Die Lebensbeschreibungen Bischof Burchards von Würzburg. Vita antiquior – Vita posterior – Vita metrica, hg. v. Barlava, Desirée (= Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 76). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2005. VIII, 277 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das nach älteren Siedlungsspuren 704 als Vorort eines Herzogtums der Franken bezeugte Würzburg am mittleren Main wird 741/742 Sitz eines Bistums. Zum ersten Bischof weihte Bonifatius seinen engen Mitarbeiter und Schüler Burchard. Wegen der Dürftigkeit der Quellenlage der frühen Würzburger Bistumsgeschichte sind die Lebensbeschreibungen dieses Angelsachsen von grundsätzlicher Bedeutung für dieses Gebiet.

 

Die vorliegende Ausgabe veröffentlicht die drei Viten Burchardi erstmals gemeinsam in einer modernen textkritischen Edition. Dem stellt die Bearbeiterin eine ausführliche Einleitung voraus. In ihr werden auf mehr als 100 Seiten die wichtigsten einschlägigen Fragen erörtert.

 

Bei der Rekonstruktion des Lebenslaufes Burchards geht die Verfasserin von einem Beginn der Zusammenarbeit mit Bonifatius spätestens im Jahre 738 aus. Im Streit um den genauen Zeitpunkt der Erhebung zum Bischof spricht sie sich mit Helmut Michels für 742 aus. Nach ihren Untersuchungen ist Burchard wohl am 2. Februar 753 in Würzburg gestorben.

 

Die erste der drei Viten ist nach Ansicht der Bearbeiterin im Vorfeld seiner Überführung von Dom in das nach Burkard benannte Kloster gegen Ende des 10. Jahrhunderts entstanden. Als Vorlage kann sie die Passio maior Kiliani wahrscheinlich machen, die in 15 der insgesamt bisher ermittelten 26 Handschriften des 10. bis 16. Jahrhunderts mitüberliefert wird. Den historischen Wert stuft sie als eher gering ein.

 

Als Verfasser der späteren, durch fünf späte, überwiegend Würzburger Handschriften überlieferten Vita des 12. Jahrhunderts macht sie mit Schmale den Chronisten Ekkehard von Aura wahrscheinlich. Damit kommen als Abfassungszeit die Jahre zwischen 1108 und 1125 in Betracht. Wegen der beachtlichen Übereinstimmung mit der älteren Vita nimmt sie ernstes Bemühen um Wahrheit und Glaubwürdigkeit der Nachrichten an.

 

Die metrische, ebenfalls in fünf überwiegend Würzburger Handschriften bezeugte Vita ist 1350 von Johannes von Lauterbach aus Erfurt verfasst. Sie geht auf die jüngere Vita zurück. Als Geschichtsquelle hat sie keinen eigenständigen Wert.

 

Der ausführlichen Einleitung folgt die etwa gleich umfängliche Edition. Ihre Texte sind durch ein fünfzigseitiges Register gut erschlossen, das etwa ius hereditarium, ius proprium, ius episcopii, ius gencium, ius intytulatum, ius plenum, ius possessivum oder ius proprietatis nachweist. Daraus ergibt sich, dass die Texte auch für den Rechtshistoriker durchaus aufschlussreich sein können.

 

Innsbruck                                                                                                                  Gerhard Köbler