Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs (1775-1833) für die Gegenwart, hg. v. Gröschner, Rolf/Haney, Gerhard (= Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Beiheft 87). Steiner, Stuttgart 2003. 239 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Am 15. und 16. März 2002 veranstaltete die Regionalsektion der Internationalen Vereinigung für Rechtsvergleichung Jena eine Tagung unter dem Thema Die Bedeutung P. J. Feuerbachs (1775-1833) für die Gegenwart. Es war dies die zweite umfangreichere Tagung zu Feuerbach, nachdem eine erste Tagung anlässlich des 150. Todestags Feuerbachs 1983 stattgefunden hatte. Die zweite Tagung fiel fast auf den Monat genau auf den Tag, an dem zweihundert Jahre zuvor Feuerbach Jena nach zehnjährigem Aufenthalt zu Gunsten Kiels verlassen hat.

 

Als Themenbereiche der Tagung waren Biographie und Geschichte, Rechtsphilosophie sowie Strafrecht vorgeschlagen. Hierzu wurden insgesamt sieben Referate gehalten. Da aber von vornherein jedem Referenten mehrere Disputanten zugeordnet waren und nahezu alle Disputanten schriftliche Beiträge verfasst haben, standen für die Veröffentlichung insgesamt 15 Beiträge zur Verfügung.

 

Sie haben freilich dem in Aussicht genommenen Feuerbachkenner insgesamt so wenig Freude bereitet, dass er den Band entmutigt zurückgereicht hat. Deswegen ist es an dieser Stelle nur möglich, die Verfasser und die Titel ihrer Studien in der sachlichen Reihenfolge des Werkes zu nennen. Es handelt sich dabei um Die Idee des Naturrechts und der Menschenwürde bei Kant (Mario A. Cattaneo), Philosophie bei Feuerbach (Gerhard Haney), Fragen an Feuerbachs Staatsbegriff (Wolfgang Naucke), Feuerbach als Herzensrepublikaner (Rolf Gröschner), Zum staatsphilosophischen Denk-Einsatz von Anselm Feuerbach (Hermann Klenner), Feuerbachs Zurechnungslehre (Michael Köhler), Die strikte Tatstrafe, der Täter und das Opfer in der Werkbiographie P. J. A. Feuerbachs (Günther Kräupl), Bemerkungen zum Wandel in Feuerbachs Strafverständnis (Felix Maulitzsch), Kaspar Hauser – ewiges Aenigma (Armin Forker), Neue Fragen an den Satz „nullum crimen, nulla poena sine lege“ (Jörg Arnold), Feuerbach heute: Gesetzlichkeitsgrundsatz und protostrafrechtliches Programm ergänzen einander! (Heiner Alwart), Schwierigkeiten mit dem Rückwirkungsverbot nach 1989 (Volkmar Schöneburg), Feuerbachs gesetzgeberische Tätigkeit, insbesondere das Scheitern der Zivilgesetzgebung (Gerhard Haney), Die Feuerbachrezeption in Lateinamerika (Thomas Duve), P. J. A. Feuerbach und die Arbeit der „Gesetzkommission“ des russischen Reiches (Günter Baranowski) und als Edition eines bisher unveröffentlichten Textes Paul Johann Anselm Feuerbachs Bemerkungen über das Formelle der Gesetzgebung und ihr Verhältniß zur Doctrin.

 

Abgerundet wird der Sammelband durch Lebensdaten Feuerbachs, eine Bibliographie der publizierten Arbeiten Feuerbachs und eine Bibliographie zu Feuerbach. Auch wenn das Buch den Feuerbachkenner nicht wirklich begeistern konnte, bietet es doch eine ganze Reihe von Aspekten zur Bedeutung Feuerbachs für die Gegenwart. Insofern wird es für die weitere Beschäftigung mit Feuerbach durchaus von Bedeutung sein können.

 

Innsbruck                                                                                           Gerhard Köbler