolingerregesten sollte die Regesten der italienischen Karolinger des 10. Jahrhunderts einschließen) abgesehen von Nachträgen und Korrekturen, die in den abschließenden vierten, die Regesten der burgundischen Regna aufnehmenden Bandes eingefügt werden sollen, vollständig.

 

Der jetzt vorgelegte Teil beginnt mit dem Aufstieg Hugos von Vienne, des vor Otto dem Großen bedeutendsten Herrschers des regnum Italiae im 10. Jahrhundert, und Berengars II. Das erste Regest (Nr. 1436) betrifft die Geburt Hugos als Sohn des Grafen Theobald von Vienne und der Berta von Tuszien um 880/881 in Lotharingien. Es folgen das Königtum Hugos und Lothars (926-950) und die Gegnerschaft und der Aufstieg Beregars II. (seit 949) (Regesten 1488ff.) und das Königtum Berengars II. und Adalberts (952-962) sowie das Eingreifen Ottos des Großen (seit 951) (Regesten 2166ff.). Mit der Kaiserkrönung Ottos des Großen in der Peterskirche von Rom am 2. Februar 962 (Regest 2491) endet der Band.

 

In umfänglichen Tafeln und Registern werden Konkordanzen, Urkunden, 49 Deperdita, Literatur und Quellen, Personen und Orte sowie getrennt die mit einer Zahl von mehr als 600 stark angewachsene Gruppe der Schreiber, Notare, Richter und Schöffen (mit Ausnahme der Diplomnotare und Rekognoszenten) nachgewiesen. Wer immer sich das Geschehen in Italien zwischen 840 und 962 aus der Sicht des fränkisch-deutschen Reiches vergegenwärtigen will, kann dies mit Hilfe des bedeutenden Regestenwerks, in dem nahezu alle nichtherrscherlichen Urkunden des regnum Italiae einschließlich Tusziens regestiert sind (in Teil 3 Diplome 20 Prozent, Chartae mehr als 40 Prozent, historiographische Regesten vor allem aus Liutprand von Cremona, Flodoard von Reims und dem Continuator Reginonis etwa 30 Prozent), auch zwischen 926 und 962 nun leicht verwirklichen. Einen souveränen Überblick über die vielfältigen, nicht leicht durchdringbaren Geschehnisse bietet dabei die knappe und klare Einleitung des verdienstvollen Bearbeiters, dem für seine jahrzehntelange Mühe sehr zu danken ist.

 

Innsbruck                                                                                                                  Gerhard Köbler