Huppuch, Willibald, Eugen Rosenstock-Huessy (1888-1973) und die Weimarer Republik. Erwachsenenbildung, Industriereform und Arbeitslosenproblematik (= Schriften zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 6). Kovac. Hamburg 2004. VII, 273 S.

 

Es ist stets verdienstlich, dem Lebensschicksal Eugen Rosenstock-Huessys, des „gewesenen Rechtshistorikers“ (wie er sich später selbst bezeichnet hat), nachzuspüren. Das Thema des Bandes lässt auch den Rechtshistoriker aufhorchen, widmet es sich doch dem Zeitraum, der seinem „Exodus“ aus der Rechtsgeschichte folgt. Huppuch zielt freilich nur ab auf den „Sozialreformer“ Rosenstock-Huessy und seine ökonomischen Überlegungen, die im Anschluss daran mit den sozialpolitischen Theorien von Wilhelm Röpke, Alexander Rüstow, Götz Briefs und Willy Hellpach verglichen werden. Er will damit angesichts gegenwärtiger Diskussionen „Konzepte aus der Weimarer Republik“ - unter ausführlicher Wiedergabe von Texten - für heutige tagespolitische Fragestellungen fruchtbar machen, vor allem eben Rosenstock-Huessys aus persönlichem Engagement entstandene Gedanken zu Erwachsenenbildung, Industriereform und Arbeitslosenproblematik. So ist das Thema auf Wirtschaft und Sozialpolitik verengt, das Wirken Rosenstock-Huessys von seinem Breslauer Lehrstuhl (1923 bis 1933) aus als (Rechts-)Historiker und als Jurist, gerade in diesem schwierigen Jahrzehnt der Weimarer Republik, ausgespart. Damit vermeidet Huppuch zwar das Hinübergehen in „fremdes Gebiet“, wird aber der so vielschichtigen Persönlichkeit Rosenstock-Huessys nicht gerecht; immerhin ist in dieser Zeit dessen zentrales Buch über „Die Europäischen Revolutionen“ erschienen, immerhin hat er die Hinwendung zu Soziologie und Theologie verstärkt. So stellt Huppuch dar das Wirken Rosenstock-Huessys für die Daimler-Werkzeitung (1919/20) und an der Akademie für Arbeit in Frankfurt am Main (1920/21) sowie seine Industrieschriften, alles auch zu kritischer historischer Betrachtung von Arbeits- und Wirtschaftsrecht gehörend, des weiteren sein Wirken für die Erwachsenenbildung, vor allem in den schlesischen (freiwilligen) Arbeitslagern (1928-1930) – an denen damals auch junge Menschen teilgenommen haben, die später dem Kreisauer Kreis angehörten. Schade: Die Thematik dieses Bandes bleibt weiter ein – wichtiges – Desiderat.

 

Bremen                                                                                                          Gerold Neusser