Erbe, Michael, Die Habsburger 1493-1918. Eine Dynastie im Reich und in Europa (= Urban-Taschenbuch 454). Kohlhammer, Stuttgart 2000. 292 S.

 

 

Der Titel steckt einen sehr weiten Rahmen und ist daher notwendig unscharf. Geht es um die Mitglieder der Dynastie, die Herrscherpersönlichkeiten, deren Politik, oder um Spanien, Italien, das Reich und die habsburgischen Erb- und Kronlande, die von den Habsburgern regierten Staaten in Europa? Das Konzept des Kohlhammer-Verlags, die erfolgreiche Dynastie-Reihe zum Mittelalter in der Neuzeit fortzusetzen, wirft bei den Habsburgern natürlich besondere Schwierigkeiten auf. Der Autor muß damit zurechtkommen, jenseits von Epochen- und  Raumeinheiten eine dynastiebezogene Addition vorzunehmen. Erbe versucht dies durch eine „Mischung zwischen biographischer, ereignishistorischer und strukturgeschichtlicher Darstellungsweise“ (S. 9). Diese Mischung wird durchgehend eingehalten. Stets bemüht sich die Darstellung, Charakter und Spezifika der Politik der jeweiligen Herrscher zu erfassen, wobei die konventionellen Bilder den Vorzug erhalten, wie es in einer derart gedrängten Darstellung nicht anders sein kann. Die Anlehnung an gängige Muster gilt auch für die Begriffswahl. Reichsreform, Universalmonarchie oder Gegenreformation stehen für das 16. und 17. Jahrhundert, Dualismus für das 18., Vormacht im Deutschen Bund und in Italien sowie Doppelmonarchie für das 19. Jahrhundert. Die Kapiteleinteilung verfährt gemischt nach Persönlichkeiten und Epochen, wobei nur die Kaiser Maximilian I. und Karl V. eigene Kapitel erhalten. Die Gliederung des Stoffs im einzelnen orientiert sich dem Titel gemäß an den Herrscherpersönlichkeiten. Am meisten Raum nehmen Karl V. (S. 30-51) und Franz Joseph (S. 195-216, 223-250) ein, außerdem Philipp II. von Spanien (S. 53-67). Der Schwerpunkt der Darstellung liegt beim 19. Jahrhundert. Kleinere Ungenauigkeiten sind bei der Stoffülle unvermeidlich - Rudolf II. hielt fünf, nicht sechs Reichstage ab, im Jahr „1600“ kam es nicht zum „Zusammenbruch der Reichsjustiz“ (Beispiele S. 76). Im allgemeinen aber werden Studierende, an die sich das Buch wohl  hauptsächlich wendet, zuverlässig und ausgewogen informiert. Ihnen bietet es die Möglichkeit, Geschichte von den Herrscherpersönlichkeiten her zu betrachten und sich mittels der Personifizierung leichter Grundwissen anzueignen.

 

Bonn                                                                                                                Maximilian Lanzinner